Das Metaverse lebt… irgendwie.Hadrian | shutterstock.com Meta-Gründer und -CEO Mark Zuckerberg war vor kurzem zu Gast im Podcast von Theo Von, einem (Trump-nahen) Comedian. Bei dieser Gelegenheit ging Zuckerberg auch auf seine Vision der technologischen Zukunft ein. In dieser sind die allermeisten physischen Objekte – vom Buch, über das Brettspiel bis hin zur Tischtennisplatte – überflüssig. Der Grund: Sie werden durch Hologramme substituiert, die über Augmented-Reality-Brillen betrachtet werden. So zumindest die Prognose des Facebook-Erfinders. Doch damit nicht genug: Zuck geht außerdem davon aus, dass bereits in den nächsten vier Jahren bis zu zwei Milliarden Menschen AR-Brillen statt ihrer Smartphones nutzen könnten. Der Hologramm-Status-Quo Die Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass die Benutzer auch tatsächlich physische Objekte durch virtuelle ersetzen wollen. Wovon bislang eher nicht die Rede sein kann, wie Apples Vision Pro zeigt. Die Mixed-Reality-Brille ist bereits seit 2024 erhältlich und ermöglicht bereits jetzt, mit digitalen Objekten in realen Umgebungen zu interagieren. So könnte man schon heute etwa riesige Fernsehbildschirme virtualisieren. Und obwohl der UVP der Apple-Brille mit 3.500 Dollar weit unter dem eines 221-Zoll-TV liegen dürfte, ist bislang kaum ein Verbraucher davon überzeugt, dass die Apple-Brille ihr Geld wert ist. Zugegeben: Dieser Vergleich hinkt ein bisschen. Man könnte argumentieren, dass ein TV nicht wirklich durch die Vision Pro ersetzt werden kann, weil dann nur jeweils eine Person schauen kann. Und: In Zuckerbergs Zukunft werden Hologramme außerdem nicht mehr über sperrige Gerätschaften wie die Vision Pro übertragen, sondern über Brillen, die nicht wesentlich schwerer oder größer sind als ihre herkömmlichen Pendants. Dennoch: Aktuell leben wir noch in einer Welt, in der kein populäres Consumer-Technikprodukt mit Hologrammen arbeitet – und sämtliche Produkte in diesem Bereich ein Nischendasein fristen. Einige Beispiele: Looking Glass hat mit dem Go ein klappbares, holografisches Display im Taschenformat im Angebot. Mit der zugehörigen Software lassen sich normale Digitalfotos in 3D-Hologramme umwandeln, die sich dann auf dem Display anzeigen lassen. Holloconnects adressiert mit seiner Holobox das Unternehmensumfeld. Die interaktiven 3D-Hologramm-Displays (die in verschiedenen Ausführungen erhältlich sind) können unter anderem im Retail-Bereich für Produktbewerbungen und -Previews oder in der Telemedizin eingesetzt werden und lassen sich auch mit KI-Avataren kombinieren. Der Anbieter produziert bei Bedarf auch maßgeschneiderte holografische Inhalte nach Kundenwunsch. Proto bietet mit seiner Hologramm-Kabine Epic die Möglichkeit, lebensgroße 3D-Abbilder von Personen in Echtzeit anzuzeigen. Das Produkt ist für Remote-Meetings oder Veranstaltungen gedacht und ermöglicht seinem Benutzer, weltweit virtuell präsent zu sein. Die Kabinen von Proto sind immerhin bereits an einigen Flughäfen, Konferenzzentren und Retail-Geschäften in den USA und Europa installiert. Leia Inc. verkauft sein Lume Pad 2 derzeit ausschließlich in den USA. Das Tablet-Device (läuft auf Android) verspricht, 3D-Inhalte zu generieren, die ganz ohne Brille konsumiert werden können, dafür aber mit künstlicher Intelligenz optimiert werden. Laut dem Hersteller ist das Device mit seinen integrierten stereoskopischen Kameras der ideale Begleiter für “3D-Content-Enthusiasten”. zSpace bietet sowohl holografische Produkte als auch Services für Unternehmen an. Die Technologie des Unternehmens ermöglicht realistische 3D-Visualisierungen über proprietäre Display-Technologie, eine trackbare Brille und einen Stift. So können die Benutzer mit digitalen Objekten wie in der echten Welt interagieren. Der Anbieter adressiert in erster Linie die Manufacturing- und Healthcare-Branche sowie den