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OpenTofu – der Killer-Fork?​

OpenTofu ist weit mehr als nur ein Terraform-Ersatz.OpenTofu Speziell wenn es um Open Source Software geht, treten Forks (Abspaltungen) eher selten aus dem Schatten der Projekte, aus denen sie entstanden sind. Beim Infrastructure-as-Code (IaC)-Tool OpenTofu – einer von der Community vorangetriebenen Abspaltung von HashiCorps Terraform – verhält sich das anders. Nicht zuletzt wegen dem Lizenzgebaren, das der inzwischen zu IBM gehörende Automatisierungsspezialist an den Tag gelegt hat.   So konnte sich OpenTofu seit Januar 2024 von einem hoffungsvollen Manifest zu einem florierenden Open-Source-Projekt unter dem Dach der Linux Foundation entwickeln, das nicht nur von einer enthusiastischen Community, sondern auch von namhaften Sponsoren unterstützt wird. Wie stark das Projekt im Aufwind ist, zeigt sich insbesondere beim Blick auf: die eingeflossenen Code-Beiträge, die bereitgestellten Funktionen, sowie den Support durch Anbieter. Dass Terraform-Macher HashiCorp nach der Finalisierung der Übernahme seit Ende Februar 2025 nun offiziell Teil von IBM ist, könnte für OpenTofu eine enorme Chance darstellen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die bisherige Entwicklung von OpenTofu und die künftigen Herausforderungen für das ambitionierte Open-Source-Projekt. OpenTofu vs. Terraform 1. Community Mit Blick auf die gesammelten GitHub-Sterne liegt Terraform mit (circa) 45.000 zu 23.000 immer noch weit vor OpenTofu. Allerdings vermitteln diese Zahlen ein trügerisches Bild. Denn seit seiner allgemeinen Markteinführung im Januar 2024 hat sich die Zahl der OpenTofu-Kontributoren nahezu verdreifacht – und jedes neue Release sorgt für Interesse in der Community. Für Version 1.9 von OpenTofu reichten beispielsweise 49 Mitwirkende über 200 Pull Requests ein. Bei Terraform spielt sich hingegen eher ein gegenläufiger Trend ab: Das IaC-Tool startete mit einer riesigen Contributor-Basis (mehr als 1.800) ins Jahr 2024, verzeichnete allerdings schon zu diesem Zeitpunkt deutlich weniger neue Mitwirkende. Nachdem HashiCorp dann den Anwendern die BSL-Lizenz aufs Auge gedrückt hatte, gingen die Community-Beiträge zu Terraform drastisch zurück: Nur noch etwa neun Prozent der Pull Requests kamen im Monat des Lizenzwechsels von der Community – gegenüber zuvor 21 Prozent. Das hat sich bis heute nicht gebessert. Zwar zählt Terraform insgesamt über 34.000 Commits (OpenTofu: 32.500). Aber die kommen eben größtenteils von den Engineers von HashiCorp und nicht wie bei OpenTofu von einer engagierten, begeisterten Community.   Das OpenTofu ein Paradebeispiel für Open-Source-Kultur ist, verdeutlicht auch der Blick auf seinen Issue Tracker: Über einen Zeitraum von vier Monaten meldeten Benutzer Ende 2024 über 150 Probleme und reichten mehr als 200 Pull Requests ein. Für die Issues fand die Community schnell entsprechende Lösungen. Der Slack-Workspace und das GitHub-Forum von OpenTofu haben sich zu kommunikativen Drehscheiben entwickelt, die schnelles Feedback versprechen. Der Dialog in der Terraform-Community ist hingegen bestenfalls als verhalten zu bezeichnen – und findet größtenteils zwischen HashiCorp- (und IBM-) Mitarbeitern statt. Die lebhafte Community, die Terraform einmal ausgezeichnet hat, scheint nun bei OpenTofu zu gedeihen. Das könnte auch ein Grund dafür sein, warum Projekte wie Alpine Linux von Terraform auf OpenTofu umgeschwenkt