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IT-Modernisierung zwischen Budgetzwängen und Innovationsdruck​

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müss(t)en viele Unternehmen jetzt in ihre IT investieren. Wirtschaftlich betrachtet, tun es die alten Legacy-Systeme aber noch ein paar Jahre. Golden Dayz – Shutterstock.com Viele Unternehmen befinden sich derzeit in einem Spannungsfeld: Einerseits sollen digitale Innovationen wie KI-gestützte Prozesse, Cloud-basierte Plattformen oder datengetriebene Services implementiert werden, die neue Geschäftspotenziale schaffen. Andererseits hängen zentrale Geschäftsprozesse noch immer an schwerfälligen, oft jahrzehntealten Legacy-Systemen. Diese Systeme sind zwar durchaus stabil, verhindern aber häufig signifikante Produktivitäts- und Innovationsschübe. Die strategische Herausforderung besteht nun darin, bestehende Systeme und Prozesse so weiterzuentwickeln, dass sie zukunftsfähig, skalierbar und wirtschaftlich tragfähig bleiben – ohne das operative Rückgrat des Unternehmens zu gefährden. Komplexität, Security, Know-how-Verlust: Treiber der IT-Modernisierung Die Lünendonk-Studie “IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI” bestätigt dies. 62 Prozent der befragten Unternehmen sehen Handlungsbedarf bei ihren geschäftskritischen Anwendungen, da diese nicht mehr den heutigen Anforderungen an Stabilität und Performance entsprechen und erneuert werden müssen. Jedes zweite Unternehmen gibt sogar an, dass der Betrieb, die Wartung und die Weiterentwicklung ihrer Altsysteme mittel- bis langfristig nicht mehr gewährleistet ist – was die Dringlichkeit der IT-Modernisierung unterstreicht. In 76 Prozent der befragten Unternehmen haben mindestens 20 Prozent ihrer geschäftskritischen Anwendungen in den kommenden fünf Jahren einen Modernisierungsbedarf. Bei den nicht-kritischen Applikationen sind es sogar 92 Prozent. Wieviel Prozent Ihrer geschäftskritischen und Ihrer unterstützenden und nicht-kritischen Kernapplikationen haben in den nächsten fünf Jahren in etwa einen Modernisierungsbedarf?; relative Häufigkeitsverteilung; alle Unternehmen; n = 152; Quelle: Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“Lünendonk Die Gründe für den hohen Modernisierungsbedarf sind vielfältig. Fast alle Unternehmen (97 Prozent) sehen steigende Security- und Regulierungsanforderungen als Treiber, da die Cyberbedrohungslage weiterhin angespannt ist und Sicherheitslücken auch ein zunehmendes Geschäftsrisiko darstellen. Acht von zehn Unternehmen forcieren die IT-Modernisierung, weil viele IT-Landschaften historisch gewachsen und damit sehr verzweigt und damit komplex sind, was die Weiterentwicklung – und damit auch die volle Ausschöpfung der Geschäftspotenziale – erschwert. Der demografische Wandel ist für immerhin 61 Prozent ein Treiber. Viele IT-Abteilungen verlieren aktuell und in den nächsten Jahren Schlüsselpersonal mit tiefem Systemverständnis – insbesondere im Umgang mit alten Programmiersprachen wie COBOL, PL/I oder mit proprietären Architekturen. Gleichzeitig ist es für die Unternehmen eine große Herausforderung, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diese Programmiersprachen und Systeme zu begeistern und zu gewinnen, so dass der drohende Knowhow-Verlust die Unternehmen zwingt, ihre IT-Landschaften zu überdenken. Wie stark sind die folgenden Themen ein Treiber für die IT-Modernisierung in Ihrem Unternehmen?; Skala von 1 = “kein Treiber” bis 4 = “sehr starker Treiber”; relative Häufigkeitsverteilung; alle Unternehmen; dargestellte Antworten beziehen sich auf „eher starker Treiber“ und „sehr starker Treiber“; n = 152; Quelle: Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“Lünendonk Investitionen in IT-Modernisierung unter Druck IT-Modernisierungsprogramme sind mit erheblichen Investitionen verbunden, sowohl in Technologie als auch in Personal, Fortbildung und Change Management. In einem wirtschaftlich angespannten Umfeld mit konjunktureller Unsicherheit und steigendem Kostenbewusstsein geraten diese Investitionen zunehmend unter Druck. 