Forschungsbereich. Hypervsn hat ebenfalls eine holografische 3D-Display-Technologie für Unternehmen im Angebot. Mit ihr lassen sich hochauflösende Hologramme realisieren, die ohne Brille betrachtet werden können. Zur Produktpalette gehört unter anderem die modulare, skalierbare 3D-Hologramm-Wand SmartV Wall. Die Displays von Hypervsn werden vornehmlich für Werbekampagnen, größere Events und in Showrooms eingesetzt. Light Field Lab vertreibt mit SolidLight nach eigener Aussage das “Display der nächsten Generation”. Das Produkt ist in der Lage, aus modularen, direkt emittierenden Panels dichte, konvergierende Lichtwellenfronten zu erzeugen. Das Resultat sind holografische Objekte, die in der Luft zu schweben scheinen und aus mehreren Blickwinkeln mit korrekter Bewegungsparallaxe, Reflexionen und Brechungen betrachtet werden können. Diese Hologramm-Lösung ist zum Beispiel für Entertainment-Zwecke, immersive Werbung und digitale Beschilderungen in öffentlichen Räumen geeignet. Voxon Photonics produziert fortschrittliche volumetrische Displays, die interaktive 3D-Hologramme mit Millionen von Lichtpunkten in Echtzeit erzeugen. Die Displays versprechen ein 3D-Erlebnis ganz ohne Brille oder Headset und eignen sich laut Hersteller für “Shared Environments” wie Museen, Kinosäale oder die Meeting-Räume von Unternehmen. Realfiction ist ebenfalls auf holografische Displays spezialisiert, die es ermöglichen, entsprechende Inhalte ohne Brille zu konsumieren. Die Technologie des Anbieters eignet sich für diverse Anwendungsfälle – von der Automotive- über die Kommunikations-Lösung bis hin zu Entwicklungsumgebungen für 3D-Visualisierungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie noch nie zuvor von einer dieser Firmen oder ihren Lösungen gehört haben, ist hoch. Und das nicht ohne Grund: Holografische Produkte und Services existieren schon seit Jahren, sind aber bislang nicht über den Status des Marketing-Gimmicks hinausgekommen. Schöne, neue Fake-Welt? Was Meta-CEO Zuckerberg vorschwebt, geht jedoch noch ein paar Schritte weiter und hat nichts mehr mit Einzelprodukten für Unternehmen oder Verbraucher zu tun. In seiner Vision existiert ein ganzes Ökosystem von holografischen Inhalten, die über eine Brille, die so gut wie jeder täglich auf der Nase hat, konsumiert werden sollen. Meine persönliche Meinung: Ich zweifle sowohl an Zuckerbergs Motiven als auch an seiner prädiktiven Treffsicherheit. Zunächst einmal scheint der Meta-CEO zu glauben, dass die Zukunft der sozialen Netzwerke darin liegt, Menschen mit KI zu sozialisieren. So ließ er im April 2024 im Podcast mit dem KI-Experten Dwarkesh Patel verlauten, dass Durchschnittsmenschen nach mehr Vernetzung und Verbindungen streben als sie haben. Eine Lücke, die Zuck vorzugsweise mit “virtuellen Freunden” in Form von KI-Chatbots füllen möchte. Dabei kritisierte er parallel das “Stigma”, das Freundschaften zwischen Mensch und KI anhafte, und zeigte sich fest davon überzeugt, dass diese Verbindungen in Zukunft gesellschaftliche Akzeptanz erfahren. Dass sein Unternehmen genau die Tools und Services zur Verfügung stellt, um diese Vision umzusetzen, ist natürlich reiner Zufall. Ebenso, wie Zuckerbergs Vorstoß in Sachen AR-Brillen und die enormen Investments von Meta in diese Technologie. Im Grunde ist Zuckerbergs “neue” Tech-Zukunftsvision der alten Idee vom Metaverse ziemlich ähnlich: Menschen leben mit Fake-Freunden in einer Fake-Umgebung, lesen Fake-Bücher, spielen Fake-Schach und fläzen virtuell vor Fake-Bildschirmen – und lassen all ihr Geld bei Meta, statt in Kinos, Bars und Buchläden. Dass eine Zukunft dieser Art für Zuckerberg reizvoll ist, kann ich mir gut vorstellen. Alle anderen sind wahrscheinlich eher weniger begeistert – nicht nur, weil es keine physischen Objekte mehr gibt. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!
Zuckerbergs Hologramm-Visionen