sind. 2. Funktionen Mit Blick auf die Funktionen ist festzuhalten, dass OpenTofu weit davon entfernt ist, Terraform zu replizieren. Im Gegenteil: Es hat das HashiCorp-Tool in Bereichen, die die Community priorisiert, überholt und bahnbrechende Funktionen eingeführt, auf die Terraform-Anwender seit Jahren warten – etwa die native Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Statusdateien. Weitere Beispiel für OpenTofu-Problemlösungen, die bis heute nicht für Terraform existieren, sind: Provider Iteration (for_each), ein exclude-Flag für selektive Anwendungen, oder Dynamic Module Sourcing. Zwar werden die HashiCorp-eigenen Updates weiterhin zuverlässig eingespielt, allerdings halten Innovationen im Vergleich zu OpenTofu eher schrittweise und behäbig Einzug. Provider-definierte Funktionen und eine striktere Validierung von Variablen sind willkommene Optimierungen für Terraform – verblassen aber gegen die strategische Vorgehensweise, die das OpenTofu-Projekt an den Tag legt, zum Beispiel mit der Einführung der Dateierweiterung .tofu. Darüber hinaus unterstreicht die OpenTofu-Registry (mit Git-gestützter Dezentralisierung) die Absicht der Projektverantwortlichen, ein robustes, offenes Ökosystem aufzubauen, das sich wesentlich vom proprietären Ansatz von HashiCorp, respektive IBM, unterscheidet. 3. Anbieter-Support Bislang (Stand: März 2025) haben die großen Cloud-Anbieter keinen Code zu OpenTofu beigetragen. Allerdings haben sowohl Microsoft als auch Google Cloud und Amazon Web Services stillschweigend für Kompatibilität mit OpenTofu gesorgt. Ein offener(er) Support durch die Hyperscaler könnte also bevorstehen. Bis es soweit ist, haben kleinere Anbieter erhebliche Ressourcen für das Projekt zugesagt. Dazu zählen: Harness, Spacelift, env0, Scalr, sowie Gruntwork.   Diese Firmen wollen OpenTofu in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 18 Engineers (in Vollzeit) unterstützen. Insgesamt hat die Unterstützungsleistung durch Anbieterunternehmen von Anfang bis Ende 2024 erheblich angezogen. Auch Unternehmen wie Cloudflare oder Buildkite haben mit Infrastruktur-Support dazu beitragen, dass das Ökosystem von OpenTofu erblühen konnte.   Die OpenTofu-Zukunft Das soll nicht bedeuten, dass Terraform „tot“ ist oder sich auf dem absteigenden Ast befindet. Geht es um die Akzeptanz in der Unternehmenspraxis, nimmt Terraform nach wie vor einen hohen Stellenwert ein. HashiCorp verfügt über einen riesigen Kundenstamm und verdient mit seinem IaC-Tool vermutlich mehr Geld als je zuvor. Aber der Registrierungs-Traffic von OpenTofu wirft täglich millionenfache neue Anfragen auf (mehr als 300 Prozent Wachstum im Jahresvergleich) und die beträchtlichen CLI-Downloads deuten darauf hin, dass der Terraform-Fork gerade dabei ist, echte Zugkraft zu entfalten. Auch Tool-Anbieter wie Scalr berichten von stark steigenden Nutzungsraten. Damit hat OpenTofu das typische Fork-Schicksal, nämlich wahlweise Stagnation oder Bedeutungslosigkeit, bereits weit hinter sich gelassen. Dennoch bleiben Herausforderungen nicht aus. Um weitere Erfolge feiern zu können, wird es für das Open-Source-Projekt in Zukunft in erster Linie darauf ankommen: seine Dynamik aufrechtzuerhalten, sich auf Enterprise-Level zu bewähren, und seine Community weiter auszubauen. Gelingt das, könnten in Zukunft zahlreiche Unternehmen auf OpenTofu umschwenken. Zumindest im Open-Source-Bereich hat Terraform die IaC-Krone bereits an OpenTofu verloren. Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox! 

