Geht’s um Reskilling-Initiativen, agieren Arbeitgeber bislang zögerlich – und riskieren damit Zukunftschancen.Gorodenkoff | shutterstock.com Transformation, Klimawandel und künstliche Intelligenz (KI) – diese Themen rütteln mächtig an den Qualifikationsanforderungen bestehender IT-Jobprofile und lassen sie langsam erodieren. Doch anstatt sich dem damit verbundenen Kompetenzwandel zu stellen, agieren viele Unternehmen zögerlich, verharren bei der klassischen Weiterqualifizierung – und verspielen damit wertvolles Potenzial. Warum diese Herangehensweise angesichts massiver technologischer Umbrüche in eine Sackgasse führt, hat der Personaldienstleister Hays in Kooperation mit dem IBE Ludwigshafen im HR-Report „Fit für die Arbeit der Zukunft?“ herausgearbeitet. Für die Untersuchung wurden insgesamt 975 Beschäftigte von Unternehmen diverser Branchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Die Mehrheit der Studienteilnehmer waren dabei Führungskräfte aus Fachabteilungen (45 Prozent), gefolgt von Mitarbeitern ohne Führungsverantwortung (18 Prozent) und HR-Entscheidern (14 Prozent). Woran Reskilling scheitert Demnach glauben die meisten Unternehmen, gut dafür gerüstet zu sein, mit neuen Technologien umzugehen oder neue Bereiche aufzubauen – alleine dadurch, dass sie zusätzliches Fachwissen vermitteln: Für 48 Prozent der Befragten hat Upskilling im Vergleich zu anderen Skilling-Strategien den höchsten Stellenwert. Das begründen sie damit, dass immer neue fachliche Anforderungen auf die Beschäftigten zukommen (58 Prozent), für die sie in der breiten Belegschaft digitale Kompetenzen aufbauen müssen (57 Prozent). Andererseits zeigt der Report auch, dass sich bisherige Tätigkeiten durch KI so schnell verändern, dass klassische Lernansätze nicht mehr ausreichen. Das haben 36 Prozent der Befragten erkannt und sind bereits dabei, ihre Mitarbeitenden auf ganz neue Fähigkeiten umzuschulen. Jutta Rump, Professorin beim IBE-Forschungsinstitut und Mitinitiatorin des HR-Reports, erklärt: „Der Wandel erfordert neue überfachliche Kompetenzen, vor allem Resilienz und emotionale Stärke. Diese Fähigkeiten sind essenziell, um mit Unsicherheiten umzugehen, Vertrauen zu fördern und Teams zu stärken. Die reine fachliche Weiterqualifizierung greift hier zu kurz.“ Skilling-Strategien erklärt Upskilling meint die klassische, oft aufstiegsorientierte Weiterbildung unter Erweiterung vorhandener Kenntnisse im gleichen Tätigkeitsbereich, beispielsweise Schulungen zu IT-Anwendungen. Reskilling ist die Umschulung von Beschäftigten, um neue Fähigkeiten für komplett neue Tätigkeiten zu erlangen, die sie auf gleichem Qualifikationsniveau übernehmen. Deskilling erfolgt durch technologische oder organisatorische Veränderungen, in deren Folge die bisherigen Kompetenzen der Beschäftigten durch Digitalisierung oder Automatisierung übernommen werden, während diese niedriger qualifizierte Tätigkeiten ausführen. Warum sich nur wenige Unternehmen (28 Prozent) auf Reskilling-Initiativen einlassen, lässt sich ebenfalls aus dem HR-Report von Hays herauslesen: Scheinbar verbinden insbesondere die Führungskräfte damit einen großen emotionalen Kraftakt. 