Das Metaverse lebt… irgendwie.Hadrian | shutterstock.com Meta-Gründer und -CEO Mark Zuckerberg war vor kurzem zu Gast im Podcast von Theo Von, einem (Trump-nahen) Comedian. Bei dieser Gelegenheit ging Zuckerberg auch auf seine Vision der technologischen Zukunft ein. In dieser sind die allermeisten physischen Objekte – vom Buch, über das Brettspiel bis hin zur Tischtennisplatte – überflüssig. Der Grund: Sie werden durch Hologramme substituiert, die über Augmented-Reality-Brillen betrachtet werden. So zumindest die Prognose des Facebook-Erfinders. Doch damit nicht genug: Zuck geht außerdem davon aus, dass bereits in den nächsten vier Jahren bis zu zwei Milliarden Menschen AR-Brillen statt ihrer Smartphones nutzen könnten. Der Hologramm-Status-Quo Die Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass die Benutzer auch tatsächlich physische Objekte durch virtuelle ersetzen wollen. Wovon bislang eher nicht die Rede sein kann, wie Apples Vision Pro zeigt. Die Mixed-Reality-Brille ist bereits seit 2024 erhältlich und ermöglicht bereits jetzt, mit digitalen Objekten in realen Umgebungen zu interagieren. So könnte man schon heute etwa riesige Fernsehbildschirme virtualisieren. Und obwohl der UVP der Apple-Brille mit 3.500 Dollar weit unter dem eines 221-Zoll-TV liegen dürfte, ist bislang kaum ein Verbraucher davon überzeugt, dass die Apple-Brille ihr Geld wert ist. Zugegeben: Dieser Vergleich hinkt ein bisschen. Man könnte argumentieren, dass ein TV nicht wirklich durch die Vision Pro ersetzt werden kann, weil dann nur jeweils eine Person schauen kann. Und: In Zuckerbergs Zukunft werden Hologramme außerdem nicht mehr über sperrige Gerätschaften wie die Vision Pro übertragen, sondern über Brillen, die nicht wesentlich schwerer oder größer sind als ihre herkömmlichen Pendants. Dennoch: Aktuell leben wir noch in einer Welt, in der kein populäres Consumer-Technikprodukt mit Hologrammen arbeitet – und sämtliche Produkte in diesem Bereich ein Nischendasein fristen. Einige Beispiele: Looking Glass hat mit dem Go ein klappbares, holografisches Display im Taschenformat im Angebot. Mit der zugehörigen Software lassen sich normale Digitalfotos in 3D-Hologramme umwandeln, die sich dann auf dem Display anzeigen lassen. Holloconnects adressiert mit seiner Holobox das Unternehmensumfeld. Die interaktiven 3D-Hologramm-Displays (die in verschiedenen Ausführungen erhältlich sind) können unter anderem im Retail-Bereich für Produktbewerbungen und -Previews oder in der Telemedizin eingesetzt werden und lassen sich auch mit KI-Avataren kombinieren. Der Anbieter produziert bei Bedarf auch maßgeschneiderte holografische Inhalte nach Kundenwunsch. Proto bietet mit seiner Hologramm-Kabine Epic die Möglichkeit, lebensgroße 3D-Abbilder von Personen in Echtzeit anzuzeigen. Das Produkt ist für Remote-Meetings oder Veranstaltungen gedacht und ermöglicht seinem Benutzer, weltweit virtuell präsent zu sein. Die Kabinen von Proto sind immerhin bereits an einigen Flughäfen, Konferenzzentren und Retail-Geschäften in den USA und Europa installiert. Leia Inc. verkauft sein Lume Pad 2 derzeit ausschließlich in den USA. Das Tablet-Device (läuft auf Android) verspricht, 3D-Inhalte zu generieren, die ganz ohne Brille konsumiert werden können, dafür aber mit künstlicher Intelligenz optimiert werden. Laut dem Hersteller ist das Device mit seinen integrierten stereoskopischen Kameras der ideale Begleiter für “3D-Content-Enthusiasten”. zSpace bietet sowohl holografische Produkte als auch Services für Unternehmen an. Die Technologie des Unternehmens ermöglicht realistische 3D-Visualisierungen über proprietäre Display-Technologie, eine trackbare Brille und einen Stift. So können die Benutzer mit digitalen Objekten wie in der echten Welt interagieren. Der Anbieter adressiert in erster Linie die Manufacturing- und Healthcare-Branche