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Gartners veralteter Magic Quadrant​

Verliert Gartner seinen Schneid?IB Photography | shutterstock.com Seit Jahrzehnten gilt Gartners Magic Quadrant (MQ) als Goldstandard für IT-Entscheidungshilfen für Unternehmen. Als Branchenanalyst beschäftige ich mich gerne auch kritisch mit den Einschätzungen von Gartner. Der aktuelle Magic Quadrant für LAN-Infrastruktur nimmt diesbezüglich eine Sonderstellung ein. Denn ehrlich gesagt, sollte dieser MQ direkt in den Papierkorb wandern – und nicht auf den Schreibtisch von IT-Experten. Denn dieser ist aus meiner Sicht nicht korrekt und basiert auf veralteten Daten.  Und letztgenanntes ist auch das größte Problem: Die nicht aktuellen Daten spiegeln sich in der Positionierung der Anbieter wider – und zeichnen damit ein falsches Bild. Soweit ich weiß, wurden die Anbieterinformationen im Dezember 2024 erhoben und das Dokument Ende Juni 2025 veröffentlicht. Allerdings wurden in diesem Zeitraum zahlreiche wichtige Ankündigungen gemacht und Produktaktualisierungen vorgenommen. Mit anderen Worten: Dieser MQ war bereits im März veraltet und im Juni dann vollkommen überholt. Die Praxis, ein Dokument sechs Monate nach der Datenerhebung zu veröffentlichen, ist rückwärtsgewandt und konterkariert Gartners Einschätzung, dass sich die Netzwerkbranche schneller denn je weiterentwickelt. Vor diesem Hintergrund möchte ich in diesem Artikel meine Perspektive auf die Anbieter im MQ für LAN-Infrastruktur mit Ihnen teilen. Noch eine Anmerkung vorab: Als Branchenanalyst zählen IT-Fachleute und Anbieter zu meinen Kunden. Meine Meinung zu diesem Gartner MQ basiert ausschließlich auf meiner Marktkenntnis und nicht auf meinen Kundenbeziehungen. Keiner der in diesem Artikel genannten Anbieter hat dafür bezahlt oder auf die Darstellung Einfluss genommen. Marktführer (Leaders) Juniper Networks ist genau richtig positioniert. Das Unternehmen hat Mist übernommen (das wohl erste Unternehmen im Bereich KI-Netzwerke) und seitdem seine Campus-Strategie darauf aufgebaut. Seine Akquisition hat Juniper mit dem Release von Marvis Minis, Agentic AI und digitalen Zwillingen hervorragend integriert – und bleibt so weiterhin führend im Bereich KI-Netzwerke. Auch HPE befindet sich grundsätzlich im richtigen Quadranten. Allerdings hätte man den Konzern aufgrund seiner starken Ankündigungen auf der Hausmesse Discover in Bezug auf seine Vision besser platzieren können. In diesem Rahmen kündigte HPE unter anderem AIOps-Optimierungen, Agentic AI Mesh, AI Inferencing am Edge sowie neue Security-Features an. Huawei hingegen sollte als Herausforderer statt als Marktführer eingestuft werden. Angesichts der staatlichen Gelder, die der Konzern erhält, steht außer Frage, dass er über eine hervorragende Umsetzungsfähigkeit verfügt. Allerdings agiert Huawei in der Regel nicht als Marktführer. Stattdessen nutzt das Unternehmen seine enormen Ressourcen, um als schneller Nachahmer aufzutreten und über den Preis zu konkurrieren. Visionäres hat das Unternehmen noch nie präsentiert. Dazu kommt, dass Huawei aktuell in einen Skandal verwickelt ist, bei dem es um Schmiergeldzahlungen und den Vorwurf der Bestechung geht. Das steht im krassen Gegensatz zur Einordnung als Marktführer. Fortinet ist im Leaders-Quadranten gut aufgehoben – auch wenn das einige überraschen mag. Das Unternehmen ist in erster Linie als Security-Anbieter bekannt, hat aber heimlich, still und leise ein breitgefächertes Netzwerkportfolio aufgebaut. Für sicherheitsbewusste Unternehmen stellt Fortinet eine hervorragende Option dar. Herausforderer (Challengers) Cisco ist das einzige Unternehmen, das in Gartners MQ als Herausforderer aufgeführt ist. Dass der Konzern nicht unter den Marktführern auftaucht, unterstreicht, wie weit dieser MQ davon entfernt ist, akkurat zu sein. Kein anderer Anbieter verkauft mehr Netzwerkausrüstung an mehr Standorten als Cisco, und das Unternehmen ist seit Jahrzehnten führend in diesem Bereich. Vor einigen Jahren hätte man argumentieren können, dass die Engineering-Trennung zwischen Meraki und Catalyst das Unternehmen aus der Spitzenposition verdrängen könnte, aber das ist nicht geschehen. Warum also jetzt? Auf seiner Hausmesse Cisco Live stellte das Unternehmen eine ganze Reihe von Innovationen vor. Zudem hat Cisco die Interoperabilität zwischen Meraki und Catalyst kontinuierlich verbessert und mehrere neue Produkte angekündigt. AI Canvas ist ein völlig neuer Ansatz, der von den Kunden auf der Cisco Live sehr gut aufgenommen wurde und das Konzept von AIOps neu erfindet. Da diese Aspekte in Gartners MQ nicht berücksichtigt werden, wird Cisco schlicht falsch dargestellt. Dazu kommt die Aussage von Gartner, dass die Produktstrategie von Cisco nicht gut auf die wichtigsten Unternehmensanforderungen abgestimmt sei – ohne dabei ins Detail zu gehen. In meinen Gesprächen mit Cisco, darunter auch mit Chief Product Officer und President Jeetu Patel, hat das Unternehmen wiederholt betont, dass seine Strategie darin bestehe, Kunden dabei zu unterstützen, sich auf KI vorzubereiten. Und zwar mit Produkten, die einfacher zu implementieren und zu managen sind, stärker automatisiert sind und geringere Betriebskosten verursachen. In meinen Augen scheint das mit den Kundenanforderungen in Einklang zu stehen. Wenn Gartner von Kunden hört, dass sich diese komplexere Netzwerke wünschen, sollte das auch explizit erwähnt werden. Der Eindruck, dass Cisco in diesem Gartner MQ falsch dargestellt wird, wurde mir übrigens auch von Wettbewerbern des Unternehmens bestätigt. Ein Unternehmen mit dem Marktanteil von Cisco nicht als Leader einzustufen, stellt die Glaubwürdigkeit der gesamten Untersuchung in Frage. Man mag das Unternehmen nicht mögen oder mit seinen Praktiken einverstanden sein, aber seine Strategie funktioniert offensichtlich. Visionäre (Visionaries) Arista Networks ist in erster Linie als Anbieter von High-Performance-Equipment für Rechenzentren bekannt. Aber das Unternehmen bietet auch ein komplettes Portfolio an kabelgebundenen und kabellosen LAN-Lösungen an. Da es in diesem Bereich noch relativ neu ist, erscheint auch die Positionierung als Visionär angemessen. Gartner begründet das mit seiner Positionierung im Enterprise-Bereich und seiner weitläufigen Installationsbasis in Nordamerika. Auch das ist aus meiner Sicht vertretbar. Kritisch sehe ich hingegen die Einstufung von Arista im Bereich Umsetzungsfähigkeit. Alleine mit Blick auf den Aktienkurs gibt es wohl keinen Netzwerkhersteller, der besser abliefert als Arista. Allerdings würde eine höhere Platzierung in dieser Skala das Unternehmen zum Marktführer machen. Genau dort sehe ich Arista auch – in der nächsten Ausgabe von Gartners LAN-Infrastruktur-MQ. Extreme Networks wurde vom Marktführer zum Visionär heruntergestuft – und ist ebenfalls ein Opfer des schlechten Timings von Gartner. Schließlich hat das Unternehmen auf seiner Hausmesse Extreme Connect im Mai 2025 ebenfalls Neuheiten präsentiert. Etwa seine Extreme Platform ONE, die eine Vielzahl neuer Funktionen und Verbesserungen umfasst – die nicht mehr in den MQ eingeflossen sind. Und damit nicht genug: Laut Gartner hinkt Extreme Networks angeblich hinterher, wenn