srcset=”https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?quality=50&strip=all 2784w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=300%2C168&quality=50&strip=all 300w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=768%2C432&quality=50&strip=all 768w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=1024%2C576&quality=50&strip=all 1024w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=1536%2C864&quality=50&strip=all 1536w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=2048%2C1152&quality=50&strip=all 2048w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=1240%2C697&quality=50&strip=all 1240w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=150%2C84&quality=50&strip=all 150w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=854%2C480&quality=50&strip=all 854w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=640%2C360&quality=50&strip=all 640w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=444%2C250&quality=50&strip=all 444w” width=”1024″ height=”576″ sizes=”(max-width: 1024px) 100vw, 1024px”>Thorsten Herrmann, Senior Vice President und Country Leader Oracle DeutschlandOracle Klassischer Datenbankanbieter, Plattformanbieter, Cloud-Anbieter, KI-Anbieter oder von von allem ein bisschen? Für was steht Oracle heute eigentlich? Thorsten Herrmann: Die Stoßrichtung ist ganz klar, Plattform- und Cloud-Anbieter zu sein. Natürlich müssen wir anerkennen, dass die Kunden in verschiedenen Industrien auch einen unterschiedlichen Reifegrad mitbringen, gerade wenn es um das Thema Cloud geht. Oracle hat allerdings auch den Anspruch, in gewissen Branchen, beispielsweise dem Gesundheitswesen, sehr tief in die industrielle Wertschöpfungskette einzusteigen, beispielsweise über Akquisitionen oder die Entwicklung von Spezial-Know-How und Speziallösungen. Mit unserer Cloud wollen wir logischerweise auch die entsprechenden Infrastrukturen für das Thema AI aufbauen. Oracle hat sich mit der Cloud lange schwergetan und ist vergleichsweise spät eingestiegen. Herrmann: Klar, könnte man behaupten, ihr kommt ein bisschen spät zur Party. Das hat aber auch Vorteile und nicht nur Nachteile. Die zweite Cloud-Generation unterscheidet sich in meinen Augen in wesentlichen Aspekten von dem, was man bisher vom Markt kannte. Alle anderen Anbieter haben den Markt mit einem klassischen Public-Cloud-Ansatz adressiert. Wir bezeichnen unseren Ansatz als Distributed Cloud. Was bedeutet das? Herrmann: Damit wollen wir sicherstellen, dass Kunden immer den gleichen Funktionsumfang bekommen, egal welche Form von Cloud sie konsumieren, ob es eine private Cloud hinter der Firewall im eigenen Rechenzentrum ist oder die Public Cloud oder die Sovereign Cloud. Es gibt keine Unterschiede bei den verwendeten Tools oder den Schnittstellen. Kunden werden also nicht aufgrund der Art der Cloud in eine gewisse Richtung gedrängt. Je nach der Kritikalität der Anwendungen können Kunden im eigenen Rechenzentrum bleiben und dort die Skalierfähigkeit und die Flexibilität des Resourcenpools nutzen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, zu bestimmten Zeitpunkten in die Public Cloud zu wechseln. Und dann gibt es vielleicht Teile, die sollen in einer Souvereign Cloud oder einer hoch restriktiven Cloud laufen – also in eine Air-Gap-Lösung, wo die gesamte Infrastruktur ausschließlich in Deutschland steht, wo die daran beteiligten Menschen auf Sabotageschutz überprüft sind, wo es keine Verbindungen ins öffentliche Internet gibt. “Es gibt im Markt sehr viele Absichtserklärungen…” Digitale Souveränität wird derzeit viel diskutiert. Wie relevant ist das Thema für Oracle? Herrmann: Wir haben von Anfang an Sovereign Clouds und auch restriktive Clouds designt. Das liegt sicherlich ein Stück weit auch in der Historie von Oracle bedingt, aus einem CIA-Projekt entstanden zu sein. Das Thema, hochsichere Anwendungen herzustellen oder mit hochgeheimen Daten zu hantieren, kennen wir von Anfang an. Oracle hat vor zwei Jahren ein spezielles Konstrukt hier in Deutschland ins Leben gerufen. Die souveräne Cloud wird von einem speziellen eigenen deutschen Unternehmen betrieben, das quasi getrennt von Oracle agiert. Gibt es das immer noch? Herrmann: Ja. Wir kennen verschiedene Stufen von Souveränität. Was wir unter der Sovereign Cloud verstehen, sind Rechenzentren in Europa, die nur von europäischen Bürgern betrieben werden, die ein entsprechendes Clearing haben. Sämtliche Server, auch die, die für Management der Infrastruktur genutzt werden, stehen ausschließlich in Europa. Wenn die Anforderungen strenger sind, gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, das Ganze auf Deutschland einzugrenzen, zum Beispiel wenn Daten Deutschland nicht verlassen dürfen. Nur deutsche Bürgerinnen und Bürger, die entsprechend dem Sabotage-Schutz überprüft sind, betreiben diese Rechenzentren hier in Deutschland. Dafür verantwortlich ist eine deutsche Gesellschaft. Und dann bieten wir auch die Möglichkeiten von Air Gap Solutions. Damit bekommen Kunden sozusagen eine völlig eigene Cloud, die nur über zertifizierte Datenstrecken, sogenannte Dioden, die nur in eine Richtung funktionieren, angeschlossen sind. Es ist letztendlich Frage, welchen Grad an Souveränität die Kunden haben möchten. Wir können alles sowohl technologisch wie auch organisatorisch abbilden. Das ist ein ganz erheblicher Unterschied. Es gibt im Markt sehr viele Absichtserklärungen, wir aber haben es bereits. CW: Jeder Cloud-Hyperscaler behauptet momentan, souveräne Rechenzentren und Cloud-Infrastrukturen hier in Deutschland betreiben zu können. Herrmann: Der Teufel steckt im Detail. Ich würde immer empfehlen: Schauen Sie ins Kleingedruckte. Viele Datenschützer sagen: Sobald ein US-Anbieter dahinter steckt oder mit involviert ist, ist es aus Datenschutz-rechtlichen Gesichtspunkten eigentlich ein No-go. Das betrifft ja auch Oracle. Herrmann: Das ist auch eine emotionale Diskussion, mit der sind wir natürlich ebenfalls konfrontiert – gerade wenn ich mit Entscheidungsträgern aus der Politik spreche. Ich glaube aber, dass wir nach wie vor in vielen Diskussionen nicht sauber differenzieren zwischen dem, was technologisch und organisatorisch tatsächlich machbar ist, und was die emotionale Komponente auch in der globalen politischen Landschaft ausmacht? Jetzt kann ich die globale