sowie den Forschungsbereich. Hypervsn hat ebenfalls eine holografische 3D-Display-Technologie für Unternehmen im Angebot. Mit ihr lassen sich hochauflösende Hologramme realisieren, die ohne Brille betrachtet werden können. Zur Produktpalette gehört unter anderem die modulare, skalierbare 3D-Hologramm-Wand SmartV Wall. Die Displays von Hypervsn werden vornehmlich für Werbekampagnen, größere Events und in Showrooms eingesetzt. Light Field Lab vertreibt mit SolidLight nach eigener Aussage das “Display der nächsten Generation”. Das Produkt ist in der Lage, aus modularen, direkt emittierenden Panels dichte, konvergierende Lichtwellenfronten zu erzeugen. Das Resultat sind holografische Objekte, die in der Luft zu schweben scheinen und aus mehreren Blickwinkeln mit korrekter Bewegungsparallaxe, Reflexionen und Brechungen betrachtet werden können. Diese Hologramm-Lösung ist zum Beispiel für Entertainment-Zwecke, immersive Werbung und digitale Beschilderungen in öffentlichen Räumen geeignet. Voxon Photonics produziert fortschrittliche volumetrische Displays, die interaktive 3D-Hologramme mit Millionen von Lichtpunkten in Echtzeit erzeugen. Die Displays versprechen ein 3D-Erlebnis ganz ohne Brille oder Headset und eignen sich laut Hersteller für “Shared Environments” wie Museen, Kinosäale oder die Meeting-Räume von Unternehmen. Realfiction ist ebenfalls auf holografische Displays spezialisiert, die es ermöglichen, entsprechende Inhalte ohne Brille zu konsumieren. Die Technologie des Anbieters eignet sich für diverse Anwendungsfälle – von der Automotive- über die Kommunikations-Lösung bis hin zu Entwicklungsumgebungen für 3D-Visualisierungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie noch nie zuvor von einer dieser Firmen oder ihren Lösungen gehört haben, ist hoch. Und das nicht ohne Grund: Holografische Produkte und Services existieren schon seit Jahren, sind aber bislang nicht über den Status des Marketing-Gimmicks hinausgekommen. Schöne, neue Fake-Welt? Was Meta-CEO Zuckerberg vorschwebt, geht jedoch noch ein paar Schritte weiter und hat nichts mehr mit Einzelprodukten für Unternehmen oder Verbraucher zu tun. In seiner Vision existiert ein ganzes Ökosystem von holografischen Inhalten, die über eine Brille, die so gut wie jeder täglich auf der Nase hat, konsumiert werden sollen. Meine persönliche Meinung: Ich zweifle sowohl an Zuckerbergs Motiven als auch an seiner prädiktiven Treffsicherheit. Zunächst einmal scheint der Meta-CEO zu glauben, dass die Zukunft der sozialen Netzwerke darin liegt, Menschen mit KI zu sozialisieren. So ließ er im April 2024 im Podcast mit dem KI-Experten Dwarkesh Patel verlauten, dass Durchschnittsmenschen nach mehr Vernetzung und Verbindungen streben als sie haben. Eine Lücke, die Zuck vorzugsweise mit “virtuellen Freunden” in Form von KI-Chatbots füllen möchte. Dabei kritisierte er parallel das “Stigma”, das Freundschaften zwischen Mensch und KI anhafte, und zeigte sich fest davon überzeugt, dass diese Verbindungen in Zukunft gesellschaftliche Akzeptanz erfahren. Dass sein Unternehmen genau die Tools und Services zur Verfügung stellt, um diese Vision umzusetzen, ist natürlich reiner Zufall. Ebenso, wie Zuckerbergs Vorstoß in Sachen AR-Brillen und die enormen Investments von Meta in diese Technologie. Im Grunde ist Zuckerbergs “neue” Tech-Zukunftsvision der alten Idee vom Metaverse ziemlich ähnlich: Menschen leben mit Fake-Freunden in einer Fake-Umgebung, lesen Fake-Bücher, spielen Fake-Schach und fläzen virtuell vor Fake-Bildschirmen – und lassen all ihr Geld bei Meta, statt in Kinos, Bars und Buchläden. Dass eine Zukunft dieser Art für Zuckerberg reizvoll ist, kann ich mir gut vorstellen. Alle anderen sind wahrscheinlich eher weniger begeistert – nicht nur, weil es keine physischen Objekte mehr gibt. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!
