Juniper wird im Zuge der Übernahme zwar mit Aruba verschmolzen, soll aber als Brand erhalten bleiben. bluestork / Shutterstock.com Fast 18 Monate nach der ersten Ankündigung hat HPE die Übernahme von Juniper Networks im Wert von 14 Milliarden Dollar offiziell abgeschlossen. Letzte Hürde waren die USA, wo das Justizministerium im Januar dieses Jahres Klage einreichte, um die Transaktion zu blockieren. Dieses Hindernis wurde am 27. Juni überwunden, wodurch der Weg für den Abschluss der Transaktion frei wurde. Nun beginnen die Arbeiten zur Integration von Juniper in HPE. Als Teil der Transaktion wird eine neue Geschäftseinheit unter der Leitung des ehemaligen Juniper-CEO Rami Rahim gegründet. HPE Networking wird die operativen Einheiten von HPE Aruba und HPE Juniper umfassen. Juniper und Aruba bleiben als Marke erhalten Es ist geplant, beide Marken beizubehalten, da das Unternehmen weiterhin einen Wert in ihnen sieht. Noch ist jedoch nicht ganz klar, wie genau sich das neue kombinierte Portfolio gestalten wird. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, erklärte Rahim während einer Pressekonferenz zum Abschluss der Transaktion. Er fügte hinzu: „Aber ich kann Ihnen sagen: Mein Ziel als Leiter dieses fusionierten Netzwerkgeschäfts ist, das beste Netzwerkunternehmen überhaupt aufzubauen – eines, das auf Innovation basiert. Erster Schritt, um dies zu erreichen, ist, dass wir uns voll auf unsere Kunden und Partner konzentrieren.“ Fest steht indes, wie HPE auf Bedenken des US-Justizministeriums (Department of Justice; DOJ) reagiert. Die kartellrechtliche Überprüfung durch das DOJ führte zu zwei konkreten Auflagen, die sich direkt auf die technische Roadmap und die Wettbewerbsposition des fusionierten Unternehmens auswirken werden. Erstens muss HPE die KI-Betriebsalgorithmen von Junipers Mist AI über ein Auktionsverfahren an Wettbewerber lizenzieren. Dies betrifft die zentralen Machine-Learning-Modelle, die die prädiktiven Analysen von Mist antreiben. Die Lizenzauflage ist jedoch eng gefasst, um HPEs Wettbewerbsvorteile weitgehend zu erhalten. „Wir haben mit dem DOJ vereinbart, eine Lizenz für bestimmte Aspekte von Juniper Mist, nämlich nur den Teil der KI-Operationen, im Rahmen einer Auktion anzubieten“, erklärte Antonio Neri, CEO von HPE, während der Pressekonferenz. Diese Unterscheidung ist technisch bedeutsam: Wettbewerber erhalten Zugang zu den Algorithmen von Mist, um Anomalien zu erkennen und Ausfälle vorherzusagen. Nicht abgegeben werden jedoch die Algorithmen zu dem zugrundeliegenden Netzwerkbetriebssystem, den Hardware-Abstraktionsschichten oder den kundenspezifischen Datenmodellen, die diese Algorithmen in Produktionsumgebungen effektiv machen. HPE behält zudem: die Kontrolle über die Mechanismen zur Datenerfassung, die Pipelines zur Verarbeitung der Telemetrie und die Integrationspunkte mit der physischen Netzwerkinfrastruktur. „Das geistige Eigentum bleibt selbstverständlich bei uns, aber wir müssen in der Lage sein, das weiterhin zu unterstützen“, stellte Neri klar. „Aber noch einmal: Es betrifft ausschließlich den AI-Operations-Teil des Juniper-Mist-Stacks.