Viele europäische Länder hinken bei digitaler Souveränität deutlich hinterher. Aber auch globale Schwergewichte tun sich hiermit schwer.Pixelvario – shutterstock.com Digitale Souveränität ist ein Thema, das Deutschland schon seit Längerem beschäftigt – insbesondere in Bezug auf Sicherheits- und Compliance-Aspekte – wenn auch mit überschaubaren Erfolg. Der erstmals veröffentlichte Digital Sovereignty Index (DSI) von Nextcloud zeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich durchaus mithalten kann – wenn man den richtigen Maßstab anlegt. Bewertungsgrundlage des Index ist nämlich die Anzahl der Implementierungen von rund 50 beliebten selbst gehosteten Softwarelösungen für File Hosting, Groupware, Kollaboration und Projektmanagement pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu anderen Ländern. Bei dieser Betrachtung liegt Deutschland mit einem Wert von 53,85 Punkten auf dem zweiten Platz hinter Finnland (64,5), das in nahezu allen Produktkategorien stark abschneidet. Hierzulande kommen laut Auswertung verstärkt selbst gehostete Kommunikations- und Speicherlösungen zum Einsatz. Außerdem überrascht es die Juroren, dass trotz der Abhängigkeit des öffentlichen Sektors von Big Tech viele Bürger und Organisationen auf eigene, souveräne Lösungen setzen. Auf Platz drei folgen die Niederlande weit abgeschlagen mit 36,32 Punkten – und das, obwohl das Land deutlich digitalisierter ist als Deutschland. Unternehmen und Bürger hätten sich offenbar stärker auf öffentliche Cloud-Dienste konzentriert als auf das Hosting eigener Server für Zusammenarbeit und Datenspeicherung, mutmaßen die Studienmacher. Außerdem unter den Top-5 im DSI sind Frankreich (25,1) und Island (22,58). Mit 25,1 beziehungsweise 22,58 Punkten liegen die beiden Länder näher am EU-Durchschnitt von 16,31 als dem Spitzenplatz. Bemerkenswert ist auch, dass Länder mit einem allgemein hohen technischen Ansehen überraschend weit hinten liegen: Japan (5,17) und Südkorea (5,05) belegen nur die Plätze 36 und 37, während Israel mit 3,71 Punkten sogar nur auf Rang 41 landet. Deutschland kommt sehr gut weg, bei vielen anderen EU-Staaten sieht das deutlich anders aus. Nextcloud Unterschiede zwischen Behörden und Bevölkerung „Die Untersuchung zeigt ein hohes Bewusstsein in Deutschland“, kommentiert Frank Karlitschek, CEO und Gründer von Nextcloud, das gute Abschneiden von Deutschland. Doch während die Bevölkerung und kleine Unternehmen tatsächlich Wert auf digitale Souveränität legen, sei die öffentliche Verwaltung stark von ausländischen Big-Tech-Anbietern abhängig.“ Mit der starken Abhängigkeit von Produkten digitaler Monopolisten laufe die öffentliche Verwaltung Gefahr, langfristig mit Steuergeldern überhöhte Preise zu zahlen, fügt der Würzburger Informatikprofessor Harald Wehnes hinzu und betont: „Das Dienstleistungsdefizit der EU gegenüber den USA bei Softwarelizenzen, Cloud Services und anderen Kosten hat im vergangenen Jahr einen alarmierenden Rekordwert von 148 Milliarden Euro erreicht.“ Sebastian Raible, Leiter für EU-Beziehungen bei der European Open Source Business Association APELL in Brüssel, skizziert einen Weg, wie die technologische Souveränität gestärkt, die Abhängigkeit verringert und die Sicherheit personenbezogener Daten sowie von Geschäftsgeheimnissen von Unternehmen verbessert werden kann. Hierfür brauche es eine „offene technologische Souveränität, da öffentlicher Dienst und Privatwirtschaft in Europa nur mit Open Source nachhaltig innovativ sein und Neues schaffen können.“ Nachholbedarf insbesondere außerhalb der EU Doch nicht nur EU-Länder, auch andere Staaten scheinen Nachholbedarf zu haben: Mit dem Vereinigte Königreich (9,21), Kanada (14,94) und den USA (14,88) bleiben gleich mehrere wichtige Nicht-EU-Länder hinter dem EU-Durchschnitt zurück. Die aufstrebende Industriemacht Indien (0,43) belegt sogar nur Rang 54 und damit einen der schlechtesten Ränge aller untersuchten Länder. Einzig Grönland (0,36), Ägypten (0,12) und Nigeria (0,03) schneiden beim DSI noch schlechter ab.