Zuckerbergs Hologramm-Visionen Das Metaverse lebt… irgendwie.Hadrian | shutterstock.com Meta-Gründer und -CEO Mark Zuckerberg war vor kurzem zu Gast im Podcast von Theo Von, einem (Trump-nahen) Comedian. Bei dieser Gelegenheit ging Zuckerberg auch auf seine Vision der technologischen Zukunft ein. In dieser sind die allermeisten physischen Objekte – vom Buch, über das Brettspiel bis hin zur Tischtennisplatte – überflüssig. Der Grund: Sie werden durch Hologramme substituiert, die über Augmented-Reality-Brillen betrachtet werden. So zumindest die Prognose des Facebook-Erfinders. Doch damit nicht genug: Zuck geht außerdem davon aus, dass bereits in den nächsten vier Jahren bis zu zwei Milliarden Menschen AR-Brillen statt ihrer Smartphones nutzen könnten. Der Hologramm-Status-Quo Die Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass die Benutzer auch tatsächlich physische Objekte durch virtuelle ersetzen wollen. Wovon bislang eher nicht die Rede sein kann, wie Apples Vision Pro zeigt. Die Mixed-Reality-Brille ist bereits seit 2024 erhältlich und ermöglicht bereits jetzt, mit digitalen Objekten in realen Umgebungen zu interagieren. So könnte man schon heute etwa riesige Fernsehbildschirme virtualisieren. Und obwohl der UVP der Apple-Brille mit 3.500 Dollar weit unter dem eines 221-Zoll-TV liegen dürfte, ist bislang kaum ein Verbraucher davon überzeugt, dass die Apple-Brille ihr Geld wert ist. Zugegeben: Dieser Vergleich hinkt ein bisschen. Man könnte argumentieren, dass ein TV nicht wirklich durch die Vision Pro ersetzt werden kann, weil dann nur jeweils eine Person schauen kann. Und: In Zuckerbergs Zukunft werden Hologramme außerdem nicht mehr über sperrige Gerätschaften wie die Vision Pro übertragen, sondern über Brillen, die nicht wesentlich schwerer oder größer sind als ihre herkömmlichen Pendants. Dennoch: Aktuell leben wir noch in einer Welt, in der kein populäres Consumer-Technikprodukt mit Hologrammen arbeitet – und sämtliche Produkte in diesem Bereich ein Nischendasein fristen. Einige Beispiele: Looking Glass hat mit dem Go ein klappbares, holografisches Display im Taschenformat im Angebot. Mit der zugehörigen Software lassen sich normale Digitalfotos in 3D-Hologramme umwandeln, die sich dann auf dem Display anzeigen lassen. Holloconnects adressiert mit seiner Holobox das Unternehmensumfeld. Die interaktiven 3D-Hologramm-Displays (die in verschiedenen Ausführungen erhältlich sind) können unter anderem im Retail-Bereich für Produktbewerbungen und -Previews oder in der Telemedizin eingesetzt werden und lassen sich auch mit KI-Avataren kombinieren. Der Anbieter produziert bei Bedarf auch maßgeschneiderte holografische Inhalte nach Kundenwunsch. Proto bietet mit seiner Hologramm-Kabine Epic die Möglichkeit, lebensgroße 3D-Abbilder von Personen in Echtzeit anzuzeigen. Das Produkt ist für Remote-Meetings oder Veranstaltungen gedacht und ermöglicht seinem Benutzer, weltweit virtuell präsent zu sein. Die Kabinen von Proto sind immerhin bereits an einigen Flughäfen, Konferenzzentren und Retail-Geschäften in den USA und Europa installiert. Leia Inc. verkauft sein Lume Pad 2 derzeit ausschließlich in den USA. Das Tablet-Device (läuft auf Android) verspricht, 3D-Inhalte zu generieren, die ganz ohne Brille konsumiert werden können, dafür aber mit künstlicher Intelligenz optimiert werden. Laut dem Hersteller ist das Device mit seinen integrierten stereoskopischen Kameras der ideale Begleiter für “3D-Content-Enthusiasten”. zSpace bietet sowohl holografische Produkte als auch Services für Unternehmen an. Die Technologie des Unternehmens ermöglicht realistische 3D-Visualisierungen über proprietäre Display-Technologie, eine trackbare Brille und einen Stift. So können die Benutzer mit digitalen Objekten wie in der echten Welt interagieren. Der Anbieter adressiert in erster Linie die Manufacturing- und Healthcare-Branche