Wegen des drohenden Lizenz-Endes der S/4HANA Compatibility Packs müssen viele SAP-Kunden jetzt aktiv werden, um Compliance-Risiken und rechtliche Probleme zu vermeiden.Andrey_Popov – Shutterstock SAP S/4HANA-Kunden, die noch auf Funktionen in den sogenannten Compatibility Packs angewiesen sind, haben nur noch wenige Monate Zeit, um auf die nativen Funktionen umzusteigen. Der Grund: Das Ende der Lizenzen für die vor rund zehn Jahren eingeführten Packs rückt näher. SAP hatte die Compatibility Packs im Jahr 2015 als Übergangslösung eingeführt, um Kunden die Migration von SAP ECC (ERP Central Component) auf S/4 HANA zu erleichtern. Die Packs ermöglichten es den Kunden, bestimmte ECC-Funktionen vorübergehend weiter zu nutzen, wenn die Migration der Module nach S/4HANA einige Zeit in Anspruch genommen hätte oder wenn ihre Funktionalität nicht in den ersten S/4HANA-Releases enthalten war. Doch jede Übergangszeit hat einmal ein Ende. Bis zum 31. Dezember 2025 müssen die meisten Kunden die Nutzung dieser Packs einstellen, Die weitere Verwendung nach diesem Datum will SAP als „kommerzielle Nichteinhaltung – also Vertragsbruch“ behandeln. Die meisten dieser Pakete seien heute ohnehin überflüssig, erklärt Maura Hameroff, SVP of ERP Product Marketing bei SAP. “Mit unserem S/4 HANA-Release 2023 haben wir alle Szenarien abgedeckt. Wir haben alle technischen Hindernisse beseitigt, die die Kunden bislang ausgebremst haben.” SAP hatte bereits in einem im Februar 2025 aktualisierten Blogbeitrag klargestellt, dass sowohl das Recht zur Nutzung von Compatibility Packs als auch der gesamte Support dafür zum gleichen Zeitpunkt auslaufen, unabhängig vom Wartungsstatus des S/4HANA-Systems. Drohende Maßnahmen „Die Nutzungsrechte für Compatibility Scopes erlöschen automatisch am 31. Dezember 2025 für alle SAP S/4HANA-Versionen, unabhängig von ihrem Veröffentlichungsdatum“, heißt es dort. “Unabhängig von der SAP S/4HANA-Version haben Kunden also nach diesem Zeitpunkt kein vertragliches Recht mehr, die Compatibility Scope-Funktionalität zu nutzen, selbst wenn sich das betroffene SAP S/4HANA-Systemrelease noch in der Mainstream-Wartung befindet. Außerdem endet der Support für Compatibility Scope-Elemente mit dem Auslaufen der Nutzungsrechte.” Wenn rechtliche Drohungen die Kunden nicht dazu bringen, die Modernisierung ihrer Systeme abzuschließen, könnte SAP zu härteren Mitteln greifen: SAP behält sich das Recht vor, die Compatibility Pack-Funktionalität in zukünftigen S/4HANA-Versionen technisch unzugänglich zu machen. „Bis dahin“, so heißt es, „müssen die Kunden durch organisatorische oder andere Maßnahmen sicherstellen, dass die Funktionalität des Compatibility Packs nach Ablauf der Nutzungsrechte nicht mehr verwendet wird.“ Ausnahmen bestätigen die Regel Einige Packs sind von der Frist ausgenommen: Customer Service (CS), Transportation (LE-TRA) und Production Planning for Process Industries (PP-PI) dürfen bis 2030 weiter genutzt werden. Laut Scott Bickley, Research Fellow bei der Info-Tech Research Group, liegt dies an der Komplexität und Vielfalt sowohl der Produkte selbst als auch der zugrundeliegenden komplexen Geschäftsprozesse der Kunden. „Auch RISE-with-SAP -Kunden können aufatmen, denn ihre Nutzungsrechte für SAP Compatibility Packs wurden ebenfalls bis 2030 gewährt“, so Bickley weiter. Für alle anderen tickt die Uhr: „Schätzungen zufolge nutzen bis zu 70 Prozent der S/4 HANA-Kunden mindestens ein Compatibility Pack“, erklärt der Analyst. SAPs Hameroff will diese Schätzungen nicht kommentieren: “Wir geben keine Zahlen bekannt. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir keinen Kunden zurücklassen.“ Sie räumt ein, dass SAPs Cloud-Lösungen, die bevorzugte Strategie des Unternehmens, nicht für alle Kunden geeignet sind. Dennoch gebe es mehrere Optionen, inklusive einer Mischung aus On-Premises- und Cloud-Angeboten und verschiedenen Arten von Cloud-Angeboten, um unterschiedlichen Anforderungen und Regulierungen gerecht zu werden. Mike Tucciarone, VP Analyst bei Gartner, rät Unternehmen dringend, jetzt aktiv zu werden, um Compliance-Risiken und rechtliche Probleme zu vermeiden. „Anstatt sich ausschließlich auf die SAP-Account-Teams zu verlassen, sollten Unternehmen Ressourcen wie die 2269324 – Compatibility Scope Matrix for SAP S/4HANA von SAP nutzen, um ihre Optionen zu prüfen.“ Selbst beim Rettungsangebot von RISE with SAP/Cloud ERP Private gebe es Einschränkungen, so Tucciarone. “Das ist keine einfache Verlängerung gegen eine Gebühr“, warnt er. „SAP hat klar gesagt, dass Kunden einen RISE with SAP-Vertrag abschließen und ‚ im Übergang zur Cloud ‘ sein müssen, um die Compatibility Packs über 2025 hinaus nutzen zu können.” Nicht nur eine technische Frage Allerdings bedeutet die erfolgte Migration auf S/4HANA nicht automatisch, dass Unternehmen die Compatibility Packs nicht mehr benötigen, warnt Robert Kramer, VP und Principal Analyst, Enterprise Data, ERP & SCM, bei Moor Insights & Strategy. “Viele Migrationen haben diese Komponenten unbemerkt mitgenommen – oft, ohne dass es jemandem auffällt. Um sich ein klares Bild zu machen, sollten Sie die SAP-Tools Readiness Check, Simplification Item Check und Custom Code Analyzer verwenden, um genau zu sehen, wo in Ihrer Umgebung noch Compatibility Packs im Einsatz sind.” Unternehmen haben jedoch nicht nur technische Herausforderungen zu bewältigen. Sowohl Kramer als auch Bickley betonen, dass zur vollständigen Ablösung der Packs häufig auch Geschäftsprozesse neugestaltet werden müssen. Wer damit zu lange wartet, riskiert, keine erfahrenen Berater mehr zu finden, warnt Kramer. “Die Beseitigung von Compatibility Packs ist keine rein technische Aufgabe. Oft bedeutet das, Geschäftsprozesse zu überarbeiten, neue Konfigurationen zu testen, Anwender zu schulen und manchmal auch neue S/4HANA-Module einzuführen.“ Bickley sieht eine der größten Herausforderungen darin, all dies rechtzeitig vor dem drohenden Stichtag im Dezember 2025 umzusetzen: „Egal welchen Weg man wählt, die Herausforderungen sind vielfältig und keineswegs trivial“, erklärt er. „Es ist davon auszugehen, dass die meisten Unternehmen, die Packs noch nutzen, dies aufgrund ihrer komplexen Legacy-Prozesse tun, die zudem stark angepasst sein können.“ Auch SAP-Managerin Hameroff stimmt zu. „[Die Modernisierung von Geschäftsprozessen] ist etwas, das viele Kunden angehen mussten, als sich die Technologie weiterentwickelte“, erklärt sie. “Und es geht nicht nur um Kompatibilität. Es geht darum, die Vorteile von modern gestalteten Geschäftsprozessen zu nutzen.