es darum geht, kohärente KI-Netzwerkfunktionen wie KI-Assistenten bereitzustellen. Obwohl Extreme Networks schon seit längerem über einen Copiloten verfügt. Aus meinen Gesprächen mit Betreibern von Bildungseinrichtungen, Flughäfen und Stadien sowie mit diversen Organisationen und Unternehmen kann ich berichten, dass kein anderer Anbieter komplexe Netzwerke besser umsetzt als Extreme. Zudem ist das Unternehmen einer der wenigen Anbieter mit einer Layer-2-Fabric mit Shortest Path Bridging (SPB). Kunden, die diese Lösung implementiert haben, sind begeistert von ihrer Einfachheit. Das sollte in Gartners Bericht Erwähnung finden. Meter und Nile geben im MQ ihr Debüt als Visionäre. Beide Anbieter sind relativ neu und versuchen sich mit Network-as-a-Service-Angeboten (NaaS) zu positionieren. Es erscheint angemessen, sie in das Lager der Visionäre einzuordnen. Derzeit ist die Kundennachfrage in Bezug auf NaaS noch überschaubar. Falls sich dieser Trend ausweitet, werden diese beiden Unternehmen zu den ersten Anbietern am Markt gehören – und sehr wahrscheinlich zu attraktiven  Übernahmezielen. Nischenanbieter (Niche Players) Der einzige erwähnenswerte Nischenanbieter ist Alcatel-Lucent Enterprise (ALE), der zusammen mit Extreme eine SPB-basierte Fabric anbietet. Das Unternehmen ist in Nordamerika weniger bekannt, dafür aber in Europa und anderen Teilen der Welt präsent. Besonders erfolgreich ist ALE bei Kunden, die OT und IT zusammengeführt haben. Nischenanbieter ist in diesem Fall die richtige Einordnung. Wenn das Unternehmen in Sachen Umsetzungsfähigkeit noch eine Schippe drauflegt, könnte es in den Bereich der Herausforderer aufrücken. Mein Fazit Als Außenstehender habe ich schon desöfteren festgestellt, dass Gartner eher darauf bedacht ist, provokant als akkurat zu sein. Beim Marktführer zu kaufen, ist oft der einfachste Weg – nicht nur im Netzwerkbereich, sondern in allen Märkten. Stellt sich nur die Frage: Wenn das die richtige Antwort ist, welchen Wert bietet Gartner dann? Die zeitliche Lücke zwischen Datenerhebung und Veröffentlichung von Research-Beiträgen ist ein bekanntes Problem. Mit dem Aufkommen der KI hat sich das Innovationstempo in fast allen Technologiesegmenten beschleunigt. Wenn das für Gartner ein Bottleneck darstellt, muss das Unternehmen dringend eine bessere Methode erarbeiten, um seine Magic Quadrants zu erstellen. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox! 

Gartners veralteter Magic Quadrant​ Verliert Gartner seinen Schneid?IB Photography | shutterstock.com Seit Jahrzehnten gilt Gartners Magic Quadrant (MQ) als Goldstandard für IT-Entscheidungshilfen für Unternehmen. Als Branchenanalyst beschäftige ich mich gerne auch kritisch mit den Einschätzungen von Gartner. Der aktuelle Magic Quadrant für LAN-Infrastruktur nimmt diesbezüglich eine Sonderstellung ein. Denn ehrlich gesagt, sollte dieser MQ direkt in den Papierkorb wandern – und nicht auf den Schreibtisch von IT-Experten. Denn dieser ist aus meiner Sicht nicht korrekt und basiert auf veralteten Daten.  Und letztgenanntes ist auch das größte Problem: Die nicht aktuellen Daten spiegeln sich in der Positionierung der Anbieter wider – und zeichnen damit ein falsches Bild. Soweit ich weiß, wurden die Anbieterinformationen im Dezember 2024 erhoben und das Dokument Ende Juni 2025 veröffentlicht. Allerdings wurden in diesem Zeitraum zahlreiche wichtige Ankündigungen gemacht und Produktaktualisierungen vorgenommen. Mit anderen Worten: Dieser MQ war bereits im März veraltet und im Juni dann vollkommen überholt. Die Praxis, ein Dokument sechs Monate nach der