S/4HANA ist die vierte Generation der Business Suite von SAP. Das müssen Sie zum Thema wissen. Foto: Panchenko Vladimir – shutterstock.com Mit S/4HANA hat SAP am 3. Februar 2015 das jüngste Release seiner ERP-Softwarelösung und damit den Nachfolger des bisherigen Kernprodukts SAP ECC (ERP Central Component) vorgestellt. Wie die Vorgänger soll auch S/4HANA sämtliche Business-Prozesse von Unternehmen End-to-end abdecken können. Auch wenn das neue Release nach wie vor klassisch als On-premises-Version zu haben war, legte SAP mit S/4HANA das Ruder endgültig auf Cloud-Kurs um. Das Kürzel S/4HANA klingt kryptisch, jedoch ordnet es sich in die Reihe seiner Vorgängerversionen nahtlos ein. In den 1970er Jahren entwickelten fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Programme, die Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichten. Anstatt die Daten mechanisch auf Lochkarten zu speichern, setzen sie auf den Dialog “online” per Tastatur und Bildschirm. Daher bezeichneten sie ihr System als Realtime-System, wofür das “R” in den Produktnamen stand. Das erste Produkt “SAP R/1” war als Standardsoftware konzipiert und konnte bei weiteren Unternehmen angeboten werden. 1979 kam das Nachfolgeprodukt “SAP R/2” auf den Markt. Dies lief ebenfalls nur auf Großrechnern und umfasste die folgenden Funktionsbereiche: Finanzbuchhaltung Kostenrechnung Materialwirtschaft Produktionsplanung und -steuerung Instandhaltung Personalwirtschaft Vertrieb Als SAP 1991 R/3 als Lösung für den Mittelstand und Ergänzung zu R/2 auf den Markt brachte, konzipierten sie die Lösung für die IBM AS/400 Systeme. Diese waren jedoch vom System überfordert, so dass SAP auf UNIX-Workstations und Oracle Datenbanken ausweichen musste. Dadurch arbeiteten sie nach dem Client-Server-Prinzip. Dieses Prinzip war so erfolgreich, dass R/3 das Softwarepaket R/2 nahezu vollständig ablöste. 2008 entwickelte SAP in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut und der Stanford University die Architektur von SAP HANA mit dem Ziel große Datenmengen in Echtzeit analysieren zu können. Im Jahre 2010 stellte die SAP die HANA-Datenbank vor – HANA steht für High-performance ANalytic Application. Fünf Jahre später wurde S/4HANA eingeführt, welches vollständig auf dem vereinfachten Datenmodell von SAP HANA basierte. “S” steht dabei für “simple”, “4” für die vierte Produktgeneration und “HANA” für die selbst entwickelte relationale In-Memory-Datenbank, die Voraussetzung zur Nutzung von S/4HANA ist. SAP S/4HANA – Funktionsweise Während die Vorgängerversionen auch mit relationalen Datenbanken anderer Hersteller zusammenspielten, arbeitet S/4HANA ausschließlich auf der HANA-Datenbank. SAP HANA ist ein relationales Datenbank-System, das die Einträge nicht zeilenweise, sondern spaltenweise direkt im Arbeitsspeicher und dazugehörigen Pufferspeicher (Cache) speichert. Durch die Ablage der Daten im Arbeitsspeicher können Abfragen in sehr hoher Geschwindigkeit (“Echtzeit”) ausgeführt werden. Der komplexere und langsamere Weg, dass über Abfragen zunächst die Daten aus mehreren Tabellen der Datenbank extrahiert und konsolidieren werden ehe dann das Ergebnis angezeigt wird, wie bei der Vorgängerversion, entfällt bei dieser Technologie. Ein weiterer Vorteil des Datenmodells der HANA-Datenbank ist, dass die Daten nicht bei jeder Buchung zusammengeführt werden müssen. Dies ist bei den bisherigen festplattenorientierten, relationalen Datenbanken der Fall. Während bisher die Daten bei jeder Abfrage neu aggregiert werden mussten, kann im HANA-Datenmodell ein Dataset nach verschiedenen Kriterien ausgegeben werden. Dadurch gewinnt man einerseits an Flexibilität, andererseits an Durchsatzzeiten. Nicht nur der Name S/4HANA zeigt die enge Verzahnung des neuen ERP-Systems mit der Datenbank. Die gesamte Architektur von S/4HANA ist softwaretechnisch eng miteinander verzahnt und aufeinander abgestimmt. Nicht nur das Datenmodell wurde vereinfacht, sondern auch die Benutzeroberfläche (GUI), über die der Nutzer auf die Prozesse zugreift, neugestaltet. Anstelle der für die Transaktionsverarbeitung optimierte SAP GUI wurde das rollenbasierte SAP Fiori eingeführt. Damit wurde die Anzahl der Bildschirme und Bildschirmwechsel und damit auch die Anzahl der Felder, die für eine Rolle bzw. die Ausführung eines Prozesses notwendig sind, reduziert. Mit SAP Fiori wird den Endanwendern unabhängig vom genutzten Endgerät die gleiche Oberfläche angezeigt, wodurch das Arbeiten an verschiedenen Endgeräten vereinfacht werden soll. Durch die vollständige Veränderung der zugrunde liegenden Architektur, der In-Memory-Datenbank, einem intelligenten Datenmodell und einer vereinfachten Oberfläche hat SAP mit S/4HANA eine, wie das Unternehmen sie selbst bezeichnet, “Echtzeit-ERP-Suite für das digitale Geschäft” geschaffen. S/4HANA – Basis bildet die Business Technology Platform Die SAP Business Technology Platform ist ein integriertes Angebot, das vier Technologieportfolios umfasst: Datenbank- und Datenmanagement, Anwendungsentwicklung und -integration, Analysen und