“ Rahim wiederum betonte, dass der größte Wert des Mist-AI-Stacks in den tatsächlichen Daten liege. Er wies darauf hin, dass Juniper über mehr als zehn Jahre Erfahrung aus realen Implementierungen verfüge, was für andere äußerst schwer zu replizieren sei. Die zweite Auflage des US-Justizministeriums (DOJ) schreibt den Verkauf von HPEs Aruba-Instant-On-Portfolio vor, das sich an kleine Unternehmen mit Cloud-verwalteten Access Points und Switches richtet. Auf die Frage nach dem Verkauf versuchte Neri, die Auswirkungen herunterzuspielen. „Aruba Instant On ist ein noch sehr neues Geschäft, das wir in den letzten drei Jahren aufgebaut haben, und es ist vollständig unabhängig vom restlichen traditionellen HP-Aruba-Portfolio oder von Aruba Central“, erklärte Neri. Das Angebot richte sich speziell an das KMU-Segment, und zwar ganz konkret an das ‚K‘ in KMU: „Für uns ist es ein sehr kleines Geschäft“, konstatierte der Manager. KI für Netzwerke, Netzwerke für KI Ein Kernelement des integrierten Portfolios wird Künstliche Intelligenz (KI) sein. Rahim erklärte, dass die Strategie aus zwei Komponenten besteht: KI für Netzwerke und Netzwerke für KI. KI für Netzwerke konzentriert sich darauf, KI für den Betrieb und die Verwaltung von Netzwerken einzusetzen. Dies umfasst die Nutzung der prädiktiven Analytik von Mist, um Leistungsprobleme zu erkennen, bevor sie sich auf Anwendungen auswirken, Umgebungen automatisch zu optimieren und gezielte Problemlösungen für Netzwerkstörungen bereitzustellen. Die Integration wird diese Funktionen über drahtlose Netzwerke hinaus erweitern – auf kabelgebundene Infrastrukturen, Sicherheitsrichtlinien und domänenübergreifende Korrelationen mit Rechen- und Speichersystemen. „Wir werden über eine größere Reichweite und Flexibilität verfügen, weil wir nun mit der Stärke von HPE und Juniper mehr Anwendungsfälle mit mehr Deployment-Optionen abdecken können. Und wir werden eine bessere integrierte Sicherheit haben“, stellte Rahim in Aussicht. Netzwerke für KI bezieht sich auf die Infrastrukturanforderungen für KI-Workloads selbst. Dazu gehören: die für die GPU-zu-GPU-Kommunikation erforderlichen Fabrics mit hoher Bandbreite und geringer Latenz sowie die integrierten Kühl- und Stromverteilungssysteme, die moderne KI-Cluster erfordern. „Netzwerke für KI ist ebenfalls spannend. Hier bauen wir groß angelegte Rechenzentren, die ‚KI-Fabriken‘, die in der heutigen Umgebung unglaublich wichtig sind“, erklärte Rahim. „Gemeinsam werden wir schneller über alle Ebenen des Technologie-Stacks hinweg innovieren können – von Silizium über Systeme bis hin zu Software. Und wir werden eine Komplettlösung anbieten können.“ Open-Source-Engagement wird fortgesetzt Sowohl Juniper als auch HPE blicken auf eine lange Open-Source-Historie zurück, und das soll auch so bleiben. „Open Source war schon immer ein wichtiger Bestandteil von Junipers – und ich bin sicher, auch von HPEs – Innovationsstrategie“, stellte Rahim auf Nachfrage unserer Kollegen der Network World klar – und ergänzte: „Im Netzwerkbereich beispielsweise hat Open Source in Bereichen wie Sonic an Dynamik und Zugkraft innerhalb der Branche gewonnen. Aus diesem Grund hat Juniper beschlossen, in diesem Bereich innovativ zu sein, und ich bin sicher, das wird sich auch mit Blick auf das neue HPE-Networking-Geschäft fortsetzen.