Datenerhebung zu veröffentlichen, ist rückwärtsgewandt und konterkariert Gartners Einschätzung, dass sich die Netzwerkbranche schneller denn je weiterentwickelt. Vor diesem Hintergrund möchte ich in diesem Artikel meine Perspektive auf die Anbieter im MQ für LAN-Infrastruktur mit Ihnen teilen. Noch eine Anmerkung vorab: Als Branchenanalyst zählen IT-Fachleute und Anbieter zu meinen Kunden. Meine Meinung zu diesem Gartner MQ basiert ausschließlich auf meiner Marktkenntnis und nicht auf meinen Kundenbeziehungen. Keiner der in diesem Artikel genannten Anbieter hat dafür bezahlt oder auf die Darstellung Einfluss genommen. Marktführer (Leaders) Juniper Networks ist genau richtig positioniert. Das Unternehmen hat Mist übernommen (das wohl erste Unternehmen im Bereich KI-Netzwerke) und seitdem seine Campus-Strategie darauf aufgebaut. Seine Akquisition hat Juniper mit dem Release von Marvis Minis, Agentic AI und digitalen Zwillingen hervorragend integriert – und bleibt so weiterhin führend im Bereich KI-Netzwerke. Auch HPE befindet sich grundsätzlich im richtigen Quadranten. Allerdings hätte man den Konzern aufgrund seiner starken Ankündigungen auf der Hausmesse Discover in Bezug auf seine Vision besser platzieren können. In diesem Rahmen kündigte HPE unter anderem AIOps-Optimierungen, Agentic AI Mesh, AI Inferencing am Edge sowie neue Security-Features an. Huawei hingegen sollte als Herausforderer statt als Marktführer eingestuft werden. Angesichts der staatlichen Gelder, die der Konzern erhält, steht außer Frage, dass er über eine hervorragende Umsetzungsfähigkeit verfügt. Allerdings agiert Huawei in der Regel nicht als Marktführer. Stattdessen nutzt das Unternehmen seine enormen Ressourcen, um als schneller Nachahmer aufzutreten und über den Preis zu konkurrieren. Visionäres hat das Unternehmen noch nie präsentiert. Dazu kommt, dass Huawei aktuell in einen Skandal verwickelt ist, bei dem es um Schmiergeldzahlungen und den Vorwurf der Bestechung geht. Das steht im krassen Gegensatz zur Einordnung als Marktführer. Fortinet ist im Leaders-Quadranten gut aufgehoben – auch wenn das einige überraschen mag. Das Unternehmen ist in erster Linie als Security-Anbieter bekannt, hat aber heimlich, still und leise ein breitgefächertes Netzwerkportfolio aufgebaut. Für sicherheitsbewusste Unternehmen stellt Fortinet eine hervorragende Option dar. Herausforderer (Challengers) Cisco ist das einzige Unternehmen, das in Gartners MQ als Herausforderer aufgeführt ist. Dass der Konzern nicht unter den Marktführern auftaucht, unterstreicht, wie weit dieser MQ davon entfernt ist, akkurat zu sein. Kein anderer Anbieter verkauft mehr Netzwerkausrüstung an mehr Standorten als Cisco, und das Unternehmen ist seit Jahrzehnten führend in diesem Bereich. Vor einigen Jahren hätte man argumentieren können, dass die Engineering-Trennung zwischen Meraki und Catalyst das Unternehmen aus der Spitzenposition verdrängen könnte, aber das ist nicht geschehen. Warum also jetzt? Auf seiner Hausmesse Cisco Live stellte das Unternehmen eine ganze Reihe von Innovationen vor. Zudem hat Cisco die Interoperabilität zwischen Meraki und Catalyst kontinuierlich verbessert und mehrere neue Produkte angekündigt. AI Canvas ist ein völlig neuer Ansatz, der von den Kunden auf der Cisco Live sehr gut aufgenommen wurde und das Konzept von AIOps neu erfindet. Da diese Aspekte in Gartners MQ nicht berücksichtigt werden, wird Cisco schlicht falsch dargestellt. Dazu kommt die Aussage von Gartner, dass die Produktstrategie von Cisco nicht gut auf die wichtigsten Unternehmensanforderungen abgestimmt sei – ohne