intelligente Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), Internet der Dinge (IoT) oder Blockchain. Dabei greift SAP den Trend auf, den schon Salesforce und Microsoft Azure vorgelebt haben: der Application Server aus der Cloud, der nicht mehr fixiert ist auf “die eine Installation”, sondern auf Daten und Apps, um Daten anzuzeigen und zu verarbeiten. Die SAP Business Technology Platform bietet dafür In-Memory-Verarbeitung, agile Services zur Datenintegration und Anwendungserweiterung sowie eingebettete Analysen und intelligente Technologien. Die offene Architektur (Open-API) ermöglicht Partnern und Kunden zudem die flexible und kontinuierliche Erweiterung der IT-Landschaft. Den Anwendern sollen dadurch flexible Möglichkeiten unterbreitet werden, um ein Verständnis in die Daten und Prozesse in den Anwendungen zu bekommen und mit den angebotenen Services ihre Daten in Geschäftswert bzw. geschäftlichen Nutzen umzuwandeln. Dafür werden zum einen operative Daten wie zum Beispiel Kosten, Klicks und Umsatze; zum anderen erfahrungsbasierte Daten wie Kundenzufriedenheit aufgegriffen und in Verbindung gesetzt. Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus den darauf aufbauenden Analysen sollen dann direkt in Maßnahmen überführt oder in die Prozesse zurückgespielt werden. So wird es Unternehmen ermöglicht Prozesse und erfahrungsbasierte Daten zu verbinden und Optimierungen und Innovation voranzutreiben. Mit S/4HANA ist SAP auch beim Betriebsmodell einen neuen Weg gegangen. So kann S/4HANA nicht nur On-premises betrieben, sondern auch als Cloud-Version gemietet werden. Kunden können beim Cloud-Betrieb unter verschiedenen Optionen wählen. SAP kooperiert mit allen großen US-amerikanischen Cloud-Anbietern wie AWS, Google und Microsoft, der chinesischen Alibaba und seit Mai 2025 auch mit StackIT, dem souveränen in Deutschland betriebenen Cloud-Angebot von Schwarz Digits, einer Tochter der Schwarz-Gruppe. S/4HANA Cloud Die S/4HANA Cloud Edition wird als Software-as-a-Service angeboten. Eigene Programmierungen sind in dieser Variante nicht möglich. Kunden sind also gezwungen, die von SAP bereitgestellten Prozesse zu nutzen und danach zu arbeiten. Auf der anderen Seite müssen sich Kunden keine Gedanken um das Thema Serverkapazität oder Wartung machen. Zudem kann die Implementierung von S/4HANA in der Cloud wesentlich schneller durchgeführt werden als bei der On-premises-Version, da die Cloud-Variante als vorkonfiguriertes System in einer Standardvariante bereitgestellt wird. Zudem verspricht die S/4HANA Cloud Edition schnelleren Zugriff auf Innovationen, da SAP hierfür einen vierteljährigen Innovationszyklus gegenüber einem einjährigen Innovationszyklus bei der On-premises-Version etabliert hat. Mittlerweile hat SAP ihre Release-Strategie für S/4HANA On-premises etwas entschleunigt. Im September 2022 gab der Softwarehersteller bekannt, dass das 2023er S/4HANA-Release ein Ziel-Release sein solle, ab dem man in einen Zwei-Jahrestakt für neue Versionen wechseln werde. Zudem werde es eine längere Mainstream Maintenance pro Release von sieben Jahren und einfacher zu adaptierenden Feature Packs geben, hieß es. Als Variante bietet SAP die HANA Enterprise Cloud (HEC) an. Dies entspricht im Wesentlichen einem Hosting-Prinzip, bei dem jeder Kunde seinen eigenen Server mit eigenem System bei der SAP hat, diese jedoch nicht selbst wartet. Die HEC entspricht damit dem Modell einer Private Cloud. Im Vergleich zur Public Cloud stellt die SAP hier die Infrastruktur-As-A-Service an, das heißt SAP stellt die komplette Systemlandschaft inklusive aller Anwendungen auf Basis einer SAP-Referenzarchitektur zur Verfügung. Da es sich bei der HEC um eine Private Cloud handelt, kann das System mittels Programmierungen an die Bedürfnisse eines Kunden angepasst werden. Allerdings sind den Eingriffsmöglichkeiten Grenzen gesetzt. SAP spricht von einer klaren Clean-Core-Strategie. Das soll übermäßiges Customizing von SAP-Installationen, das vielen Anwenderunternehmen früher bei Release-Wechseln teils massive Probleme verursacht hat, eindämmen. Erweiterungen sollen vielmehr auf Basis der BTP möglich sein und über Standard-Schnittstellen, die SAP in seinem API-Hub auf der BTP anbietet, angebunden werden. Lesetipp: SAP-CEO Christian Klein im Interview: SAP hätte mehr auf das Customizing achten sollen Mit dem Angebot RISE with SAP bietet SAP seinen Kunden seit einigen Jahren einen schnellen Wechsel in die Cloud an. Dazu wurden ein Angebot aus SAP S/4HANA Cloud und ergänzend SAP Services erstellt, um Unternehmen bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Diese erfolgt in den drei Schritten: Neugestaltung der Prozesse, technische Migration und Aufbau des intelligenten Unternehmens. S/4HANA On-premises Mit SAP S/4HANA On-premises verwaltet der Kunde vor Ort das S/4HANA-System, die HANA-Datenbank, Anwendungen, Rechenzentrum, Betriebssysteme, Middleware und Netzwerk. Das Unternehmen ist außerdem selbst verantwortlich für die Wartung und Entwicklung. Dadurch wird jedoch eine maximale Flexibilität ermöglicht. Anpassung