“ Das erweiterte Portfolio schafft laut Rahim neue Möglichkeiten für Open-Source-Beiträge. Der Manager erwartet, dass sich Junipers Beiträge über den Netzwerkbereich hinaus auf Rechen- und Speicherlösungen ausweiten werden. Auch HPE ist im Bereich Open-Source-Netzwerke kein Neuling. Das Unternehmen ist Gründungsmitglied und ein wichtiger Mitwirkender im Ultra Ethernet Consortium (UEC), das kürzlich seine Spezifikation 1.0 veröffentlicht hat. Kombiniertes Portfolio soll mehr Anwendungsfälle abdecken Auch wenn HPE keinen konkreten Zeitplan für die Integration vorgibt, betonten sowohl Rahim als auch Neri, dass das Unternehmen mit Bedacht agiere. Bestehende Investitionen sollen erhalten bleiben, gleichzeitig aber Migrationspfade angeboten werden. „Kein Kunde wird zurückgelassen. Verträge werden über die gesamte Produktlebensdauer hinweg eingehalten“, versprach Neri. Die strategische Herausforderung für die Zukunft bestehe darin, KI-, Cloud-Native- und Netzwerktechnologien miteinander zu integrieren. Zwar gebe es einige Überschneidungen im bestehenden Portfolio, doch Rahim argumentierte, dass die Technologien oft unterschiedliche architektonische Ansätze zur Lösung von Netzwerkproblemen verfolgen. (mb)
HPE finalisiert Juniper-Übernahme
Juniper wird im Zuge der Übernahme zwar mit Aruba verschmolzen, soll aber als Brand erhalten bleiben. bluestork / Shutterstock.com Fast 18 Monate nach der ersten Ankündigung hat HPE die Übernahme von Juniper Networks im Wert von 14 Milliarden Dollar offiziell abgeschlossen. Letzte Hürde waren die USA, wo das Justizministerium im Januar dieses Jahres Klage einreichte, um die Transaktion zu blockieren. Dieses Hindernis wurde am 27. Juni überwunden, wodurch der Weg für den Abschluss der Transaktion frei wurde. Nun beginnen die Arbeiten zur Integration von Juniper in HPE. Als Teil der Transaktion wird eine neue Geschäftseinheit unter der Leitung des ehemaligen Juniper-CEO Rami Rahim gegründet. HPE Networking wird die operativen Einheiten von HPE Aruba und HPE Juniper umfassen. Juniper und Aruba bleiben als Marke erhalten Es ist geplant, beide Marken beizubehalten, da das Unternehmen weiterhin einen Wert in ihnen sieht. Noch ist jedoch nicht ganz klar, wie genau sich das neue kombinierte Portfolio gestalten wird. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, erklärte Rahim während einer Pressekonferenz zum Abschluss der Transaktion. Er fügte hinzu: „Aber ich kann Ihnen sagen: Mein Ziel als Leiter dieses fusionierten Netzwerkgeschäfts ist, das beste Netzwerkunternehmen überhaupt aufzubauen – eines, das auf Innovation basiert. Erster Schritt, um dies zu erreichen, ist, dass wir uns voll auf unsere Kunden und Partner konzentrieren.“ Fest steht indes, wie HPE auf Bedenken des US-Justizministeriums (Department of Justice; DOJ) reagiert. Die kartellrechtliche Überprüfung durch das DOJ führte zu zwei konkreten Auflagen, die sich direkt auf die technische Roadmap und die Wettbewerbsposition des fusionierten Unternehmens auswirken werden. Erstens muss HPE die KI-Betriebsalgorithmen von Junipers Mist AI über ein Auktionsverfahren an Wettbewerber lizenzieren. Dies betrifft die zentralen Machine-Learning-Modelle, die die prädiktiven Analysen von Mist antreiben. Die Lizenzauflage ist jedoch eng gefasst, um HPEs Wettbewerbsvorteile weitgehend zu erhalten. „Wir haben mit dem DOJ vereinbart, eine Lizenz für bestimmte Aspekte von Juniper Mist, nämlich nur den Teil