OpenTofu – der Killer-Fork?​ OpenTofu ist weit mehr als nur ein Terraform-Ersatz.OpenTofu Speziell wenn es um Open Source Software geht, treten Forks (Abspaltungen) eher selten aus dem Schatten der Projekte, aus denen sie entstanden sind. Beim Infrastructure-as-Code (IaC)-Tool OpenTofu – einer von der Community vorangetriebenen Abspaltung von HashiCorps Terraform – verhält sich das anders. Nicht zuletzt wegen dem Lizenzgebaren, das der inzwischen zu IBM gehörende Automatisierungsspezialist an den Tag gelegt hat.   So konnte sich OpenTofu seit Januar 2024 von einem hoffungsvollen Manifest zu einem florierenden Open-Source-Projekt unter dem Dach der Linux Foundation entwickeln, das nicht nur von einer enthusiastischen Community, sondern auch von namhaften Sponsoren unterstützt wird. Wie stark das Projekt im Aufwind ist, zeigt sich insbesondere beim Blick auf: die eingeflossenen Code-Beiträge, die bereitgestellten Funktionen, sowie den Support durch Anbieter. Dass Terraform-Macher HashiCorp nach der Finalisierung der Übernahme seit Ende Februar 2025 nun offiziell Teil von IBM ist, könnte für OpenTofu eine enorme Chance darstellen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die bisherige Entwicklung von OpenTofu und die künftigen Herausforderungen für das ambitionierte Open-Source-Projekt. OpenTofu vs. Terraform 1. Community Mit Blick auf die gesammelten GitHub-Sterne liegt Terraform mit (circa) 45.000 zu 23.000 immer noch weit vor OpenTofu. Allerdings vermitteln diese Zahlen ein trügerisches Bild. Denn seit seiner allgemeinen Markteinführung im Januar 2024 hat sich die Zahl der OpenTofu-Kontributoren nahezu verdreifacht – und jedes neue Release sorgt für Interesse in der Community. Für Version 1.9 von OpenTofu reichten beispielsweise 49 Mitwirkende über 200 Pull Requests ein. Bei Terraform spielt sich hingegen eher ein gegenläufiger Trend ab: Das IaC-Tool startete mit einer riesigen Contributor-Basis (mehr als 1.800) ins Jahr 2024, verzeichnete allerdings schon zu diesem Zeitpunkt deutlich weniger neue Mitwirkende. Nachdem HashiCorp dann den Anwendern die BSL-Lizenz aufs Auge gedrückt hatte, gingen die Community-Beiträge zu Terraform drastisch zurück: Nur noch etwa neun Prozent der Pull Requests kamen im Monat des Lizenzwechsels von der Community – gegenüber zuvor 21 Prozent. Das hat sich bis heute nicht gebessert. Zwar zählt Terraform insgesamt über 34.000 Commits (OpenTofu: 32.500). Aber die kommen eben größtenteils von den Engineers von HashiCorp und nicht wie bei OpenTofu von einer engagierten, begeisterten Community.   Das OpenTofu ein Paradebeispiel für Open-Source-Kultur ist, verdeutlicht auch der Blick auf seinen Issue Tracker: Über einen Zeitraum von vier Monaten meldeten Benutzer Ende 2024 über 150 Probleme und reichten mehr als 200 Pull Requests ein. Für die Issues fand die Community schnell entsprechende Lösungen. Der Slack-Workspace und das GitHub-Forum von OpenTofu haben sich zu kommunikativen Drehscheiben entwickelt, die schnelles Feedback versprechen. Der Dialog in der Terraform-Community ist hingegen bestenfalls als verhalten zu bezeichnen – und findet größtenteils zwischen HashiCorp- (und IBM-) Mitarbeitern statt. Die lebhafte Community, die Terraform einmal ausgezeichnet hat, scheint nun bei OpenTofu zu gedeihen. Das könnte auch ein Grund dafür sein, warum Projekte wie Alpine Linux von Terraform auf OpenTofu umgeschwenkt sind. 