“ Ein Großprojekt Moor-Analyst Kramer rät Unternehmen, die Lizenzproblematik als Großproblematik zu betrachten und keine Gnade von SAP zu erwarten. „SAP hat nicht vor, die Frist für die meisten Kunden zu verlängern. Machen Sie einen Plan, engagieren Sie die richtigen Leute, stellen Sie das nötige Budget bereit und fangen Sie jetzt an, daran zu arbeiten.“ Auch sein Kollege Bickley von der Info-Tech Research Group warnt vor den Gefahren der Nichteinhaltung. „Wer bei diesem Thema auf dem falschen Fuß erwischt wird, muss wissen: Die Versäumnis, die SAP Compatibility Packs bis zum Ablaufdatum außer Kraft zu setzen, führt wahrscheinlich zu einem Lizenzverstoß gegenüber SAP. Unternehmen sollten nicht erwarten, dass SAP Fristen verlängert oder Kulanz zeigt.“ „Stattdessen ist mit einem massiven Druck durch den Vertrieb zu rechnen, um die Kunden zu einem Upgrade auf die S/4HANA Business Suite zu bewegen – oder sie müssen mit einer formellen, intensivierten Lizenzprüfung rechnen.“ (mb)
SAP warnt vor Ende der S/4HANA Compatibility Pack-Lizenzierung
Wegen des drohenden Lizenz-Endes der S/4HANA Compatibility Packs müssen viele SAP-Kunden jetzt aktiv werden, um Compliance-Risiken und rechtliche Probleme zu vermeiden.Andrey_Popov – Shutterstock SAP S/4HANA-Kunden, die noch auf Funktionen in den sogenannten Compatibility Packs angewiesen sind, haben nur noch wenige Monate Zeit, um auf die nativen Funktionen umzusteigen. Der Grund: Das Ende der Lizenzen für die vor rund zehn Jahren eingeführten Packs rückt näher. SAP hatte die Compatibility Packs im Jahr 2015 als Übergangslösung eingeführt, um Kunden die Migration von SAP ECC (ERP Central Component) auf S/4 HANA zu erleichtern. Die Packs ermöglichten es den Kunden, bestimmte ECC-Funktionen vorübergehend weiter zu nutzen, wenn die Migration der Module nach S/4HANA einige Zeit in Anspruch genommen hätte oder wenn ihre Funktionalität nicht in den ersten S/4HANA-Releases enthalten war. Doch jede Übergangszeit hat einmal ein Ende. Bis zum 31. Dezember 2025 müssen die meisten Kunden die Nutzung dieser Packs einstellen, Die weitere Verwendung nach diesem Datum will SAP als „kommerzielle Nichteinhaltung – also Vertragsbruch“ behandeln. Die meisten dieser Pakete seien heute ohnehin überflüssig, erklärt Maura Hameroff, SVP of ERP Product Marketing bei SAP. “Mit unserem S/4 HANA-Release 2023 haben wir alle Szenarien abgedeckt. Wir haben alle technischen Hindernisse beseitigt, die die Kunden bislang ausgebremst haben.” SAP hatte bereits in einem im Februar 2025 aktualisierten Blogbeitrag klargestellt, dass sowohl das Recht zur Nutzung von Compatibility Packs als auch der gesamte Support dafür zum gleichen Zeitpunkt auslaufen, unabhängig vom Wartungsstatus des S/4HANA-Systems. Drohende Maßnahmen „Die Nutzungsrechte für Compatibility Scopes erlöschen automatisch am 31. Dezember 2025 für alle SAP S/4HANA-Versionen, unabhängig von ihrem Veröffentlichungsdatum“, heißt es dort. “Unabhängig von der SAP S/4HANA-Version haben Kunden also nach diesem Zeitpunkt kein vertragliches Recht mehr, die Compatibility Scope-Funktionalität zu nutzen, selbst wenn sich das betroffene SAP S/4HANA-Systemrelease noch in der Mainstream-Wartung