dabei ins Detail zu gehen. In meinen Gesprächen mit Cisco, darunter auch mit Chief Product Officer und President Jeetu Patel, hat das Unternehmen wiederholt betont, dass seine Strategie darin bestehe, Kunden dabei zu unterstützen, sich auf KI vorzubereiten. Und zwar mit Produkten, die einfacher zu implementieren und zu managen sind, stärker automatisiert sind und geringere Betriebskosten verursachen. In meinen Augen scheint das mit den Kundenanforderungen in Einklang zu stehen. Wenn Gartner von Kunden hört, dass sich diese komplexere Netzwerke wünschen, sollte das auch explizit erwähnt werden. Der Eindruck, dass Cisco in diesem Gartner MQ falsch dargestellt wird, wurde mir übrigens auch von Wettbewerbern des Unternehmens bestätigt. Ein Unternehmen mit dem Marktanteil von Cisco nicht als Leader einzustufen, stellt die Glaubwürdigkeit der gesamten Untersuchung in Frage. Man mag das Unternehmen nicht mögen oder mit seinen Praktiken einverstanden sein, aber seine Strategie funktioniert offensichtlich. Visionäre (Visionaries) Arista Networks ist in erster Linie als Anbieter von High-Performance-Equipment für Rechenzentren bekannt. Aber das Unternehmen bietet auch ein komplettes Portfolio an kabelgebundenen und kabellosen LAN-Lösungen an. Da es in diesem Bereich noch relativ neu ist, erscheint auch die Positionierung als Visionär angemessen. Gartner begründet das mit seiner Positionierung im Enterprise-Bereich und seiner weitläufigen Installationsbasis in Nordamerika. Auch das ist aus meiner Sicht vertretbar. Kritisch sehe ich hingegen die Einstufung von Arista im Bereich Umsetzungsfähigkeit. Alleine mit Blick auf den Aktienkurs gibt es wohl keinen Netzwerkhersteller, der besser abliefert als Arista. Allerdings würde eine höhere Platzierung in dieser Skala das Unternehmen zum Marktführer machen. Genau dort sehe ich Arista auch – in der nächsten Ausgabe von Gartners LAN-Infrastruktur-MQ. Extreme Networks wurde vom Marktführer zum Visionär heruntergestuft – und ist ebenfalls ein Opfer des schlechten Timings von Gartner. Schließlich hat das Unternehmen auf seiner Hausmesse Extreme Connect im Mai 2025 ebenfalls Neuheiten präsentiert. Etwa seine Extreme Platform ONE, die eine Vielzahl neuer Funktionen und Verbesserungen umfasst – die nicht mehr in den MQ eingeflossen sind. Und damit nicht genug: Laut Gartner hinkt Extreme Networks angeblich hinterher, wenn es darum geht, kohärente KI-Netzwerkfunktionen wie KI-Assistenten bereitzustellen. Obwohl Extreme Networks schon seit längerem über einen Copiloten verfügt. Aus meinen Gesprächen mit Betreibern von Bildungseinrichtungen, Flughäfen und Stadien sowie mit diversen Organisationen und Unternehmen kann ich berichten, dass kein anderer Anbieter komplexe Netzwerke besser umsetzt als Extreme. Zudem ist das Unternehmen einer der wenigen Anbieter mit einer Layer-2-Fabric mit Shortest Path Bridging (SPB). Kunden, die diese Lösung implementiert haben, sind begeistert von ihrer Einfachheit. Das sollte in Gartners Bericht Erwähnung finden. Meter und Nile geben im MQ ihr Debüt als Visionäre. Beide Anbieter sind relativ neu und versuchen sich mit Network-as-a-Service-Angeboten (NaaS) zu positionieren. Es erscheint angemessen, sie in das Lager der Visionäre einzuordnen. Derzeit ist die Kundennachfrage in Bezug auf NaaS noch überschaubar. Falls sich dieser Trend ausweitet, werden diese beiden Unternehmen zu den ersten Anbietern am Markt gehören – und sehr wahrscheinlich zu attraktiven  Übernahmezielen. Nischenanbieter (Niche Players) Der einzige erwähnenswerte Nischenanbieter ist Alcatel-Lucent Enterprise (ALE), der