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T-Systems-CEO im Interview: Digitale Fähigkeiten auch selbst nutzen​

T-Systems-CEO und Telekom-Vorstandsmitglied Ferri Abolhassan diskutiert im COMPUTERWOCHE-Interview über die Themen digitale Souveränität in Europa sowie KI. Deutsche Telekom Angesichts der veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen ist die Digitale Souveränität derzeit ein heißes Thema – gerade in Deutschland. Wie positioniert sich T-Systems in diesem relevanten Feld? Ferri Abolhassan: Unser Konzernchef Tim Höttges betont immer wieder, dass wir mit unserem einzigartigen KI- und Cloud-Know-how ein sehr wichtiger Differenzierer für die Telekom sind. Denn diese Zukunftstechnologien gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Damit steigt auch unsere Bedeutung für den Konzern kontinuierlich. Digitale Souveränität spielt dabei eine große Rolle. Unsere Kunden verlangen inzwischen verstärkt danach. Angesichts der Diskussionen um KI-Rechenzentren sind wir mit unserem Angebot also genau richtig positioniert. Und das heißt konkret? Ferri Abolhassan: Wir waren einer der Pioniere im Bereich Cloud und Rechenzentren und verfügen daher auch über eine langjährige, branchenumfassende Expertise. Jetzt, wo die Anwender großen Wert auf die Hoheit über ihre eigenen Daten legen, sind wir bestens darauf vorbereitet und sehen hier einen wachsenden Markt für uns. Unsere Open Telekom Cloud (OTC) und die darauf entwickelte Open Sovereign Cloud (OSC) sind Beispiele für souveräne Angebote. Mit unserer Future Cloud Infrastructure (FCI) bieten wir darüber hinaus eine sichere Lösung mit Zero Downtime. Wir sind ein Verfechter souveräner Lösungen. Allerdings glaube ich auch an die Vielfalt und die Wahlmöglichkeiten, die man den Kunden bieten sollte. Deshalb bin ich auch Fürsprecher eines Multi-Cloud-Ansatzes, solange dieser souverän, sicher und qualitativ hochwertig ist. Datenhoheit und Souveränität gewinnen an Bedeutung Ja, aber neben ihren eigenen souveränen Cloud-Diensten bieten Sie auch die Lösungen der US-Hyperscaler an. Wie passt das zusammen? Ferri Abolhassan: Uns ist es heute zu wenig, nur ein Treuhänder für die Angebote anderer zu sein. Wir wollen den Anwendern ganzheitliche Lösungen anbieten, die ihre Geschäftsprozesse sicher und umfassend unterstützen. Wenn die Kunden dies wünschen, bieten wir auch die Lösungen von Hyperscalern an. Der Weg führt daher mittelfristig über hybride und Multi-Cloud-Modelle. Dann liegen unkritische Workloads bei Hyperscalern, die sensiblen Daten und Workloads hingegen in souveränen europäischen Clouds. Wir als T-Systems glauben aber, dass Datenhoheit und Souveränität zunehmend an Bedeutung gewinnen. Und hier kommen unsere eigenen Plattformen wie OTC (Open Telekom Cloud), OSC (Open Sovereign Cloud) und FCI (Future Cloud Infrastructure) mit all ihren Dimensionen ins Spiel: Vom Rechenzentrum über die Hardware und das Betriebsmodell bis hin zur Software. Zudem helfen wir den Anwendern beim Wechsel zwischen verschiedenen Cloud-Welten. Milliarden für neue Data Center Von Ihnen ist der Satz überliefert, dass Sie bei den Themen, bei denen Sie sich engagieren, die Nummer Eins sein wollen. Wie wollen Sie hierzulande die Dominanz der Hyperscaler in Sachen Rechenzentren brechen? Ferri Abolhassan: Darüber, dass wir mehr Data-Center-Kapazität brauchen, sind wir uns beide vollkommen einig. Das ist überhaupt kein Thema. Die Frage ist nur, wie schnell können wir liefern. Auch wenn aktuell noch ein Großteil der Rechenleistung von US-Hyperscalern bereitgestellt wird, das wird sich verändern. Dazu muss man allerdings anfangen, Kapazitäten aufzubauen, sonst kann man nicht liefern. Wir betreiben das Geschäft seit 20 Jahren und investieren seitdem kontinuierlich in Data Center. Und wir planen weitere hohe Investitionen in Rechenzentren. Bereits jetzt haben wir 400 Megawatt an Rechenleistung im Netz. Die geplanten Ausbauten und Neubauten werden uns in den Gigawattbereich führen. Das ist ein fortlaufender Prozess, bei dem wir nicht bei null anfangen. Ferri Abolhassan: Wir entwickeln unsere digitalen Fähigkeiten nur, wenn wir diese auch selbst nutzen. Deutsche Telekom Der Staat ist als Ankerkunde gefordert Welche Rahmenbedingungen oder regulatorischen Maßnahmen wünschen Sie sich, um diesen Ausbau weiter voranzutreiben? Ferri Abolhassan: Ein wichtiger Faktor sind sicherlich die Energiekosten. Unterstützung braucht die Branche zudem bei den Genehmigungsprozessen, auch wenn wir beispielsweise die Genehmigung bekommen haben, unseren RZ-Standort Biere weiterauszubauen. Noch entscheidender ist jedoch, dass sich die politisch Verantwortlichen in Deutschland auch zur Nachfrage nach nationaler, souveräner Rechenleistung bekennen. Es kann nicht sein, dass ich als Staat mit Hinweis auf die digitale Souveränität, Data-Center-Investitionen fordere, mich dieser aber nicht bediene. Stichwort “Verwaltungsdigitalisierung und Staatsmodernisierung”. Hier sehe ich den Staat unter dem Stichwort Ankerkunde gefordert. Wir entwickeln unsere digitalen Fähigkeiten nur, wenn wir diese auch selbst nutzen. Noch fehlt die Denke Und kommt der Staat diesem Ansinnen nach? Ferri Abolhassan: Wir führen hierzu gute Gespräche. Aber es ist noch nicht die Denke vorhanden, die es bräuchte. Andere Länder, insbesondere die USA tun sich hier leichter, die sagen einfach „America first“. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nicht derjenige, der sagt „Germany first“. Aber Europa darf hier zur Stärkung des Binnenmarktes auch an sich denken, wenn es um die öffentliche, also steuerfinanzierte Vergabe von IT-Diensten geht. In Brüssel und auch in der neuen Bundesregierung nehme ich Verständnis hierfür wahr. Cloud und Rechenzentren sind ja nur zwei Aspekte der Digitalen Souveränität. Noch viel größer ist doch unsere Abhängigkeit beim Zukunftsthema KI? Ferri Abolhassan: Nein, denken Sie nur an das Projekt OpenGPT-X als deutschen Beitrag zur Digitalen Souveränität Europas in Sachen GenAI-Modelle. So entstand etwa mit dem Opensource-LLM Teuken-7B eine Alternative zu den US-amerikanischen KI-Sprachmodellen. GenAI Made in Germany Wir offerieren dieses Modell im Rahmen unserer AI Foundation Services. Teuken-7B wurde unter anderem mit den 24 Amtssprachen der EU trainiert und richtet sich an Unternehmen und Behörden. Wir sehen uns hier als erster Anbieter für solche europäischen KI-Sprachmodelle mit über sieben Milliarden Parametern. Daher auch der Zusatz 7B für 7 Billions. Sie erwähnen das KI-Angebot von T-Systems. Wie gehen Sie intern mit dem Thema KI um? Ferri Abolhassan: „Use what you sell“ lautet eines unserer Prinzipien. Wir haben eine umfangreiche KI-Expertise aufgebaut und setzen KI intern in verschiedenen Bereichen ein. Dazu gehören intelligente Chatbots, Frontend-Assistenten und Predictive Analytics im Kundenservice. Auch das lernende Netz der Telekom nutzt KI zur Optimierung der Netzkapazität. Zudem haben wir ein Kompetenzcenter im Konzern etabliert, das alle KI-Aktivitäten bündelt. Ein konkretes Produkt ist unser AI Engineer, der zeigt, wie KI bei der Code-Erstellung, -Modernisierung und im Testing unterstützen kann. Unser AI Engineer verkürzt den Entwicklungsprozess von 6 Monaten auf wenige Minuten – Testing und Bereitstellung inklusive. Ein kurzer Prompt in natürlicher Sprache genügt. Auch der AI Engineer ist Bestandteil unserer AI Foundation Services. Use what you sell Ferner fördern wir sowohl dedizierte Schulungen als auch das experimentelle Ausprobieren neuer KI-Tools durch unsere Mitarbeitenden. Unser Ziel ist es, dass alle unsere Beschäftigten KI als ein nützliches Werkzeug verstehen und es aktiv in ihrer Arbeit einsetzen können. Apropos KI und Mitarbeiter. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Mensch und KI in Zukunft? Wird der Mensch in vielen Bereichen ersetzt werden? Ferri Abolhassan: KI verändert gerade unsere Welt und ist aus keinem Bereich mehr wegzudenken. Das Potenzial von Künstlicher Intelligenz ist riesig. Richtig eingesetzt sorgt sie branchenübergreifend für mehr Kreativität, Produktivität und Effizienz. Darum ist es so wichtig, dass alle schnellstmöglich lernen, mit dieser disruptiven Technologie umzugehen. KI eröffnet uns Menschen neue Möglichkeiten, um besser zu forschen, zu entwickeln, zu dokumentieren und zu administrieren. Ich bin überzeugt: Der Mensch wird weiterhin den Unterschied machen, aber KI kann uns in vielen Bereichen einen erheblichen Mehrwert biete – wenn wir sie sinnvoll und verantwortungsbewusst einsetzen. KI kann uns erheblichen Mehrwert bieten Wenn ich den aktuellen Stand der KI-Adaption in Deutschland betrachte, dann scheint sich diese Erkenntnis noch nicht weit durchgesetzt zu haben. Wie schätzen Sie die aktuelle Nutzung von KI in deutschen Unternehmen ein und wo sehen Sie die größten Chancen? Ferri Abolhassan: Es ist richtig, ältere Zahlen sprachen von einer eher geringen Nutzung. Allerdings zeigt eine aktuellere Bitkom-Studie, dass bereits 42 Prozent der Unternehmen KI in der Produktion einsetzen. Ein weiteres Drittel hat entsprechende Planungen. Beispiele hierfür sind die Überwachung von Maschinen, die intelligente Steuerung von Robotern und die Optimierung des Energieverbrauchs. Trotz dieser positiven Entwicklung sehen wir weiterhin erhebliches Potenzial und Chancen für den Einsatz von KI in Unternehmen. Unser Ansatz ist es, Unternehmen konkrete Anwendungsfälle aufzuzeigen, wie sie KI gewinnbringend einsetzen können und Ihnen bei Bedarf auch beim Einsatz zu helfen. Auch im KI-Zeitalter, so ist Ferri Abolhassan überzeugt, wird der Mensch wird weiterhin den Unterschied machen, auch wenn die KI in vielen Bereichen einen erheblichen Mehrwert bietet. Deutsche Telekom Fokus auf den Nutzen legen Könnten Sie uns einige konkrete Beispiele für diese Anwendungsfälle nennen? Ferri Abolhassan: Ja, unser Fokus liegt auf dem konkreten Nutzen für die Anwender. Wir sehen Möglichkeiten in der verbesserten Patientenversorgung im Krankenhaus, in Fortschritten in der Krebsforschung. Ein anderes Feld ist die Optimierung von Logistikprozessen in der Automobilindustrie. Es geht darum, praktische Arbeits- und Problemstellungen von Unternehmen mit Automatisierung und KI zu lösen. Zum Beispiel können wir