91 Prozent der Studienteilnehmer geben daher an, in dieser Situation vor allem auf den Werterhalt bestehender Kernsysteme zu setzen – umfassende Anpassungen erfolgen nur selten. Gleichzeitig zeigt sich aber auch ein positiver Ausblick: 83 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über ausreichende Mittel, um anstehende Modernisierungsprojekte anzugehen. So planen 78 Prozent der Unternehmen, bei einer wirtschaftlichen Erholung ihre IT-Modernisierungsbudgets zukünftig wieder stärker zu priorisieren. Dies unterstreicht, dass die IT-Modernisierung trotz kurzfristiger Zurückhaltung eine strategische Priorität bleibt. Modernisierungsstrategien: Von Replatforming bis Repurchasing Bei der Frage, welche IT-Modernisierungsstrategie die Unternehmen für ihre Zielarchitektur verfolgen, zeigt sich ein heterogenes Bild. 79 Prozent der Unternehmen verfolgen einen Best-of-Breed-Ansatz mit Composable Architectures, so dass verschiedene Anwendungen flexibel miteinander kombiniert werden können und technologische Abhängigkeiten von monolithischen Architekturen reduziert werden. 74 Prozent setzen auf Replatforming, also der Verlagerung bestehender Anwendungen auf Cloud-Plattformen ohne tiefgreifende Änderungen an der Anwendungsarchitektur. Auf welche Modernisierungsansätze setzt Ihr Unternehmen bei geschäftskritischen Anwendungen?; Skala von 1 = “nicht relevant” bis 4 = “sehr relevant”; dargestellte Antworten beziehen sich auf „eher relevant“ und „sehr relevant“; alle Unternehmen; n = 152: Quelle: Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“Lünendonk Eine umfangreiche Überarbeitung bestehender Anwendungen via Refactoring nutzen etwas weniger, aber immerhin 64 Prozent der Unternehmen. Die komplette Neuentwicklung von Individuallösungen (Rebuild) kommt dagegen nur für 47 Prozent der Unternehmen in Frage. Die Ablösung von Legacy-Anwendungen durch On-Premises- oder Private-Cloud-Standardlösungen können sich 72 Prozent vorstellen. Den Trend zum verstärkten Einsatz von Standardsoftware beobachtet Lünendonk auch bei der Umsatzverteilung der IT-Dienstleister: Laut der ebenfalls kürzlich veröffentlichten Studie „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“ verschieben sich die Umsätze einiger IT-Dienstleister weg von der Individualsoftwareentwicklung hin zur Integration von Standardsoftware. SaaS-Lösungen kommen dagegen vor allem bei weniger kritischen Anwendungen wie CRM oder Digital Experience zum Einsatz. Bei geschäftskritischen Systemen scheint die Skepsis nach wie vor groß: Aber immerhin 43 Prozent setzen auf SaaS, um Legacy-Anwendungen abzulösen. KI: Der Booster für die IT-Modernisierung? Unabhängig vom gewählten Modernisierungsansatz handelt es sich um Großprojekte, die oft mit einem hohen finanziellen und personellen Aufwand verbunden sind. Mit dem Hype um generative KI und Agentic AI sind daher große Hoffnungen verbunden, dass künstliche Intelligenz als Katalysator für die IT-Modernisierung wirken kann. So erwarten 74 Prozent der Unternehmen, dass (generative) KI Sicherheitslücken in Legacy-Systemen aufdecken und beheben kann, um Cyber-Risiken zu minimieren. 