zusammen mit Extreme eine SPB-basierte Fabric anbietet. Das Unternehmen ist in Nordamerika weniger bekannt, dafür aber in Europa und anderen Teilen der Welt präsent. Besonders erfolgreich ist ALE bei Kunden, die OT und IT zusammengeführt haben. Nischenanbieter ist in diesem Fall die richtige Einordnung. Wenn das Unternehmen in Sachen Umsetzungsfähigkeit noch eine Schippe drauflegt, könnte es in den Bereich der Herausforderer aufrücken. Mein Fazit Als Außenstehender habe ich schon desöfteren festgestellt, dass Gartner eher darauf bedacht ist, provokant als akkurat zu sein. Beim Marktführer zu kaufen, ist oft der einfachste Weg – nicht nur im Netzwerkbereich, sondern in allen Märkten. Stellt sich nur die Frage: Wenn das die richtige Antwort ist, welchen Wert bietet Gartner dann? Die zeitliche Lücke zwischen Datenerhebung und Veröffentlichung von Research-Beiträgen ist ein bekanntes Problem. Mit dem Aufkommen der KI hat sich das Innovationstempo in fast allen Technologiesegmenten beschleunigt. Wenn das für Gartner ein Bottleneck darstellt, muss das Unternehmen dringend eine bessere Methode erarbeiten, um seine Magic Quadrants zu erstellen. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!

Verliert Gartner seinen Schneid?IB Photography | shutterstock.com Seit Jahrzehnten gilt Gartners Magic Quadrant (MQ) als Goldstandard für IT-Entscheidungshilfen für Unternehmen. Als Branchenanalyst beschäftige ich mich gerne auch kritisch mit den Einschätzungen von Gartner. Der aktuelle Magic Quadrant für LAN-Infrastruktur nimmt diesbezüglich eine Sonderstellung ein. Denn ehrlich gesagt, sollte dieser MQ direkt in den Papierkorb wandern – und nicht auf den Schreibtisch von IT-Experten. Denn dieser ist aus meiner Sicht nicht korrekt und basiert auf veralteten Daten.  Und letztgenanntes ist auch das größte Problem: Die nicht aktuellen Daten spiegeln sich in der Positionierung der Anbieter wider – und zeichnen damit ein falsches Bild. Soweit ich weiß, wurden die Anbieterinformationen im Dezember 2024 erhoben und das Dokument Ende Juni 2025 veröffentlicht. Allerdings wurden in diesem Zeitraum zahlreiche wichtige Ankündigungen gemacht und Produktaktualisierungen vorgenommen. Mit anderen Worten: Dieser MQ war bereits im März veraltet und im Juni dann vollkommen überholt. Die Praxis, ein Dokument sechs Monate nach der Datenerhebung zu veröffentlichen, ist rückwärtsgewandt und konterkariert Gartners Einschätzung, dass sich die Netzwerkbranche schneller denn je weiterentwickelt. Vor diesem Hintergrund möchte ich in diesem Artikel meine Perspektive auf die Anbieter im MQ für LAN-Infrastruktur mit Ihnen teilen. Noch eine Anmerkung vorab: Als Branchenanalyst zählen IT-Fachleute und Anbieter zu meinen Kunden. Meine Meinung zu diesem Gartner MQ basiert ausschließlich auf meiner Marktkenntnis und nicht auf meinen Kundenbeziehungen. Keiner der in diesem Artikel genannten Anbieter hat dafür bezahlt oder auf die Darstellung Einfluss genommen. Marktführer (Leaders) Juniper Networks ist genau richtig positioniert. Das Unternehmen hat Mist übernommen (das wohl erste Unternehmen im Bereich KI-Netzwerke) und seitdem seine Campus-Strategie darauf aufgebaut. Seine Akquisition hat Juniper mit dem Release von Marvis Minis, Agentic AI und digitalen Zwillingen hervorragend integriert – und bleibt so weiterhin führend im Bereich KI-Netzwerke. Auch HPE befindet sich grundsätzlich im richtigen Quadranten. Allerdings hätte man den Konzern aufgrund seiner starken Ankündigungen auf der Hausmesse Discover in Bezug auf seine Vision besser platzieren können. In diesem Rahmen kündigte HPE