politische Landschaft nicht verändern, das ist auch nicht mein Anspruch. Aber ich kann sehr wohl natürlich versuchen, eine Faktenbasis zu schaffen. Und im Kleingedruckten etlicher Anbieter steht zum Beispiel, dass Management-Server vielleicht nicht in Deutschland stehen. Das ist ein harter Fakt. Wenn ich aber behaupte, meine Cloud läuft in Deutschland, da muss auch wirklich alles in Deutschland laufen. Nicht nur die Daten dürfen das Land nicht verlassen, es darf auch keine Zugriffe von außerhalb geben. Es darf nur Zugriffe von entsprechend nach deutschem Recht zertifizierten Personen geben, und das hat Oracle in einem mit dem BSI abgestimmten Verfahren auch geprüft. Das ist nicht einfach, aber es ist heute bei uns verfügbar. Für einiges Aufsehen hatte letztens die Sperrung des E-Mail-Kontos vom Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag durch Microsoft gesorgt. Hintergrund war eine Sanktionierung durch den US-Präsidenten Donald Trump. Oracle als US-Unternehmen könnte auch einmal gezwungen sein, so eine Art Kill-Switch zu drücken. Wie beurteilen Sie diese Gefahr? Herrmann: Den politischen Kontext würde ich jetzt nicht unbedingt kommentieren wollen. Wir sind in vielen Ländern in der Lage, Cloud-Infrastrukturen betreiben zu können, ohne irgendeine Beziehung zur Konzernmutter zu haben – auch ohne Internet-Connection. Wenn man dann aufgefordert wird, Daten abfließen zu lassen – Daten aus einem Rechenzentrum, das nicht an der am Internet hängt, können nicht so ohne weiteres abfließen. Also vor dem eben geschilderten Hintergrund würde ich unseren verteilten Cloud-Ansatz durchaus als Vorteil sehen. Es ist zudem nicht die Aufgabe von Technologieunternehmen, die politische Landschaft zu bespielen, sondern technologische Möglichkeiten zu schaffen. Am Ende des Tages verstehe ich mich an allererster Stelle auch als Europäer und als Bundesbürger. Wir agieren hier im deutschen Rechtsrahmen und an den halten wir uns auch. Alles andere liegt, realistisch betrachtet, ein Stück weit außerhalb unserer Kontrolle. Wenn wir in so eine Situation kommen, dann glaube ich, haben unsere Staaten ganz grundsätzliche Probleme. Das ist auf einer anderen Ebene zu diskutieren. Momentan schauen sich mehr und mehr Unternehmungen in Deutschland nach alternativen Lösungen um – ich nenne mal Schwarz Digits und STACKIT als Cloud oder die Open-Source-Lösungen von Nextcloud. “Wo fängt digitale Souveränität an, wo hört sie auf?” Herrmann: Mal provokant gefragt: Wie viel Open Source wird denn außerhalb von Deutschland entwickelt und wieviel wirklich innerhalb Deutschlands? Das ist jetzt nicht polemisch gemeint. Aber auch den Diskussionen rund um Open Source täte ein wenig mehr Versachlichung gut. Ein Großteil unserer Cloud basiert übrigens auf Open Source. Wenn ein Data-Center-Betreiber alle Technologie aus seinem Rechenzentrum entfernen müsste, in der amerikanische Chips, Switches, Router oder chinesische Komponenten stecken, würde da fast nichts mehr drinnen stehen. Also – wo fängt Souveränität an, wo hört sie auf? Ich glaube, es ist zu kurz gesprungen zu sagen: Das ist ein deutscher Anbieter und deswegen automatisch souverän – und das ist ein amerikanischer Anbieter und deswegen automatisch nicht souverän. Man muss sich die technologischen Konzepte, die Betriebskonzepte und die organisatorischen Maßnahmen anschauen. So etwas geht immer Hand in Hand mit den regulierenden Behörden, mit den Kunden und ihren Erfordernissen, und dann logischerweise mit den Anbietern, die die technologischen Fähigkeiten zur Verfügung stellen. Oracle baut die eigene Cloud-Data-Center-Infrastruktur aus, sucht seit ein paar Jahren auch verstärkt Kooperationen mit den anderen Anbietern, also Microsoft, AWS und Google. Verschiebt sich da der Fokus? Herrmann: Wir schaffen es momentan nicht, schnell genug hinter dem Bedarf hinterherzubauen. Das ist eine Herausforderung, mit der alle Anbieter konfrontiert sind. Wir haben weltweit bereits 51 Public Cloud Regionen in 26 Ländern und planen weitere zu eröffnen. Das geht sehr schnell bei uns voran. Eine zweite allgemeine Herausforderung, vor der wir alle gerade im Cloud Bereich stehen, ist das Thema Energie. Wie bekomme ich den Strom in die Rechenzentren rein, und wie bekomme ich die Hitze raus. Wir alle kennen die Probleme, die an Hubs wie Amsterdam existieren. Wo mittlerweile Automobil-Schnellladestationen heruntergefahren werden, weil man sich entscheiden muss, wer den Strom bekommt. Parallel dazu werden wir aber trotzdem die Partnerschaften vorantreiben, weil wir den Bedarf beim Thema Multi-Cloud sehen. Unserer Auffassung kann es nicht das Ziel sein, jede Cloud wie eine Burg zu bauen. Das entspricht auch gar nicht der IT-Realität unserer Kundinnen und Kunden. Die haben früher in ihren Rechenzentren verschiedenste Server, Infrastrukturen und Architekturen betrieben, unterschiedliche Speichersysteme, Netzwerkkomponenten, Software-Stacks – warum sollte man sich heute auf eine einzige Cloud festlegen müssen? Wir müssen wieder näher ran an das, was Technologie eigentlich leisten sollte: Nämlich Antworten zu geben, was denn der Kunde davon hat, und den Beitrag zum Nutzen des Kunden herausarbeiten. Das, denke ich, müssen wir alle viel stärker in den Vordergrund stellen, als immer nur zu sagen: Bei uns ist es toll, wenn alles auf der eigenen Infrastruktur läuft. Aber das entspricht eben nicht der Realität da draußen. Man muss die Heterogenität der Landschaften draußen auch bedienen. Wie sieht das konkret aus? Herrmann: Zum Beispiel die Oracle Datenbank – sehr stabil und mit interessanten AI-Features, um unstrukturierte und strukturierte Daten zu kombinieren. Beim Kunden laufen aber womöglich gewisse Teile der IT-Infrastruktur auf einer Google-, AWS- oder Azure-Cloud. Warum sollte der Kunde eigentlich nicht die Möglichkeit haben, die Datenbank auch dort zu konsumieren? Wie funktioniert das eigentlich jetzt genau? Gerade die Oracle-Datenbanken sind teilweise sehr eng mit der Hardware verzahnt. Ich denke da an die Exadata-Maschinen von Ihnen. Die stehen dann bei Google im Rechenzentrum? Herrmann: Genau. Eng gekoppelt mit der Google-Cloud-Infrastruktur. Herrmann: Komplett gekoppelt. Wir kennen die Exadata als On-prem-Variante dieser Datenbank und es gibt dementsprechend die Cloud-Version, also die gemanagte Variante. Das