in einem Krankenhaus die Wundversorgung verbessern, indem die Nachdokumentation und Vorbereitung direkt am Patientenbett mit KI-Unterstützung erfolgt. In der Automobilindustrie können wir beispielsweise helfen, die Logistik ganzer Flotten zu optimieren oder die Qualitätskontrolle in der Produktion durch KI-gestützte Anomalie-Erkennung zu verbessern. Weg des Machens einschlagen Das klingt durchaus vielversprechend, aber sind uns andere Länder wie China nicht weit voraus? Ferri Abolhassan: China ist in der Tat ein ernstzunehmender Wettbewerber. Um hier aufzuholen, ist es wichtig, dass wir unsere Aversion gegenüber neuen Technologien ablegen. Wir haben immer noch eine Menge Ideen “Made in Germany”. Aber wir müssen einen Weg des “Machens” einschlagen. Es bedarf konkreter Angebote und der Unterstützung der Unternehmen bei der Implementierung von KI-Lösungen. Wir müssen weg von der reinen Theorie hin zur praktischen Anwendung. Dazu zählt für mich auch, den Unternehmen einen konkreten Nutzen zu bieten. Ein ganz anderes Thema. Sie sind jetzt seit fast anderthalb Jahren CEO der T-Systems. Wo steht das Unternehmen heute, es war ja lange Zeit ein Sorgenkind der Telekom? Ferri Abolhassan: Ab Ende 2023 haben wir als Team die richtigen Prioritäten gesetzt: Den Kunden in den Mittelpunkt. Fokus auf Qualität und Resilienz. Ein wettbewerbsfähiges Portfolio. Einen integrierten Marktangang. So haben wir unseren Wachstumskurs erfolgreich ausgebaut. Heute sind wir, das kann man schon sagen, in stabilem Fahrwasser. Unter der Führung von Ferri Abolhassan wächst die T-Systems profitabel. Deutsche Telekom T-Systems ist auf Wachstumskurs Woran machen Sie das fest, dass Sie sich in stabilen Fahrwassern befinden? Ferri Abolhassan: Wir haben alle wichtigen Kennzahlen weiterentwickelt und wachsen inzwischen profitabel. Unseren Auftragseingang haben wir zuletzt um elf Prozent gesteigert. Das ist ein wichtiger Indikator für zukünftiges Geschäft. Unser Umsatz ist um 2,8 Prozent gestiegen. Und in dieser Größenordnung wollen wir weiterwachsen. Das EBITDA, sprich, unser Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, haben wir sogar überproportional um 14,8 Prozent verbessert. Aber damit stehen wir erst am Anfang unserer Reise. Wir ruhen uns aus diesen Erfolgen nicht aus. Wir wollen unsere Zahlen Monat für Monat hinstellen und auch in unserem Jubiläumsjahr – wir feiern 25 Jahre T-Systems – weiter profitabel wachsen. Die Nummer Eins in DACH Und wie ist es um das Standing einer T-Systems im Markt bestellt? Ferri Abolhassan: Wir haben eine ganze Menge an Vertriebserfolgen erzielt. Im Moment sind wir im B2B-Markt in Europa die Nummer Zwei, in der DACH-Region die Nummer Eins. Kunden wie AOK, KMD oder Daimler Truck schenken uns ihr Vertrauen, um nur einige zu nennen. Letztlich kommen unsere Kunden aus allen Branchen, aus Automotive, Public, Health, Finance, Transport & Logistics und Manufacturing. Als wir beide vor einem Jahr miteinander sprachen, sagte ich Ihnen, dass wir ganz klar auf das Thema Qualität setzen werden. Dazu sind wir noch mal den Dreiklang von People, Process, Platform angegangen – der Grundlage von Zero Outage. Wir haben unsere Mitarbeitenden weiter geschult und sensibilisiert, bessere, stabilere Prozesse eingeführt, und unsere Plattformen noch ausfallsicherer gemacht. Damit sind wir jetzt in Sachen Stabilität und Ausfallsicherheit gut unterwegs und konnten das auch gegenüber unseren Kunden beweisen.  

T-Systems-CEO im Interview: Digitale Fähigkeiten auch selbst nutzen​ T-Systems-CEO und Telekom-Vorstandsmitglied Ferri Abolhassan diskutiert im COMPUTERWOCHE-Interview über die Themen digitale Souveränität in Europa sowie KI. Deutsche Telekom Angesichts der veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen ist die Digitale Souveränität derzeit ein heißes Thema – gerade in Deutschland. Wie positioniert sich T-Systems in diesem relevanten Feld? Ferri Abolhassan: Unser Konzernchef Tim Höttges betont immer wieder, dass wir mit unserem einzigartigen KI- und Cloud-Know-how ein sehr wichtiger Differenzierer für die Telekom sind. Denn diese Zukunftstechnologien gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Damit steigt auch unsere Bedeutung für den Konzern kontinuierlich. Digitale Souveränität spielt dabei eine große Rolle. Unsere Kunden verlangen inzwischen verstärkt danach. Angesichts der Diskussionen um KI-Rechenzentren sind wir mit unserem Angebot also genau richtig positioniert. Und das heißt konkret? Ferri Abolhassan: Wir waren einer der Pioniere im Bereich Cloud und Rechenzentren und verfügen daher auch über eine langjährige, branchenumfassende Expertise. Jetzt, wo die Anwender großen Wert auf die Hoheit über ihre eigenen Daten legen, sind wir bestens darauf vorbereitet und sehen hier einen wachsenden Markt für uns. Unsere Open Telekom Cloud (OTC) und die darauf entwickelte Open Sovereign Cloud (OSC) sind Beispiele für souveräne Angebote. Mit unserer Future Cloud Infrastructure (FCI) bieten wir darüber hinaus eine sichere Lösung mit Zero Downtime. Wir sind ein Verfechter souveräner Lösungen. Allerdings glaube ich auch