der Software an unternehmensspezifische Anforderungen, die Steuerung der Häufigkeit und Zeitplanung von Upgrades sowie das Einspielen von Support-Packages übernimmt der Kunde in dieser Variante selbst. S/4HANA Optionen und Betriebsmodelle Foto: Christian Olausson S/4HANA Hybrid Grundsätzlich ist auch eine Kombination von S/4HANA Cloud und S/4HANA On-premises möglich. Dann spricht man vom hybriden Ansatz. Dabei können Unternehmen ausgewählte Prozesse, zum Beispiel die Kernprozesse, mit SAP S/4HANA On-premises lokal auf eigenen Servern betreiben. Andere Prozesse, die keiner individuellen Anpassung bedürfen, können in die Cloud ausgelagert werden. Lesetipp: Tipps für die richtige SAP-Lizenzierung SAP S/4HANA – Funktionen und Lösungen Sprach man in der Vergangenheit beim SAP ERP immer von Modulen, die eingesetzt werden, spricht SAP selbst bei SAP S/4HANA von Prozessen, die das gesamte Geschäft abdecken und aufeinander abgestimmt sind. Die aktuelle Version SAP S/4HANA deckt dabei folgende Funktionsbereiche ab: S/4HANA Sales & Marketing S/4HANA Finance S/4HANA Manufacturing S/4HANA Supply Chain S/4HANA Service S/4HANA Asset Management S/4HANA R&D / Engineering S/4HANA Scouring & Procurement S/4HANA Human Ressources Mit dem neuen Aufbau von S/4HANA hat der Hersteller auch ein in Teilen neues Lizenzmodell veröffentlicht. Funktionen, die im sogenannten Digital Core, dem “SAP S/4HANA Enterprise Management”, enthalten sind, werden über User lizenziert. Hingegen sind die Funktionalitäten, die in den SAP S/4HANA Line-of-Business Solutions beziehungsweise den Suite LoB Solutions enthaltenen sind, separat zu lizenzieren. Die Suite LoB Solutions unterscheiden sich zu den S/4HANA LoB Solutions ansonsten darin, dass sie separat zu S/4HANA installiert werden. Die “doppelte” Lizenzierung von Lösungen, bei der für die LoB Solutions ein Nutzer eine SAP-Userlizenz und zusätzlich die Lösung lizenziert werden muss, entfällt im neuen Lizenzmodell. SAP hat für verschiedene Branchen bereits Best-Practice-Lösungen vorgedacht. Unter S/4HANA bietet der Hersteller auf intelligenten Technologien basierende Lösungen für Best-Practice-Geschäftsprozesse für folgende Branchen: Energie und natürliche Ressourcen Baustoffe Chemieindustrie Metall-, Holz- und Papierindustrie Bergbau Öl- und Gasindustrie Versorgungswirtschaft Dienstleistungsbranche Frachttransport und Logistik Bauwirtschaft, Anlagen- und Schiffbau Medien und Unterhaltung Tourismus und Freizeitbranche Dienstleistungen Sport und Entertainment Telekommunikation Konsumgüterindustrie Agrarindustrie Konsumgüter Mode Life Sciences Einzelhandel Großhandel Fertigungsindustrie Luft- und Raumfahrtindustrie Automobilindustrie Hightech- und Elektronikindustrie Maschinen-, Geräte- und Komponentenbau Finanzdienstleistungen Bankwesen Versicherungen Öffentlicher Dienst und Verwaltung Innere und äußere Sicherheit Städte der Zukunft Gesundheitswesen Hochschulen und Forschungseinrichtungen Öffentlicher Sektor S/4HANA – Migration Da SAP angekündigt hat, die Wartung und die Weiterentwicklung von Altprodukten wie der Business Suite im Jahr 2027 einzustellen (Extended-Wartung gegen Aufpreis bis Ende 2030 möglich), steht für viele SAP-Kunden in den nächsten Jahren die Migration zu SAP S/4HANA an. Im Zuge des Programms „Rise with SAP“ soll es zwar eine Galgenfrist bis Ende 2033 geben. Man werde den Übergang erleichtern und „die Geschäftskontinuität der Kunden“ unterstützen, hieß es Anfang 2025 seitens des Softwareherstellers. Die Option nenne sich „SAP ERP, private edition, transition option“. Doch an der Migration führt letztendlich kein Weg vorbei – es sei denn die Kunden entscheiden sich, ihre alten SAP-Systeme mit Support-Angeboten von Drittanbietern wie zum Beispiel Rimini Street zu unterfüttern. Dabei stehen verschiedene technische und konzeptionelle Ansätze zur Migration zur Verfügung. Die Auswahl reicht von der kompletten Neuinstallation des Systems über die Konvertierung einzelner SAP-Systeme bis zur selektiven Migration. Welche Art der Migration am sinnvollsten ist, hängt von verschiedenen Kriterien ab: die Ausgangskonfiguration des Kunden die vorhandene IT-Systemlandschaft Betriebsmodell (Cloud oder On-premises) (IT-)strategische Zielsetzung vorhandenes Know-how organisatorische Strukturen. Der grundlegende Neuaufbau der S/4HANA-Architektur und -Struktur macht die Migration bestehender SAP-Installationen zu einem sehr komplexen Prozess. Von SAP werden die zu berücksichtigenden Veränderungen in einer über 1000-seitigen Simplifizierungsliste im Detail beschrieben. Greenfield-Ansatz Der Greenfield-Ansatz beschreibt eine vollständige Neuimplementierung der SAP-Suite. Gemäß dem Titel auf der “grünen Wiese”. Das Unternehmen gibt dabei die bereits vorhandenen Systeme auf und ersetzt sie durch SAP S/4HANA. Die Daten der existierenden SAP- oder Nicht-SAP-Systeme lassen sich mit entsprechenden Anpassungen und Konvertierungen schrittweise in das neue System überführen. Dem Unternehmen bietet der Greenfield-Ansatz den Vorteil, dass die über die Jahre individualisierten