Ganze ist ein Cloud Service, den wir für den Kunden betreiben. Das ist ohnehin unser Anspruch, diese ganzen Migrationen einfach zu halten. Wir haben zum Beispiel auch sehr geringe Egress-Kosten, die normalerweise auflaufen, wenn man von einer Cloud in die andere Cloud wechseln will. Diese Egress-Gebühren haben inzwischen fast alle Anbieter abgeschafft. Herrmann: Ja, das wird runtergefahren. Wäre es denn auch denkbar, dass zum Beispiel AWS ihre Data-Center-Maschinen in den Oracle-Rechenzentren aufstellt und dort für deren Kunden betreibt? Herrmann: Kein uncharmanter Gedanke, aber das wäre jetzt rein spekulativ. Das würde auch definitiv nicht in Deutschland entschieden, sondern würde ganz klar von unseren zentralen Engineering Teams entschieden werden. Da müssten verschiedenste Aspekte begutachtet werden, zum Beispiel Security etc. Grundsätzlich hat in den vergangenen Jahren ein ziemlicher Kulturwandel bei Oracle stattgefunden – in Richtung Offenheit. Wenn ich daran zurückdenke, wie Larry Ellison noch vor wenigen Jahren über AWS und Microsoft geschimpft hat – und heute kooperiert man. Herrmann: Und umgekehrt natürlich genauso. Ich kann mich noch aus meinen Microsoft-Zeiten erinnern, als wir versucht haben, Oracle-Datenbankumgebungen mit Postgres SQL abzulösen. Das war gar nicht so einfach. Daran sieht man, dass der Zufriedenheitsgrad der Kunden mit unserer Datenbank hoch ist, insbesondere mit der Stabilität und mit der Innovation, gerade jetzt auch im Umfeld von 23ai. Als ich meine Reisen gemacht habe, um die Kunden kennenzulernen, gab es sicher so manche Diskussionen, aber nahezu niemand hat mich konfrontiert mit einer Diskussion zu Instabilitäten, technologischen Unzulänglichkeiten oder dergleichen. Deswegen ist diese Kombination so wichtig: Jetzt kann ich den Datenbank-Stack, den ich als Kunde wertzuschätzen gelernt habe, auch in der Cloud und vor allem auch in der Cloud meiner Wahl nutzen. Ein tatsächlicher Mehrwert also. Das begrüßen alle gleichermaßen. Ich habe derzeit allerdings das Gefühl, dass man vielerorts versucht, wieder Grenzen hochzuziehen und den eigenen Stack zu bevorzugen – nach dem Motto: Lieber Kunde, wenn du sowieso schon in meiner Cloud und in meinem Stack bist, dann nutze doch lieber meine Tools, meine Features und meine Services, statt irgendwas anderes externes. Die Regulatorik verlangt allerdings mehr Offenheit von den Cloud-Anbietern. “Das Thema Modularität verschwindet nicht mit der Cloud” Herrmann: Genau – die Regulatorik ist der eine Aspekt. Aber auch das andere Thema Modularität spielt eine wichtige Rolle. Das haben wir im Applikationsumfeld immer schon gehabt. Was haben wir in der On-Premises-Welt Anwender klagen hören über monolithische Blöcke versus modulare Systeme und Best of Breed. Das Thema verschwindet ja nicht, wenn ich plötzlich in der Cloud bin. Natürlich hat es jeder Anbieter gerne, wenn man möglichst viel vom eigenen Stack nutzt. Aber die Möglichkeit zu haben, über Standard-Schnittstellen, über Standard-Datenaustausch, über gewisse Standard-Formate diese Möglichkeiten zu schaffen und damit den Wandel zu unterstützen, dann sollte das auch so sein. Man hört von vielen Anwendern auch immer wieder: Jetzt sind wir in der Cloud und stellen fest, dass das ganze aus einer ökonomischen Perspektive gar nicht so gut funktioniert, wenn alles nur an einer Stelle liegt. Auch da sind wir ein Stück weit der Herausforderer im Markt mit einer ganz anderen Preis-Performance, was auch auf die Architektur zurückzuführen ist. Bei uns können Sie eine vollwertige Cloud, also von ihren Funktionalitäten her vollwertig, schon in vier Racks konsumieren. Bei den Wettbewerbern braucht es ein Vielfaches davon, um so eine vollwertige Cloud zu bekommen. Und die kleineren Lösungen sind immer ein Subset der Funktionen. Aber mit vier Racks kommt man doch nicht weit? Herrmann: Natürlich haben vier Racks nicht die gleiche Compute-Power und die gleiche Storage-Kapazität wie 100. Aber es fehlt nicht an der Funktionalität. Deswegen können wir auch zu besonders attraktiven Konditionen anbieten, und diese Infrastruktur und Plattformen in Marktsegmenten platzieren, wo man vorher gefragt hat: Na ja, das ist eigentlich alles zu teuer, und kann man sich das überhaupt leisten? Aber das ist ja im Grunde genommen die entscheidende Frage. Fokussiere ich mich auf eine technische Migration in die Cloud und packe meine IT einfach nur aus meinem Rechenzentrum rüber in die Cloud – was ja letzten Endes keinen besonderen Mehrwert bringt. Im Grunde genommen verschenkt man damit alle Modernisierungs- und Transformationsmöglichkeiten. Herrmann: Reines Lift and Shift macht heute kaum noch jemand. Viele gehen mit der Cloud in neue Applikationsentwicklung oder zumindest in eine gewisse Cloudifizierung, Containerisierung etc. Dann gibt es vielleicht ein paar Themen, die vom Zeithorizont her langfristig nicht mehr strategisch sind, die man aber noch die nächsten zwei oder drei Jahre benötigt. Da soll der Aufwand dafür natürlich möglichst gering bleiben – also kapseln oder gleich On-Premises behalten, oder wenn man das Rechenzentrum wirklich leerräumen will, dann nimmt man es einfach rüber in die Cloud und betreibt es dort weiter. Gut, aber das hat immer noch einen sehr technischen Fokus. Ich würde einen Schritt weitergehen in Richtung Prozess- und Organisationsmodernisierung. Sie sprachen es an – Oracle will sich auf bestimmte Branchen fokussieren. Gehen Sie da auch in eine regelrechte Business-Beratung, die sie selber anbieten oder läuft das dann über Partner? Herrmann: Also in den Bereichen, in denen wir selbst genügend KnowHow haben – und da würde ich an allererster Stelle das Healthcare Thema mit Oracle Health, ehemals Cerner, nennen, im Retail Umfeld haben wir viel Kapazität aufgebaut oder rund um Hotellerie. Ansonsten verfolgen wir den Ansatz von strategischen Partnerschaften, also mit entsprechenden Beratungshäusern zusammen dann diese Themen zu adressieren. Ich würde es nicht als naheliegendes Ziel sehen, entsprechende Kapazitäten selbst aufzubauen. Dafür gibt es hervorragende industriespezifische Fachberater und eben die großen Beratungshäuser wie eine PWC, Deloitte, Accenture etc, mit denen wir natürlich intensiv über Partnerschaften sprechen und dann auch bestimmte Industrien adressieren. Deswegen haben wir uns