width=”2500″ height=”1406″ sizes=”(max-width: 2500px) 100vw, 2500px”>SAP muss sich gegen eine Klage von Celonis wehren. Das deutsche Startup erhebt schwere Vorwürfe gegen den Softwarekonkurrenten.Cineberg – shutterstock.com Der deutsche Process-Mining-Spezialist Celonis hat Klage gegen SAP eingereicht. Das Münchner Startup wirft dem Softwarekonzern vor, seine Marktmacht zu missbrauchen, und dem Wettbewerb zu schaden. Das gehe letztendlich zu Lasten der Kunden, hieß es in der 61-seitigen Anklageschrift, die Celonis am 13. März vor einem Bezirksgericht in San Francisco eingereicht hat. Konkret geht es darum, wie Software von anderen Anbietern auf Daten aus dem SAP-System zugreifen darf. Celonis wirft SAP vor, die Kontrolle über das eigene ERP-System dergestalt zu missbrauchen, dass Process-Mining-Konkurrenten und andere Drittanbieter aus dem SAP-Ökosystem ausgeschlossen würden. Der Softwarekonzern mache es für seine Kunden praktisch unmöglich, mit Nicht-SAP-Process-Mining-Lösungen zu arbeiten. Der Grund: Das Teilen von Daten aus dem SAP-System mit Drittanbieterlösungen werde mit übermäßig hohen Gebühren bepreist. Celonis wirft SAP Geschäftsschädigung vor SAP habe neue Regeln und Restriktionen mit dem Ziel eingeführt, das Geschäft von Celonis zu zerstören und damit SAPs ERP-Kunden zu schaden. Letztere seien mehr oder weniger in diesem System gefangen, weil ein Wechsel des ERP-Anbieters in aller Regel mit hohem Aufwand und Kosten verbunden sei. SAP behindere letztendlich den Wettbewerb, um seiner eigenen mit der Akquisition von Signavio zugekauften Process-Mining-Lösung Vorteile zu verschaffen. width=”100%” height=”152″ frameborder=”0″ allowfullscreen allow=”autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture” loading=”lazy” src=”https://open.spotify.com/embed/episode/2txrIFXNwVP0dYF8pqYBhp?utm_source=oembed”> Celonis war 2011 gestartet. Im darauffolgenden Jahr hatten die Münchner an SAPs Startup-Focus-Programm teilgenommen – der Startpunkt einer langjährigen Geschäftsbeziehung zwischen SAP und Celonis. Das Startup, das im August 2024 mit einer Bewertung von 13 Milliarden Dollar auf Platz 13 in der Forbes-Cloud-100Liste rangierte, verknüpfte seine Process-Mining-Software eng mit dem SAP-Kosmos. Das sei mit erheblichen Kosten verbunden gewesen, heißt es in der Klageschrift. Doch SAP und deren Kunden hätten davon profitiert. Schließlich sei es mit Hilfe der Celonis-Tools möglich gewesen, anhand der Daten aus dem SAP-System Prozesse zu monitoren, zu analysieren und letzten Endes zu optimieren. Prozesstransparenz über Unternehmensgrenzen hinweg 2021 übernahm SAP den deutschen Process-Mining-Anbieter Signavio. Die integrierte Cloud-native Prozess-Suite von Signavio sollte die Business-Process-Intelligence-Lösung von SAP ergänzen, hieß es vor gut vier Jahren. Die Walldorfer sprachen von einer ganzheitlichen Suite flexibler Lösungen zur Prozesstransformation, mit der Kunden ihre Geschäftsabläufe durchgängig anpassen könnten. Dazu gehörten die Analyse, das Design und die Verbesserung von Geschäftsprozessen sowie das Management von Prozessänderungen. SAP-Treffer zeigen Wirkung Angesichts möglicher Kartellbedenken versicherten die SAP-Verantwortlichen im Zuge des Signavio-Deals, das eigene Ökosystem rund um die SAP-Plattform bleibe offen. Man werde die eigene Lösung nicht gegenüber Produkten von Drittanbieter bevorzugt behandeln, hies es damals. Diese Versprechen hat SAP gebrochen, wirft Celonis dem Konkurrenten vor. Der Konzern zwinge seine Kunden, Signavio zu verwenden, heißt es in der Klageschrift. Konkret machen die Münchner