an die Vielfalt und die Wahlmöglichkeiten, die man den Kunden bieten sollte. Deshalb bin ich auch Fürsprecher eines Multi-Cloud-Ansatzes, solange dieser souverän, sicher und qualitativ hochwertig ist. Datenhoheit und Souveränität gewinnen an Bedeutung Ja, aber neben ihren eigenen souveränen Cloud-Diensten bieten Sie auch die Lösungen der US-Hyperscaler an. Wie passt das zusammen? Ferri Abolhassan: Uns ist es heute zu wenig, nur ein Treuhänder für die Angebote anderer zu sein. Wir wollen den Anwendern ganzheitliche Lösungen anbieten, die ihre Geschäftsprozesse sicher und umfassend unterstützen. Wenn die Kunden dies wünschen, bieten wir auch die Lösungen von Hyperscalern an. Der Weg führt daher mittelfristig über hybride und Multi-Cloud-Modelle. Dann liegen unkritische Workloads bei Hyperscalern, die sensiblen Daten und Workloads hingegen in souveränen europäischen Clouds. Wir als T-Systems glauben aber, dass Datenhoheit und Souveränität zunehmend an Bedeutung gewinnen. Und hier kommen unsere eigenen Plattformen wie OTC (Open Telekom Cloud), OSC (Open Sovereign Cloud) und FCI (Future Cloud Infrastructure) mit all ihren Dimensionen ins Spiel: Vom Rechenzentrum über die Hardware und das Betriebsmodell bis hin zur Software. Zudem helfen wir den Anwendern beim Wechsel zwischen verschiedenen Cloud-Welten. Milliarden für neue Data Center Von Ihnen ist der Satz überliefert, dass Sie bei den Themen, bei denen Sie sich engagieren, die Nummer Eins sein wollen. Wie wollen Sie hierzulande die Dominanz der Hyperscaler in Sachen Rechenzentren brechen? Ferri Abolhassan: Darüber, dass wir mehr Data-Center-Kapazität brauchen, sind wir uns beide vollkommen einig. Das ist überhaupt kein Thema. Die Frage ist nur, wie schnell können wir liefern. Auch wenn aktuell noch ein Großteil der Rechenleistung von US-Hyperscalern bereitgestellt wird, das wird sich verändern. Dazu muss man allerdings anfangen, Kapazitäten aufzubauen, sonst kann man nicht liefern. Wir betreiben das Geschäft seit 20 Jahren und investieren seitdem kontinuierlich in Data Center. Und wir planen weitere hohe Investitionen in Rechenzentren. Bereits jetzt haben wir 400 Megawatt an Rechenleistung im Netz. Die geplanten Ausbauten und Neubauten werden uns in den Gigawattbereich führen. Das ist ein fortlaufender Prozess, bei dem wir nicht bei null anfangen. Ferri Abolhassan: Wir entwickeln unsere digitalen Fähigkeiten nur, wenn wir diese auch selbst nutzen. Deutsche Telekom Der Staat ist als Ankerkunde gefordert Welche Rahmenbedingungen oder regulatorischen Maßnahmen wünschen Sie sich, um diesen Ausbau weiter voranzutreiben? Ferri Abolhassan: Ein wichtiger Faktor sind sicherlich die Energiekosten. Unterstützung braucht die Branche zudem bei den Genehmigungsprozessen, auch wenn wir beispielsweise die Genehmigung bekommen haben, unseren RZ-Standort Biere weiterauszubauen. Noch entscheidender ist jedoch, dass sich die politisch Verantwortlichen in Deutschland auch zur Nachfrage nach nationaler, souveräner Rechenleistung bekennen. Es kann nicht sein, dass ich als Staat mit Hinweis auf die digitale Souveränität, Data-Center-Investitionen fordere, mich dieser aber nicht bediene. Stichwort “Verwaltungsdigitalisierung und Staatsmodernisierung”. Hier sehe ich den Staat unter dem Stichwort Ankerkunde gefordert. Wir entwickeln unsere digitalen Fähigkeiten nur, wenn wir diese auch selbst nutzen. Noch fehlt die Denke Und kommt der Staat diesem Ansinnen nach? Ferri Abolhassan: Wir führen hierzu gute Gespräche. Aber es ist noch nicht die Denke vorhanden, die es bräuchte. Andere Länder, insbesondere die USA tun sich hier leichter, die sagen einfach „America first“. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nicht derjenige, der sagt „Germany first“. Aber Europa darf hier zur Stärkung des Binnenmarktes auch an sich denken, wenn es um die öffentliche, also steuerfinanzierte Vergabe von IT-Diensten geht. In Brüssel und auch in der neuen Bundesregierung nehme ich Verständnis hierfür wahr. Cloud und Rechenzentren sind ja nur zwei Aspekte der Digitalen Souveränität. Noch viel größer ist doch unsere Abhängigkeit beim Zukunftsthema KI? Ferri Abolhassan: Nein, denken Sie nur an das Projekt OpenGPT-X als deutschen Beitrag zur Digitalen Souveränität Europas in Sachen GenAI-Modelle. So entstand etwa mit dem Opensource-LLM Teuken-7B eine Alternative zu den US-amerikanischen KI-Sprachmodellen. GenAI Made in Germany Wir offerieren dieses Modell im Rahmen unserer AI Foundation Services. Teuken-7B wurde unter anderem mit den 24 Amtssprachen der EU trainiert und richtet sich an Unternehmen und Behörden. Wir sehen uns hier als erster Anbieter für solche europäischen KI-Sprachmodelle mit über sieben Milliarden Parametern. Daher auch der Zusatz 7B für 7 Billions. Sie erwähnen das KI-Angebot von T-Systems. Wie gehen Sie intern mit dem Thema KI um? Ferri Abolhassan: „Use what you sell“ lautet eines unserer Prinzipien. Wir haben eine umfangreiche KI-Expertise aufgebaut und setzen KI intern in verschiedenen Bereichen ein. Dazu gehören intelligente Chatbots, Frontend-Assistenten und Predictive Analytics im