auch intern nach Industrien aufgestellt, um diese Anschlussfähigkeit zu verbessern. Oracle kooperiert mit verschiedenen Anbietern von Large Language Models (LLMs). Darauf bauen dann ihre eigenen Bots und KI-Agententechnologie auf. Wie verstehen sich denn KI-Agenten unterschiedlicher Plattformen verstehen und wie tauschen sie sich aus. Herrmann: PWC baut interessante Plattformen dafür. Am Ende des Tages braucht es die passenden Plattformen, weil es gibt die LLM-Entwickler und es gibt auch viele Kunden, die ihre LLMs angereichert um ihre Enterprise Daten trainieren wollen, und dafür braucht es leistungsfähige Infrastrukturen. Wir betreiben im AI-Umfeld den gesamten Stack. Wir haben sehr früh angefangen, AI in unsere eigenen Applikationen zu integrieren, sei es in die Industrie-spezifischen Anwendungen, wie auch in den Fusion Stack. Wir haben mutmaßlich im ERP-Umfeld SAP weltweit überholt. Das liegt auch daran, dass sehr viel Agentic-AI in unseren Applikationen bereits integriert ist – ob es Human-Capital-Management- (HCM-)Systeme sind oder Supply-Chain-Themen. Wir bieten aber auch betriebene Plattformen mit verschiedenen LLMs an, ob es Cohere ist oder Meta oder andere. Und wir bieten auch ganze Infrastrukturen an, von sehr kleinen, sehr modularen Systemen, die sich einfach in den eigenen Betrieb integrieren lassen, bis hin zu Superclustern, mit denen man dann auch LLMs trainieren kann. “Nicht alles was machbar ist, ist auch wünschenswert” Sie sitzen ja auf einem wahren Datenschatz mit ihrer Datenbanktechnologie, die bei den Kunden im Einsatz ist. Hermann: Na ja, unsere Kunden sitzen auf dem Datenschatz. Andere Anbieter holen sich das Einverständnis der Kunden und nutzen deren Daten um KI-Features zu trainieren. Deren Argument: Das kommt dann auch euch wieder zugute, weil dadurch diese KI intelligenter wird. Herrmann: Wir trainieren keine Modelle mit Daten von Kunden, ganz explizit nicht. Wir sind da ganz stringent und sagen, die Daten gehören ausschließlich den Kunden und wir helfen den Kunden, auch gemeinsam mit Partnern in speziellen Projekten. Aber immer in dem Kontext: Der Kunde hat die Kontrolle, der Kunde entscheidet. Das wird sich auch nicht ändern. Schon allein deswegen, weil wir als Datenbankanbieter einen großen Vertrauensvorschuss von unseren Kunden bekommen. Dort liegen die kritischsten Daten, die oft die zentrale Wertschöpfungskette beinhalten. Es gibt große Automobilhersteller, da würde kein einziger Wagen vom Band rollen, wenn diese Datenbanken stillstünden. Das ist das Herzstück eines Unternehmens. Und diese Daten gehören dem Kunden. Sie stellen also die Basistechnologie zur Verfügung. Wenn der Kunde sagt, Ich möchte aber dieses oder jenes KI-Modell entsprechend mit meinem Business-Daten anreichern und trainieren … Herrmann: Kann er das über die 23ai beispielsweise machen. Wir würden auch alle Cloud-Features zur Verfügung stellen, wir würden logischerweise auch in den Projektgruppen mit dem Kunden zusammenarbeiten, wir würden unsere Ingenieure zur Verfügung stellen, wir würden Knowhow unserer Partnerunternehmen beisteuern. All das, was notwendig ist, damit der Kunde zu einem optimalen Ergebnis kommt. Aber wir würden diese Daten oder Metadaten nie dazu nutzen, unsere eigenen Agenten zu trainieren. Gerade hier in Deutschland wird oft über Themen wie Datenökonomie und Datenräume gesprochen, teilweise auch von der Politik forciert – gerade mit Blick auf die neuen Möglichkeiten mit KI. Industrien sollen Datenräume aufbauen, Daten teilen, um da neue Ideen zu generieren. Aber so richtig ins Rollen kommt das nicht. Herrmann: Schauen Sie sich Predictive-Maintenance-Modelle an. Teilt Maschinenfabrikant A seine Daten mit Maschinenfabrikant B? Ist es wirklich in deren Interesse? Wollen Sie wirklich, dass ein allgemein trainiertes Modell den Vorteil ausnutzt, den Sie vielleicht im Algorithmus gefunden haben aufgrund von Schwingungsanalyse oder Umdrehungszahlen, was auch immer, und damit längere Laufzeiten und weniger Abnutzung zu haben. Wollen Sie das wirklich? Grundsätzlich glaube ich, dass es immer interessant ist, die Qualität von Daten zu verbessern. Aber man muss sich die spezifischen Fälle anschauen und sehen, wie die Interessen verteilt sind. Es wäre durchaus vorstellbar, dass man eine Plattform schafft für eine gewisse Untermenge von Werkzeug- oder Maschinenbauern, die alle einen bestimmten Anwendungsfall erledigen wollen. Dann in einem kontrollierten Umfeld mit einer kontrollierten Nutzergruppe und deren Einverständnis diese Simulation zu fahren, ist vorstellbar. Aber nicht unbedingt, daraus einen Agenten zu basteln, den man dann wieder allen möglichen anderen Firmen weiterverkaufen kann. Dann sind wir sehr schnell bei der Diskussion: Wer treibt überhaupt noch wie viel Innovation? Was ist mit IP-Klau? Auch ein Feld, das man genau im Blick haben muss. Nicht alles, was machbar ist, ist immer auch wünschenswert oder zulässig. (mb)
“Wir können alles technologisch und organisatorisch abbilden” srcset=”https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?quality=50&strip=all 2784w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=300%2C168&quality=50&strip=all 300w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=768%2C432&quality=50&strip=all 768w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=1024%2C576&quality=50&strip=all 1024w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=1536%2C864&quality=50&strip=all 1536w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=2048%2C1152&quality=50&strip=all 2048w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=1240%2C697&quality=50&strip=all 1240w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=150%2C84&quality=50&strip=all 150w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=854%2C480&quality=50&strip=all 854w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=640%2C360&quality=50&strip=all 640w, https://b2b-contenthub.com/wp-content/uploads/2025/07/Oracle-Herrmann_16.jpg?resize=444%2C250&quality=50&strip=all 444w” width=”1024″ height=”576″ sizes=”(max-width: 1024px) 100vw, 1024px”>Thorsten Herrmann, Senior Vice President und Country Leader Oracle DeutschlandOracle
Klassischer Datenbankanbieter, Plattformanbieter, Cloud-Anbieter, KI-Anbieter oder von von allem ein bisschen? Für was steht Oracle heute eigentlich?