SAP folgende Vorwürfe: SAP drohe Kunden mit hohen Gebühren, wenn sie sich für die Datenextraktion mit einem Drittanbieter entscheiden; SAP biete ihr minderwertiges Process-Mining-Produkt Signavio zu extrem niedrigen Kosten oder sogar kostenlos an, zumindest für eine Versuchsphase, und SAP mache den Kunden gegenüber falsche und irreführende Aussagen über die Risiken der Verwendung von Nicht-SAP-Lösungen wie Celonis und über die zukünftigen Fähigkeiten von Signavio. Celonis zufolge gibt es erste Anzeichen dafür, dass die wettbewerbsfeindliche Strategie von SAP aufgehe. Dem Startup drohten irreparable Schäden sollte SAP seine Praktiken fortsetzen. Vor dem US-Gericht wollen die Münchner daher erreichen, dass SAP sein Marktverhalten ändern muss. Außerdem fordern die Celonis-Verantwortlichen Schadensersatz. Wie hoch sie den entstandenen Schaden beziffern, geht aus dem in Teilen geschwärzten Dokument indes nicht hervor. SAP will Celonis-Klage prüfen und schweigt Wie es mit dem Verfahren weitergeht, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Bei SAP will man sich zu den Vorwürfen seitens Celonis nicht äußern. „Wir prüfen derzeit die eingereichte Klage“, verlautete aus Walldorf. „Zu laufenden rechtlichen Verfahren äußern wir uns grundsätzlich nicht.“ Um die Frage, wie Daten aus den SAP-Systemen mit Software von Drittanbietern genutzt werden dürfen, gab es bereits in der Vergangenheit viel Ärger. SAP ließ sich die indirekte Nutzung teils teuer bezahlen. Den Getränkekonzernen Diageo und Anheuser-Busch Inbev flatterten beispielsweise hohe Nachzahlungsforderungen aus Walldorf ins Haus. Die Fälle landeten schließlich auch vor Gericht. Dabei drehte sich der Streit um die Frage wie User, die via Drittsoftware auf SAP zugreifen, zu lizenzieren seien. So argumentierten die Anwender, mit dem Kauf von SAP PI habe man eine Art Pförtner-Lizenz erworben, um auf Informationen im SAP-System zuzugreifen. Schließlich zahle man damit schon eine Gebühr für die Daten, die Drittapplikationen über SAP PI beziehen. Daten aus dem SAP-System – Streit um indirekte Nutzung SAP wiederum argumentierte, dass ausschließlich Anwenderinnen und Anwender, die als Named User lizenziert seien, auf SAP-Software zugreifen dürften. Die Nutzung von SAP PI entbinde die Anwenderunternehmen nicht von der Pflicht, die entsprechenden User auch zu lizenzieren. Schließlich werde keine SAP-Funktionalität nach außen repliziert. Nutzer griffen via PI auf SAP zu und müssten demzufolge als Named User lizenziert und abgerechnet werden. Lesen Sie mehr über den Streit um die indirekte Nutzung von SAP: SAP bittet Kunden für indirekte Nutzung zur Kasse DSAG hat noch Fragen zur Lizenzpolitik: SAP will indirekte Nutzung klären – und scheitert Neues Lizenzmodell: SAP regelt indirekte Nutzung neu Indirekte Nutzung von Software: Was SAP-Kunden jetzt tun sollten Acht Tipps: Mit SAP die indirekte Nutzung regeln 2018 regelte SAP die indirekte Nutzung seiner Software neu und zog damit einen Schlussstrich unter den jahrelangen Streit. Künftig werde zwischen einem direkten menschlichen Zugriff, Human Access, und einem indirekten, digitalen Zugriff (Digital Access) unterschieden, der anhand bestimmter Transaktionen und Dokumente lizenziert und berechnet wird. Auf Seiten der Kunden war man damit offenbar zufrieden. „SAP hat mit diesem innovativen Modell einen wichtigen Schritt getan, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, das in letzter Zeit etwas verloren gegangen schien“, hieß es damals von Seiten der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe. Kartellbehörden