der KI-Operationen, im Rahmen einer Auktion anzubieten“, erklärte Antonio Neri, CEO von HPE, während der Pressekonferenz. Diese Unterscheidung ist technisch bedeutsam: Wettbewerber erhalten Zugang zu den Algorithmen von Mist, um Anomalien zu erkennen und Ausfälle vorherzusagen. Nicht abgegeben werden jedoch die Algorithmen zu dem zugrundeliegenden Netzwerkbetriebssystem, den Hardware-Abstraktionsschichten oder den kundenspezifischen Datenmodellen, die diese Algorithmen in Produktionsumgebungen effektiv machen. HPE behält zudem: die Kontrolle über die Mechanismen zur Datenerfassung, die Pipelines zur Verarbeitung der Telemetrie und die Integrationspunkte mit der physischen Netzwerkinfrastruktur. „Das geistige Eigentum bleibt selbstverständlich bei uns, aber wir müssen in der Lage sein, das weiterhin zu unterstützen“, stellte Neri klar. „Aber noch einmal: Es betrifft ausschließlich den AI-Operations-Teil des Juniper-Mist-Stacks.“ Rahim wiederum betonte, dass der größte Wert des Mist-AI-Stacks in den tatsächlichen Daten liege. Er wies darauf hin, dass Juniper über mehr als zehn Jahre Erfahrung aus realen Implementierungen verfüge, was für andere äußerst schwer zu replizieren sei. Die zweite Auflage des US-Justizministeriums (DOJ) schreibt den Verkauf von HPEs Aruba-Instant-On-Portfolio vor, das sich an kleine Unternehmen mit Cloud-verwalteten Access Points und Switches richtet. Auf die Frage nach dem Verkauf versuchte Neri, die Auswirkungen herunterzuspielen. „Aruba Instant On ist ein noch sehr neues Geschäft, das wir in den letzten drei Jahren aufgebaut haben, und es ist vollständig unabhängig vom restlichen traditionellen HP-Aruba-Portfolio oder von Aruba Central“, erklärte Neri. Das Angebot richte sich speziell an das KMU-Segment, und zwar ganz konkret an das ‚K‘ in KMU: „Für uns ist es ein sehr kleines Geschäft“, konstatierte der Manager. KI für Netzwerke, Netzwerke für KI Ein Kernelement des integrierten Portfolios wird Künstliche Intelligenz (KI) sein. Rahim erklärte, dass die Strategie aus zwei Komponenten besteht: KI für Netzwerke und Netzwerke für KI. KI für Netzwerke konzentriert sich darauf, KI für den Betrieb und die Verwaltung von Netzwerken einzusetzen. Dies umfasst die Nutzung der prädiktiven Analytik von Mist, um Leistungsprobleme zu erkennen, bevor sie sich auf Anwendungen auswirken, Umgebungen automatisch zu optimieren und gezielte Problemlösungen für Netzwerkstörungen bereitzustellen. Die Integration wird diese Funktionen über drahtlose Netzwerke hinaus erweitern – auf kabelgebundene Infrastrukturen, Sicherheitsrichtlinien und domänenübergreifende Korrelationen mit Rechen- und Speichersystemen. „Wir werden über eine größere Reichweite und Flexibilität verfügen, weil wir nun mit der Stärke von HPE und Juniper mehr Anwendungsfälle mit mehr Deployment-Optionen abdecken können. Und wir werden eine bessere integrierte Sicherheit haben“, stellte Rahim in Aussicht. Netzwerke für KI bezieht sich auf die Infrastrukturanforderungen für KI-Workloads selbst. Dazu gehören: die für die GPU-zu-GPU-Kommunikation erforderlichen Fabrics mit hoher Bandbreite und geringer Latenz sowie die integrierten Kühl- und Stromverteilungssysteme, die moderne KI-Cluster erfordern. „Netzwerke für KI ist ebenfalls spannend. Hier bauen wir groß angelegte Rechenzentren, die ‚KI-Fabriken‘, die in der heutigen Umgebung unglaublich wichtig sind“, erklärte Rahim. „Gemeinsam werden wir schneller über alle Ebenen des Technologie-Stacks hinweg innovieren können – von Silizium über Systeme bis hin zu Software. Und wir werden eine Komplettlösung anbieten können.