Kundenservice. Auch das lernende Netz der Telekom nutzt KI zur Optimierung der Netzkapazität. Zudem haben wir ein Kompetenzcenter im Konzern etabliert, das alle KI-Aktivitäten bündelt. Ein konkretes Produkt ist unser AI Engineer, der zeigt, wie KI bei der Code-Erstellung, -Modernisierung und im Testing unterstützen kann. Unser AI Engineer verkürzt den Entwicklungsprozess von 6 Monaten auf wenige Minuten – Testing und Bereitstellung inklusive. Ein kurzer Prompt in natürlicher Sprache genügt. Auch der AI Engineer ist Bestandteil unserer AI Foundation Services. Use what you sell Ferner fördern wir sowohl dedizierte Schulungen als auch das experimentelle Ausprobieren neuer KI-Tools durch unsere Mitarbeitenden. Unser Ziel ist es, dass alle unsere Beschäftigten KI als ein nützliches Werkzeug verstehen und es aktiv in ihrer Arbeit einsetzen können. Apropos KI und Mitarbeiter. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Mensch und KI in Zukunft? Wird der Mensch in vielen Bereichen ersetzt werden? Ferri Abolhassan: KI verändert gerade unsere Welt und ist aus keinem Bereich mehr wegzudenken. Das Potenzial von Künstlicher Intelligenz ist riesig. Richtig eingesetzt sorgt sie branchenübergreifend für mehr Kreativität, Produktivität und Effizienz. Darum ist es so wichtig, dass alle schnellstmöglich lernen, mit dieser disruptiven Technologie umzugehen. KI eröffnet uns Menschen neue Möglichkeiten, um besser zu forschen, zu entwickeln, zu dokumentieren und zu administrieren. Ich bin überzeugt: Der Mensch wird weiterhin den Unterschied machen, aber KI kann uns in vielen Bereichen einen erheblichen Mehrwert biete – wenn wir sie sinnvoll und verantwortungsbewusst einsetzen. KI kann uns erheblichen Mehrwert bieten Wenn ich den aktuellen Stand der KI-Adaption in Deutschland betrachte, dann scheint sich diese Erkenntnis noch nicht weit durchgesetzt zu haben. Wie schätzen Sie die aktuelle Nutzung von KI in deutschen Unternehmen ein und wo sehen Sie die größten Chancen? Ferri Abolhassan: Es ist richtig, ältere Zahlen sprachen von einer eher geringen Nutzung. Allerdings zeigt eine aktuellere Bitkom-Studie, dass bereits 42 Prozent der Unternehmen KI in der Produktion einsetzen. Ein weiteres Drittel hat entsprechende Planungen. Beispiele hierfür sind die Überwachung von Maschinen, die intelligente Steuerung von Robotern und die Optimierung des Energieverbrauchs. Trotz dieser positiven Entwicklung sehen wir weiterhin erhebliches Potenzial und Chancen für den Einsatz von KI in Unternehmen. Unser Ansatz ist es, Unternehmen konkrete Anwendungsfälle aufzuzeigen, wie sie KI gewinnbringend einsetzen können und Ihnen bei Bedarf auch beim Einsatz zu helfen. Auch im KI-Zeitalter, so ist Ferri Abolhassan überzeugt, wird der Mensch wird weiterhin den Unterschied machen, auch wenn die KI in vielen Bereichen einen erheblichen Mehrwert bietet. Deutsche Telekom Fokus auf den Nutzen legen Könnten Sie uns einige konkrete Beispiele für diese Anwendungsfälle nennen? Ferri Abolhassan: Ja, unser Fokus liegt auf dem konkreten Nutzen für die Anwender. Wir sehen Möglichkeiten in der verbesserten Patientenversorgung im Krankenhaus, in Fortschritten in der Krebsforschung. Ein anderes Feld ist die Optimierung von Logistikprozessen in der Automobilindustrie. Es geht darum, praktische Arbeits- und Problemstellungen von Unternehmen mit Automatisierung und KI zu lösen. Zum Beispiel können wir in einem Krankenhaus die Wundversorgung verbessern, indem die Nachdokumentation und Vorbereitung direkt am Patientenbett mit KI-Unterstützung erfolgt. In der Automobilindustrie können wir beispielsweise helfen, die Logistik ganzer Flotten zu optimieren oder die Qualitätskontrolle in der Produktion durch KI-gestützte Anomalie-Erkennung zu verbessern. Weg des Machens einschlagen Das klingt durchaus vielversprechend, aber sind uns andere Länder wie China nicht weit voraus? Ferri Abolhassan: China ist in der Tat ein ernstzunehmender Wettbewerber. Um hier aufzuholen, ist es wichtig, dass wir unsere Aversion gegenüber neuen Technologien ablegen. Wir haben immer noch eine Menge Ideen “Made in Germany”. Aber wir müssen einen Weg des “Machens” einschlagen. Es bedarf konkreter Angebote und der Unterstützung der Unternehmen bei der Implementierung von KI-Lösungen. Wir müssen weg von der reinen Theorie hin zur praktischen Anwendung. Dazu zählt für mich auch, den Unternehmen einen konkreten Nutzen zu bieten. Ein ganz anderes Thema. Sie sind jetzt seit fast anderthalb Jahren CEO der T-Systems. Wo steht das Unternehmen heute, es war ja lange Zeit ein Sorgenkind der Telekom? Ferri Abolhassan: Ab Ende 2023 haben wir als Team die richtigen Prioritäten gesetzt: Den Kunden in den Mittelpunkt. Fokus auf Qualität und Resilienz. Ein wettbewerbsfähiges Portfolio. Einen integrierten Marktangang. So haben wir unseren Wachstumskurs erfolgreich ausgebaut. Heute sind wir, das kann man schon sagen, in stabilem Fahrwasser. Unter der Führung von Ferri Abolhassan wächst die T-Systems profitabel. Deutsche Telekom T-Systems ist auf Wachstumskurs Woran machen Sie das fest, dass Sie sich in stabilen Fahrwassern befinden? Ferri