befindet. Außerdem endet der Support für Compatibility Scope-Elemente mit dem Auslaufen der Nutzungsrechte.” Wenn rechtliche Drohungen die Kunden nicht dazu bringen, die Modernisierung ihrer Systeme abzuschließen, könnte SAP zu härteren Mitteln greifen: SAP behält sich das Recht vor, die Compatibility Pack-Funktionalität in zukünftigen S/4HANA-Versionen technisch unzugänglich zu machen. „Bis dahin“, so heißt es, „müssen die Kunden durch organisatorische oder andere Maßnahmen sicherstellen, dass die Funktionalität des Compatibility Packs nach Ablauf der Nutzungsrechte nicht mehr verwendet wird.“ Ausnahmen bestätigen die Regel Einige Packs sind von der Frist ausgenommen: Customer Service (CS), Transportation (LE-TRA) und Production Planning for Process Industries (PP-PI) dürfen bis 2030 weiter genutzt werden. Laut Scott Bickley, Research Fellow bei der Info-Tech Research Group, liegt dies an der Komplexität und Vielfalt sowohl der Produkte selbst als auch der zugrundeliegenden komplexen Geschäftsprozesse der Kunden. „Auch RISE-with-SAP -Kunden können aufatmen, denn ihre Nutzungsrechte für SAP Compatibility Packs wurden ebenfalls bis 2030 gewährt“, so Bickley weiter. Für alle anderen tickt die Uhr: „Schätzungen zufolge nutzen bis zu 70 Prozent der S/4 HANA-Kunden mindestens ein Compatibility Pack“, erklärt der Analyst. SAPs Hameroff will diese Schätzungen nicht kommentieren: “Wir geben keine Zahlen bekannt. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir keinen Kunden zurücklassen.“ Sie räumt ein, dass SAPs Cloud-Lösungen, die bevorzugte Strategie des Unternehmens, nicht für alle Kunden geeignet sind. Dennoch gebe es mehrere Optionen, inklusive einer Mischung aus On-Premises- und Cloud-Angeboten und verschiedenen Arten von Cloud-Angeboten, um unterschiedlichen Anforderungen und Regulierungen gerecht zu werden. Mike Tucciarone, VP Analyst bei Gartner, rät Unternehmen dringend, jetzt aktiv zu werden, um Compliance-Risiken und rechtliche Probleme zu vermeiden. „Anstatt sich ausschließlich auf die SAP-Account-Teams zu verlassen, sollten Unternehmen Ressourcen wie die 2269324 – Compatibility Scope Matrix for SAP S/4HANA von SAP nutzen, um ihre Optionen zu prüfen.“ Selbst beim Rettungsangebot von RISE with SAP/Cloud ERP Private gebe es Einschränkungen, so Tucciarone. “Das ist keine einfache Verlängerung gegen eine Gebühr“, warnt er. „SAP hat klar gesagt, dass Kunden einen RISE with SAP-Vertrag abschließen und ‚ im Übergang zur Cloud ‘ sein müssen, um die Compatibility Packs über 2025 hinaus nutzen zu können.” Nicht nur eine technische Frage Allerdings bedeutet die erfolgte Migration auf S/4HANA nicht automatisch, dass Unternehmen die Compatibility Packs nicht mehr benötigen, warnt Robert Kramer, VP und Principal Analyst, Enterprise Data, ERP & SCM, bei Moor Insights & Strategy. “Viele Migrationen haben diese Komponenten unbemerkt mitgenommen – oft, ohne dass es jemandem auffällt. Um sich ein klares Bild zu machen, sollten Sie die SAP-Tools Readiness Check, Simplification Item Check und Custom Code Analyzer verwenden, um genau zu sehen, wo in Ihrer Umgebung noch Compatibility Packs im Einsatz sind.” Unternehmen haben jedoch nicht nur technische Herausforderungen zu bewältigen. Sowohl Kramer als auch Bickley betonen, dass zur vollständigen Ablösung der Packs häufig auch Geschäftsprozesse neugestaltet werden müssen. Wer damit zu lange wartet, riskiert, keine erfahrenen Berater mehr zu finden, warnt Kramer. “Die Beseitigung von Compatibility Packs ist keine rein technische Aufgabe. Oft bedeutet das, Geschäftsprozesse zu überarbeiten, neue Konfigurationen zu testen, Anwender zu schulen und manchmal auch neue S/4HANA-Module einzuführen.