69 Prozent erhoffen sich darüber hinaus ein besseres Verständnis der Programmlogiken und damit Transparenz und Entlastung für das Personal. Etwas mehr als jeder Zweite (55 Prozent) sieht zudem großes Potenzial im Bereich Dokumentation und Wissensmanagement: KI kann dabei helfen, komplexe Systemlogiken zu analysieren, zu dokumentieren und für neue Mitarbeitende verständlich aufzubereiten – ein entscheidender Faktor angesichts des demografischen Wandels. In der Praxis sind die Erfahrungen jedoch noch begrenzt. In vielen Unternehmen fehlt es an Vertrauen in die Technologie, an Investitionsbereitschaft und an qualifiziertem Personal, das KI sinnvoll einsetzen kann. So sehen sich derzeit nur acht Prozent der Unternehmen bei der automatisierten Codeanalyse und -optimierung mittels KI fortgeschritten. Immerhin 22 Prozent haben bereits nennenswerte Erfahrungen mit KI für Dokumentation und Wissensmanagement gesammelt. IT-Modernisierung braucht Weitblick – und Mut zur Veränderung Die Kernbotschaft der Studie lautet: Wer heute modernisiert, legt den Grundstein für die Wettbewerbsfähigkeit von morgen. Dabei handelt es sich um keinen Sprint, sondern einen Marathon – mit regelmäßigem Anpassungsbedarf. Unternehmen müssen frühzeitig Zielbilder definieren, Verantwortlichkeiten klären und technologische wie organisatorische Maßnahmen synchronisieren. Nur wenn Modernisierung als integrativer Prozess verstanden wird, der Technologie, Business-Nutzen und Kultur verbindet, kann die Transformation gelingen. Genau darin liegt die Herausforderung der nächsten Jahre. (mb) 

IT-Modernisierung zwischen Budgetzwängen und Innovationsdruck​ Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müss(t)en viele Unternehmen jetzt in ihre IT investieren. Wirtschaftlich betrachtet, tun es die alten Legacy-Systeme aber noch ein paar Jahre. Golden Dayz – Shutterstock.com Viele Unternehmen befinden sich derzeit in einem Spannungsfeld: Einerseits sollen digitale Innovationen wie KI-gestützte Prozesse, Cloud-basierte Plattformen oder datengetriebene Services implementiert werden, die neue Geschäftspotenziale schaffen. Andererseits hängen zentrale Geschäftsprozesse noch immer an schwerfälligen, oft jahrzehntealten Legacy-Systemen. Diese Systeme sind zwar durchaus stabil, verhindern aber häufig signifikante Produktivitäts- und Innovationsschübe. Die strategische Herausforderung besteht nun darin, bestehende Systeme und Prozesse so weiterzuentwickeln, dass sie zukunftsfähig, skalierbar und wirtschaftlich tragfähig bleiben – ohne das operative Rückgrat des Unternehmens zu gefährden. Komplexität, Security, Know-how-Verlust: Treiber der IT-Modernisierung Die Lünendonk-Studie “IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI” bestätigt dies. 62 Prozent der befragten Unternehmen sehen Handlungsbedarf bei ihren geschäftskritischen Anwendungen, da diese nicht mehr den heutigen Anforderungen an Stabilität und Performance entsprechen und erneuert werden müssen. Jedes zweite Unternehmen gibt sogar an, dass der Betrieb, die Wartung und die Weiterentwicklung ihrer Altsysteme mittel- bis langfristig nicht mehr gewährleistet ist – was die Dringlichkeit der IT-Modernisierung unterstreicht. In 76 Prozent der befragten Unternehmen haben mindestens 20 Prozent ihrer geschäftskritischen Anwendungen in den kommenden fünf Jahren einen Modernisierungsbedarf. Bei den nicht-kritischen Applikationen sind es sogar 92 Prozent. Wieviel Prozent Ihrer geschäftskritischen und Ihrer unterstützenden und nicht-kritischen Kernapplikationen haben in den nächsten fünf Jahren in etwa einen Modernisierungsbedarf?; relative Häufigkeitsverteilung; alle Unternehmen; n = 152; Quelle: Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“Lünendonk Die Gründe für den hohen Modernisierungsbedarf sind vielfältig. Fast alle Unternehmen (97 Prozent) sehen steigende Security- und Regulierungsanforderungen als Treiber, da die Cyberbedrohungslage weiterhin angespannt ist und Sicherheitslücken auch ein zunehmendes Geschäftsrisiko darstellen. Acht von