Abolhassan: Wir haben alle wichtigen Kennzahlen weiterentwickelt und wachsen inzwischen profitabel. Unseren Auftragseingang haben wir zuletzt um elf Prozent gesteigert. Das ist ein wichtiger Indikator für zukünftiges Geschäft. Unser Umsatz ist um 2,8 Prozent gestiegen. Und in dieser Größenordnung wollen wir weiterwachsen. Das EBITDA, sprich, unser Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, haben wir sogar überproportional um 14,8 Prozent verbessert. Aber damit stehen wir erst am Anfang unserer Reise. Wir ruhen uns aus diesen Erfolgen nicht aus. Wir wollen unsere Zahlen Monat für Monat hinstellen und auch in unserem Jubiläumsjahr – wir feiern 25 Jahre T-Systems – weiter profitabel wachsen. Die Nummer Eins in DACH Und wie ist es um das Standing einer T-Systems im Markt bestellt? Ferri Abolhassan: Wir haben eine ganze Menge an Vertriebserfolgen erzielt. Im Moment sind wir im B2B-Markt in Europa die Nummer Zwei, in der DACH-Region die Nummer Eins. Kunden wie AOK, KMD oder Daimler Truck schenken uns ihr Vertrauen, um nur einige zu nennen. Letztlich kommen unsere Kunden aus allen Branchen, aus Automotive, Public, Health, Finance, Transport & Logistics und Manufacturing. Als wir beide vor einem Jahr miteinander sprachen, sagte ich Ihnen, dass wir ganz klar auf das Thema Qualität setzen werden. Dazu sind wir noch mal den Dreiklang von People, Process, Platform angegangen – der Grundlage von Zero Outage. Wir haben unsere Mitarbeitenden weiter geschult und sensibilisiert, bessere, stabilere Prozesse eingeführt, und unsere Plattformen noch ausfallsicherer gemacht. Damit sind wir jetzt in Sachen Stabilität und Ausfallsicherheit gut unterwegs und konnten das auch gegenüber unseren Kunden beweisen. 

T-Systems-CEO und Telekom-Vorstandsmitglied Ferri Abolhassan diskutiert im COMPUTERWOCHE-Interview über die Themen digitale Souveränität in Europa sowie KI. Deutsche Telekom Angesichts der veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen ist die Digitale Souveränität derzeit ein heißes Thema – gerade in Deutschland. Wie positioniert sich T-Systems in diesem relevanten Feld? Ferri Abolhassan: Unser Konzernchef Tim Höttges betont immer wieder, dass wir mit unserem einzigartigen KI- und Cloud-Know-how ein sehr wichtiger Differenzierer für die Telekom sind. Denn diese Zukunftstechnologien gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Damit steigt auch unsere Bedeutung für den Konzern kontinuierlich. Digitale Souveränität spielt dabei eine große Rolle. Unsere Kunden verlangen inzwischen verstärkt danach. Angesichts der Diskussionen um KI-Rechenzentren sind wir mit unserem Angebot also genau richtig positioniert. Und das heißt konkret? Ferri Abolhassan: Wir waren einer der Pioniere im Bereich Cloud und Rechenzentren und verfügen daher auch über eine langjährige, branchenumfassende Expertise. Jetzt, wo die Anwender großen Wert auf die Hoheit über ihre eigenen Daten legen, sind wir bestens darauf vorbereitet und sehen hier einen wachsenden Markt für uns. Unsere Open Telekom Cloud (OTC) und die darauf entwickelte Open Sovereign Cloud (OSC) sind Beispiele für souveräne Angebote. Mit unserer Future Cloud Infrastructure (FCI) bieten wir darüber hinaus eine sichere Lösung mit Zero Downtime. Wir sind ein Verfechter souveräner Lösungen. Allerdings glaube ich auch an die Vielfalt und die Wahlmöglichkeiten, die man den Kunden bieten sollte. Deshalb bin ich auch Fürsprecher eines Multi-Cloud-Ansatzes, solange dieser souverän, sicher und qualitativ hochwertig ist. Datenhoheit und Souveränität gewinnen an Bedeutung Ja, aber neben ihren eigenen souveränen Cloud-Diensten bieten Sie auch die Lösungen der US-Hyperscaler an. Wie passt das zusammen? Ferri Abolhassan: Uns ist es heute zu wenig, nur ein Treuhänder für die Angebote anderer zu sein. Wir wollen den Anwendern ganzheitliche Lösungen anbieten, die ihre Geschäftsprozesse sicher und umfassend unterstützen. Wenn die Kunden dies wünschen, bieten wir auch die Lösungen von Hyperscalern an. Der Weg führt daher mittelfristig über hybride und Multi-Cloud-Modelle. Dann liegen unkritische Workloads bei Hyperscalern, die sensiblen Daten und Workloads hingegen in souveränen europäischen Clouds. Wir als T-Systems glauben aber, dass Datenhoheit und Souveränität zunehmend an Bedeutung gewinnen. Und hier kommen unsere eigenen Plattformen wie OTC (Open Telekom Cloud), OSC (Open Sovereign Cloud) und FCI (Future Cloud Infrastructure) mit all ihren Dimensionen ins Spiel: Vom Rechenzentrum über die Hardware und das Betriebsmodell bis hin zur Software. Zudem helfen wir den Anwendern beim Wechsel zwischen verschiedenen Cloud-Welten. Milliarden für neue Data Center Von Ihnen ist der Satz überliefert, dass Sie bei den Themen, bei denen Sie sich engagieren, die Nummer Eins sein wollen. Wie wollen Sie hierzulande die Dominanz der Hyperscaler in Sachen Rechenzentren brechen? Ferri Abolhassan: Darüber, dass wir mehr Data-Center-Kapazität brauchen, sind wir uns beide vollkommen einig. Das ist überhaupt kein Thema. Die Frage ist nur, wie schnell können wir liefern. Auch wenn aktuell noch ein Großteil