“ Bickley sieht eine der größten Herausforderungen darin, all dies rechtzeitig vor dem drohenden Stichtag im Dezember 2025 umzusetzen: „Egal welchen Weg man wählt, die Herausforderungen sind vielfältig und keineswegs trivial“, erklärt er. „Es ist davon auszugehen, dass die meisten Unternehmen, die Packs noch nutzen, dies aufgrund ihrer komplexen Legacy-Prozesse tun, die zudem stark angepasst sein können.“ Auch SAP-Managerin Hameroff stimmt zu. „[Die Modernisierung von Geschäftsprozessen] ist etwas, das viele Kunden angehen mussten, als sich die Technologie weiterentwickelte“, erklärt sie. “Und es geht nicht nur um Kompatibilität. Es geht darum, die Vorteile von modern gestalteten Geschäftsprozessen zu nutzen.“ Ein Großprojekt Moor-Analyst Kramer rät Unternehmen, die Lizenzproblematik als Großproblematik zu betrachten und keine Gnade von SAP zu erwarten. „SAP hat nicht vor, die Frist für die meisten Kunden zu verlängern. Machen Sie einen Plan, engagieren Sie die richtigen Leute, stellen Sie das nötige Budget bereit und fangen Sie jetzt an, daran zu arbeiten.“ Auch sein Kollege Bickley von der Info-Tech Research Group warnt vor den Gefahren der Nichteinhaltung. „Wer bei diesem Thema auf dem falschen Fuß erwischt wird, muss wissen: Die Versäumnis, die SAP Compatibility Packs bis zum Ablaufdatum außer Kraft zu setzen, führt wahrscheinlich zu einem Lizenzverstoß gegenüber SAP. Unternehmen sollten nicht erwarten, dass SAP Fristen verlängert oder Kulanz zeigt.“ „Stattdessen ist mit einem massiven Druck durch den Vertrieb zu rechnen, um die Kunden zu einem Upgrade auf die S/4HANA Business Suite zu bewegen – oder sie müssen mit einer formellen, intensivierten Lizenzprüfung rechnen.“ (mb)
SAP warnt vor Ende der S/4HANA Compatibility Pack-Lizenzierung Wegen des drohenden Lizenz-Endes der S/4HANA Compatibility Packs müssen viele SAP-Kunden jetzt aktiv werden, um Compliance-Risiken und rechtliche Probleme zu vermeiden.Andrey_Popov – Shutterstock SAP S/4HANA-Kunden, die noch auf Funktionen in den sogenannten Compatibility Packs angewiesen sind, haben nur noch wenige Monate Zeit, um auf die nativen Funktionen umzusteigen. Der Grund: Das Ende der Lizenzen für die vor rund zehn Jahren eingeführten Packs rückt näher. SAP hatte die Compatibility Packs im Jahr 2015 als Übergangslösung eingeführt, um Kunden die Migration von SAP ECC (ERP Central Component) auf S/4 HANA zu erleichtern. Die Packs ermöglichten es den Kunden, bestimmte ECC-Funktionen vorübergehend weiter zu nutzen, wenn die Migration der Module nach S/4HANA einige Zeit in Anspruch genommen hätte oder wenn ihre Funktionalität nicht in den ersten S/4HANA-Releases enthalten war. Doch jede Übergangszeit hat einmal ein Ende. Bis zum 31. Dezember 2025 müssen die meisten Kunden die Nutzung dieser Packs einstellen, Die weitere