loading=”lazy” width=”400px”>Sich abzuschotten, hilft der digitalen Souveränität nicht weiter. Im Gegenteil – man koppelt sich damit auch von innovativer Technik ab.SugaBom86 – shutterstock.com Stellen Sie sich vor, Ihr Streaming-Dienst erhöht kontinuierlich die Preise und plant für das kommende Jahr eine weitere Steigerung um bis zu 40 Prozent. Spätestens dann würden die meisten Nutzer wohl über einen Wechsel nachdenken. So ergeht es derzeit vielen deutschen Unternehmen und insbesondere der öffentlichen Verwaltung mit ihren Softwarelizenzen und Cloud-Diensten – allen voran bei Microsofts M365. Seit dem 1. April 2025 stiegen die Preise für Microsoft-365-Dienste um bis zu 40 Prozent. Doch der Wechsel ist hier oft keine triviale Option. Der Grund: Microsoft setzt auf proprietäre Schnittstellen und Feature-Kopplungen, die konkurrierende Produkte systematisch ausschließen. Die Folge: Marktdominanz, gebündelte Lizenzverträge und kaum Verhandlungsspielraum. Lesetipp: Digitale Souveränität: Wird Deutschland zum Vorbild in Europa? Dabei sollte die volkswirtschaftliche Dimension der Abhängigkeit nicht unterschätzt werden. Der Bund zahlte allein 2024 rund 204,5 Millionen Euro für Microsoft-Lizenzen – 6,8 Millionen Euro mehr als 2023 und fast das Dreifache von 2017. Eine aktuelle Studie des zentrum Nachhaltige Transformation (zNT) an der Quadriga-Hochschule quantifizierte dabei die Mehrkosten für den öffentlichen Sektor. Demnach zahlen öffentliche und kommunale Unternehmen jedes Jahr bis zu 120 Millionen Euro mehr, weil unfaire Lizenzbedingungen und Lock-in-Effekte den Wechsel in andere Clouds verteuern. Bundesländer zwischen Open Source und Microsoft-Cloud Schleswig-Holstein zieht daher nun konsequent die Reißleine und wechselt vollständig zu Open-Source-Lösungen. Bis September 2025 sollen Office, Exchange und SharePoint durch LibreOffice, Thunderbird und Nextcloud ersetzt und sogar ein Linux-Pilotprojekt gestartet werden. Auch Baden-Württemberg zieht Konsequenzen, wählt aber den hybriden Weg: Office-Desktops bleiben, doch eine eigene Landes-Cloud soll kritische Daten vor Ort belassen. Lesetipp: Ist Trump der Booster für Europas digitale Souveränität? Ganz anders verfahren dagegen sechs weitere Bundesländer – darunter Bayern, Niedersachsen und NRW –, die laut einer Umfrage der Heise-Publikation c’t vom Oktober 2024 Teams oder sogar das komplette Microsoft-365-Paket einführen wollen. Digitale Souveränität – nicht Abschottung sondern Wahlfreiheit Diese Spannbreite verdeutlicht dabei die Problematik: Der direkte Weg in die Microsoft-Cloud verstärkt die einseitige Abhängigkeit, während ein dogmatischer „Open-Source-Only“-Ansatz neue Engpässe schafft, da er die Innovationskraft der Hyperscaler aus Nordamerika ausblendet. Digitale Souveränität bedeutet nicht Abschottung oder Übergang zu einem einzigen Open-Source-Standard, sondern Wahlfreiheit. Unternehmen und Ländern soll es möglich sein, jederzeit zwischen den besten und innovativsten Anbietern und Betriebsmodellen zu wechseln – ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen. Ein offener Cloud Markt als Lösung Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) denkt genau in diese Richtung. auf. Die Behörde schlägt vor, möglichst viele Kooperationsabkommen – vom nationalen Provider bis zu internationalen Hyperscalern – abzuschließen, um einen