ERP-Systeme durch eine neue Standardversion von SAP S/4HANA abgelöst werden. Das Unternehmen startet mit seiner ERP-Suite mehr oder weniger neu und wird von Altlasten befreit. Brownfield-Ansatz Der Brownfield-Ansatz verfolgt das Konzept einer schrittweisen Konvertierung und Umstellung bestehender SAP-ERP-Systeme zu SAP S/4HANA. Die bestehenden Systeme erhalten eine Art Upgrade. Individualisierungen bleiben, falls gewünscht, erhalten. Zur technischen Unterstützung der Migration existieren Lösungen wie der Software-Update-Manager (SUM) und die Daten-Migrations-Option (DMO). Vorteile des Brownfield-Ansatzes sind die mögliche Beibehaltung individueller Prozesse und die Integration in die vorhandene Systemlandschaft bei gleichzeitiger Modernisierung, Standardisierung und Konsolidierung des Gesamtsystems. Bluefield-Ansatz Der Bluefield Ansatz entspricht einer Kombination aus Greenfield- und Brownfield-Ansatz. Gestartet wird mit dem Aufbau eines leeren Zielsystems – der Schale – ohne Daten. Anschließend werden Stamm- und Bewegungsdaten mit Tools verschiedener Anbieter gezielt selektiert und in das leere Zielsystem migriert. Historische Daten werden hingegen archiviert. Prozesse und Funktionen können aus dem Alt-System übernommen oder neu konzipiert werden. Landscape-Transformation Der Fokus bei der Umwandlung der SAP-Landschaft besteht nicht darin, das gesamte System zu konvertieren. Mit der Umwandlung der SAP-Landschaft sollen vielmehr ausgewählte Daten zu SAP S/4HANA migriert oder Geschäftsprozesse mit einem globalen System konsolidiert werden. Der Ansatz bedeutet damit auch, dass zunächst die Prozesse ausgewählt werden, die den größten und schnellsten ROI bei der Migration zu S/4HANA bieten, zum Beispiel im Bereich S/4HANA Finance. Ausblick: Mehr Business Suite und weniger S/4HANA Zehn Jahre nach dem Marktauftritt von S/4HANA wird es stiller rund um S/4HANA. Im Rahmen ihrer neuen Geschäftsstrategie “Business Unleashed” zauberten die SAP-Verantwortlichen Mitte Februar 2025 mit der Business Suite ein aus alten On-premises-Tagen wohl bekanntes und bewährtes Software-Label aus dem Hut. Von der neuen Business Suite über die Business Data Cloud bis hin zu den KI-Apps – alles soll vorkonfiguriert in der Cloud ineinandergreifen, hieß es. In diesem Dreiklang aus Prozessen, Daten und KI scheint S/4HANA nur noch ein Ton unter vielen zu sein. Unter der Business Suite versteht SAP ein modulares Set verschiedener miteinander integrierter Lösungen. Konkret nennt der Anbieter Cloud ERP, Business Applikationen, die Business Data Cloud und Business AI sowie als gemeinsame Basis die Business Technology Platform (BTP). Mit integriert ist außerdem SAP Build, um Kunden dabei zu helfen, ihre Anwendungen an individuelle Anforderungen anzupassen – ohne dabei allerdings in ein zu starkes Customizing abzudriften und immer einen „Clean Core“ zu behalten. Lesetipp: SAP baut neue Business Suite in der Cloud Auffallend an dieser Stelle: SAP spricht im Zusammenhang mit Business-Anwendungen nur noch von Cloud ERP und der Business Suite. Der Name S/4HANA, der die Strategie der SAP im zurückliegenden Jahrzehnt maßgeblich bestimmt hat, fällt gar nicht mehr. Inwieweit damit tatsächlich ein Strategiewechsel einhergeht oder ob es sich lediglich um ein Umlabeln handelt, ist noch nicht klar ersichtlich. Vielleicht möchte SAP an dieser Stelle auch einen Schlussstrich ziehen unter die ständigen Migrationsdiskussionen der vergangenen Jahre. Viele Unternehmen verbinden mit S/4HANA langwierige und kostenintensive Umstiegsprojekte und haben vielfach noch gar damit nicht angefangen, obwohl das Support-Ende für das Vorgänger-Release immer näher rückt. (bw/ba) SAP S/4HANA LaunchSAP S/4HANA im DetailBill McDermott, CEO der SAP, eröffnete die Präsentation von SAP S/4HANA.SAP S/4HANA im DetailSAP S/4HANA kann mit zahlreichen neuen Features glänzen. SAP S/4HANA im DetailDie Neuerungen der SAP Business Suite 4 SAP HANA in der Public Cloud Edition im Detail.SAP S/4HANA im DetailDie Managed Cloud Edition der SAP Business Suite 4 SAP HANA wurde um diese Funktionen erweitert.SAP S/4HANA im DetailDie Neuerungen der On Premise Edition von SAP Business Suite 4 SAP HANA. SAP S/4HANA im DetailS/4HANA punktet mit seinem simplen und reduzierten Datenaufbau.SAP S/4HANA im DetailDie Entwickler von SAP HANA konnten in jeder Version den Database Footprint deutlich reduzieren. SAP S/4HANA im DetailS/4HANA wurde gehörig entrümpelt. Durch die reduzierte Komplexität hat die aktuelle SAP-HANA-Version im Vergleich zur Vorgängerversion enorm an Performance zugelegt. SAP S/4HANA im DetailBernd Leukert, Vorstand für Produkte und Innovation, demonstrierte, wie SAP S/4HANA in der Praxis funktioniert.SAP S/4HANA im DetailSAP S/4HANA im Praxiseinsatz.SAP S/4HANA im DetailSAP S/4HANA meldet einen Pumpendefekt und startet entsprechende Prozesse, um diese Störung schnellstmöglich zu beheben.SAP S/4HANA im DetailAuch mit mobilen Geräten kann SAP S/4 HANA umgehen. SAP S/4HANA im DetailBei Bedarf kann der IT-Verantwortlich SAP S/4 HANA auch vom Armgelenk aus steuern.