Verwendung nach diesem Datum will SAP als „kommerzielle Nichteinhaltung – also Vertragsbruch“ behandeln. Die meisten dieser Pakete seien heute ohnehin überflüssig, erklärt Maura Hameroff, SVP of ERP Product Marketing bei SAP. “Mit unserem S/4 HANA-Release 2023 haben wir alle Szenarien abgedeckt. Wir haben alle technischen Hindernisse beseitigt, die die Kunden bislang ausgebremst haben.” SAP hatte bereits in einem im Februar 2025 aktualisierten Blogbeitrag klargestellt, dass sowohl das Recht zur Nutzung von Compatibility Packs als auch der gesamte Support dafür zum gleichen Zeitpunkt auslaufen, unabhängig vom Wartungsstatus des S/4HANA-Systems. Drohende Maßnahmen „Die Nutzungsrechte für Compatibility Scopes erlöschen automatisch am 31. Dezember 2025 für alle SAP S/4HANA-Versionen, unabhängig von ihrem Veröffentlichungsdatum“, heißt es dort. “Unabhängig von der SAP S/4HANA-Version haben Kunden also nach diesem Zeitpunkt kein vertragliches Recht mehr, die Compatibility Scope-Funktionalität zu nutzen, selbst wenn sich das betroffene SAP S/4HANA-Systemrelease noch in der Mainstream-Wartung befindet. Außerdem endet der Support für Compatibility Scope-Elemente mit dem Auslaufen der Nutzungsrechte.” Wenn rechtliche Drohungen die Kunden nicht dazu bringen, die Modernisierung ihrer Systeme abzuschließen, könnte SAP zu härteren Mitteln greifen: SAP behält sich das Recht vor, die Compatibility Pack-Funktionalität in zukünftigen S/4HANA-Versionen technisch unzugänglich zu machen. „Bis dahin“, so heißt es, „müssen die Kunden durch organisatorische oder andere Maßnahmen sicherstellen, dass die Funktionalität des Compatibility Packs nach Ablauf der Nutzungsrechte nicht mehr verwendet wird.“ Ausnahmen bestätigen die Regel Einige Packs sind von der Frist ausgenommen: Customer Service (CS), Transportation (LE-TRA) und Production Planning for Process Industries (PP-PI) dürfen bis 2030 weiter genutzt werden. Laut Scott Bickley, Research Fellow bei der Info-Tech Research Group, liegt dies an der Komplexität und Vielfalt sowohl der Produkte selbst als auch der zugrundeliegenden komplexen Geschäftsprozesse der Kunden. „Auch RISE-with-SAP -Kunden können aufatmen, denn ihre Nutzungsrechte für SAP Compatibility Packs wurden ebenfalls bis 2030 gewährt“, so Bickley weiter. Für alle anderen tickt die Uhr: „Schätzungen zufolge nutzen bis zu 70 Prozent der S/4 HANA-Kunden mindestens ein Compatibility Pack“, erklärt der Analyst. SAPs Hameroff will diese Schätzungen nicht kommentieren: “Wir geben keine Zahlen bekannt. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir keinen Kunden zurücklassen.“ Sie räumt ein, dass SAPs Cloud-Lösungen, die bevorzugte Strategie des Unternehmens, nicht für alle Kunden geeignet sind. Dennoch gebe es mehrere Optionen, inklusive einer Mischung aus On-Premises- und Cloud-Angeboten und verschiedenen Arten von Cloud-Angeboten, um unterschiedlichen Anforderungen und Regulierungen gerecht zu werden. Mike Tucciarone, VP Analyst bei Gartner, rät Unternehmen dringend, jetzt aktiv zu werden, um Compliance-Risiken und rechtliche Probleme zu vermeiden. „Anstatt sich ausschließlich auf die SAP-Account-Teams zu verlassen, sollten Unternehmen Ressourcen wie die 2269324 – Compatibility Scope Matrix for SAP S/4HANA von SAP nutzen, um ihre Optionen zu prüfen.