Thorsten Herrmann: Die Stoßrichtung ist ganz klar, Plattform- und Cloud-Anbieter zu sein. Natürlich müssen wir anerkennen, dass die Kunden in verschiedenen Industrien auch einen unterschiedlichen Reifegrad mitbringen, gerade wenn es um das Thema Cloud geht. Oracle hat allerdings auch den Anspruch, in gewissen Branchen, beispielsweise dem Gesundheitswesen, sehr tief in die industrielle Wertschöpfungskette einzusteigen, beispielsweise über Akquisitionen oder die Entwicklung von Spezial-Know-How und Speziallösungen. Mit unserer Cloud wollen wir logischerweise auch die entsprechenden Infrastrukturen für das Thema AI aufbauen.
Oracle hat sich mit der Cloud lange schwergetan und ist vergleichsweise spät eingestiegen.
Herrmann: Klar, könnte man behaupten, ihr kommt ein bisschen spät zur Party. Das hat aber auch Vorteile und nicht nur Nachteile. Die zweite Cloud-Generation unterscheidet sich in meinen Augen in wesentlichen Aspekten von dem, was man bisher vom Markt kannte. Alle anderen Anbieter haben den Markt mit einem klassischen Public-Cloud-Ansatz adressiert. Wir bezeichnen unseren Ansatz als Distributed Cloud.
Was bedeutet das?
Herrmann: Damit wollen wir sicherstellen, dass Kunden immer den gleichen Funktionsumfang bekommen, egal welche Form von Cloud sie konsumieren, ob es eine private Cloud hinter der Firewall im eigenen Rechenzentrum ist oder die Public Cloud oder die Sovereign Cloud. Es gibt keine Unterschiede bei den verwendeten Tools oder den Schnittstellen. Kunden werden also nicht aufgrund der Art der Cloud in eine gewisse Richtung gedrängt.
Je nach der Kritikalität der Anwendungen können Kunden im eigenen Rechenzentrum bleiben und dort die Skalierfähigkeit und die Flexibilität des Resourcenpools nutzen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, zu bestimmten Zeitpunkten in die Public Cloud zu wechseln. Und dann gibt es vielleicht Teile, die sollen in einer Souvereign Cloud oder einer hoch restriktiven Cloud laufen – also in eine Air-Gap-Lösung, wo die gesamte Infrastruktur ausschließlich in Deutschland steht, wo die daran beteiligten Menschen auf Sabotageschutz überprüft sind, wo es keine Verbindungen ins öffentliche Internet gibt.
“Es gibt im Markt sehr viele Absichtserklärungen…”
Digitale Souveränität wird derzeit viel diskutiert. Wie relevant ist das Thema für Oracle?
Herrmann: Wir haben von Anfang an Sovereign Clouds und auch restriktive Clouds designt. Das liegt sicherlich ein Stück weit auch in der Historie von Oracle bedingt, aus einem CIA-Projekt entstanden zu sein. Das Thema, hochsichere Anwendungen herzustellen oder mit hochgeheimen Daten zu hantieren, kennen wir von Anfang an.
Oracle hat vor zwei Jahren ein spezielles Konstrukt hier in Deutschland ins Leben gerufen. Die souveräne Cloud wird von einem speziellen eigenen deutschen Unternehmen betrieben, das quasi getrennt von Oracle agiert. Gibt es das immer noch?
Herrmann: Ja. Wir kennen verschiedene Stufen von Souveränität. Was wir unter der Sovereign Cloud verstehen, sind Rechenzentren in Europa, die nur von europäischen Bürgern betrieben werden, die ein entsprechendes Clearing haben. Sämtliche Server, auch die, die für Management der Infrastruktur genutzt werden, stehen ausschließlich in Europa.
Wenn die Anforderungen strenger sind, gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, das Ganze auf Deutschland einzugrenzen, zum Beispiel wenn Daten Deutschland nicht verlassen dürfen. Nur deutsche Bürgerinnen und Bürger, die entsprechend dem Sabotage-Schutz überprüft sind, betreiben diese Rechenzentren hier in Deutschland. Dafür verantwortlich ist eine deutsche Gesellschaft.
Und dann bieten wir auch die Möglichkeiten von Air Gap Solutions. Damit bekommen Kunden sozusagen eine völlig eigene Cloud, die nur über zertifizierte Datenstrecken, sogenannte Dioden, die nur in eine Richtung funktionieren, angeschlossen sind.
Es ist letztendlich Frage, welchen Grad an Souveränität die Kunden haben möchten. Wir können alles sowohl technologisch wie auch organisatorisch abbilden. Das ist ein ganz erheblicher Unterschied. Es gibt im Markt sehr viele Absichtserklärungen, wir aber haben es bereits.
CW: Jeder Cloud-Hyperscaler behauptet momentan, souveräne Rechenzentren und Cloud-Infrastrukturen hier in Deutschland betreiben zu können.
Herrmann: Der Teufel steckt im Detail. Ich würde immer empfehlen: Schauen Sie ins Kleingedruckte.
Viele Datenschützer sagen: Sobald ein US-Anbieter dahinter steckt oder mit involviert ist, ist es aus Datenschutz-rechtlichen Gesichtspunkten eigentlich ein No-go. Das betrifft ja auch Oracle.
Herrmann: Das ist auch eine emotionale Diskussion, mit der sind wir natürlich ebenfalls konfrontiert – gerade wenn ich mit Entscheidungsträgern aus der Politik spreche. Ich glaube aber, dass wir nach wie vor in vielen Diskussionen nicht sauber differenzieren zwischen dem, was technologisch und organisatorisch tatsächlich machbar ist, und was die emotionale Komponente auch in der globalen politischen Landschaft ausmacht?