“ Open-Source-Engagement wird fortgesetzt Sowohl Juniper als auch HPE blicken auf eine lange Open-Source-Historie zurück, und das soll auch so bleiben. „Open Source war schon immer ein wichtiger Bestandteil von Junipers – und ich bin sicher, auch von HPEs – Innovationsstrategie“, stellte Rahim auf Nachfrage unserer Kollegen der Network World klar – und ergänzte: „Im Netzwerkbereich beispielsweise hat Open Source in Bereichen wie Sonic an Dynamik und Zugkraft innerhalb der Branche gewonnen. Aus diesem Grund hat Juniper beschlossen, in diesem Bereich innovativ zu sein, und ich bin sicher, das wird sich auch mit Blick auf das neue HPE-Networking-Geschäft fortsetzen.“ Das erweiterte Portfolio schafft laut Rahim neue Möglichkeiten für Open-Source-Beiträge. Der Manager erwartet, dass sich Junipers Beiträge über den Netzwerkbereich hinaus auf Rechen- und Speicherlösungen ausweiten werden. Auch HPE ist im Bereich Open-Source-Netzwerke kein Neuling. Das Unternehmen ist Gründungsmitglied und ein wichtiger Mitwirkender im Ultra Ethernet Consortium (UEC), das kürzlich seine Spezifikation 1.0 veröffentlicht hat. Kombiniertes Portfolio soll mehr Anwendungsfälle abdecken Auch wenn HPE keinen konkreten Zeitplan für die Integration vorgibt, betonten sowohl Rahim als auch Neri, dass das Unternehmen mit Bedacht agiere. Bestehende Investitionen sollen erhalten bleiben, gleichzeitig aber Migrationspfade angeboten werden. „Kein Kunde wird zurückgelassen. Verträge werden über die gesamte Produktlebensdauer hinweg eingehalten“, versprach Neri. Die strategische Herausforderung für die Zukunft bestehe darin, KI-, Cloud-Native- und Netzwerktechnologien miteinander zu integrieren. Zwar gebe es einige Überschneidungen im bestehenden Portfolio, doch Rahim argumentierte, dass die Technologien oft unterschiedliche architektonische Ansätze zur Lösung von Netzwerkproblemen verfolgen. (mb)
HPE finalisiert Juniper-Übernahme Juniper wird im Zuge der Übernahme zwar mit Aruba verschmolzen, soll aber als Brand erhalten bleiben. bluestork / Shutterstock.com Fast 18 Monate nach der ersten Ankündigung hat HPE die Übernahme von Juniper Networks im Wert von 14 Milliarden Dollar offiziell abgeschlossen. Letzte Hürde waren die USA, wo das Justizministerium im Januar dieses Jahres Klage einreichte, um die Transaktion zu blockieren. Dieses Hindernis wurde am 27. Juni überwunden, wodurch der Weg für den Abschluss der Transaktion frei wurde. Nun beginnen die Arbeiten zur Integration von Juniper in HPE. Als Teil der Transaktion wird eine neue Geschäftseinheit unter der Leitung des ehemaligen Juniper-CEO Rami Rahim gegründet. HPE Networking wird die operativen Einheiten von HPE Aruba und HPE Juniper umfassen. Juniper und Aruba bleiben als Marke erhalten Es ist geplant, beide Marken beizubehalten, da das Unternehmen weiterhin einen Wert in ihnen sieht. Noch ist jedoch nicht ganz klar, wie genau sich das neue kombinierte Portfolio gestalten wird. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, erklärte Rahim während einer Pressekonferenz zum Abschluss der Transaktion. Er fügte hinzu: „Aber ich kann Ihnen sagen: Mein Ziel als Leiter dieses fusionierten Netzwerkgeschäfts ist, das beste Netzwerkunternehmen überhaupt aufzubauen – eines, das auf Innovation basiert. Erster Schritt, um dies zu erreichen, ist, dass wir uns voll auf unsere Kunden und Partner konzentrieren.“ Fest steht indes, wie HPE auf Bedenken des US-Justizministeriums (Department of Justice; DOJ) reagiert. Die kartellrechtliche Überprüfung durch das DOJ führte zu zwei konkreten Auflagen, die sich direkt auf die technische Roadmap und die Wettbewerbsposition des fusionierten Unternehmens auswirken werden. Erstens muss HPE die KI-Betriebsalgorithmen von Junipers Mist AI über ein Auktionsverfahren an Wettbewerber lizenzieren. Dies betrifft die zentralen Machine-Learning-Modelle, die die prädiktiven Analysen von Mist antreiben. Die Lizenzauflage ist jedoch eng gefasst, um HPEs Wettbewerbsvorteile weitgehend zu erhalten. „Wir haben mit dem DOJ vereinbart, eine Lizenz für bestimmte Aspekte von Juniper Mist, nämlich nur den Teil der KI-Operationen, im Rahmen einer Auktion anzubieten“, erklärte Antonio Neri, CEO von HPE, während der Pressekonferenz. Diese Unterscheidung ist technisch bedeutsam: Wettbewerber erhalten Zugang zu den Algorithmen von Mist, um Anomalien zu erkennen und Ausfälle vorherzusagen. Nicht abgegeben werden jedoch die Algorithmen zu dem zugrundeliegenden Netzwerkbetriebssystem, den Hardware-Abstraktionsschichten oder den kundenspezifischen Datenmodellen, die diese Algorithmen in Produktionsumgebungen effektiv machen. HPE behält zudem: die Kontrolle über die Mechanismen zur Datenerfassung, die Pipelines zur Verarbeitung der Telemetrie und die Integrationspunkte mit der physischen Netzwerkinfrastruktur. „Das geistige Eigentum bleibt selbstverständlich bei uns, aber wir müssen in der Lage sein, das weiterhin zu unterstützen“, stellte Neri klar. „Aber noch einmal: Es betrifft ausschließlich den AI-Operations-Teil des Juniper-Mist-Stacks.“ Rahim wiederum betonte, dass der größte Wert des Mist-AI-Stacks in den tatsächlichen Daten liege. Er wies darauf hin, dass Juniper über mehr als zehn Jahre Erfahrung aus realen Implementierungen verfüge, was für andere äußerst schwer zu replizieren sei. Die zweite Auflage des US-Justizministeriums (DOJ) schreibt den Verkauf von HPEs Aruba-Instant-On-Portfolio vor, das sich an kleine Unternehmen mit Cloud-verwalteten Access Points und Switches richtet. Auf die Frage nach dem Verkauf versuchte Neri, die Auswirkungen herunterzuspielen. „Aruba Instant On ist ein noch sehr neues Geschäft, das wir in den letzten drei Jahren aufgebaut haben, und es ist vollständig unabhängig vom restlichen traditionellen HP-Aruba-Portfolio oder von Aruba Central“, erklärte Neri. Das Angebot richte sich speziell an das KMU-Segment, und zwar ganz konkret an das ‚K‘ in KMU: „Für uns ist es ein sehr kleines Geschäft“, konstatierte der Manager. KI für Netzwerke, Netzwerke für KI Ein Kernelement des integrierten Portfolios wird Künstliche Intelligenz (KI) sein. Rahim erklärte, dass die Strategie aus zwei Komponenten besteht: KI für Netzwerke und Netzwerke für KI. KI für Netzwerke konzentriert sich darauf, KI für den Betrieb und die Verwaltung von Netzwerken