unter anderem AIOps-Optimierungen, Agentic AI Mesh, AI Inferencing am Edge sowie neue Security-Features an. Huawei hingegen sollte als Herausforderer statt als Marktführer eingestuft werden. Angesichts der staatlichen Gelder, die der Konzern erhält, steht außer Frage, dass er über eine hervorragende Umsetzungsfähigkeit verfügt. Allerdings agiert Huawei in der Regel nicht als Marktführer. Stattdessen nutzt das Unternehmen seine enormen Ressourcen, um als schneller Nachahmer aufzutreten und über den Preis zu konkurrieren. Visionäres hat das Unternehmen noch nie präsentiert. Dazu kommt, dass Huawei aktuell in einen Skandal verwickelt ist, bei dem es um Schmiergeldzahlungen und den Vorwurf der Bestechung geht. Das steht im krassen Gegensatz zur Einordnung als Marktführer. Fortinet ist im Leaders-Quadranten gut aufgehoben – auch wenn das einige überraschen mag. Das Unternehmen ist in erster Linie als Security-Anbieter bekannt, hat aber heimlich, still und leise ein breitgefächertes Netzwerkportfolio aufgebaut. Für sicherheitsbewusste Unternehmen stellt Fortinet eine hervorragende Option dar. Herausforderer (Challengers) Cisco ist das einzige Unternehmen, das in Gartners MQ als Herausforderer aufgeführt ist. Dass der Konzern nicht unter den Marktführern auftaucht, unterstreicht, wie weit dieser MQ davon entfernt ist, akkurat zu sein. Kein anderer Anbieter verkauft mehr Netzwerkausrüstung an mehr Standorten als Cisco, und das Unternehmen ist seit Jahrzehnten führend in diesem Bereich. Vor einigen Jahren hätte man argumentieren können, dass die Engineering-Trennung zwischen Meraki und Catalyst das Unternehmen aus der Spitzenposition verdrängen könnte, aber das ist nicht geschehen. Warum also jetzt? Auf seiner Hausmesse Cisco Live stellte das Unternehmen eine ganze Reihe von Innovationen vor. Zudem hat Cisco die Interoperabilität zwischen Meraki und Catalyst kontinuierlich verbessert und mehrere neue Produkte angekündigt. AI Canvas ist ein völlig neuer Ansatz, der von den Kunden auf der Cisco Live sehr gut aufgenommen wurde und das Konzept von AIOps neu erfindet. Da diese Aspekte in Gartners MQ nicht berücksichtigt werden, wird Cisco schlicht falsch dargestellt. Dazu kommt die Aussage von Gartner, dass die Produktstrategie von Cisco nicht gut auf die wichtigsten Unternehmensanforderungen abgestimmt sei – ohne dabei ins Detail zu gehen. In meinen Gesprächen mit Cisco, darunter auch mit Chief Product Officer und President Jeetu Patel, hat das Unternehmen wiederholt betont, dass seine Strategie darin bestehe, Kunden dabei zu unterstützen, sich auf KI vorzubereiten. Und zwar mit Produkten, die einfacher zu implementieren und zu managen sind, stärker automatisiert sind und geringere Betriebskosten verursachen. In meinen Augen scheint das mit den Kundenanforderungen in Einklang zu stehen. Wenn Gartner von Kunden hört, dass sich diese komplexere Netzwerke wünschen, sollte das auch explizit erwähnt werden. Der Eindruck, dass Cisco in diesem Gartner MQ falsch dargestellt wird, wurde mir übrigens auch von Wettbewerbern des Unternehmens bestätigt. Ein Unternehmen mit dem Marktanteil von Cisco nicht als Leader einzustufen, stellt die Glaubwürdigkeit der gesamten Untersuchung in Frage. Man mag das Unternehmen nicht mögen oder mit seinen Praktiken einverstanden sein, aber seine Strategie funktioniert offensichtlich. Visionäre (Visionaries) Arista Networks ist in erster Linie als Anbieter von High-Performance-Equipment für Rechenzentren bekannt. Aber das Unternehmen bietet auch ein komplettes Portfolio an kabelgebundenen und kabellosen LAN-Lösungen an. Da es in