46 Prozent befürchten, dass es bereits zu viel Zeit in Anspruch nehmen könnte, die Umschulungen nur zu organisieren. Außerdem rechnen 33 Prozent mit massivem Widerstand aus der Belegschaft, bei der Aussicht darauf, völlig neue Tätigkeiten erlernen zu sollen. Einige Firmen sind aber auch unsicher, ob sich die Investition in Reskilling-Initiativen langfristig rechnet. Sie haben Angst, dass die gut qualifizierten Mitarbeitenden nach ihrer Weiterbildung zur Konkurrenz abwandern. Anderen fehlt einfach eine klare Weiterbildungsstrategie. Das führt zu einer kurzfristig gesteuerten Herangehensweise und knappen Budgets: Im Report gehen 41 Prozent davon aus, dass die finanziellen Mittel für Reskilling auf demselben Niveau bleiben wie bisher. Doch nicht nur wirtschaftliche Gründe halten Unternehmen vom Reskilling ab. Auch auf zwischenmenschlicher Ebene gibt es Spannungen, wie Arbeitsforscher und Berater Hans Rusinek festhält: „Jemand, der weiß, dass die künstliche Intelligenz Produktivität steigert, aber keine Idee davon hat, wie dieses Ziel auf sein Team wirkt, hat ein Problem. Denn dann kümmert sich beispielsweise niemand darum, ob Teams noch motiviert sind, wenn KI Teile ihrer Arbeit übernimmt, oder ob sie noch Vertrauen in den neuen Geschäftsbereich haben, wenn sie den Fortschritt nicht mehr allein beeinflussen können“. Deshalb sei es gerade in leitenden Positionen entscheidend, diese emotionalen Skills zu schulen, so der forschende Consultant. Hays Reskilling in der IT-Praxis Der HR-Report zeigt deutlich, dass Weiterbildung besonders im IT-Bereich meist rein fachlich verstanden und umgesetzt wird: Führungskräfte wie Mitarbeitende aus diesem Arbeitsumfeld durchlaufen klassisches Upskilling, sobald es um technologische Veränderungen geht. Das ist jedoch langfristig gesehen nicht zielführend und führt zur Überforderung. Wer neue Fähigkeiten erlernen muss, weil die KI einen Teil des Jobs übernimmt, braucht enge Begleitung. Denn dieser Prozess geht laut dem HR-Report mit vielen Unsicherheiten und Ängsten bei den Betroffenen einher. Der Untersuchung zufolge haben Mitarbeitende beim Reskilling vor allem Angst davor, den neuen Aufgaben nicht gewachsen zu sein (45 Prozent). Sie fürchten einen Verlust von Bedeutung und Status – oder gar austauschbar zu werden. „Wer Reskilling ernsthaft betreibt, kann sich allein durch emotionale Fähigkeiten seiner Beschäftigten differenzieren“, kommentiert Isabell Höhn, Channel Manager für Cyber Security bei Hays. Das dürfte vor allem für Unternehmen, die in einer KI-Transformation stecken, eine wertvolle Information sein. In der Praxis lasse sich aktuell auch am Berufsbild des IT-Administrators beobachten, wie sich Reskilling gestaltet, erklärt die Managerin: „Externe Security-Experten sind rar und teuer, deshalb entscheiden sich viele Firmen für das Reskilling von IT-Admins. Sie haben ein tiefes Verständnis für ihre Infrastruktur sowie deren potenzielle Schwachstellen und sind oft damit betraut, die Infrastruktur up-to-date und sicher zu halten.“ Eine gute Basis also, um neben der IT-Administration auch noch den ein oder anderen Security-Task zu übernehmen. Allerdings erfordert das auch neue Skills – etwa Problemlösungskompetenz und die Fähigkeit, kritisch im Sinne der Resilienz zu denken. So eine Umstellung muss man – beziehungsweise der betroffene IT-Administrator – auch wollen. Ansonsten schwingt die Angst zu versagen, stets mit. Ein weiteres IT-Berufsbild, das sich durch den zunehmenden KI-Fokus verändert, ist das des Big-Data-Analysten. Neben aller Fachkompetenz sind auch in dieser Rolle neue Fähigkeiten gefragt – beispielsweise, moralische Dilemmata zu bewerten oder Analyseergebnisse kritisch im Kontext der Unternehmens-Assets zu beurteilen. Reskilling-Initiativen stellen IT-Organisationen durch ihren transformativen Charakter vor große organisatorische wie auch kulturelle Herausforderungen. Sie bieten jedoch auch eine echte Chance, die Belegschaft mit Hilfe individueller Lernkonzepte langfristig beschäftigungsfähig zu halten – und zu binden. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!
Entscheider verspielen Reskilling-Chancen