Was Sie über S/4HANA wissen müssen S/4HANA ist die vierte Generation der Business Suite von SAP. Das müssen Sie zum Thema wissen.
Foto: Panchenko Vladimir – shutterstock.com
Mit S/4HANA hat SAP am 3. Februar 2015 das jüngste Release seiner ERP-Softwarelösung und damit den Nachfolger des bisherigen Kernprodukts SAP ECC (ERP Central Component) vorgestellt. Wie die Vorgänger soll auch S/4HANA sämtliche Business-Prozesse von Unternehmen End-to-end abdecken können. Auch wenn das neue Release nach wie vor klassisch als On-premises-Version zu haben war, legte SAP mit S/4HANA das Ruder endgültig auf Cloud-Kurs um.
Das Kürzel S/4HANA klingt kryptisch, jedoch ordnet es sich in die Reihe seiner Vorgängerversionen nahtlos ein. In den 1970er Jahren entwickelten fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Programme, die Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichten. Anstatt die Daten mechanisch auf Lochkarten zu speichern, setzen sie auf den Dialog “online” per Tastatur und Bildschirm. Daher bezeichneten sie ihr System als Realtime-System, wofür das “R” in den Produktnamen stand. Das erste Produkt “SAP R/1” war als Standardsoftware konzipiert und konnte bei weiteren Unternehmen angeboten werden. 1979 kam das Nachfolgeprodukt “SAP R/2” auf den Markt. Dies lief ebenfalls nur auf Großrechnern und umfasste die folgenden Funktionsbereiche:
Finanzbuchhaltung
Kostenrechnung
Materialwirtschaft
Produktionsplanung und -steuerung
Instandhaltung
Personalwirtschaft
Vertrieb
Als SAP 1991 R/3 als Lösung für den Mittelstand und Ergänzung zu R/2 auf den Markt brachte, konzipierten sie die Lösung für die IBM AS/400 Systeme. Diese waren jedoch vom System überfordert, so dass SAP auf UNIX-Workstations und Oracle Datenbanken ausweichen musste. Dadurch arbeiteten sie nach dem Client-Server-Prinzip. Dieses Prinzip war so erfolgreich, dass R/3 das Softwarepaket R/2 nahezu vollständig ablöste.
2008 entwickelte SAP in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut und der Stanford University die Architektur von SAP HANA mit dem Ziel große Datenmengen in Echtzeit analysieren zu können. Im Jahre 2010 stellte die SAP die HANA-Datenbank vor – HANA steht für High-performance ANalytic Application. Fünf Jahre später wurde S/4HANA eingeführt, welches vollständig auf dem vereinfachten Datenmodell von SAP HANA basierte. “S” steht dabei für “simple”, “4” für die vierte Produktgeneration und “HANA” für die selbst entwickelte relationale In-Memory-Datenbank, die Voraussetzung zur Nutzung von S/4HANA ist.
SAP S/4HANA – Funktionsweise
Während die Vorgängerversionen auch mit relationalen Datenbanken anderer Hersteller zusammenspielten, arbeitet S/4HANA ausschließlich auf der HANA-Datenbank. SAP HANA ist ein relationales Datenbank-System, das die Einträge nicht zeilenweise, sondern spaltenweise direkt im Arbeitsspeicher und dazugehörigen Pufferspeicher (Cache) speichert. Durch die Ablage der Daten im Arbeitsspeicher können Abfragen in sehr hoher Geschwindigkeit (“Echtzeit”) ausgeführt werden. Der komplexere und langsamere Weg, dass über Abfragen zunächst die Daten aus mehreren Tabellen der Datenbank extrahiert und konsolidieren werden ehe dann das Ergebnis angezeigt wird, wie bei der Vorgängerversion, entfällt bei dieser Technologie.
Ein weiterer Vorteil des Datenmodells der HANA-Datenbank ist, dass die Daten nicht bei jeder Buchung zusammengeführt werden müssen. Dies ist bei den bisherigen festplattenorientierten, relationalen Datenbanken der Fall. Während bisher die Daten bei jeder Abfrage neu aggregiert werden mussten, kann im HANA-Datenmodell ein Dataset nach verschiedenen Kriterien ausgegeben werden. Dadurch gewinnt man einerseits an Flexibilität, andererseits an Durchsatzzeiten.
Nicht nur der Name S/4HANA zeigt die enge Verzahnung des neuen ERP-Systems mit der Datenbank. Die gesamte Architektur von S/4HANA ist softwaretechnisch eng miteinander verzahnt und aufeinander abgestimmt. Nicht nur das Datenmodell wurde vereinfacht, sondern auch die Benutzeroberfläche (GUI), über die der Nutzer auf die Prozesse zugreift, neugestaltet. Anstelle der für die Transaktionsverarbeitung optimierte SAP GUI wurde das rollenbasierte SAP Fiori eingeführt. Damit wurde die Anzahl der Bildschirme und Bildschirmwechsel und damit auch die Anzahl der Felder, die für eine Rolle bzw. die Ausführung eines Prozesses notwendig sind, reduziert. Mit SAP Fiori wird den Endanwendern unabhängig vom genutzten Endgerät die gleiche Oberfläche angezeigt, wodurch das Arbeiten an verschiedenen Endgeräten vereinfacht werden soll.