diesem Bereich noch relativ neu ist, erscheint auch die Positionierung als Visionär angemessen. Gartner begründet das mit seiner Positionierung im Enterprise-Bereich und seiner weitläufigen Installationsbasis in Nordamerika. Auch das ist aus meiner Sicht vertretbar. Kritisch sehe ich hingegen die Einstufung von Arista im Bereich Umsetzungsfähigkeit. Alleine mit Blick auf den Aktienkurs gibt es wohl keinen Netzwerkhersteller, der besser abliefert als Arista. Allerdings würde eine höhere Platzierung in dieser Skala das Unternehmen zum Marktführer machen. Genau dort sehe ich Arista auch – in der nächsten Ausgabe von Gartners LAN-Infrastruktur-MQ. Extreme Networks wurde vom Marktführer zum Visionär heruntergestuft – und ist ebenfalls ein Opfer des schlechten Timings von Gartner. Schließlich hat das Unternehmen auf seiner Hausmesse Extreme Connect im Mai 2025 ebenfalls Neuheiten präsentiert. Etwa seine Extreme Platform ONE, die eine Vielzahl neuer Funktionen und Verbesserungen umfasst – die nicht mehr in den MQ eingeflossen sind. Und damit nicht genug: Laut Gartner hinkt Extreme Networks angeblich hinterher, wenn es darum geht, kohärente KI-Netzwerkfunktionen wie KI-Assistenten bereitzustellen. Obwohl Extreme Networks schon seit längerem über einen Copiloten verfügt. Aus meinen Gesprächen mit Betreibern von Bildungseinrichtungen, Flughäfen und Stadien sowie mit diversen Organisationen und Unternehmen kann ich berichten, dass kein anderer Anbieter komplexe Netzwerke besser umsetzt als Extreme. Zudem ist das Unternehmen einer der wenigen Anbieter mit einer Layer-2-Fabric mit Shortest Path Bridging (SPB). Kunden, die diese Lösung implementiert haben, sind begeistert von ihrer Einfachheit. Das sollte in Gartners Bericht Erwähnung finden. Meter und Nile geben im MQ ihr Debüt als Visionäre. Beide Anbieter sind relativ neu und versuchen sich mit Network-as-a-Service-Angeboten (NaaS) zu positionieren. Es erscheint angemessen, sie in das Lager der Visionäre einzuordnen. Derzeit ist die Kundennachfrage in Bezug auf NaaS noch überschaubar. Falls sich dieser Trend ausweitet, werden diese beiden Unternehmen zu den ersten Anbietern am Markt gehören – und sehr wahrscheinlich zu attraktiven  Übernahmezielen. Nischenanbieter (Niche Players) Der einzige erwähnenswerte Nischenanbieter ist Alcatel-Lucent Enterprise (ALE), der zusammen mit Extreme eine SPB-basierte Fabric anbietet. Das Unternehmen ist in Nordamerika weniger bekannt, dafür aber in Europa und anderen Teilen der Welt präsent. Besonders erfolgreich ist ALE bei Kunden, die OT und IT zusammengeführt haben. Nischenanbieter ist in diesem Fall die richtige Einordnung. Wenn das Unternehmen in Sachen Umsetzungsfähigkeit noch eine Schippe drauflegt, könnte es in den Bereich der Herausforderer aufrücken. Mein Fazit Als Außenstehender habe ich schon desöfteren festgestellt, dass Gartner eher darauf bedacht ist, provokant als akkurat zu sein. Beim Marktführer zu kaufen, ist oft der einfachste Weg – nicht nur im Netzwerkbereich, sondern in allen Märkten. Stellt sich nur die Frage: Wenn das die richtige Antwort ist, welchen Wert bietet Gartner dann? Die zeitliche Lücke zwischen Datenerhebung und Veröffentlichung von Research-Beiträgen ist ein bekanntes Problem. Mit dem Aufkommen der KI hat sich das Innovationstempo in fast allen Technologiesegmenten beschleunigt. Wenn das für Gartner ein Bottleneck darstellt, muss das Unternehmen dringend eine bessere Methode erarbeiten, um seine Magic Quadrants zu erstellen. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? 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