Marktplatz vertrauenswürdiger Cloud-Bausteine zu schaffen. Dieser soll Sicherheitsanforderungen gewährleisten und gleichzeitig das Risiko eines Vendor-Lock-ins reduzieren. Wenn diese Strategie gelingen soll, müssen zuvor jedoch bestehende missbräuchliche Marktstrukturen aufgebrochen werden. Bereits im September 2024 stellte das Bundeskartellamt Microsoft unter die erweiterte Missbrauchsaufsicht nach § 19a GWB. Parallel dazu attestierte die britische Wettbewerbsbehörde CMA im Januar 2025 dem Cloud-Markt „nachteilige Auswirkungen auf den Wettbewerb“: Egress-Gebühren, Lizenzkoppelungen und Rabattstrukturen erschwerten den Wechsel sowie den Multi-Cloud-Betrieb und ermöglichten es Unternehmen wie AWS und Microsoft, überdurchschnittliche Gewinne zu erzielen. Europäische Souveränität braucht Wettbewerb und Interoperabilität Diese Befunde verdeutlichen die Notwendigkeit, dass es jetzt eine gemeinsame politische Antwort auf Bundes- und EU-Ebene braucht. Das Ziel muss sein, eine echte Interoperabilität zwischen allen Cloud- und Software-Diensten zu schaffen. Nur so kann die Grundlage für europäische digitale Souveränität geschaffen werden, die nicht in Abschottung endet, sondern die Kooperation mit den innovativsten Lösungen weltweit offenhält. width=”100%” height=”152″ frameborder=”0″ allowfullscreen allow=”autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture” loading=”lazy” src=”https://open.spotify.com/embed/episode/2Ciddz1Wx8K0m7mBbhzApR?utm_source=oembed”> Konkret bedeutet das, alle Hürden für einen Anbieterwechsel abzubauen – unabhängig davon, ob der Anbieter innerhalb oder außerhalb Europas sitzt. So sollen US-Hyperscaler, europäische Open-Source-Akteure und außereuropäische Wettbewerber in denselben Preis-, Service- und Innovationswettbewerb treten. Microsoft zu regulieren ist notwendig Microsofts Marktmacht zu regulieren ist dabei zwingend nötig, aber so, dass Europa sich nicht ausgerechnet von wertvollen US-Technologien abkoppelt. Sonst droht ein transatlantisches Innovationsrennen, in dem die EU ohne Zugang zu Spitzenlösungen schwer bestehen könnte. width=”100%” height=”152″ frameborder=”0″ allowfullscreen allow=”autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture” loading=”lazy” src=”https://open.spotify.com/embed/episode/5dNJGnOX4iEG97iAYrzLbr?utm_source=oembed”> Dass Regulierung ohne Isolation möglich ist, zeigen die ersten Schritte der britischen Competition and Markets Authority (CMA) und des Bundeskartellamts. Die CMA hat Ende Januar 2025 in ihren vorläufigen Ergebnissen hohe Wechselbarrieren und Diskriminierung durch Software-Lizenzbündel festgestellt, das Bundeskartellamt hat Microsoft im September 2024 unter die verschärfte Missbrauchsaufsicht des § 19a GWB gestellt. Beide Behörden verfolgen das Ziel der freien Anbieterwahl, ohne den Markt gleich abzuriegeln – ein Modell, das Europa den Weg weist. Lesetipp: Wie souverän ist Microsofts Sovereign Cloud wirklich? Jetzt ist entscheidend, dass dieser Weg auch konsequent gegangen wird – national und vor allem auf EU-Ebene. Neben Kartellverfahren sind mutige europäische Regelungen erforderlich, die auch die grenzüberschreitende Reichweite des US Cloud Act adressieren. Erst dann gewinnen Länderverwaltungen die strukturelle Flexibilität, die gesamte Vielfalt und Innovationskraft digitaler Dienstleister zu nutzen. (ba)