2. Funktionen Mit Blick auf die Funktionen ist festzuhalten, dass OpenTofu weit davon entfernt ist, Terraform zu replizieren. Im Gegenteil: Es hat das HashiCorp-Tool in Bereichen, die die Community priorisiert, überholt und bahnbrechende Funktionen eingeführt, auf die Terraform-Anwender seit Jahren warten – etwa die native Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Statusdateien. Weitere Beispiel für OpenTofu-Problemlösungen, die bis heute nicht für Terraform existieren, sind: Provider Iteration (for_each), ein exclude-Flag für selektive Anwendungen, oder Dynamic Module Sourcing. Zwar werden die HashiCorp-eigenen Updates weiterhin zuverlässig eingespielt, allerdings halten Innovationen im Vergleich zu OpenTofu eher schrittweise und behäbig Einzug. Provider-definierte Funktionen und eine striktere Validierung von Variablen sind willkommene Optimierungen für Terraform – verblassen aber gegen die strategische Vorgehensweise, die das OpenTofu-Projekt an den Tag legt, zum Beispiel mit der Einführung der Dateierweiterung .tofu. Darüber hinaus unterstreicht die OpenTofu-Registry (mit Git-gestützter Dezentralisierung) die Absicht der Projektverantwortlichen, ein robustes, offenes Ökosystem aufzubauen, das sich wesentlich vom proprietären Ansatz von HashiCorp, respektive IBM, unterscheidet. 3. Anbieter-Support Bislang (Stand: März 2025) haben die großen Cloud-Anbieter keinen Code zu OpenTofu beigetragen. Allerdings haben sowohl Microsoft als auch Google Cloud und Amazon Web Services stillschweigend für Kompatibilität mit OpenTofu gesorgt. Ein offener(er) Support durch die Hyperscaler könnte also bevorstehen. Bis es soweit ist, haben kleinere Anbieter erhebliche Ressourcen für das Projekt zugesagt. Dazu zählen: Harness, Spacelift, env0, Scalr, sowie Gruntwork.   Diese Firmen wollen OpenTofu in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 18 Engineers (in Vollzeit) unterstützen. Insgesamt hat die Unterstützungsleistung durch Anbieterunternehmen von Anfang bis Ende 2024 erheblich angezogen. Auch Unternehmen wie Cloudflare oder Buildkite haben mit Infrastruktur-Support dazu beitragen, dass das Ökosystem von OpenTofu erblühen konnte.   Die OpenTofu-Zukunft Das soll nicht bedeuten, dass Terraform „tot“ ist oder sich auf dem absteigenden Ast befindet. Geht es um die Akzeptanz in der Unternehmenspraxis, nimmt Terraform nach wie vor einen hohen Stellenwert ein. HashiCorp verfügt über einen riesigen Kundenstamm und verdient mit seinem IaC-Tool vermutlich mehr Geld als je zuvor. Aber der Registrierungs-Traffic von OpenTofu wirft täglich millionenfache neue Anfragen auf (mehr als 300 Prozent Wachstum im Jahresvergleich) und die beträchtlichen CLI-Downloads deuten darauf hin, dass der Terraform-Fork gerade dabei ist, echte Zugkraft zu entfalten. Auch Tool-Anbieter wie Scalr berichten von stark steigenden Nutzungsraten. Damit hat OpenTofu das typische Fork-Schicksal, nämlich wahlweise Stagnation oder Bedeutungslosigkeit, bereits weit hinter sich gelassen. Dennoch bleiben Herausforderungen nicht aus. Um weitere Erfolge feiern zu können, wird es für das Open-Source-Projekt in Zukunft in erster Linie darauf ankommen: seine Dynamik aufrechtzuerhalten, sich auf Enterprise-Level zu bewähren, und seine Community weiter auszubauen. Gelingt das, könnten in Zukunft zahlreiche Unternehmen auf OpenTofu umschwenken. Zumindest im Open-Source-Bereich hat Terraform die IaC-Krone bereits an OpenTofu verloren. 