“ Selbst beim Rettungsangebot von RISE with SAP/Cloud ERP Private gebe es Einschränkungen, so Tucciarone. “Das ist keine einfache Verlängerung gegen eine Gebühr“, warnt er. „SAP hat klar gesagt, dass Kunden einen RISE with SAP-Vertrag abschließen und ‚ im Übergang zur Cloud ‘ sein müssen, um die Compatibility Packs über 2025 hinaus nutzen zu können.” Nicht nur eine technische Frage Allerdings bedeutet die erfolgte Migration auf S/4HANA nicht automatisch, dass Unternehmen die Compatibility Packs nicht mehr benötigen, warnt Robert Kramer, VP und Principal Analyst, Enterprise Data, ERP & SCM, bei Moor Insights & Strategy. “Viele Migrationen haben diese Komponenten unbemerkt mitgenommen – oft, ohne dass es jemandem auffällt. Um sich ein klares Bild zu machen, sollten Sie die SAP-Tools Readiness Check, Simplification Item Check und Custom Code Analyzer verwenden, um genau zu sehen, wo in Ihrer Umgebung noch Compatibility Packs im Einsatz sind.” Unternehmen haben jedoch nicht nur technische Herausforderungen zu bewältigen. Sowohl Kramer als auch Bickley betonen, dass zur vollständigen Ablösung der Packs häufig auch Geschäftsprozesse neugestaltet werden müssen. Wer damit zu lange wartet, riskiert, keine erfahrenen Berater mehr zu finden, warnt Kramer. “Die Beseitigung von Compatibility Packs ist keine rein technische Aufgabe. Oft bedeutet das, Geschäftsprozesse zu überarbeiten, neue Konfigurationen zu testen, Anwender zu schulen und manchmal auch neue S/4HANA-Module einzuführen.“ Bickley sieht eine der größten Herausforderungen darin, all dies rechtzeitig vor dem drohenden Stichtag im Dezember 2025 umzusetzen: „Egal welchen Weg man wählt, die Herausforderungen sind vielfältig und keineswegs trivial“, erklärt er. „Es ist davon auszugehen, dass die meisten Unternehmen, die Packs noch nutzen, dies aufgrund ihrer komplexen Legacy-Prozesse tun, die zudem stark angepasst sein können.“ Auch SAP-Managerin Hameroff stimmt zu. „[Die Modernisierung von Geschäftsprozessen] ist etwas, das viele Kunden angehen mussten, als sich die Technologie weiterentwickelte“, erklärt sie. “Und es geht nicht nur um Kompatibilität. Es geht darum, die Vorteile von modern gestalteten Geschäftsprozessen zu nutzen.“ Ein Großprojekt Moor-Analyst Kramer rät Unternehmen, die Lizenzproblematik als Großproblematik zu betrachten und keine Gnade von SAP zu erwarten. „SAP hat nicht vor, die Frist für die meisten Kunden zu verlängern. Machen Sie einen Plan, engagieren Sie die richtigen Leute, stellen Sie das nötige Budget bereit und fangen Sie jetzt an, daran zu arbeiten.“ Auch sein Kollege Bickley von der Info-Tech Research Group warnt vor den Gefahren der Nichteinhaltung. „Wer bei diesem Thema auf dem falschen Fuß erwischt wird, muss wissen: Die Versäumnis, die SAP Compatibility Packs bis zum Ablaufdatum außer Kraft zu setzen, führt wahrscheinlich zu einem Lizenzverstoß gegenüber SAP. Unternehmen sollten nicht erwarten, dass SAP Fristen verlängert oder Kulanz zeigt.“ „Stattdessen ist mit einem massiven Druck durch den Vertrieb zu rechnen, um die Kunden zu einem Upgrade auf die S/4HANA Business Suite zu bewegen – oder sie müssen mit einer formellen, intensivierten Lizenzprüfung rechnen.“ (mb)