sowie den Forschungsbereich. Hypervsn hat ebenfalls eine holografische 3D-Display-Technologie für Unternehmen im Angebot. Mit ihr lassen sich hochauflösende Hologramme realisieren, die ohne Brille betrachtet werden können. Zur Produktpalette gehört unter anderem die modulare, skalierbare 3D-Hologramm-Wand SmartV Wall. Die Displays von Hypervsn werden vornehmlich für Werbekampagnen, größere Events und in Showrooms eingesetzt. Light Field Lab vertreibt mit SolidLight nach eigener Aussage das “Display der nächsten Generation”. Das Produkt ist in der Lage, aus modularen, direkt emittierenden Panels dichte, konvergierende Lichtwellenfronten zu erzeugen. Das Resultat sind holografische Objekte, die in der Luft zu schweben scheinen und aus mehreren Blickwinkeln mit korrekter Bewegungsparallaxe, Reflexionen und Brechungen betrachtet werden können. Diese Hologramm-Lösung ist zum Beispiel für Entertainment-Zwecke, immersive Werbung und digitale Beschilderungen in öffentlichen Räumen geeignet. Voxon Photonics produziert fortschrittliche volumetrische Displays, die interaktive 3D-Hologramme mit Millionen von Lichtpunkten in Echtzeit erzeugen. Die Displays versprechen ein 3D-Erlebnis ganz ohne Brille oder Headset und eignen sich laut Hersteller für “Shared Environments” wie Museen, Kinosäale oder die Meeting-Räume von Unternehmen. Realfiction ist ebenfalls auf holografische Displays spezialisiert, die es ermöglichen, entsprechende Inhalte ohne Brille zu konsumieren. Die Technologie des Anbieters eignet sich für diverse Anwendungsfälle – von der Automotive- über die Kommunikations-Lösung bis hin zu Entwicklungsumgebungen für 3D-Visualisierungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie noch nie zuvor von einer dieser Firmen oder ihren Lösungen gehört haben, ist hoch. Und das nicht ohne Grund: Holografische Produkte und Services existieren schon seit Jahren, sind aber bislang nicht über den Status des Marketing-Gimmicks hinausgekommen. Schöne, neue Fake-Welt? Was Meta-CEO Zuckerberg vorschwebt, geht jedoch noch ein paar Schritte weiter und hat nichts mehr mit Einzelprodukten für Unternehmen oder Verbraucher zu tun. In seiner Vision existiert ein ganzes Ökosystem von holografischen Inhalten, die über eine Brille, die so gut wie jeder täglich auf der Nase hat, konsumiert werden sollen. Meine persönliche Meinung: Ich zweifle sowohl an Zuckerbergs Motiven als auch an seiner prädiktiven Treffsicherheit. Zunächst einmal scheint der Meta-CEO zu glauben, dass die Zukunft der sozialen Netzwerke darin liegt, Menschen mit KI zu sozialisieren. So ließ er im April 2024 im Podcast mit dem KI-Experten Dwarkesh Patel verlauten, dass Durchschnittsmenschen nach mehr Vernetzung und Verbindungen streben als sie haben. Eine Lücke, die Zuck vorzugsweise mit “virtuellen Freunden” in Form von KI-Chatbots füllen möchte. Dabei kritisierte er parallel das “Stigma”, das Freundschaften zwischen Mensch und KI anhafte, und zeigte sich fest davon überzeugt, dass diese Verbindungen in Zukunft gesellschaftliche Akzeptanz erfahren. Dass sein Unternehmen genau die Tools und Services zur Verfügung stellt, um diese Vision umzusetzen, ist natürlich reiner Zufall. Ebenso, wie Zuckerbergs Vorstoß in Sachen AR-Brillen und die enormen Investments von Meta in diese Technologie. Im Grunde ist Zuckerbergs “neue” Tech-Zukunftsvision der alten Idee vom Metaverse ziemlich ähnlich: Menschen leben mit Fake-Freunden in einer Fake-Umgebung, lesen Fake-Bücher, spielen Fake-Schach und fläzen virtuell vor Fake-Bildschirmen – und lassen all ihr Geld bei Meta, statt in Kinos, Bars und Buchläden. Dass eine Zukunft dieser Art für Zuckerberg reizvoll ist, kann ich mir gut vorstellen. Alle anderen sind wahrscheinlich eher weniger begeistert – nicht nur, weil es keine physischen Objekte mehr gibt. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!