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OpenTofu ist weit mehr als nur ein Terraform-Ersatz.OpenTofu Speziell wenn es um Open Source Software geht, treten Forks (Abspaltungen) eher selten aus dem Schatten der Projekte, aus denen sie entstanden sind. Beim Infrastructure-as-Code (IaC)-Tool OpenTofu – einer von der Community vorangetriebenen Abspaltung von HashiCorps Terraform – verhält sich das anders. Nicht zuletzt wegen dem Lizenzgebaren, das der inzwischen zu IBM gehörende Automatisierungsspezialist an den Tag gelegt hat.   So konnte sich OpenTofu seit Januar 2024 von einem hoffungsvollen Manifest zu einem florierenden Open-Source-Projekt unter dem Dach der Linux Foundation entwickeln, das nicht nur von einer enthusiastischen Community, sondern auch von namhaften Sponsoren unterstützt wird. Wie stark das Projekt im Aufwind ist, zeigt sich insbesondere beim Blick auf: die eingeflossenen Code-Beiträge, die bereitgestellten Funktionen, sowie den Support durch Anbieter. Dass Terraform-Macher HashiCorp nach der Finalisierung der Übernahme seit Ende Februar 2025 nun offiziell Teil von IBM ist, könnte für OpenTofu eine enorme Chance darstellen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die bisherige Entwicklung von OpenTofu und die künftigen Herausforderungen für das ambitionierte Open-Source-Projekt. OpenTofu vs. Terraform 1. Community Mit Blick auf die gesammelten GitHub-Sterne liegt Terraform mit (circa) 45.000 zu 23.000 immer noch weit vor OpenTofu. Allerdings vermitteln diese Zahlen ein trügerisches Bild. Denn seit seiner allgemeinen Markteinführung im Januar 2024 hat sich die Zahl der OpenTofu-Kontributoren nahezu verdreifacht – und jedes neue Release sorgt für Interesse in der Community. Für Version 1.9 von OpenTofu reichten beispielsweise 49 Mitwirkende über 200 Pull Requests ein. Bei Terraform spielt sich hingegen eher ein gegenläufiger Trend ab: Das IaC-Tool startete mit einer riesigen Contributor-Basis (mehr als 1.800) ins Jahr 2024, verzeichnete allerdings schon zu diesem Zeitpunkt deutlich weniger neue Mitwirkende. Nachdem HashiCorp dann den Anwendern die BSL-Lizenz aufs Auge gedrückt hatte, gingen die Community-Beiträge zu Terraform drastisch zurück: Nur noch etwa neun Prozent der Pull Requests kamen im Monat des Lizenzwechsels von der Community – gegenüber zuvor 21 Prozent. Das hat sich bis heute nicht gebessert. Zwar zählt Terraform insgesamt über 34.000 Commits (OpenTofu: 32.500). Aber die kommen eben größtenteils von den Engineers von HashiCorp und nicht wie bei OpenTofu von einer engagierten, begeisterten Community.   Das OpenTofu ein Paradebeispiel für Open-Source-Kultur ist, verdeutlicht auch der Blick auf seinen Issue Tracker: Über einen Zeitraum von vier Monaten meldeten Benutzer Ende 2024 über 150 Probleme und reichten mehr als 200 Pull Requests ein. Für die Issues fand die Community schnell entsprechende Lösungen. Der Slack-Workspace und das GitHub-Forum von OpenTofu haben sich zu kommunikativen Drehscheiben entwickelt, die schnelles Feedback versprechen. Der Dialog in der Terraform-Community ist hingegen bestenfalls als verhalten zu bezeichnen – und findet größtenteils zwischen HashiCorp- (und IBM-) Mitarbeitern statt. Die lebhafte Community, die Terraform einmal ausgezeichnet hat, scheint nun bei OpenTofu zu gedeihen. Das könnte auch ein Grund dafür sein, warum Projekte wie Alpine Linux von Terraform auf OpenTofu umgeschwenkt sind. 2. Funktionen Mit Blick auf die Funktionen