Digitale Souveränität – weniger Abschottung, mehr Wahlfreiheit
loading="lazy" width="400px">Sich abzuschotten, hilft der digitalen Souveränität nicht weiter. Im Gegenteil – man koppelt sich damit auch von innovativer Technik ab.SugaBom86 – shutterstock.com Stellen Sie sich vor, Ihr Streaming-Dienst erhöht kontinuierlich die Preise und plant für das kommende Jahr eine weitere Steigerung um bis zu 40 Prozent. Spätestens dann würden die meisten Nutzer wohl über einen Wechsel nachdenken. So ergeht es derzeit vielen deutschen Unternehmen und insbesondere der öffentlichen Verwaltung mit ihren Softwarelizenzen und Cloud-Diensten – allen voran bei Microsofts M365. Seit dem 1. April 2025 stiegen die Preise für Microsoft-365-Dienste um bis zu 40 Prozent. Doch der Wechsel ist hier oft keine triviale Option. Der Grund: Microsoft setzt auf proprietäre Schnittstellen und Feature-Kopplungen, die konkurrierende Produkte systematisch ausschließen. Die Folge: Marktdominanz, gebündelte Lizenzverträge und kaum Verhandlungsspielraum. Lesetipp: Digitale Souveränität: Wird Deutschland zum Vorbild in Europa? Dabei sollte die volkswirtschaftliche Dimension der Abhängigkeit nicht unterschätzt werden. Der Bund zahlte allein 2024 rund 204,5 Millionen Euro für Microsoft-Lizenzen – 6,8 Millionen Euro mehr als 2023 und fast das Dreifache von 2017. Eine aktuelle Studie des zentrum Nachhaltige Transformation (zNT) an der Quadriga-Hochschule quantifizierte dabei die Mehrkosten für den öffentlichen Sektor. Demnach zahlen öffentliche und kommunale Unternehmen jedes Jahr bis zu 120 Millionen Euro mehr, weil unfaire Lizenzbedingungen und Lock-in-Effekte den Wechsel in andere Clouds verteuern. Bundesländer zwischen Open Source und Microsoft-Cloud Schleswig-Holstein zieht daher nun konsequent die Reißleine und wechselt vollständig zu Open-Source-Lösungen. Bis September 2025 sollen Office, Exchange und SharePoint durch LibreOffice, Thunderbird und Nextcloud ersetzt und sogar ein Linux-Pilotprojekt gestartet werden. Auch Baden-Württemberg zieht Konsequenzen, wählt aber den hybriden Weg: Office-Desktops bleiben, doch eine eigene Landes-Cloud soll kritische Daten vor Ort belassen. Lesetipp: Ist Trump der Booster für Europas digitale Souveränität? Ganz anders verfahren dagegen sechs weitere Bundesländer – darunter Bayern, Niedersachsen und NRW –, die laut einer Umfrage der Heise-Publikation c’t vom Oktober 2024 Teams oder sogar das komplette Microsoft-365-Paket einführen wollen. Digitale Souveränität – nicht Abschottung sondern Wahlfreiheit Diese Spannbreite verdeutlicht dabei die Problematik: Der direkte Weg in die Microsoft-Cloud verstärkt die einseitige Abhängigkeit, während ein dogmatischer „Open-Source-Only“-Ansatz neue Engpässe schafft, da er die Innovationskraft der Hyperscaler aus Nordamerika ausblendet. Digitale Souveränität bedeutet nicht Abschottung oder Übergang zu einem einzigen Open-Source-Standard, sondern Wahlfreiheit. Unternehmen und Ländern soll es möglich sein, jederzeit zwischen den besten und innovativsten Anbietern und Betriebsmodellen zu wechseln – ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen. Ein offener Cloud Markt als Lösung Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) denkt genau in diese Richtung. auf. Die Behörde schlägt vor, möglichst viele Kooperationsabkommen – vom nationalen Provider bis zu