haben Software- und Cloud-Markt im Visier Ob es den SAP-Verantwortlichen gelingt, den Streit mit Celonis geräuschlos aus der Welt zu schaffen, bleibt abzuwarten. Denkbar ist auch, dass sich andere Softwareanbieter aus dem SAP-Ökosystem möglichem Ärger Luft machen und sich der Klage anschließen. Zumal SAP derzeit mit seiner Strategie wieder verstärkt darauf abzielt, eine integrierte Suite mit möglichst komplettem Funktionsangebot zu offerieren. SAP baut neue Business Suite in der Cloud Allerdings beobachten die Kartellbehörden in vielen Ländern derzeit ganz genau, wie die großen Software- und Cloud-Anbieter ihre Produktangebote schnüren und wie die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Bestandteilen aussehen. Gerade Microsoft und die Google-Mutter Alphabet stehen hier unter besonderer Beobachtung. Bei Letzterer steht sogar eine mögliche Aufspaltung zur Diskussion.
Celonis verklagt SAP
width="2500" height="1406" sizes="(max-width: 2500px) 100vw, 2500px">SAP muss sich gegen eine Klage von Celonis wehren. Das deutsche Startup erhebt schwere Vorwürfe gegen den Softwarekonkurrenten.Cineberg – shutterstock.com Der deutsche Process-Mining-Spezialist Celonis hat Klage gegen SAP eingereicht. Das Münchner Startup wirft dem Softwarekonzern vor, seine Marktmacht zu missbrauchen, und dem Wettbewerb zu schaden. Das gehe letztendlich zu Lasten der Kunden, hieß es in der 61-seitigen Anklageschrift, die Celonis am 13. März vor einem Bezirksgericht in San Francisco eingereicht hat. Konkret geht es darum, wie Software von anderen Anbietern auf Daten aus dem SAP-System zugreifen darf. Celonis wirft SAP vor, die Kontrolle über das eigene ERP-System dergestalt zu missbrauchen, dass Process-Mining-Konkurrenten und andere Drittanbieter aus dem SAP-Ökosystem ausgeschlossen würden. Der Softwarekonzern mache es für seine Kunden praktisch unmöglich, mit Nicht-SAP-Process-Mining-Lösungen zu arbeiten. Der Grund: Das Teilen von Daten aus dem SAP-System mit Drittanbieterlösungen werde mit übermäßig hohen Gebühren bepreist. Celonis wirft SAP Geschäftsschädigung vor SAP habe neue Regeln und Restriktionen mit dem Ziel eingeführt, das Geschäft von Celonis zu zerstören und damit SAPs ERP-Kunden zu schaden. Letztere seien mehr oder weniger in diesem System gefangen, weil ein Wechsel des ERP-Anbieters in aller Regel mit hohem Aufwand und Kosten verbunden sei. SAP behindere letztendlich den Wettbewerb, um seiner eigenen mit der Akquisition von Signavio zugekauften Process-Mining-Lösung Vorteile zu verschaffen. width="100%" height="152" frameborder="0" allowfullscreen allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy" src="https://open.spotify.com/embed/episode/2txrIFXNwVP0dYF8pqYBhp?utm_source=oembed"> Celonis war 2011 gestartet. Im darauffolgenden Jahr hatten die Münchner an SAPs Startup-Focus-Programm teilgenommen – der Startpunkt einer langjährigen Geschäftsbeziehung zwischen SAP und Celonis. Das Startup, das im August 2024 mit einer Bewertung von 13 Milliarden Dollar auf Platz 13 in der Forbes-Cloud-100Liste rangierte, verknüpfte seine Process-Mining-Software eng mit dem SAP-Kosmos. Das sei mit erheblichen Kosten verbunden gewesen, heißt es in der Klageschrift. Doch SAP und deren Kunden hätten davon profitiert. Schließlich sei es mit Hilfe der Celonis-Tools möglich gewesen, anhand der Daten aus dem SAP-System Prozesse zu monitoren, zu analysieren und letzten Endes zu optimieren. Prozesstransparenz über Unternehmensgrenzen hinweg 2021 übernahm SAP den deutschen Process-Mining-Anbieter Signavio. Die integrierte Cloud-native Prozess-Suite