Digital Sovereignty Index: Deutschland auf Platz Zwei
Viele europäische Länder hinken bei digitaler Souveränität deutlich hinterher. Aber auch globale Schwergewichte tun sich hiermit schwer.Pixelvario – shutterstock.com Digitale Souveränität ist ein Thema, das Deutschland schon seit Längerem beschäftigt – insbesondere in Bezug auf Sicherheits- und Compliance-Aspekte – wenn auch mit überschaubaren Erfolg. Der erstmals veröffentlichte Digital Sovereignty Index (DSI) von Nextcloud zeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich durchaus mithalten kann – wenn man den richtigen Maßstab anlegt. Bewertungsgrundlage des Index ist nämlich die Anzahl der Implementierungen von rund 50 beliebten selbst gehosteten Softwarelösungen für File Hosting, Groupware, Kollaboration und Projektmanagement pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu anderen Ländern. Bei dieser Betrachtung liegt Deutschland mit einem Wert von 53,85 Punkten auf dem zweiten Platz hinter Finnland (64,5), das in nahezu allen Produktkategorien stark abschneidet. Hierzulande kommen laut Auswertung verstärkt selbst gehostete Kommunikations- und Speicherlösungen zum Einsatz. Außerdem überrascht es die Juroren, dass trotz der Abhängigkeit des öffentlichen Sektors von Big Tech viele Bürger und Organisationen auf eigene, souveräne Lösungen setzen. Auf Platz drei folgen die Niederlande weit abgeschlagen mit 36,32 Punkten – und das, obwohl das Land deutlich digitalisierter ist als Deutschland. Unternehmen und Bürger hätten sich offenbar stärker auf öffentliche Cloud-Dienste konzentriert als auf das Hosting eigener Server für Zusammenarbeit und Datenspeicherung, mutmaßen die Studienmacher. Außerdem unter den Top-5 im DSI sind Frankreich (25,1) und Island (22,58). Mit 25,1 beziehungsweise 22,58 Punkten liegen die beiden Länder näher am EU-Durchschnitt von 16,31 als dem Spitzenplatz. Bemerkenswert ist auch, dass Länder mit einem allgemein hohen technischen Ansehen überraschend weit hinten liegen: Japan (5,17) und Südkorea (5,05) belegen nur die Plätze 36 und 37, während Israel mit 3,71 Punkten sogar nur auf Rang 41 landet. Deutschland kommt sehr gut weg, bei vielen anderen EU-Staaten sieht das deutlich anders aus. Nextcloud Unterschiede zwischen Behörden und Bevölkerung „Die Untersuchung zeigt ein hohes Bewusstsein in Deutschland“, kommentiert Frank Karlitschek, CEO und Gründer von Nextcloud, das gute Abschneiden von Deutschland. Doch während die Bevölkerung und kleine Unternehmen tatsächlich Wert auf digitale Souveränität legen, sei die öffentliche Verwaltung stark von ausländischen Big-Tech-Anbietern abhängig.“ Mit der starken Abhängigkeit von Produkten digitaler Monopolisten laufe die öffentliche Verwaltung Gefahr, langfristig mit Steuergeldern überhöhte Preise zu zahlen, fügt der Würzburger Informatikprofessor Harald Wehnes hinzu und betont: „Das Dienstleistungsdefizit der EU gegenüber den USA bei Softwarelizenzen, Cloud Services und anderen Kosten hat im vergangenen Jahr einen alarmierenden Rekordwert von 148 Milliarden Euro erreicht.“ Sebastian Raible, Leiter für EU-Beziehungen bei der European Open Source Business Association APELL in Brüssel, skizziert einen Weg, wie die technologische Souveränität gestärkt, die Abhängigkeit verringert und die Sicherheit personenbezogener Daten sowie von Geschäftsgeheimnissen von Unternehmen verbessert werden kann. Hierfür brauche es eine „offene technologische Souveränität, da öffentlicher Dienst und Privatwirtschaft in Europa nur mit Open Source nachhaltig innovativ sein und Neues schaffen können.“ Nachholbedarf insbesondere außerhalb der EU Doch nicht nur EU-Länder, auch andere Staaten scheinen Nachholbedarf zu haben: Mit dem Vereinigte Königreich (9,21), Kanada (14,94) und den USA (14,88) bleiben gleich mehrere wichtige Nicht-EU-Länder hinter dem EU-Durchschnitt zurück. Die aufstrebende Industriemacht Indien (0,43) belegt sogar nur Rang 54 und damit einen der schlechtesten Ränge aller untersuchten Länder. Einzig Grönland (0,36), Ägypten (0,12) und Nigeria (0,03) schneiden beim DSI noch schlechter ab.