ist festzuhalten, dass OpenTofu weit davon entfernt ist, Terraform zu replizieren. Im Gegenteil: Es hat das HashiCorp-Tool in Bereichen, die die Community priorisiert, überholt und bahnbrechende Funktionen eingeführt, auf die Terraform-Anwender seit Jahren warten – etwa die native Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Statusdateien. Weitere Beispiel für OpenTofu-Problemlösungen, die bis heute nicht für Terraform existieren, sind: Provider Iteration (for_each), ein exclude-Flag für selektive Anwendungen, oder Dynamic Module Sourcing. Zwar werden die HashiCorp-eigenen Updates weiterhin zuverlässig eingespielt, allerdings halten Innovationen im Vergleich zu OpenTofu eher schrittweise und behäbig Einzug. Provider-definierte Funktionen und eine striktere Validierung von Variablen sind willkommene Optimierungen für Terraform – verblassen aber gegen die strategische Vorgehensweise, die das OpenTofu-Projekt an den Tag legt, zum Beispiel mit der Einführung der Dateierweiterung .tofu. Darüber hinaus unterstreicht die OpenTofu-Registry (mit Git-gestützter Dezentralisierung) die Absicht der Projektverantwortlichen, ein robustes, offenes Ökosystem aufzubauen, das sich wesentlich vom proprietären Ansatz von HashiCorp, respektive IBM, unterscheidet. 3. Anbieter-Support Bislang (Stand: März 2025) haben die großen Cloud-Anbieter keinen Code zu OpenTofu beigetragen. Allerdings haben sowohl Microsoft als auch Google Cloud und Amazon Web Services stillschweigend für Kompatibilität mit OpenTofu gesorgt. Ein offener(er) Support durch die Hyperscaler könnte also bevorstehen. Bis es soweit ist, haben kleinere Anbieter erhebliche Ressourcen für das Projekt zugesagt. Dazu zählen: Harness, Spacelift, env0, Scalr, sowie Gruntwork.   Diese Firmen wollen OpenTofu in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 18 Engineers (in Vollzeit) unterstützen. Insgesamt hat die Unterstützungsleistung durch Anbieterunternehmen von Anfang bis Ende 2024 erheblich angezogen. Auch Unternehmen wie Cloudflare oder Buildkite haben mit Infrastruktur-Support dazu beitragen, dass das Ökosystem von OpenTofu erblühen konnte.   Die OpenTofu-Zukunft Das soll nicht bedeuten, dass Terraform „tot“ ist oder sich auf dem absteigenden Ast befindet. Geht es um die Akzeptanz in der Unternehmenspraxis, nimmt Terraform nach wie vor einen hohen Stellenwert ein. HashiCorp verfügt über einen riesigen Kundenstamm und verdient mit seinem IaC-Tool vermutlich mehr Geld als je zuvor. Aber der Registrierungs-Traffic von OpenTofu wirft täglich millionenfache neue Anfragen auf (mehr als 300 Prozent Wachstum im Jahresvergleich) und die beträchtlichen CLI-Downloads deuten darauf hin, dass der Terraform-Fork gerade dabei ist, echte Zugkraft zu entfalten. Auch Tool-Anbieter wie Scalr berichten von stark steigenden Nutzungsraten. Damit hat OpenTofu das typische Fork-Schicksal, nämlich wahlweise Stagnation oder Bedeutungslosigkeit, bereits weit hinter sich gelassen. Dennoch bleiben Herausforderungen nicht aus. Um weitere Erfolge feiern zu können, wird es für das Open-Source-Projekt in Zukunft in erster Linie darauf ankommen: seine Dynamik aufrechtzuerhalten, sich auf Enterprise-Level zu bewähren, und seine Community weiter auszubauen. Gelingt das, könnten in Zukunft zahlreiche Unternehmen auf OpenTofu umschwenken. Zumindest im Open-Source-Bereich hat Terraform die IaC-Krone bereits an OpenTofu verloren. 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