Geht’s um Reskilling-Initiativen, agieren Arbeitgeber bislang zögerlich – und riskieren damit Zukunftschancen.Gorodenkoff | shutterstock.com Transformation, Klimawandel und künstliche Intelligenz (KI) – diese Themen rütteln mächtig an den Qualifikationsanforderungen bestehender IT-Jobprofile und lassen sie langsam erodieren. Doch anstatt sich dem damit verbundenen Kompetenzwandel zu stellen, agieren viele Unternehmen zögerlich, verharren bei der klassischen Weiterqualifizierung – und verspielen damit wertvolles Potenzial. Warum diese Herangehensweise angesichts massiver technologischer Umbrüche in eine Sackgasse führt, hat der Personaldienstleister Hays in Kooperation mit dem IBE Ludwigshafen im HR-Report „Fit für die Arbeit der Zukunft?“ herausgearbeitet. Für die Untersuchung wurden insgesamt 975 Beschäftigte von Unternehmen diverser Branchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Die Mehrheit der Studienteilnehmer waren dabei Führungskräfte aus Fachabteilungen (45 Prozent), gefolgt von Mitarbeitern ohne Führungsverantwortung (18 Prozent) und HR-Entscheidern (14 Prozent). Woran Reskilling scheitert Demnach glauben die meisten Unternehmen, gut dafür gerüstet zu sein, mit neuen Technologien umzugehen oder neue Bereiche aufzubauen – alleine dadurch, dass sie zusätzliches Fachwissen vermitteln: Für 48 Prozent der Befragten hat Upskilling im Vergleich zu anderen Skilling-Strategien den höchsten Stellenwert. Das begründen sie damit, dass immer neue fachliche Anforderungen auf die Beschäftigten zukommen (58 Prozent), für die sie in der breiten Belegschaft digitale Kompetenzen aufbauen müssen (57 Prozent). Andererseits zeigt der Report auch, dass sich bisherige Tätigkeiten durch KI so schnell verändern, dass klassische Lernansätze nicht mehr ausreichen. Das haben 36 Prozent der Befragten erkannt und sind bereits dabei, ihre Mitarbeitenden auf ganz neue Fähigkeiten umzuschulen. Jutta Rump, Professorin beim IBE-Forschungsinstitut und Mitinitiatorin des HR-Reports, erklärt: „Der Wandel erfordert neue überfachliche Kompetenzen, vor allem Resilienz und emotionale Stärke. Diese Fähigkeiten sind essenziell, um mit Unsicherheiten umzugehen, Vertrauen zu fördern und Teams zu stärken. Die reine fachliche Weiterqualifizierung greift hier zu kurz.“ Skilling-Strategien erklärt Upskilling meint die klassische, oft aufstiegsorientierte Weiterbildung unter Erweiterung vorhandener Kenntnisse im gleichen Tätigkeitsbereich, beispielsweise Schulungen zu IT-Anwendungen. Reskilling ist die Umschulung von Beschäftigten, um neue Fähigkeiten für komplett neue Tätigkeiten zu erlangen, die sie auf gleichem Qualifikationsniveau übernehmen. Deskilling erfolgt durch technologische oder organisatorische Veränderungen, in deren Folge die bisherigen Kompetenzen der Beschäftigten durch Digitalisierung oder Automatisierung übernommen werden, während diese niedriger qualifizierte Tätigkeiten ausführen. Warum sich nur wenige Unternehmen (28 Prozent) auf Reskilling-Initiativen einlassen, lässt sich ebenfalls aus dem HR-Report von Hays herauslesen: Scheinbar verbinden insbesondere die Führungskräfte damit einen großen emotionalen Kraftakt. 