zehn Unternehmen forcieren die IT-Modernisierung, weil viele IT-Landschaften historisch gewachsen und damit sehr verzweigt und damit komplex sind, was die Weiterentwicklung – und damit auch die volle Ausschöpfung der Geschäftspotenziale – erschwert. Der demografische Wandel ist für immerhin 61 Prozent ein Treiber. Viele IT-Abteilungen verlieren aktuell und in den nächsten Jahren Schlüsselpersonal mit tiefem Systemverständnis – insbesondere im Umgang mit alten Programmiersprachen wie COBOL, PL/I oder mit proprietären Architekturen. Gleichzeitig ist es für die Unternehmen eine große Herausforderung, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diese Programmiersprachen und Systeme zu begeistern und zu gewinnen, so dass der drohende Knowhow-Verlust die Unternehmen zwingt, ihre IT-Landschaften zu überdenken. Wie stark sind die folgenden Themen ein Treiber für die IT-Modernisierung in Ihrem Unternehmen?; Skala von 1 = “kein Treiber” bis 4 = “sehr starker Treiber”; relative Häufigkeitsverteilung; alle Unternehmen; dargestellte Antworten beziehen sich auf „eher starker Treiber“ und „sehr starker Treiber“; n = 152; Quelle: Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“Lünendonk Investitionen in IT-Modernisierung unter Druck IT-Modernisierungsprogramme sind mit erheblichen Investitionen verbunden, sowohl in Technologie als auch in Personal, Fortbildung und Change Management. In einem wirtschaftlich angespannten Umfeld mit konjunktureller Unsicherheit und steigendem Kostenbewusstsein geraten diese Investitionen zunehmend unter Druck. 91 Prozent der Studienteilnehmer geben daher an, in dieser Situation vor allem auf den Werterhalt bestehender Kernsysteme zu setzen – umfassende Anpassungen erfolgen nur selten. Gleichzeitig zeigt sich aber auch ein positiver Ausblick: 83 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über ausreichende Mittel, um anstehende Modernisierungsprojekte anzugehen. So planen 78 Prozent der Unternehmen, bei einer wirtschaftlichen Erholung ihre IT-Modernisierungsbudgets zukünftig wieder stärker zu priorisieren. Dies unterstreicht, dass die IT-Modernisierung trotz kurzfristiger Zurückhaltung eine strategische Priorität bleibt. Modernisierungsstrategien: Von Replatforming bis Repurchasing Bei der Frage, welche IT-Modernisierungsstrategie die Unternehmen für ihre Zielarchitektur verfolgen, zeigt sich ein heterogenes Bild. 79 Prozent der Unternehmen verfolgen einen Best-of-Breed-Ansatz mit Composable Architectures, so dass verschiedene Anwendungen flexibel miteinander kombiniert werden können und technologische Abhängigkeiten von monolithischen Architekturen reduziert werden. 74 Prozent setzen auf Replatforming, also der Verlagerung bestehender Anwendungen auf Cloud-Plattformen ohne tiefgreifende Änderungen an der Anwendungsarchitektur. Auf welche Modernisierungsansätze setzt Ihr Unternehmen bei geschäftskritischen Anwendungen?; Skala von 1 = “nicht relevant” bis 4 = “sehr relevant”; dargestellte Antworten beziehen sich auf „eher relevant“ und „sehr relevant“; alle Unternehmen; n = 152: Quelle: Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“Lünendonk Eine umfangreiche Überarbeitung bestehender Anwendungen via Refactoring nutzen etwas weniger, aber immerhin 64 Prozent der Unternehmen. Die komplette Neuentwicklung von Individuallösungen (Rebuild) kommt dagegen nur für 47 Prozent der Unternehmen in Frage. Die Ablösung von Legacy-Anwendungen durch On-Premises- oder Private-Cloud-Standardlösungen können sich 72 Prozent vorstellen. Den Trend zum verstärkten Einsatz von Standardsoftware beobachtet Lünendonk auch bei der Umsatzverteilung der IT-Dienstleister: Laut der ebenfalls kürzlich veröffentlichten Studie „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“ verschieben sich die Umsätze einiger IT-Dienstleister weg von der Individualsoftwareentwicklung hin zur Integration von Standardsoftware. SaaS-Lösungen kommen dagegen vor allem bei weniger kritischen Anwendungen wie CRM oder Digital Experience zum Einsatz. Bei geschäftskritischen Systemen scheint die Skepsis nach wie vor groß: Aber immerhin 43 Prozent setzen auf SaaS, um Legacy-Anwendungen abzulösen. KI: Der Booster für die IT-Modernisierung? Unabhängig vom gewählten Modernisierungsansatz handelt es sich um Großprojekte, die oft mit einem hohen finanziellen und personellen Aufwand verbunden sind. Mit dem Hype um generative KI und Agentic AI sind daher große Hoffnungen verbunden, dass künstliche Intelligenz als Katalysator für die IT-Modernisierung wirken kann. So erwarten 74 Prozent der Unternehmen, dass (generative) KI Sicherheitslücken in Legacy-Systemen aufdecken und beheben kann, um Cyber-Risiken zu minimieren. 69 Prozent erhoffen sich darüber hinaus ein besseres Verständnis der Programmlogiken und damit Transparenz und Entlastung für das Personal. Etwas mehr als jeder Zweite (55 Prozent) sieht zudem großes Potenzial im Bereich Dokumentation und Wissensmanagement: KI kann dabei helfen, komplexe Systemlogiken zu analysieren, zu dokumentieren und für neue Mitarbeitende verständlich aufzubereiten – ein entscheidender Faktor angesichts des demografischen Wandels. In der Praxis sind die Erfahrungen jedoch noch begrenzt. In vielen Unternehmen fehlt es an Vertrauen in die Technologie, an Investitionsbereitschaft und an qualifiziertem Personal, das KI sinnvoll einsetzen kann. So sehen sich derzeit nur acht Prozent der Unternehmen bei der automatisierten Codeanalyse und -optimierung mittels KI fortgeschritten. Immerhin 22 Prozent haben bereits nennenswerte Erfahrungen mit KI für Dokumentation und Wissensmanagement gesammelt. IT-Modernisierung braucht Weitblick – und Mut zur Veränderung Die Kernbotschaft der Studie lautet: Wer heute modernisiert, legt den Grundstein für die Wettbewerbsfähigkeit von morgen. Dabei handelt es sich um keinen Sprint, sondern einen Marathon – mit regelmäßigem Anpassungsbedarf. Unternehmen müssen frühzeitig Zielbilder definieren, Verantwortlichkeiten klären und technologische wie organisatorische Maßnahmen synchronisieren. Nur wenn Modernisierung als integrativer Prozess verstanden wird, der Technologie, Business-Nutzen und Kultur verbindet, kann die Transformation gelingen. Genau darin liegt die Herausforderung der nächsten Jahre. (mb)

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müss(t)en viele Unternehmen jetzt in ihre IT investieren. Wirtschaftlich betrachtet, tun es die alten Legacy-Systeme aber noch ein paar Jahre. Golden Dayz – Shutterstock.com Viele Unternehmen befinden sich derzeit in einem Spannungsfeld: Einerseits sollen digitale Innovationen wie KI-gestützte Prozesse, Cloud-basierte Plattformen oder datengetriebene Services implementiert werden, die neue Geschäftspotenziale schaffen. Andererseits hängen zentrale Geschäftsprozesse noch immer an schwerfälligen, oft jahrzehntealten Legacy-Systemen. Diese Systeme sind zwar durchaus stabil, verhindern aber häufig signifikante Produktivitäts- und Innovationsschübe. Die strategische Herausforderung besteht nun darin, bestehende Systeme und Prozesse so weiterzuentwickeln, dass sie zukunftsfähig, skalierbar und wirtschaftlich tragfähig bleiben – ohne das operative Rückgrat des Unternehmens zu gefährden. Komplexität, Security, Know-how-Verlust: Treiber der IT-Modernisierung Die Lünendonk-Studie “IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI” bestätigt dies. 62 Prozent der befragten Unternehmen sehen Handlungsbedarf bei ihren geschäftskritischen Anwendungen, da diese nicht