einzusetzen. Dies umfasst die Nutzung der prädiktiven Analytik von Mist, um Leistungsprobleme zu erkennen, bevor sie sich auf Anwendungen auswirken, Umgebungen automatisch zu optimieren und gezielte Problemlösungen für Netzwerkstörungen bereitzustellen. Die Integration wird diese Funktionen über drahtlose Netzwerke hinaus erweitern – auf kabelgebundene Infrastrukturen, Sicherheitsrichtlinien und domänenübergreifende Korrelationen mit Rechen- und Speichersystemen. „Wir werden über eine größere Reichweite und Flexibilität verfügen, weil wir nun mit der Stärke von HPE und Juniper mehr Anwendungsfälle mit mehr Deployment-Optionen abdecken können. Und wir werden eine bessere integrierte Sicherheit haben“, stellte Rahim in Aussicht. Netzwerke für KI bezieht sich auf die Infrastrukturanforderungen für KI-Workloads selbst. Dazu gehören: die für die GPU-zu-GPU-Kommunikation erforderlichen Fabrics mit hoher Bandbreite und geringer Latenz sowie die integrierten Kühl- und Stromverteilungssysteme, die moderne KI-Cluster erfordern. „Netzwerke für KI ist ebenfalls spannend. Hier bauen wir groß angelegte Rechenzentren, die ‚KI-Fabriken‘, die in der heutigen Umgebung unglaublich wichtig sind“, erklärte Rahim. „Gemeinsam werden wir schneller über alle Ebenen des Technologie-Stacks hinweg innovieren können – von Silizium über Systeme bis hin zu Software. Und wir werden eine Komplettlösung anbieten können.“ Open-Source-Engagement wird fortgesetzt Sowohl Juniper als auch HPE blicken auf eine lange Open-Source-Historie zurück, und das soll auch so bleiben. „Open Source war schon immer ein wichtiger Bestandteil von Junipers – und ich bin sicher, auch von HPEs – Innovationsstrategie“, stellte Rahim auf Nachfrage unserer Kollegen der Network World klar – und ergänzte: „Im Netzwerkbereich beispielsweise hat Open Source in Bereichen wie Sonic an Dynamik und Zugkraft innerhalb der Branche gewonnen. Aus diesem Grund hat Juniper beschlossen, in diesem Bereich innovativ zu sein, und ich bin sicher, das wird sich auch mit Blick auf das neue HPE-Networking-Geschäft fortsetzen.“ Das erweiterte Portfolio schafft laut Rahim neue Möglichkeiten für Open-Source-Beiträge. Der Manager erwartet, dass sich Junipers Beiträge über den Netzwerkbereich hinaus auf Rechen- und Speicherlösungen ausweiten werden. Auch HPE ist im Bereich Open-Source-Netzwerke kein Neuling. Das Unternehmen ist Gründungsmitglied und ein wichtiger Mitwirkender im Ultra Ethernet Consortium (UEC), das kürzlich seine Spezifikation 1.0 veröffentlicht hat. Kombiniertes Portfolio soll mehr Anwendungsfälle abdecken Auch wenn HPE keinen konkreten Zeitplan für die Integration vorgibt, betonten sowohl Rahim als auch Neri, dass das Unternehmen mit Bedacht agiere. Bestehende Investitionen sollen erhalten bleiben, gleichzeitig aber Migrationspfade angeboten werden. „Kein Kunde wird zurückgelassen. Verträge werden über die gesamte Produktlebensdauer hinweg eingehalten“, versprach Neri. Die strategische Herausforderung für die Zukunft bestehe darin, KI-, Cloud-Native- und Netzwerktechnologien miteinander zu integrieren. Zwar gebe es einige Überschneidungen im bestehenden Portfolio, doch Rahim argumentierte, dass die Technologien oft unterschiedliche architektonische Ansätze zur Lösung von Netzwerkproblemen verfolgen. (mb)