46 Prozent befürchten, dass es bereits zu viel Zeit in Anspruch nehmen könnte, die Umschulungen nur zu organisieren. Außerdem rechnen 33 Prozent mit massivem Widerstand aus der Belegschaft, bei der Aussicht darauf, völlig neue Tätigkeiten erlernen zu sollen. Einige Firmen sind aber auch unsicher, ob sich die Investition in Reskilling-Initiativen langfristig rechnet. Sie haben Angst, dass die gut qualifizierten Mitarbeitenden nach ihrer Weiterbildung zur Konkurrenz abwandern. Anderen fehlt einfach eine klare Weiterbildungsstrategie. Das führt zu einer kurzfristig gesteuerten Herangehensweise und knappen Budgets: Im Report gehen 41 Prozent davon aus, dass die finanziellen Mittel für Reskilling auf demselben Niveau bleiben wie bisher. Doch nicht nur wirtschaftliche Gründe halten Unternehmen vom Reskilling ab. Auch auf zwischenmenschlicher Ebene gibt es Spannungen, wie Arbeitsforscher und Berater Hans Rusinek festhält: „Jemand, der weiß, dass die künstliche Intelligenz Produktivität steigert, aber keine Idee davon hat, wie dieses Ziel auf sein Team wirkt, hat ein Problem. Denn dann kümmert sich beispielsweise niemand darum, ob Teams noch motiviert sind, wenn KI Teile ihrer Arbeit übernimmt, oder ob sie noch Vertrauen in den neuen Geschäftsbereich haben, wenn sie den Fortschritt nicht mehr allein beeinflussen können“. Deshalb sei es gerade in leitenden Positionen entscheidend, diese emotionalen Skills zu schulen, so der forschende Consultant. Hays Reskilling in der IT-Praxis Der HR-Report zeigt deutlich, dass Weiterbildung besonders im IT-Bereich meist rein fachlich verstanden und umgesetzt wird: Führungskräfte wie Mitarbeitende aus diesem Arbeitsumfeld durchlaufen klassisches Upskilling, sobald es um technologische Veränderungen geht. Das ist jedoch langfristig gesehen nicht zielführend und führt zur Überforderung. Wer neue Fähigkeiten erlernen muss, weil die KI einen Teil des Jobs übernimmt, braucht enge Begleitung. Denn dieser Prozess geht laut dem HR-Report mit vielen Unsicherheiten und Ängsten bei den Betroffenen einher. Der Untersuchung zufolge haben Mitarbeitende beim Reskilling vor allem Angst davor, den neuen Aufgaben nicht gewachsen zu sein (45 Prozent). Sie fürchten einen Verlust von Bedeutung und Status – oder gar austauschbar zu werden. „Wer Reskilling ernsthaft betreibt, kann sich allein durch emotionale Fähigkeiten seiner Beschäftigten differenzieren“, kommentiert Isabell Höhn, Channel Manager für Cyber Security bei Hays. Das dürfte vor allem für Unternehmen, die in einer KI-Transformation stecken, eine wertvolle Information sein. In der Praxis lasse sich aktuell auch am Berufsbild des IT-Administrators beobachten, wie sich Reskilling gestaltet, erklärt die Managerin: „Externe Security-Experten sind rar und teuer, deshalb entscheiden sich viele Firmen für das Reskilling von IT-Admins. Sie haben ein tiefes Verständnis für ihre Infrastruktur sowie deren potenzielle Schwachstellen und sind oft damit betraut, die Infrastruktur up-to-date und sicher zu halten.“ Eine gute Basis also, um neben der IT-Administration auch noch den ein oder anderen Security-Task zu übernehmen. Allerdings erfordert das auch neue Skills – etwa Problemlösungskompetenz und die Fähigkeit, kritisch im Sinne der Resilienz zu denken. So eine Umstellung muss man – beziehungsweise der betroffene IT-Administrator – auch wollen. Ansonsten schwingt die Angst zu versagen, stets mit. Ein weiteres IT-Berufsbild, das sich durch den zunehmenden KI-Fokus verändert, ist das des Big-Data-Analysten. Neben aller Fachkompetenz sind auch in dieser Rolle neue Fähigkeiten gefragt – beispielsweise, moralische Dilemmata zu bewerten oder Analyseergebnisse kritisch im Kontext der Unternehmens-Assets zu beurteilen. Reskilling-Initiativen stellen IT-Organisationen durch ihren transformativen Charakter vor große organisatorische wie auch kulturelle Herausforderungen. Sie bieten jedoch auch eine echte Chance, die Belegschaft mit Hilfe individueller Lernkonzepte langfristig beschäftigungsfähig zu halten – und zu binden. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!