mehr den heutigen Anforderungen an Stabilität und Performance entsprechen und erneuert werden müssen. Jedes zweite Unternehmen gibt sogar an, dass der Betrieb, die Wartung und die Weiterentwicklung ihrer Altsysteme mittel- bis langfristig nicht mehr gewährleistet ist – was die Dringlichkeit der IT-Modernisierung unterstreicht. In 76 Prozent der befragten Unternehmen haben mindestens 20 Prozent ihrer geschäftskritischen Anwendungen in den kommenden fünf Jahren einen Modernisierungsbedarf. Bei den nicht-kritischen Applikationen sind es sogar 92 Prozent. Wieviel Prozent Ihrer geschäftskritischen und Ihrer unterstützenden und nicht-kritischen Kernapplikationen haben in den nächsten fünf Jahren in etwa einen Modernisierungsbedarf?; relative Häufigkeitsverteilung; alle Unternehmen; n = 152; Quelle: Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“Lünendonk Die Gründe für den hohen Modernisierungsbedarf sind vielfältig. Fast alle Unternehmen (97 Prozent) sehen steigende Security- und Regulierungsanforderungen als Treiber, da die Cyberbedrohungslage weiterhin angespannt ist und Sicherheitslücken auch ein zunehmendes Geschäftsrisiko darstellen. Acht von zehn Unternehmen forcieren die IT-Modernisierung, weil viele IT-Landschaften historisch gewachsen und damit sehr verzweigt und damit komplex sind, was die Weiterentwicklung – und damit auch die volle Ausschöpfung der Geschäftspotenziale – erschwert. Der demografische Wandel ist für immerhin 61 Prozent ein Treiber. Viele IT-Abteilungen verlieren aktuell und in den nächsten Jahren Schlüsselpersonal mit tiefem Systemverständnis – insbesondere im Umgang mit alten Programmiersprachen wie COBOL, PL/I oder mit proprietären Architekturen. Gleichzeitig ist es für die Unternehmen eine große Herausforderung, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diese Programmiersprachen und Systeme zu begeistern und zu gewinnen, so dass der drohende Knowhow-Verlust die Unternehmen zwingt, ihre IT-Landschaften zu überdenken. Wie stark sind die folgenden Themen ein Treiber für die IT-Modernisierung in Ihrem Unternehmen?; Skala von 1 = “kein Treiber” bis 4 = “sehr starker Treiber”; relative Häufigkeitsverteilung; alle Unternehmen; dargestellte Antworten beziehen sich auf „eher starker Treiber“ und „sehr starker Treiber“; n = 152; Quelle: Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“Lünendonk Investitionen in IT-Modernisierung unter Druck IT-Modernisierungsprogramme sind mit erheblichen Investitionen verbunden, sowohl in Technologie als auch in Personal, Fortbildung und Change Management. In einem wirtschaftlich angespannten Umfeld mit konjunktureller Unsicherheit und steigendem Kostenbewusstsein geraten diese Investitionen zunehmend unter Druck. 91 Prozent der Studienteilnehmer geben daher an, in dieser Situation vor allem auf den Werterhalt bestehender Kernsysteme zu setzen – umfassende Anpassungen erfolgen nur selten. Gleichzeitig zeigt sich aber auch ein positiver Ausblick: 83 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über ausreichende Mittel, um anstehende Modernisierungsprojekte anzugehen. So planen 78 Prozent der Unternehmen, bei einer wirtschaftlichen Erholung ihre IT-Modernisierungsbudgets zukünftig wieder stärker zu priorisieren. Dies unterstreicht, dass die IT-Modernisierung trotz kurzfristiger Zurückhaltung eine strategische Priorität bleibt. Modernisierungsstrategien: Von Replatforming bis Repurchasing Bei der Frage, welche IT-Modernisierungsstrategie die Unternehmen für ihre Zielarchitektur verfolgen, zeigt sich ein heterogenes Bild. 79 Prozent der Unternehmen verfolgen einen Best-of-Breed-Ansatz mit Composable Architectures, so dass verschiedene Anwendungen flexibel miteinander kombiniert werden können und technologische Abhängigkeiten von monolithischen Architekturen reduziert werden. 