internationalen Hyperscalern – abzuschließen, um einen Marktplatz vertrauenswürdiger Cloud-Bausteine zu schaffen. Dieser soll Sicherheitsanforderungen gewährleisten und gleichzeitig das Risiko eines Vendor-Lock-ins reduzieren. Wenn diese Strategie gelingen soll, müssen zuvor jedoch bestehende missbräuchliche Marktstrukturen aufgebrochen werden. Bereits im September 2024 stellte das Bundeskartellamt Microsoft unter die erweiterte Missbrauchsaufsicht nach § 19a GWB. Parallel dazu attestierte die britische Wettbewerbsbehörde CMA im Januar 2025 dem Cloud-Markt „nachteilige Auswirkungen auf den Wettbewerb“: Egress-Gebühren, Lizenzkoppelungen und Rabattstrukturen erschwerten den Wechsel sowie den Multi-Cloud-Betrieb und ermöglichten es Unternehmen wie AWS und Microsoft, überdurchschnittliche Gewinne zu erzielen. Europäische Souveränität braucht Wettbewerb und Interoperabilität Diese Befunde verdeutlichen die Notwendigkeit, dass es jetzt eine gemeinsame politische Antwort auf Bundes- und EU-Ebene braucht. Das Ziel muss sein, eine echte Interoperabilität zwischen allen Cloud- und Software-Diensten zu schaffen. Nur so kann die Grundlage für europäische digitale Souveränität geschaffen werden, die nicht in Abschottung endet, sondern die Kooperation mit den innovativsten Lösungen weltweit offenhält. width="100%" height="152" frameborder="0" allowfullscreen allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy" src="https://open.spotify.com/embed/episode/2Ciddz1Wx8K0m7mBbhzApR?utm_source=oembed"> Konkret bedeutet das, alle Hürden für einen Anbieterwechsel abzubauen – unabhängig davon, ob der Anbieter innerhalb oder außerhalb Europas sitzt. So sollen US-Hyperscaler, europäische Open-Source-Akteure und außereuropäische Wettbewerber in denselben Preis-, Service- und Innovationswettbewerb treten. Microsoft zu regulieren ist notwendig Microsofts Marktmacht zu regulieren ist dabei zwingend nötig, aber so, dass Europa sich nicht ausgerechnet von wertvollen US-Technologien abkoppelt. Sonst droht ein transatlantisches Innovationsrennen, in dem die EU ohne Zugang zu Spitzenlösungen schwer bestehen könnte. width="100%" height="152" frameborder="0" allowfullscreen allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy" src="https://open.spotify.com/embed/episode/5dNJGnOX4iEG97iAYrzLbr?utm_source=oembed"> Dass Regulierung ohne Isolation möglich ist, zeigen die ersten Schritte der britischen Competition and Markets Authority (CMA) und des Bundeskartellamts. Die CMA hat Ende Januar 2025 in ihren vorläufigen Ergebnissen hohe Wechselbarrieren und Diskriminierung durch Software-Lizenzbündel festgestellt, das Bundeskartellamt hat Microsoft im September 2024 unter die verschärfte Missbrauchsaufsicht des § 19a GWB gestellt. Beide Behörden verfolgen das Ziel der freien Anbieterwahl, ohne den Markt gleich abzuriegeln – ein Modell, das Europa den Weg weist. Lesetipp: Wie souverän ist Microsofts Sovereign Cloud wirklich? Jetzt ist entscheidend, dass dieser Weg auch konsequent gegangen wird – national und vor allem auf EU-Ebene. Neben Kartellverfahren sind mutige europäische Regelungen erforderlich, die auch die grenzüberschreitende Reichweite des US Cloud Act adressieren. Erst dann gewinnen Länderverwaltungen die strukturelle Flexibilität, die gesamte Vielfalt und Innovationskraft digitaler Dienstleister zu nutzen. (ba)