der Rechenleistung von US-Hyperscalern bereitgestellt wird, das wird sich verändern. Dazu muss man allerdings anfangen, Kapazitäten aufzubauen, sonst kann man nicht liefern. Wir betreiben das Geschäft seit 20 Jahren und investieren seitdem kontinuierlich in Data Center. Und wir planen weitere hohe Investitionen in Rechenzentren. Bereits jetzt haben wir 400 Megawatt an Rechenleistung im Netz. Die geplanten Ausbauten und Neubauten werden uns in den Gigawattbereich führen. Das ist ein fortlaufender Prozess, bei dem wir nicht bei null anfangen. Ferri Abolhassan: Wir entwickeln unsere digitalen Fähigkeiten nur, wenn wir diese auch selbst nutzen. Deutsche Telekom Der Staat ist als Ankerkunde gefordert Welche Rahmenbedingungen oder regulatorischen Maßnahmen wünschen Sie sich, um diesen Ausbau weiter voranzutreiben? Ferri Abolhassan: Ein wichtiger Faktor sind sicherlich die Energiekosten. Unterstützung braucht die Branche zudem bei den Genehmigungsprozessen, auch wenn wir beispielsweise die Genehmigung bekommen haben, unseren RZ-Standort Biere weiterauszubauen. Noch entscheidender ist jedoch, dass sich die politisch Verantwortlichen in Deutschland auch zur Nachfrage nach nationaler, souveräner Rechenleistung bekennen. Es kann nicht sein, dass ich als Staat mit Hinweis auf die digitale Souveränität, Data-Center-Investitionen fordere, mich dieser aber nicht bediene. Stichwort “Verwaltungsdigitalisierung und Staatsmodernisierung”. Hier sehe ich den Staat unter dem Stichwort Ankerkunde gefordert. Wir entwickeln unsere digitalen Fähigkeiten nur, wenn wir diese auch selbst nutzen. Noch fehlt die Denke Und kommt der Staat diesem Ansinnen nach? Ferri Abolhassan: Wir führen hierzu gute Gespräche. Aber es ist noch nicht die Denke vorhanden, die es bräuchte. Andere Länder, insbesondere die USA tun sich hier leichter, die sagen einfach „America first“. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nicht derjenige, der sagt „Germany first“. Aber Europa darf hier zur Stärkung des Binnenmarktes auch an sich denken, wenn es um die öffentliche, also steuerfinanzierte Vergabe von IT-Diensten geht. In Brüssel und auch in der neuen Bundesregierung nehme ich Verständnis hierfür wahr. Cloud und Rechenzentren sind ja nur zwei Aspekte der Digitalen Souveränität. Noch viel größer ist doch unsere Abhängigkeit beim Zukunftsthema KI? Ferri Abolhassan: Nein, denken Sie nur an das Projekt OpenGPT-X als deutschen Beitrag zur Digitalen Souveränität Europas in Sachen GenAI-Modelle. So entstand etwa mit dem Opensource-LLM Teuken-7B eine Alternative zu den US-amerikanischen KI-Sprachmodellen. GenAI Made in Germany Wir offerieren dieses Modell im Rahmen unserer AI Foundation Services. Teuken-7B wurde unter anderem mit den 24 Amtssprachen der EU trainiert und richtet sich an Unternehmen und Behörden. Wir sehen uns hier als erster Anbieter für solche europäischen KI-Sprachmodelle mit über sieben Milliarden Parametern. Daher auch der Zusatz 7B für 7 Billions. Sie erwähnen das KI-Angebot von T-Systems. Wie gehen Sie intern mit dem Thema KI um? Ferri Abolhassan: „Use what you sell“ lautet eines unserer Prinzipien. Wir haben eine umfangreiche KI-Expertise aufgebaut und setzen KI intern in verschiedenen Bereichen ein. Dazu gehören intelligente Chatbots, Frontend-Assistenten und Predictive Analytics im Kundenservice. Auch das lernende Netz der Telekom nutzt KI zur Optimierung der Netzkapazität. Zudem haben wir ein Kompetenzcenter im Konzern etabliert, das alle KI-Aktivitäten bündelt. Ein konkretes Produkt ist unser AI Engineer, der zeigt, wie KI bei der Code-Erstellung, -Modernisierung und im Testing unterstützen kann. Unser AI Engineer verkürzt den Entwicklungsprozess von 6 Monaten auf wenige Minuten – Testing und Bereitstellung inklusive. Ein kurzer Prompt in natürlicher Sprache genügt. Auch der AI Engineer ist Bestandteil unserer AI Foundation Services. Use what you sell Ferner fördern wir sowohl dedizierte Schulungen als auch das experimentelle Ausprobieren neuer KI-Tools durch unsere Mitarbeitenden. Unser Ziel ist es, dass alle unsere Beschäftigten KI als ein nützliches Werkzeug verstehen und es aktiv in ihrer Arbeit einsetzen können. Apropos KI und Mitarbeiter. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Mensch und KI in Zukunft? Wird der Mensch in vielen Bereichen ersetzt werden? Ferri Abolhassan: KI verändert gerade unsere Welt und ist aus keinem Bereich mehr wegzudenken. Das Potenzial von Künstlicher Intelligenz ist riesig. Richtig eingesetzt sorgt sie branchenübergreifend für mehr Kreativität, Produktivität und Effizienz. Darum ist es so wichtig, dass alle schnellstmöglich lernen, mit dieser disruptiven Technologie umzugehen. KI eröffnet uns Menschen neue Möglichkeiten, um besser zu forschen, zu entwickeln, zu dokumentieren und zu administrieren. Ich bin überzeugt: Der Mensch wird weiterhin den Unterschied machen, aber KI kann uns in vielen Bereichen einen erheblichen Mehrwert biete – wenn wir sie sinnvoll und verantwortungsbewusst einsetzen. KI kann uns erheblichen Mehrwert bieten Wenn ich den aktuellen Stand der KI-Adaption in Deutschland