Entscheider verspielen Reskilling-Chancen Geht’s um Reskilling-Initiativen, agieren Arbeitgeber bislang zögerlich – und riskieren damit Zukunftschancen.Gorodenkoff | shutterstock.com Transformation, Klimawandel und künstliche Intelligenz (KI) – diese Themen rütteln mächtig an den Qualifikationsanforderungen bestehender IT-Jobprofile und lassen sie langsam erodieren. Doch anstatt sich dem damit verbundenen Kompetenzwandel zu stellen, agieren viele Unternehmen zögerlich, verharren bei der klassischen Weiterqualifizierung – und verspielen damit wertvolles Potenzial. Warum diese Herangehensweise angesichts massiver technologischer Umbrüche in eine Sackgasse führt, hat der Personaldienstleister Hays in Kooperation mit dem IBE Ludwigshafen im HR-Report „Fit für die Arbeit der Zukunft?“ herausgearbeitet. Für die Untersuchung wurden insgesamt 975 Beschäftigte von Unternehmen diverser Branchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Die Mehrheit der Studienteilnehmer waren dabei Führungskräfte aus Fachabteilungen (45 Prozent), gefolgt von Mitarbeitern ohne Führungsverantwortung (18 Prozent) und HR-Entscheidern (14 Prozent). Woran Reskilling scheitert Demnach glauben die meisten Unternehmen, gut dafür gerüstet zu sein, mit neuen Technologien umzugehen oder neue Bereiche aufzubauen – alleine dadurch, dass sie zusätzliches Fachwissen vermitteln: Für 48 Prozent der Befragten hat Upskilling im Vergleich zu anderen Skilling-Strategien den höchsten Stellenwert. Das begründen sie damit, dass immer neue fachliche Anforderungen auf die Beschäftigten zukommen (58 Prozent), für die sie in der breiten Belegschaft digitale Kompetenzen aufbauen müssen (57 Prozent). Andererseits zeigt der Report auch, dass sich bisherige Tätigkeiten durch KI so schnell verändern, dass klassische Lernansätze nicht mehr ausreichen. Das haben 36 Prozent der Befragten erkannt und sind bereits dabei, ihre Mitarbeitenden auf ganz neue Fähigkeiten umzuschulen. Jutta Rump, Professorin beim IBE-Forschungsinstitut und Mitinitiatorin des HR-Reports, erklärt: „Der Wandel erfordert neue überfachliche Kompetenzen, vor allem Resilienz und emotionale Stärke. Diese Fähigkeiten sind essenziell, um mit Unsicherheiten umzugehen, Vertrauen zu fördern und Teams zu stärken. Die reine fachliche Weiterqualifizierung greift hier zu kurz.“ Skilling-Strategien erklärt Upskilling meint die klassische, oft aufstiegsorientierte Weiterbildung unter Erweiterung vorhandener Kenntnisse im gleichen Tätigkeitsbereich, beispielsweise Schulungen zu IT-Anwendungen. Reskilling ist die Umschulung von Beschäftigten, um neue Fähigkeiten für komplett neue Tätigkeiten zu erlangen, die sie auf gleichem Qualifikationsniveau übernehmen. Deskilling erfolgt durch technologische oder organisatorische Veränderungen, in deren Folge die bisherigen Kompetenzen der Beschäftigten durch Digitalisierung oder Automatisierung übernommen werden, während diese niedriger qualifizierte Tätigkeiten ausführen. Warum sich nur wenige Unternehmen (28 Prozent) auf Reskilling-Initiativen einlassen, lässt sich ebenfalls aus dem HR-Report von Hays herauslesen: Scheinbar verbinden insbesondere die Führungskräfte damit einen großen emotionalen Kraftakt. 