Jetzt kann ich die globale politische Landschaft nicht verändern, das ist auch nicht mein Anspruch. Aber ich kann sehr wohl natürlich versuchen, eine Faktenbasis zu schaffen. Und im Kleingedruckten etlicher Anbieter steht zum Beispiel, dass Management-Server vielleicht nicht in Deutschland stehen. Das ist ein harter Fakt. Wenn ich aber behaupte, meine Cloud läuft in Deutschland, da muss auch wirklich alles in Deutschland laufen. Nicht nur die Daten dürfen das Land nicht verlassen, es darf auch keine Zugriffe von außerhalb geben.
Es darf nur Zugriffe von entsprechend nach deutschem Recht zertifizierten Personen geben, und das hat Oracle in einem mit dem BSI abgestimmten Verfahren auch geprüft. Das ist nicht einfach, aber es ist heute bei uns verfügbar.
Für einiges Aufsehen hatte letztens die Sperrung des E-Mail-Kontos vom Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag durch Microsoft gesorgt. Hintergrund war eine Sanktionierung durch den US-Präsidenten Donald Trump. Oracle als US-Unternehmen könnte auch einmal gezwungen sein, so eine Art Kill-Switch zu drücken. Wie beurteilen Sie diese Gefahr?
Herrmann: Den politischen Kontext würde ich jetzt nicht unbedingt kommentieren wollen. Wir sind in vielen Ländern in der Lage, Cloud-Infrastrukturen betreiben zu können, ohne irgendeine Beziehung zur Konzernmutter zu haben – auch ohne Internet-Connection. Wenn man dann aufgefordert wird, Daten abfließen zu lassen – Daten aus einem Rechenzentrum, das nicht an der am Internet hängt, können nicht so ohne weiteres abfließen. Also vor dem eben geschilderten Hintergrund würde ich unseren verteilten Cloud-Ansatz durchaus als Vorteil sehen.
Es ist zudem nicht die Aufgabe von Technologieunternehmen, die politische Landschaft zu bespielen, sondern technologische Möglichkeiten zu schaffen. Am Ende des Tages verstehe ich mich an allererster Stelle auch als Europäer und als Bundesbürger. Wir agieren hier im deutschen Rechtsrahmen und an den halten wir uns auch. Alles andere liegt, realistisch betrachtet, ein Stück weit außerhalb unserer Kontrolle. Wenn wir in so eine Situation kommen, dann glaube ich, haben unsere Staaten ganz grundsätzliche Probleme. Das ist auf einer anderen Ebene zu diskutieren.
Momentan schauen sich mehr und mehr Unternehmungen in Deutschland nach alternativen Lösungen um – ich nenne mal Schwarz Digits und STACKIT als Cloud oder die Open-Source-Lösungen von Nextcloud.
“Wo fängt digitale Souveränität an, wo hört sie auf?”
Herrmann: Mal provokant gefragt: Wie viel Open Source wird denn außerhalb von Deutschland entwickelt und wieviel wirklich innerhalb Deutschlands? Das ist jetzt nicht polemisch gemeint. Aber auch den Diskussionen rund um Open Source täte ein wenig mehr Versachlichung gut. Ein Großteil unserer Cloud basiert übrigens auf Open Source.
Wenn ein Data-Center-Betreiber alle Technologie aus seinem Rechenzentrum entfernen müsste, in der amerikanische Chips, Switches, Router oder chinesische Komponenten stecken, würde da fast nichts mehr drinnen stehen. Also – wo fängt Souveränität an, wo hört sie auf?
Ich glaube, es ist zu kurz gesprungen zu sagen: Das ist ein deutscher Anbieter und deswegen automatisch souverän – und das ist ein amerikanischer Anbieter und deswegen automatisch nicht souverän. Man muss sich die technologischen Konzepte, die Betriebskonzepte und die organisatorischen Maßnahmen anschauen. So etwas geht immer Hand in Hand mit den regulierenden Behörden, mit den Kunden und ihren Erfordernissen, und dann logischerweise mit den Anbietern, die die technologischen Fähigkeiten zur Verfügung stellen.
Oracle baut die eigene Cloud-Data-Center-Infrastruktur aus, sucht seit ein paar Jahren auch verstärkt Kooperationen mit den anderen Anbietern, also Microsoft, AWS und Google. Verschiebt sich da der Fokus?
Herrmann: Wir schaffen es momentan nicht, schnell genug hinter dem Bedarf hinterherzubauen. Das ist eine Herausforderung, mit der alle Anbieter konfrontiert sind. Wir haben weltweit bereits 51 Public Cloud Regionen in 26 Ländern und planen weitere zu eröffnen. Das geht sehr schnell bei uns voran.
Eine zweite allgemeine Herausforderung, vor der wir alle gerade im Cloud Bereich stehen, ist das Thema Energie. Wie bekomme ich den Strom in die Rechenzentren rein, und wie bekomme ich die Hitze raus. Wir alle kennen die Probleme, die an Hubs wie Amsterdam existieren. Wo mittlerweile Automobil-Schnellladestationen heruntergefahren werden, weil man sich entscheiden muss, wer den Strom bekommt.
Parallel dazu werden wir aber trotzdem die Partnerschaften vorantreiben, weil wir den Bedarf beim Thema Multi-Cloud sehen. Unserer Auffassung kann es nicht das Ziel sein, jede Cloud wie eine Burg zu bauen. Das entspricht auch gar nicht der IT-Realität unserer Kundinnen und Kunden. Die haben früher in ihren Rechenzentren verschiedenste Server, Infrastrukturen und Architekturen betrieben, unterschiedliche Speichersysteme, Netzwerkkomponenten, Software-Stacks – warum sollte man sich heute auf eine einzige Cloud festlegen müssen?
Wir müssen wieder näher ran an das, was Technologie eigentlich leisten sollte: Nämlich Antworten zu geben, was denn der Kunde davon hat, und den Beitrag zum Nutzen des Kunden herausarbeiten. Das, denke ich, müssen wir alle viel stärker in den Vordergrund stellen, als immer nur zu sagen: Bei uns ist es toll, wenn alles auf der eigenen Infrastruktur läuft. Aber das entspricht eben nicht der Realität da draußen. Man muss die Heterogenität der Landschaften draußen auch bedienen.
Wie sieht das konkret aus?
Herrmann: Zum Beispiel die Oracle Datenbank – sehr stabil und mit interessanten AI-Features, um unstrukturierte und strukturierte Daten zu kombinieren. Beim Kunden laufen aber womöglich gewisse Teile der IT-Infrastruktur auf einer Google-, AWS- oder Azure-Cloud. Warum sollte der Kunde eigentlich nicht die Möglichkeit haben, die Datenbank auch dort zu konsumieren?