betrachte, dann scheint sich diese Erkenntnis noch nicht weit durchgesetzt zu haben. Wie schätzen Sie die aktuelle Nutzung von KI in deutschen Unternehmen ein und wo sehen Sie die größten Chancen? Ferri Abolhassan: Es ist richtig, ältere Zahlen sprachen von einer eher geringen Nutzung. Allerdings zeigt eine aktuellere Bitkom-Studie, dass bereits 42 Prozent der Unternehmen KI in der Produktion einsetzen. Ein weiteres Drittel hat entsprechende Planungen. Beispiele hierfür sind die Überwachung von Maschinen, die intelligente Steuerung von Robotern und die Optimierung des Energieverbrauchs. Trotz dieser positiven Entwicklung sehen wir weiterhin erhebliches Potenzial und Chancen für den Einsatz von KI in Unternehmen. Unser Ansatz ist es, Unternehmen konkrete Anwendungsfälle aufzuzeigen, wie sie KI gewinnbringend einsetzen können und Ihnen bei Bedarf auch beim Einsatz zu helfen. Auch im KI-Zeitalter, so ist Ferri Abolhassan überzeugt, wird der Mensch wird weiterhin den Unterschied machen, auch wenn die KI in vielen Bereichen einen erheblichen Mehrwert bietet. Deutsche Telekom Fokus auf den Nutzen legen Könnten Sie uns einige konkrete Beispiele für diese Anwendungsfälle nennen? Ferri Abolhassan: Ja, unser Fokus liegt auf dem konkreten Nutzen für die Anwender. Wir sehen Möglichkeiten in der verbesserten Patientenversorgung im Krankenhaus, in Fortschritten in der Krebsforschung. Ein anderes Feld ist die Optimierung von Logistikprozessen in der Automobilindustrie. Es geht darum, praktische Arbeits- und Problemstellungen von Unternehmen mit Automatisierung und KI zu lösen. Zum Beispiel können wir in einem Krankenhaus die Wundversorgung verbessern, indem die Nachdokumentation und Vorbereitung direkt am Patientenbett mit KI-Unterstützung erfolgt. In der Automobilindustrie können wir beispielsweise helfen, die Logistik ganzer Flotten zu optimieren oder die Qualitätskontrolle in der Produktion durch KI-gestützte Anomalie-Erkennung zu verbessern. Weg des Machens einschlagen Das klingt durchaus vielversprechend, aber sind uns andere Länder wie China nicht weit voraus? Ferri Abolhassan: China ist in der Tat ein ernstzunehmender Wettbewerber. Um hier aufzuholen, ist es wichtig, dass wir unsere Aversion gegenüber neuen Technologien ablegen. Wir haben immer noch eine Menge Ideen “Made in Germany”. Aber wir müssen einen Weg des “Machens” einschlagen. Es bedarf konkreter Angebote und der Unterstützung der Unternehmen bei der Implementierung von KI-Lösungen. Wir müssen weg von der reinen Theorie hin zur praktischen Anwendung. Dazu zählt für mich auch, den Unternehmen einen konkreten Nutzen zu bieten. Ein ganz anderes Thema. Sie sind jetzt seit fast anderthalb Jahren CEO der T-Systems. Wo steht das Unternehmen heute, es war ja lange Zeit ein Sorgenkind der Telekom? Ferri Abolhassan: Ab Ende 2023 haben wir als Team die richtigen Prioritäten gesetzt: Den Kunden in den Mittelpunkt. Fokus auf Qualität und Resilienz. Ein wettbewerbsfähiges Portfolio. Einen integrierten Marktangang. So haben wir unseren Wachstumskurs erfolgreich ausgebaut. Heute sind wir, das kann man schon sagen, in stabilem Fahrwasser. Unter der Führung von Ferri Abolhassan wächst die T-Systems profitabel. Deutsche Telekom T-Systems ist auf Wachstumskurs Woran machen Sie das fest, dass Sie sich in stabilen Fahrwassern befinden? Ferri Abolhassan: Wir haben alle wichtigen Kennzahlen weiterentwickelt und wachsen inzwischen profitabel. Unseren Auftragseingang haben wir zuletzt um elf Prozent gesteigert. Das ist ein wichtiger Indikator für zukünftiges Geschäft. Unser Umsatz ist um 2,8 Prozent gestiegen. Und in dieser Größenordnung wollen wir weiterwachsen. Das EBITDA, sprich, unser Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, haben wir sogar überproportional um 14,8 Prozent verbessert. Aber damit stehen wir erst am Anfang unserer Reise. Wir ruhen uns aus diesen Erfolgen nicht aus. Wir wollen unsere Zahlen Monat für Monat hinstellen und auch in unserem Jubiläumsjahr – wir feiern 25 Jahre T-Systems – weiter profitabel wachsen. Die Nummer Eins in DACH Und wie ist es um das Standing einer T-Systems im Markt bestellt? Ferri Abolhassan: Wir haben eine ganze Menge an Vertriebserfolgen erzielt. Im Moment sind wir im B2B-Markt in Europa die Nummer Zwei, in der DACH-Region die Nummer Eins. Kunden wie AOK, KMD oder Daimler Truck schenken uns ihr Vertrauen, um nur einige zu nennen. Letztlich kommen unsere Kunden aus allen Branchen, aus Automotive, Public, Health, Finance, Transport & Logistics und Manufacturing. Als wir beide vor einem Jahr miteinander sprachen, sagte ich Ihnen, dass wir ganz klar auf das Thema Qualität setzen werden. Dazu sind wir noch mal den Dreiklang von People, Process, Platform angegangen – der Grundlage von Zero Outage. Wir haben unsere Mitarbeitenden weiter geschult und sensibilisiert, bessere, stabilere Prozesse eingeführt, und unsere Plattformen noch ausfallsicherer gemacht. Damit sind wir jetzt in Sachen Stabilität und Ausfallsicherheit gut unterwegs und konnten das auch gegenüber unseren Kunden beweisen.  

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