46 Prozent befürchten, dass es bereits zu viel Zeit in Anspruch nehmen könnte, die Umschulungen nur zu organisieren. Außerdem rechnen 33 Prozent mit massivem Widerstand aus der Belegschaft, bei der Aussicht darauf, völlig neue Tätigkeiten erlernen zu sollen. Einige Firmen sind aber auch unsicher, ob sich die Investition in Reskilling-Initiativen langfristig rechnet. Sie haben Angst, dass die gut qualifizierten Mitarbeitenden nach ihrer Weiterbildung zur Konkurrenz abwandern. Anderen fehlt einfach eine klare Weiterbildungsstrategie. Das führt zu einer kurzfristig gesteuerten Herangehensweise und knappen Budgets: Im Report gehen 41 Prozent davon aus, dass die finanziellen Mittel für Reskilling auf demselben Niveau bleiben wie bisher. Doch nicht nur wirtschaftliche Gründe halten Unternehmen vom Reskilling ab. Auch auf zwischenmenschlicher Ebene gibt es Spannungen, wie Arbeitsforscher und Berater Hans Rusinek festhält: „Jemand, der weiß, dass die künstliche Intelligenz Produktivität steigert, aber keine Idee davon hat, wie dieses Ziel auf sein Team wirkt, hat ein Problem. Denn dann kümmert sich beispielsweise niemand darum, ob Teams noch motiviert sind, wenn KI Teile ihrer Arbeit übernimmt, oder ob sie noch Vertrauen in den neuen Geschäftsbereich haben, wenn sie den Fortschritt nicht mehr allein beeinflussen können“. Deshalb sei es gerade in leitenden Positionen entscheidend, diese emotionalen Skills zu schulen, so der forschende Consultant. Hays Reskilling in der IT-Praxis Der HR-Report zeigt deutlich, dass Weiterbildung besonders im IT-Bereich meist rein fachlich verstanden und umgesetzt wird: Führungskräfte wie Mitarbeitende aus diesem Arbeitsumfeld durchlaufen klassisches Upskilling, sobald es um technologische Veränderungen geht. Das ist jedoch langfristig gesehen nicht zielführend und führt zur Überforderung. Wer neue Fähigkeiten erlernen muss, weil die KI einen Teil des Jobs übernimmt, braucht enge Begleitung. Denn dieser Prozess geht laut dem HR-Report mit vielen Unsicherheiten und Ängsten bei den Betroffenen einher. Der Untersuchung zufolge haben Mitarbeitende beim Reskilling vor allem Angst davor, den neuen Aufgaben nicht gewachsen zu sein (45 Prozent). Sie fürchten einen Verlust von Bedeutung und Status – oder gar austauschbar zu werden. „Wer Reskilling ernsthaft betreibt, kann sich allein durch emotionale Fähigkeiten seiner Beschäftigten differenzieren“, kommentiert Isabell Höhn, Channel Manager für Cyber Security bei Hays. Das dürfte vor allem für Unternehmen, die in einer KI-Transformation stecken, eine wertvolle Information sein. In der Praxis lasse sich aktuell auch am Berufsbild des IT-Administrators beobachten, wie sich Reskilling gestaltet, erklärt die Managerin: „Externe Security-Experten sind rar und teuer, deshalb entscheiden sich viele Firmen für das Reskilling von IT-Admins. Sie haben ein tiefes Verständnis für ihre Infrastruktur sowie deren potenzielle Schwachstellen und sind oft damit betraut, die Infrastruktur up-to-date und sicher zu halten.“ Eine gute Basis also, um neben der IT-Administration auch noch den ein oder anderen Security-Task zu übernehmen. Allerdings erfordert das auch neue Skills – etwa Problemlösungskompetenz und die Fähigkeit, kritisch im Sinne der Resilienz zu denken. So eine Umstellung muss man – beziehungsweise der betroffene IT-Administrator – auch wollen. Ansonsten schwingt die Angst zu versagen, stets mit. Ein weiteres IT-Berufsbild, das sich durch den zunehmenden KI-Fokus verändert, ist das des Big-Data-Analysten. Neben aller Fachkompetenz sind auch in dieser Rolle neue Fähigkeiten gefragt – beispielsweise, moralische Dilemmata zu bewerten oder Analyseergebnisse kritisch im Kontext der Unternehmens-Assets zu beurteilen. Reskilling-Initiativen stellen IT-Organisationen durch ihren transformativen Charakter vor große organisatorische wie auch kulturelle Herausforderungen. Sie bieten jedoch auch eine echte Chance, die Belegschaft mit Hilfe individueller Lernkonzepte langfristig beschäftigungsfähig zu halten – und zu binden. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? 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