Wie funktioniert das eigentlich jetzt genau? Gerade die Oracle-Datenbanken sind teilweise sehr eng mit der Hardware verzahnt. Ich denke da an die Exadata-Maschinen von Ihnen. Die stehen dann bei Google im Rechenzentrum?
Herrmann: Genau.
Eng gekoppelt mit der Google-Cloud-Infrastruktur.
Herrmann: Komplett gekoppelt. Wir kennen die Exadata als On-prem-Variante dieser Datenbank und es gibt dementsprechend die Cloud-Version, also die gemanagte Variante. Das Ganze ist ein Cloud Service, den wir für den Kunden betreiben. Das ist ohnehin unser Anspruch, diese ganzen Migrationen einfach zu halten. Wir haben zum Beispiel auch sehr geringe Egress-Kosten, die normalerweise auflaufen, wenn man von einer Cloud in die andere Cloud wechseln will.
Diese Egress-Gebühren haben inzwischen fast alle Anbieter abgeschafft.
Herrmann: Ja, das wird runtergefahren.
Wäre es denn auch denkbar, dass zum Beispiel AWS ihre Data-Center-Maschinen in den Oracle-Rechenzentren aufstellt und dort für deren Kunden betreibt?
Herrmann: Kein uncharmanter Gedanke, aber das wäre jetzt rein spekulativ. Das würde auch definitiv nicht in Deutschland entschieden, sondern würde ganz klar von unseren zentralen Engineering Teams entschieden werden. Da müssten verschiedenste Aspekte begutachtet werden, zum Beispiel Security etc.
Grundsätzlich hat in den vergangenen Jahren ein ziemlicher Kulturwandel bei Oracle stattgefunden – in Richtung Offenheit. Wenn ich daran zurückdenke, wie Larry Ellison noch vor wenigen Jahren über AWS und Microsoft geschimpft hat – und heute kooperiert man.
Herrmann: Und umgekehrt natürlich genauso. Ich kann mich noch aus meinen Microsoft-Zeiten erinnern, als wir versucht haben, Oracle-Datenbankumgebungen mit Postgres SQL abzulösen. Das war gar nicht so einfach. Daran sieht man, dass der Zufriedenheitsgrad der Kunden mit unserer Datenbank hoch ist, insbesondere mit der Stabilität und mit der Innovation, gerade jetzt auch im Umfeld von 23ai.
Als ich meine Reisen gemacht habe, um die Kunden kennenzulernen, gab es sicher so manche Diskussionen, aber nahezu niemand hat mich konfrontiert mit einer Diskussion zu Instabilitäten, technologischen Unzulänglichkeiten oder dergleichen. Deswegen ist diese Kombination so wichtig: Jetzt kann ich den Datenbank-Stack, den ich als Kunde wertzuschätzen gelernt habe, auch in der Cloud und vor allem auch in der Cloud meiner Wahl nutzen. Ein tatsächlicher Mehrwert also. Das begrüßen alle gleichermaßen.
Ich habe derzeit allerdings das Gefühl, dass man vielerorts versucht, wieder Grenzen hochzuziehen und den eigenen Stack zu bevorzugen – nach dem Motto: Lieber Kunde, wenn du sowieso schon in meiner Cloud und in meinem Stack bist, dann nutze doch lieber meine Tools, meine Features und meine Services, statt irgendwas anderes externes. Die Regulatorik verlangt allerdings mehr Offenheit von den Cloud-Anbietern.
“Das Thema Modularität verschwindet nicht mit der Cloud”
Herrmann: Genau – die Regulatorik ist der eine Aspekt. Aber auch das andere Thema Modularität spielt eine wichtige Rolle. Das haben wir im Applikationsumfeld immer schon gehabt. Was haben wir in der On-Premises-Welt Anwender klagen hören über monolithische Blöcke versus modulare Systeme und Best of Breed. Das Thema verschwindet ja nicht, wenn ich plötzlich in der Cloud bin. Natürlich hat es jeder Anbieter gerne, wenn man möglichst viel vom eigenen Stack nutzt.
Aber die Möglichkeit zu haben, über Standard-Schnittstellen, über Standard-Datenaustausch, über gewisse Standard-Formate diese Möglichkeiten zu schaffen und damit den Wandel zu unterstützen, dann sollte das auch so sein.
Man hört von vielen Anwendern auch immer wieder: Jetzt sind wir in der Cloud und stellen fest, dass das ganze aus einer ökonomischen Perspektive gar nicht so gut funktioniert, wenn alles nur an einer Stelle liegt. Auch da sind wir ein Stück weit der Herausforderer im Markt mit einer ganz anderen Preis-Performance, was auch auf die Architektur zurückzuführen ist. Bei uns können Sie eine vollwertige Cloud, also von ihren Funktionalitäten her vollwertig, schon in vier Racks konsumieren. Bei den Wettbewerbern braucht es ein Vielfaches davon, um so eine vollwertige Cloud zu bekommen. Und die kleineren Lösungen sind immer ein Subset der Funktionen.
Aber mit vier Racks kommt man doch nicht weit?
Herrmann: Natürlich haben vier Racks nicht die gleiche Compute-Power und die gleiche Storage-Kapazität wie 100. Aber es fehlt nicht an der Funktionalität. Deswegen können wir auch zu besonders attraktiven Konditionen anbieten, und diese Infrastruktur und Plattformen in Marktsegmenten platzieren, wo man vorher gefragt hat: Na ja, das ist eigentlich alles zu teuer, und kann man sich das überhaupt leisten?
Aber das ist ja im Grunde genommen die entscheidende Frage. Fokussiere ich mich auf eine technische Migration in die Cloud und packe meine IT einfach nur aus meinem Rechenzentrum rüber in die Cloud – was ja letzten Endes keinen besonderen Mehrwert bringt. Im Grunde genommen verschenkt man damit alle Modernisierungs- und Transformationsmöglichkeiten.
Herrmann: Reines Lift and Shift macht heute kaum noch jemand. Viele gehen mit der Cloud in neue Applikationsentwicklung oder zumindest in eine gewisse Cloudifizierung, Containerisierung etc. Dann gibt es vielleicht ein paar Themen, die vom Zeithorizont her langfristig nicht mehr strategisch sind, die man aber noch die nächsten zwei oder drei Jahre benötigt. Da soll der Aufwand dafür natürlich möglichst gering bleiben – also kapseln oder gleich On-Premises behalten, oder wenn man das Rechenzentrum wirklich leerräumen will, dann nimmt man es einfach rüber in die Cloud und betreibt es dort weiter.
Gut, aber das hat immer noch einen sehr technischen Fokus. Ich würde einen Schritt weitergehen in Richtung Prozess- und Organisationsmodernisierung. Sie sprachen es an – Oracle will sich auf bestimmte Branchen fokussieren. Gehen Sie da auch in eine regelrechte Business-Beratung, die sie selber anbieten oder läuft das dann über Partner?