Digitale Souveränität – weniger Abschottung, mehr Wahlfreiheit loading="lazy" width="400px">Sich abzuschotten, hilft der digitalen Souveränität nicht weiter. Im Gegenteil – man koppelt sich damit auch von innovativer Technik ab.SugaBom86 – shutterstock.com Stellen Sie sich vor, Ihr Streaming-Dienst erhöht kontinuierlich die Preise und plant für das kommende Jahr eine weitere Steigerung um bis zu 40 Prozent. Spätestens dann würden die meisten Nutzer wohl über einen Wechsel nachdenken. So ergeht es derzeit vielen deutschen Unternehmen und insbesondere der öffentlichen Verwaltung mit ihren Softwarelizenzen und Cloud-Diensten – allen voran bei Microsofts M365. Seit dem 1. April 2025 stiegen die Preise für Microsoft-365-Dienste um bis zu 40 Prozent. Doch der Wechsel ist hier oft keine triviale Option. Der Grund: Microsoft setzt auf proprietäre Schnittstellen und Feature-Kopplungen, die konkurrierende Produkte systematisch ausschließen. Die Folge: Marktdominanz, gebündelte Lizenzverträge und kaum Verhandlungsspielraum. Lesetipp: Digitale Souveränität: Wird Deutschland zum Vorbild in Europa? Dabei sollte die volkswirtschaftliche Dimension der Abhängigkeit nicht unterschätzt werden. Der Bund zahlte allein 2024 rund 204,5 Millionen Euro für Microsoft-Lizenzen – 6,8 Millionen Euro mehr als 2023 und fast das Dreifache von 2017. Eine aktuelle Studie des zentrum Nachhaltige Transformation (zNT) an der Quadriga-Hochschule quantifizierte dabei die Mehrkosten für den öffentlichen Sektor. Demnach zahlen öffentliche und kommunale Unternehmen jedes Jahr bis zu 120 Millionen Euro mehr, weil unfaire Lizenzbedingungen und Lock-in-Effekte den Wechsel in andere Clouds verteuern. Bundesländer zwischen Open Source und Microsoft-Cloud Schleswig-Holstein zieht daher nun konsequent die Reißleine und wechselt vollständig zu Open-Source-Lösungen. Bis September 2025 sollen Office, Exchange und SharePoint durch LibreOffice, Thunderbird und Nextcloud ersetzt und sogar ein Linux-Pilotprojekt gestartet werden. Auch Baden-Württemberg zieht Konsequenzen, wählt aber den hybriden Weg: Office-Desktops bleiben, doch eine eigene Landes-Cloud soll kritische Daten vor Ort belassen. Lesetipp: Ist Trump der Booster für Europas digitale Souveränität? Ganz anders verfahren dagegen sechs weitere Bundesländer – darunter Bayern, Niedersachsen und NRW –, die laut einer Umfrage der Heise-Publikation c’t vom Oktober 2024 Teams oder sogar das komplette Microsoft-365-Paket einführen wollen. Digitale Souveränität – nicht Abschottung sondern Wahlfreiheit Diese Spannbreite verdeutlicht dabei die Problematik: Der direkte Weg in die Microsoft-Cloud verstärkt die einseitige Abhängigkeit, während ein dogmatischer „Open-Source-Only“-Ansatz neue Engpässe schafft, da er die Innovationskraft der Hyperscaler aus Nordamerika ausblendet. Digitale Souveränität bedeutet nicht Abschottung oder Übergang zu einem einzigen Open-Source-Standard, sondern Wahlfreiheit. Unternehmen und Ländern soll es möglich sein, jederzeit zwischen den besten und innovativsten Anbietern und Betriebsmodellen zu wechseln – ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen. Ein offener Cloud Markt als Lösung Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) denkt genau in diese Richtung. auf. Die Behörde schlägt vor, möglichst viele Kooperationsabkommen – vom nationalen Provider bis