Durch die vollständige Veränderung der zugrunde liegenden Architektur, der In-Memory-Datenbank, einem intelligenten Datenmodell und einer vereinfachten Oberfläche hat SAP mit S/4HANA eine, wie das Unternehmen sie selbst bezeichnet, “Echtzeit-ERP-Suite für das digitale Geschäft” geschaffen.
S/4HANA – Basis bildet die Business Technology Platform
Die SAP Business Technology Platform ist ein integriertes Angebot, das vier Technologieportfolios umfasst:
Datenbank- und Datenmanagement,
Anwendungsentwicklung und -integration,
Analysen und
intelligente Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), Internet der Dinge (IoT) oder Blockchain.
Dabei greift SAP den Trend auf, den schon Salesforce und Microsoft Azure vorgelebt haben: der Application Server aus der Cloud, der nicht mehr fixiert ist auf “die eine Installation”, sondern auf Daten und Apps, um Daten anzuzeigen und zu verarbeiten. Die SAP Business Technology Platform bietet dafür In-Memory-Verarbeitung, agile Services zur Datenintegration und Anwendungserweiterung sowie eingebettete Analysen und intelligente Technologien. Die offene Architektur (Open-API) ermöglicht Partnern und Kunden zudem die flexible und kontinuierliche Erweiterung der IT-Landschaft.
Den Anwendern sollen dadurch flexible Möglichkeiten unterbreitet werden, um ein Verständnis in die Daten und Prozesse in den Anwendungen zu bekommen und mit den angebotenen Services ihre Daten in Geschäftswert bzw. geschäftlichen Nutzen umzuwandeln. Dafür werden zum einen operative Daten wie zum Beispiel Kosten, Klicks und Umsatze; zum anderen erfahrungsbasierte Daten wie Kundenzufriedenheit aufgegriffen und in Verbindung gesetzt. Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus den darauf aufbauenden Analysen sollen dann direkt in Maßnahmen überführt oder in die Prozesse zurückgespielt werden. So wird es Unternehmen ermöglicht Prozesse und erfahrungsbasierte Daten zu verbinden und Optimierungen und Innovation voranzutreiben.
Mit S/4HANA ist SAP auch beim Betriebsmodell einen neuen Weg gegangen. So kann S/4HANA nicht nur On-premises betrieben, sondern auch als Cloud-Version gemietet werden. Kunden können beim Cloud-Betrieb unter verschiedenen Optionen wählen. SAP kooperiert mit allen großen US-amerikanischen Cloud-Anbietern wie AWS, Google und Microsoft, der chinesischen Alibaba und seit Mai 2025 auch mit StackIT, dem souveränen in Deutschland betriebenen Cloud-Angebot von Schwarz Digits, einer Tochter der Schwarz-Gruppe.
S/4HANA Cloud
Die S/4HANA Cloud Edition wird als Software-as-a-Service angeboten. Eigene Programmierungen sind in dieser Variante nicht möglich. Kunden sind also gezwungen, die von SAP bereitgestellten Prozesse zu nutzen und danach zu arbeiten. Auf der anderen Seite müssen sich Kunden keine Gedanken um das Thema Serverkapazität oder Wartung machen. Zudem kann die Implementierung von S/4HANA in der Cloud wesentlich schneller durchgeführt werden als bei der On-premises-Version, da die Cloud-Variante als vorkonfiguriertes System in einer Standardvariante bereitgestellt wird. Zudem verspricht die S/4HANA Cloud Edition schnelleren Zugriff auf Innovationen, da SAP hierfür einen vierteljährigen Innovationszyklus gegenüber einem einjährigen Innovationszyklus bei der On-premises-Version etabliert hat.
Mittlerweile hat SAP ihre Release-Strategie für S/4HANA On-premises etwas entschleunigt. Im September 2022 gab der Softwarehersteller bekannt, dass das 2023er S/4HANA-Release ein Ziel-Release sein solle, ab dem man in einen Zwei-Jahrestakt für neue Versionen wechseln werde. Zudem werde es eine längere Mainstream Maintenance pro Release von sieben Jahren und einfacher zu adaptierenden Feature Packs geben, hieß es.
Als Variante bietet SAP die HANA Enterprise Cloud (HEC) an. Dies entspricht im Wesentlichen einem Hosting-Prinzip, bei dem jeder Kunde seinen eigenen Server mit eigenem System bei der SAP hat, diese jedoch nicht selbst wartet. Die HEC entspricht damit dem Modell einer Private Cloud. Im Vergleich zur Public Cloud stellt die SAP hier die Infrastruktur-As-A-Service an, das heißt SAP stellt die komplette Systemlandschaft inklusive aller Anwendungen auf Basis einer SAP-Referenzarchitektur zur Verfügung. Da es sich bei der HEC um eine Private Cloud handelt, kann das System mittels Programmierungen an die Bedürfnisse eines Kunden angepasst werden.
Allerdings sind den Eingriffsmöglichkeiten Grenzen gesetzt. SAP spricht von einer klaren Clean-Core-Strategie. Das soll übermäßiges Customizing von SAP-Installationen, das vielen Anwenderunternehmen früher bei Release-Wechseln teils massive Probleme verursacht hat, eindämmen. Erweiterungen sollen vielmehr auf Basis der BTP möglich sein und über Standard-Schnittstellen, die SAP in seinem API-Hub auf der BTP anbietet, angebunden werden.