Herrmann: Also in den Bereichen, in denen wir selbst genügend KnowHow haben – und da würde ich an allererster Stelle das Healthcare Thema mit Oracle Health, ehemals Cerner, nennen, im Retail Umfeld haben wir viel Kapazität aufgebaut oder rund um Hotellerie. Ansonsten verfolgen wir den Ansatz von strategischen Partnerschaften, also mit entsprechenden Beratungshäusern zusammen dann diese Themen zu adressieren.
Ich würde es nicht als naheliegendes Ziel sehen, entsprechende Kapazitäten selbst aufzubauen. Dafür gibt es hervorragende industriespezifische Fachberater und eben die großen Beratungshäuser wie eine PWC, Deloitte, Accenture etc, mit denen wir natürlich intensiv über Partnerschaften sprechen und dann auch bestimmte Industrien adressieren. Deswegen haben wir uns auch intern nach Industrien aufgestellt, um diese Anschlussfähigkeit zu verbessern.
Oracle kooperiert mit verschiedenen Anbietern von Large Language Models (LLMs). Darauf bauen dann ihre eigenen Bots und KI-Agententechnologie auf. Wie verstehen sich denn KI-Agenten unterschiedlicher Plattformen verstehen und wie tauschen sie sich aus.
Herrmann: PWC baut interessante Plattformen dafür. Am Ende des Tages braucht es die passenden Plattformen, weil es gibt die LLM-Entwickler und es gibt auch viele Kunden, die ihre LLMs angereichert um ihre Enterprise Daten trainieren wollen, und dafür braucht es leistungsfähige Infrastrukturen.
Wir betreiben im AI-Umfeld den gesamten Stack. Wir haben sehr früh angefangen, AI in unsere eigenen Applikationen zu integrieren, sei es in die Industrie-spezifischen Anwendungen, wie auch in den Fusion Stack. Wir haben mutmaßlich im ERP-Umfeld SAP weltweit überholt. Das liegt auch daran, dass sehr viel Agentic-AI in unseren Applikationen bereits integriert ist – ob es Human-Capital-Management- (HCM-)Systeme sind oder Supply-Chain-Themen.
Wir bieten aber auch betriebene Plattformen mit verschiedenen LLMs an, ob es Cohere ist oder Meta oder andere. Und wir bieten auch ganze Infrastrukturen an, von sehr kleinen, sehr modularen Systemen, die sich einfach in den eigenen Betrieb integrieren lassen, bis hin zu Superclustern, mit denen man dann auch LLMs trainieren kann.
“Nicht alles was machbar ist, ist auch wünschenswert”
Sie sitzen ja auf einem wahren Datenschatz mit ihrer Datenbanktechnologie, die bei den Kunden im Einsatz ist.
Hermann: Na ja, unsere Kunden sitzen auf dem Datenschatz.
Andere Anbieter holen sich das Einverständnis der Kunden und nutzen deren Daten um KI-Features zu trainieren. Deren Argument: Das kommt dann auch euch wieder zugute, weil dadurch diese KI intelligenter wird.
Herrmann: Wir trainieren keine Modelle mit Daten von Kunden, ganz explizit nicht. Wir sind da ganz stringent und sagen, die Daten gehören ausschließlich den Kunden und wir helfen den Kunden, auch gemeinsam mit Partnern in speziellen Projekten. Aber immer in dem Kontext: Der Kunde hat die Kontrolle, der Kunde entscheidet.
Das wird sich auch nicht ändern. Schon allein deswegen, weil wir als Datenbankanbieter einen großen Vertrauensvorschuss von unseren Kunden bekommen. Dort liegen die kritischsten Daten, die oft die zentrale Wertschöpfungskette beinhalten. Es gibt große Automobilhersteller, da würde kein einziger Wagen vom Band rollen, wenn diese Datenbanken stillstünden. Das ist das Herzstück eines Unternehmens. Und diese Daten gehören dem Kunden.
Sie stellen also die Basistechnologie zur Verfügung. Wenn der Kunde sagt, Ich möchte aber dieses oder jenes KI-Modell entsprechend mit meinem Business-Daten anreichern und trainieren …
Herrmann: Kann er das über die 23ai beispielsweise machen. Wir würden auch alle Cloud-Features zur Verfügung stellen, wir würden logischerweise auch in den Projektgruppen mit dem Kunden zusammenarbeiten, wir würden unsere Ingenieure zur Verfügung stellen, wir würden Knowhow unserer Partnerunternehmen beisteuern. All das, was notwendig ist, damit der Kunde zu einem optimalen Ergebnis kommt. Aber wir würden diese Daten oder Metadaten nie dazu nutzen, unsere eigenen Agenten zu trainieren.
Gerade hier in Deutschland wird oft über Themen wie Datenökonomie und Datenräume gesprochen, teilweise auch von der Politik forciert – gerade mit Blick auf die neuen Möglichkeiten mit KI. Industrien sollen Datenräume aufbauen, Daten teilen, um da neue Ideen zu generieren. Aber so richtig ins Rollen kommt das nicht.
Herrmann: Schauen Sie sich Predictive-Maintenance-Modelle an. Teilt Maschinenfabrikant A seine Daten mit Maschinenfabrikant B? Ist es wirklich in deren Interesse? Wollen Sie wirklich, dass ein allgemein trainiertes Modell den Vorteil ausnutzt, den Sie vielleicht im Algorithmus gefunden haben aufgrund von Schwingungsanalyse oder Umdrehungszahlen, was auch immer, und damit längere Laufzeiten und weniger Abnutzung zu haben. Wollen Sie das wirklich?
Grundsätzlich glaube ich, dass es immer interessant ist, die Qualität von Daten zu verbessern. Aber man muss sich die spezifischen Fälle anschauen und sehen, wie die Interessen verteilt sind. Es wäre durchaus vorstellbar, dass man eine Plattform schafft für eine gewisse Untermenge von Werkzeug- oder Maschinenbauern, die alle einen bestimmten Anwendungsfall erledigen wollen. Dann in einem kontrollierten Umfeld mit einer kontrollierten Nutzergruppe und deren Einverständnis diese Simulation zu fahren, ist vorstellbar.
Aber nicht unbedingt, daraus einen Agenten zu basteln, den man dann wieder allen möglichen anderen Firmen weiterverkaufen kann. Dann sind wir sehr schnell bei der Diskussion: Wer treibt überhaupt noch wie viel Innovation? Was ist mit IP-Klau? Auch ein Feld, das man genau im Blick haben muss. Nicht alles, was machbar ist, ist immer auch wünschenswert oder zulässig. (mb)