zu internationalen Hyperscalern – abzuschließen, um einen Marktplatz vertrauenswürdiger Cloud-Bausteine zu schaffen. Dieser soll Sicherheitsanforderungen gewährleisten und gleichzeitig das Risiko eines Vendor-Lock-ins reduzieren. Wenn diese Strategie gelingen soll, müssen zuvor jedoch bestehende missbräuchliche Marktstrukturen aufgebrochen werden. Bereits im September 2024 stellte das Bundeskartellamt Microsoft unter die erweiterte Missbrauchsaufsicht nach § 19a GWB. Parallel dazu attestierte die britische Wettbewerbsbehörde CMA im Januar 2025 dem Cloud-Markt „nachteilige Auswirkungen auf den Wettbewerb“: Egress-Gebühren, Lizenzkoppelungen und Rabattstrukturen erschwerten den Wechsel sowie den Multi-Cloud-Betrieb und ermöglichten es Unternehmen wie AWS und Microsoft, überdurchschnittliche Gewinne zu erzielen. Europäische Souveränität braucht Wettbewerb und Interoperabilität Diese Befunde verdeutlichen die Notwendigkeit, dass es jetzt eine gemeinsame politische Antwort auf Bundes- und EU-Ebene braucht. Das Ziel muss sein, eine echte Interoperabilität zwischen allen Cloud- und Software-Diensten zu schaffen. Nur so kann die Grundlage für europäische digitale Souveränität geschaffen werden, die nicht in Abschottung endet, sondern die Kooperation mit den innovativsten Lösungen weltweit offenhält. width="100%" height="152" frameborder="0" allowfullscreen allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy" src="https://open.spotify.com/embed/episode/2Ciddz1Wx8K0m7mBbhzApR?utm_source=oembed"> Konkret bedeutet das, alle Hürden für einen Anbieterwechsel abzubauen – unabhängig davon, ob der Anbieter innerhalb oder außerhalb Europas sitzt. So sollen US-Hyperscaler, europäische Open-Source-Akteure und außereuropäische Wettbewerber in denselben Preis-, Service- und Innovationswettbewerb treten. Microsoft zu regulieren ist notwendig Microsofts Marktmacht zu regulieren ist dabei zwingend nötig, aber so, dass Europa sich nicht ausgerechnet von wertvollen US-Technologien abkoppelt. Sonst droht ein transatlantisches Innovationsrennen, in dem die EU ohne Zugang zu Spitzenlösungen schwer bestehen könnte. width="100%" height="152" frameborder="0" allowfullscreen allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy" src="https://open.spotify.com/embed/episode/5dNJGnOX4iEG97iAYrzLbr?utm_source=oembed"> Dass Regulierung ohne Isolation möglich ist, zeigen die ersten Schritte der britischen Competition and Markets Authority (CMA) und des Bundeskartellamts. Die CMA hat Ende Januar 2025 in ihren vorläufigen Ergebnissen hohe Wechselbarrieren und Diskriminierung durch Software-Lizenzbündel festgestellt, das Bundeskartellamt hat Microsoft im September 2024 unter die verschärfte Missbrauchsaufsicht des § 19a GWB gestellt. Beide Behörden verfolgen das Ziel der freien Anbieterwahl, ohne den Markt gleich abzuriegeln – ein Modell, das Europa den Weg weist. Lesetipp: Wie souverän ist Microsofts Sovereign Cloud wirklich? Jetzt ist entscheidend, dass dieser Weg auch konsequent gegangen wird – national und vor allem auf EU-Ebene. Neben Kartellverfahren sind mutige europäische Regelungen erforderlich, die auch die grenzüberschreitende Reichweite des US Cloud Act adressieren. Erst dann gewinnen Länderverwaltungen die strukturelle Flexibilität, die gesamte Vielfalt und Innovationskraft digitaler Dienstleister zu nutzen. (ba)