Lesetipp: SAP-CEO Christian Klein im Interview: SAP hätte mehr auf das Customizing achten sollen
Mit dem Angebot RISE with SAP bietet SAP seinen Kunden seit einigen Jahren einen schnellen Wechsel in die Cloud an. Dazu wurden ein Angebot aus SAP S/4HANA Cloud und ergänzend SAP Services erstellt, um Unternehmen bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Diese erfolgt in den drei Schritten: Neugestaltung der Prozesse, technische Migration und Aufbau des intelligenten Unternehmens.
S/4HANA On-premises
Mit SAP S/4HANA On-premises verwaltet der Kunde vor Ort das S/4HANA-System, die HANA-Datenbank, Anwendungen, Rechenzentrum, Betriebssysteme, Middleware und Netzwerk. Das Unternehmen ist außerdem selbst verantwortlich für die Wartung und Entwicklung. Dadurch wird jedoch eine maximale Flexibilität ermöglicht. Anpassung der Software an unternehmensspezifische Anforderungen, die Steuerung der Häufigkeit und Zeitplanung von Upgrades sowie das Einspielen von Support-Packages übernimmt der Kunde in dieser Variante selbst.
S/4HANA Optionen und Betriebsmodelle
Foto: Christian Olausson
S/4HANA Hybrid
Grundsätzlich ist auch eine Kombination von S/4HANA Cloud und S/4HANA On-premises möglich. Dann spricht man vom hybriden Ansatz. Dabei können Unternehmen ausgewählte Prozesse, zum Beispiel die Kernprozesse, mit SAP S/4HANA On-premises lokal auf eigenen Servern betreiben. Andere Prozesse, die keiner individuellen Anpassung bedürfen, können in die Cloud ausgelagert werden.
Lesetipp: Tipps für die richtige SAP-Lizenzierung
SAP S/4HANA – Funktionen und Lösungen
Sprach man in der Vergangenheit beim SAP ERP immer von Modulen, die eingesetzt werden, spricht SAP selbst bei SAP S/4HANA von Prozessen, die das gesamte Geschäft abdecken und aufeinander abgestimmt sind. Die aktuelle Version SAP S/4HANA deckt dabei folgende Funktionsbereiche ab:
S/4HANA Sales & Marketing
S/4HANA Finance
S/4HANA Manufacturing
S/4HANA Supply Chain
S/4HANA Service
S/4HANA Asset Management
S/4HANA R&D / Engineering
S/4HANA Scouring & Procurement
S/4HANA Human Ressources
Mit dem neuen Aufbau von S/4HANA hat der Hersteller auch ein in Teilen neues Lizenzmodell veröffentlicht. Funktionen, die im sogenannten Digital Core, dem “SAP S/4HANA Enterprise Management”, enthalten sind, werden über User lizenziert. Hingegen sind die Funktionalitäten, die in den SAP S/4HANA Line-of-Business Solutions beziehungsweise den Suite LoB Solutions enthaltenen sind, separat zu lizenzieren. Die Suite LoB Solutions unterscheiden sich zu den S/4HANA LoB Solutions ansonsten darin, dass sie separat zu S/4HANA installiert werden. Die “doppelte” Lizenzierung von Lösungen, bei der für die LoB Solutions ein Nutzer eine SAP-Userlizenz und zusätzlich die Lösung lizenziert werden muss, entfällt im neuen Lizenzmodell.
SAP hat für verschiedene Branchen bereits Best-Practice-Lösungen vorgedacht. Unter S/4HANA bietet der Hersteller auf intelligenten Technologien basierende Lösungen für Best-Practice-Geschäftsprozesse für folgende Branchen:
Energie und natürliche Ressourcen
Baustoffe
Chemieindustrie
Metall-, Holz- und Papierindustrie
Bergbau
Öl- und Gasindustrie
Versorgungswirtschaft
Dienstleistungsbranche
Frachttransport und Logistik
Bauwirtschaft, Anlagen- und Schiffbau
Medien und Unterhaltung
Tourismus und Freizeitbranche
Dienstleistungen
Sport und Entertainment
Telekommunikation
Konsumgüterindustrie
Agrarindustrie
Konsumgüter
Mode
Life Sciences
Einzelhandel
Großhandel
Fertigungsindustrie
Luft- und Raumfahrtindustrie
Automobilindustrie
Hightech- und Elektronikindustrie
Maschinen-, Geräte- und Komponentenbau
Finanzdienstleistungen
Bankwesen
Versicherungen
Öffentlicher Dienst und Verwaltung
Innere und äußere Sicherheit
Städte der Zukunft
Gesundheitswesen
Hochschulen und Forschungseinrichtungen
Öffentlicher Sektor
S/4HANA – Migration
Da SAP angekündigt hat, die Wartung und die Weiterentwicklung von Altprodukten wie der Business Suite im Jahr 2027 einzustellen (Extended-Wartung gegen Aufpreis bis Ende 2030 möglich), steht für viele SAP-Kunden in den nächsten Jahren die Migration zu SAP S/4HANA an. Im Zuge des Programms „Rise with SAP“ soll es zwar eine Galgenfrist bis Ende 2033 geben. Man werde den Übergang erleichtern und „die Geschäftskontinuität der Kunden“ unterstützen, hieß es Anfang 2025 seitens des Softwareherstellers. Die Option nenne sich „SAP ERP, private edition, transition option“.