Digital Sovereignty Index: Deutschland auf Platz Zwei Viele europäische Länder hinken bei digitaler Souveränität deutlich hinterher. Aber auch globale Schwergewichte tun sich hiermit schwer.Pixelvario – shutterstock.com Digitale Souveränität ist ein Thema, das Deutschland schon seit Längerem beschäftigt – insbesondere in Bezug auf Sicherheits- und Compliance-Aspekte – wenn auch mit überschaubaren Erfolg. Der erstmals veröffentlichte Digital Sovereignty Index (DSI) von Nextcloud zeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich durchaus mithalten kann – wenn man den richtigen Maßstab anlegt. Bewertungsgrundlage des Index ist nämlich die Anzahl der Implementierungen von rund 50 beliebten selbst gehosteten Softwarelösungen für File Hosting, Groupware, Kollaboration und Projektmanagement pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu anderen Ländern. Bei dieser Betrachtung liegt Deutschland mit einem Wert von 53,85 Punkten auf dem zweiten Platz hinter Finnland (64,5), das in nahezu allen Produktkategorien stark abschneidet. Hierzulande kommen laut Auswertung verstärkt selbst gehostete Kommunikations- und Speicherlösungen zum Einsatz. Außerdem überrascht es die Juroren, dass trotz der Abhängigkeit des öffentlichen Sektors von Big Tech viele Bürger und Organisationen auf eigene, souveräne Lösungen setzen. Auf Platz drei folgen die Niederlande weit abgeschlagen mit 36,32 Punkten – und das, obwohl das Land deutlich digitalisierter ist als Deutschland. Unternehmen und Bürger hätten sich offenbar stärker auf öffentliche Cloud-Dienste konzentriert als auf das Hosting eigener Server für Zusammenarbeit und Datenspeicherung, mutmaßen die Studienmacher. Außerdem unter den Top-5 im DSI sind Frankreich (25,1) und Island (22,58). Mit 25,1 beziehungsweise 22,58 Punkten liegen die beiden Länder näher am EU-Durchschnitt von 16,31 als dem Spitzenplatz. Bemerkenswert ist auch, dass Länder mit einem allgemein hohen technischen Ansehen überraschend weit hinten liegen: Japan (5,17) und Südkorea (5,05) belegen nur die Plätze 36 und 37, während Israel mit 3,71 Punkten sogar nur auf Rang 41 landet. Deutschland kommt sehr gut weg, bei vielen anderen EU-Staaten sieht das deutlich anders aus. Nextcloud Unterschiede zwischen Behörden und Bevölkerung „Die Untersuchung zeigt ein hohes Bewusstsein in Deutschland“, kommentiert Frank Karlitschek, CEO und Gründer von Nextcloud, das gute Abschneiden von Deutschland. Doch während die Bevölkerung und kleine Unternehmen tatsächlich Wert auf digitale Souveränität legen, sei die öffentliche Verwaltung stark von ausländischen Big-Tech-Anbietern abhängig.“ Mit der starken Abhängigkeit von Produkten digitaler Monopolisten laufe die öffentliche Verwaltung Gefahr, langfristig mit Steuergeldern überhöhte Preise zu zahlen, fügt der Würzburger Informatikprofessor Harald Wehnes hinzu und betont: „Das Dienstleistungsdefizit der EU gegenüber den USA bei Softwarelizenzen, Cloud Services und anderen Kosten hat im vergangenen Jahr einen alarmierenden Rekordwert von 148 Milliarden Euro erreicht.“ Sebastian Raible, Leiter für EU-Beziehungen bei der European Open Source Business Association APELL in Brüssel, skizziert einen Weg, wie die technologische Souveränität gestärkt, die Abhängigkeit verringert und die Sicherheit personenbezogener Daten sowie von Geschäftsgeheimnissen von Unternehmen verbessert werden kann. Hierfür brauche es eine „offene technologische Souveränität, da öffentlicher Dienst und Privatwirtschaft in Europa nur mit Open Source nachhaltig innovativ sein und Neues schaffen können.“ Nachholbedarf insbesondere außerhalb der EU Doch nicht nur EU-Länder, auch andere Staaten scheinen Nachholbedarf zu haben: Mit dem Vereinigte Königreich (9,21), Kanada (14,94) und den USA (14,88) bleiben gleich mehrere wichtige Nicht-EU-Länder hinter dem EU-Durchschnitt zurück. Die aufstrebende Industriemacht Indien (0,43) belegt sogar nur Rang 54 und damit einen der schlechtesten Ränge aller untersuchten Länder. Einzig Grönland (0,36), Ägypten (0,12) und Nigeria (0,03) schneiden beim DSI noch schlechter ab.