74 Prozent setzen auf Replatforming, also der Verlagerung bestehender Anwendungen auf Cloud-Plattformen ohne tiefgreifende Änderungen an der Anwendungsarchitektur. Auf welche Modernisierungsansätze setzt Ihr Unternehmen bei geschäftskritischen Anwendungen?; Skala von 1 = “nicht relevant” bis 4 = “sehr relevant”; dargestellte Antworten beziehen sich auf „eher relevant“ und „sehr relevant“; alle Unternehmen; n = 152: Quelle: Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“Lünendonk Eine umfangreiche Überarbeitung bestehender Anwendungen via Refactoring nutzen etwas weniger, aber immerhin 64 Prozent der Unternehmen. Die komplette Neuentwicklung von Individuallösungen (Rebuild) kommt dagegen nur für 47 Prozent der Unternehmen in Frage. Die Ablösung von Legacy-Anwendungen durch On-Premises- oder Private-Cloud-Standardlösungen können sich 72 Prozent vorstellen. Den Trend zum verstärkten Einsatz von Standardsoftware beobachtet Lünendonk auch bei der Umsatzverteilung der IT-Dienstleister: Laut der ebenfalls kürzlich veröffentlichten Studie „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland“ verschieben sich die Umsätze einiger IT-Dienstleister weg von der Individualsoftwareentwicklung hin zur Integration von Standardsoftware. SaaS-Lösungen kommen dagegen vor allem bei weniger kritischen Anwendungen wie CRM oder Digital Experience zum Einsatz. Bei geschäftskritischen Systemen scheint die Skepsis nach wie vor groß: Aber immerhin 43 Prozent setzen auf SaaS, um Legacy-Anwendungen abzulösen. KI: Der Booster für die IT-Modernisierung? Unabhängig vom gewählten Modernisierungsansatz handelt es sich um Großprojekte, die oft mit einem hohen finanziellen und personellen Aufwand verbunden sind. Mit dem Hype um generative KI und Agentic AI sind daher große Hoffnungen verbunden, dass künstliche Intelligenz als Katalysator für die IT-Modernisierung wirken kann. So erwarten 74 Prozent der Unternehmen, dass (generative) KI Sicherheitslücken in Legacy-Systemen aufdecken und beheben kann, um Cyber-Risiken zu minimieren. 69 Prozent erhoffen sich darüber hinaus ein besseres Verständnis der Programmlogiken und damit Transparenz und Entlastung für das Personal. Etwas mehr als jeder Zweite (55 Prozent) sieht zudem großes Potenzial im Bereich Dokumentation und Wissensmanagement: KI kann dabei helfen, komplexe Systemlogiken zu analysieren, zu dokumentieren und für neue Mitarbeitende verständlich aufzubereiten – ein entscheidender Faktor angesichts des demografischen Wandels. In der Praxis sind die Erfahrungen jedoch noch begrenzt. In vielen Unternehmen fehlt es an Vertrauen in die Technologie, an Investitionsbereitschaft und an qualifiziertem Personal, das KI sinnvoll einsetzen kann. So sehen sich derzeit nur acht Prozent der Unternehmen bei der automatisierten Codeanalyse und -optimierung mittels KI fortgeschritten. Immerhin 22 Prozent haben bereits nennenswerte Erfahrungen mit KI für Dokumentation und Wissensmanagement gesammelt. IT-Modernisierung braucht Weitblick – und Mut zur Veränderung Die Kernbotschaft der Studie lautet: Wer heute modernisiert, legt den Grundstein für die Wettbewerbsfähigkeit von morgen. Dabei handelt es sich um keinen Sprint, sondern einen Marathon – mit regelmäßigem Anpassungsbedarf. Unternehmen müssen frühzeitig Zielbilder definieren, Verantwortlichkeiten klären und technologische wie organisatorische Maßnahmen synchronisieren. Nur wenn Modernisierung als integrativer Prozess verstanden wird, der Technologie, Business-Nutzen und Kultur verbindet, kann die Transformation gelingen. Genau darin liegt die Herausforderung der nächsten Jahre. (mb) 

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