Doch an der Migration führt letztendlich kein Weg vorbei – es sei denn die Kunden entscheiden sich, ihre alten SAP-Systeme mit Support-Angeboten von Drittanbietern wie zum Beispiel Rimini Street zu unterfüttern. Dabei stehen verschiedene technische und konzeptionelle Ansätze zur Migration zur Verfügung. Die Auswahl reicht von der kompletten Neuinstallation des Systems über die Konvertierung einzelner SAP-Systeme bis zur selektiven Migration. Welche Art der Migration am sinnvollsten ist, hängt von verschiedenen Kriterien ab:
die Ausgangskonfiguration des Kunden
die vorhandene IT-Systemlandschaft
Betriebsmodell (Cloud oder On-premises)
(IT-)strategische Zielsetzung
vorhandenes Know-how
organisatorische Strukturen.
Der grundlegende Neuaufbau der S/4HANA-Architektur und -Struktur macht die Migration bestehender SAP-Installationen zu einem sehr komplexen Prozess. Von SAP werden die zu berücksichtigenden Veränderungen in einer über 1000-seitigen Simplifizierungsliste im Detail beschrieben.
Greenfield-Ansatz
Der Greenfield-Ansatz beschreibt eine vollständige Neuimplementierung der SAP-Suite. Gemäß dem Titel auf der “grünen Wiese”. Das Unternehmen gibt dabei die bereits vorhandenen Systeme auf und ersetzt sie durch SAP S/4HANA. Die Daten der existierenden SAP- oder Nicht-SAP-Systeme lassen sich mit entsprechenden Anpassungen und Konvertierungen schrittweise in das neue System überführen. Dem Unternehmen bietet der Greenfield-Ansatz den Vorteil, dass die über die Jahre individualisierten ERP-Systeme durch eine neue Standardversion von SAP S/4HANA abgelöst werden. Das Unternehmen startet mit seiner ERP-Suite mehr oder weniger neu und wird von Altlasten befreit.
Brownfield-Ansatz
Der Brownfield-Ansatz verfolgt das Konzept einer schrittweisen Konvertierung und Umstellung bestehender SAP-ERP-Systeme zu SAP S/4HANA. Die bestehenden Systeme erhalten eine Art Upgrade. Individualisierungen bleiben, falls gewünscht, erhalten. Zur technischen Unterstützung der Migration existieren Lösungen wie der Software-Update-Manager (SUM) und die Daten-Migrations-Option (DMO). Vorteile des Brownfield-Ansatzes sind die mögliche Beibehaltung individueller Prozesse und die Integration in die vorhandene Systemlandschaft bei gleichzeitiger Modernisierung, Standardisierung und Konsolidierung des Gesamtsystems.
Bluefield-Ansatz
Der Bluefield Ansatz entspricht einer Kombination aus Greenfield- und Brownfield-Ansatz. Gestartet wird mit dem Aufbau eines leeren Zielsystems – der Schale – ohne Daten. Anschließend werden Stamm- und Bewegungsdaten mit Tools verschiedener Anbieter gezielt selektiert und in das leere Zielsystem migriert. Historische Daten werden hingegen archiviert. Prozesse und Funktionen können aus dem Alt-System übernommen oder neu konzipiert werden.
Landscape-Transformation
Der Fokus bei der Umwandlung der SAP-Landschaft besteht nicht darin, das gesamte System zu konvertieren. Mit der Umwandlung der SAP-Landschaft sollen vielmehr ausgewählte Daten zu SAP S/4HANA migriert oder Geschäftsprozesse mit einem globalen System konsolidiert werden. Der Ansatz bedeutet damit auch, dass zunächst die Prozesse ausgewählt werden, die den größten und schnellsten ROI bei der Migration zu S/4HANA bieten, zum Beispiel im Bereich S/4HANA Finance.
Ausblick: Mehr Business Suite und weniger S/4HANA
Zehn Jahre nach dem Marktauftritt von S/4HANA wird es stiller rund um S/4HANA. Im Rahmen ihrer neuen Geschäftsstrategie “Business Unleashed” zauberten die SAP-Verantwortlichen Mitte Februar 2025 mit der Business Suite ein aus alten On-premises-Tagen wohl bekanntes und bewährtes Software-Label aus dem Hut. Von der neuen Business Suite über die Business Data Cloud bis hin zu den KI-Apps – alles soll vorkonfiguriert in der Cloud ineinandergreifen, hieß es. In diesem Dreiklang aus Prozessen, Daten und KI scheint S/4HANA nur noch ein Ton unter vielen zu sein.
Unter der Business Suite versteht SAP ein modulares Set verschiedener miteinander integrierter Lösungen. Konkret nennt der Anbieter Cloud ERP, Business Applikationen, die Business Data Cloud und Business AI sowie als gemeinsame Basis die Business Technology Platform (BTP). Mit integriert ist außerdem SAP Build, um Kunden dabei zu helfen, ihre Anwendungen an individuelle Anforderungen anzupassen – ohne dabei allerdings in ein zu starkes Customizing abzudriften und immer einen „Clean Core“ zu behalten.
Lesetipp: SAP baut neue Business Suite in der Cloud
Auffallend an dieser Stelle: SAP spricht im Zusammenhang mit Business-Anwendungen nur noch von Cloud ERP und der Business Suite. Der Name S/4HANA, der die Strategie der SAP im zurückliegenden Jahrzehnt maßgeblich bestimmt hat, fällt gar nicht mehr. Inwieweit damit tatsächlich ein Strategiewechsel einhergeht oder ob es sich lediglich um ein Umlabeln handelt, ist noch nicht klar ersichtlich. Vielleicht möchte SAP an dieser Stelle auch einen Schlussstrich ziehen unter die ständigen Migrationsdiskussionen der vergangenen Jahre. Viele Unternehmen verbinden mit S/4HANA langwierige und kostenintensive Umstiegsprojekte und haben vielfach noch gar damit nicht angefangen, obwohl das Support-Ende für das Vorgänger-Release immer näher rückt. (bw/ba)
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