von Signavio sollte die Business-Process-Intelligence-Lösung von SAP ergänzen, hieß es vor gut vier Jahren. Die Walldorfer sprachen von einer ganzheitlichen Suite flexibler Lösungen zur Prozesstransformation, mit der Kunden ihre Geschäftsabläufe durchgängig anpassen könnten. Dazu gehörten die Analyse, das Design und die Verbesserung von Geschäftsprozessen sowie das Management von Prozessänderungen. SAP-Treffer zeigen Wirkung Angesichts möglicher Kartellbedenken versicherten die SAP-Verantwortlichen im Zuge des Signavio-Deals, das eigene Ökosystem rund um die SAP-Plattform bleibe offen. Man werde die eigene Lösung nicht gegenüber Produkten von Drittanbieter bevorzugt behandeln, hies es damals. Diese Versprechen hat SAP gebrochen, wirft Celonis dem Konkurrenten vor. Der Konzern zwinge seine Kunden, Signavio zu verwenden, heißt es in der Klageschrift. Konkret machen die Münchner SAP folgende Vorwürfe: SAP drohe Kunden mit hohen Gebühren, wenn sie sich für die Datenextraktion mit einem Drittanbieter entscheiden; SAP biete ihr minderwertiges Process-Mining-Produkt Signavio zu extrem niedrigen Kosten oder sogar kostenlos an, zumindest für eine Versuchsphase, und SAP mache den Kunden gegenüber falsche und irreführende Aussagen über die Risiken der Verwendung von Nicht-SAP-Lösungen wie Celonis und über die zukünftigen Fähigkeiten von Signavio. Celonis zufolge gibt es erste Anzeichen dafür, dass die wettbewerbsfeindliche Strategie von SAP aufgehe. Dem Startup drohten irreparable Schäden sollte SAP seine Praktiken fortsetzen. Vor dem US-Gericht wollen die Münchner daher erreichen, dass SAP sein Marktverhalten ändern muss. Außerdem fordern die Celonis-Verantwortlichen Schadensersatz. Wie hoch sie den entstandenen Schaden beziffern, geht aus dem in Teilen geschwärzten Dokument indes nicht hervor. SAP will Celonis-Klage prüfen und schweigt Wie es mit dem Verfahren weitergeht, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Bei SAP will man sich zu den Vorwürfen seitens Celonis nicht äußern. „Wir prüfen derzeit die eingereichte Klage“, verlautete aus Walldorf. „Zu laufenden rechtlichen Verfahren äußern wir uns grundsätzlich nicht.“ Um die Frage, wie Daten aus den SAP-Systemen mit Software von Drittanbietern genutzt werden dürfen, gab es bereits in der Vergangenheit viel Ärger. SAP ließ sich die indirekte Nutzung teils teuer bezahlen. Den Getränkekonzernen Diageo und Anheuser-Busch Inbev flatterten beispielsweise hohe Nachzahlungsforderungen aus Walldorf ins Haus. Die Fälle landeten schließlich auch vor Gericht. Dabei drehte sich der Streit um die Frage wie User, die via Drittsoftware auf SAP zugreifen, zu lizenzieren seien. So argumentierten die Anwender, mit dem Kauf von SAP PI habe man eine Art Pförtner-Lizenz erworben, um auf Informationen im SAP-System zuzugreifen. Schließlich zahle man damit schon eine Gebühr für die Daten, die Drittapplikationen über SAP PI beziehen. Daten aus dem SAP-System – Streit um indirekte Nutzung SAP wiederum argumentierte, dass ausschließlich Anwenderinnen und Anwender, die als Named User lizenziert seien, auf SAP-Software zugreifen dürften. Die Nutzung von SAP PI entbinde die Anwenderunternehmen nicht von der Pflicht, die entsprechenden User auch zu lizenzieren. Schließlich werde keine SAP-Funktionalität nach außen repliziert. Nutzer griffen via PI auf SAP zu und müssten demzufolge als Named User lizenziert und abgerechnet werden. Lesen Sie mehr über den Streit um die indirekte Nutzung von SAP: SAP bittet Kunden für indirekte Nutzung zur Kasse DSAG hat noch Fragen zur Lizenzpolitik: SAP will indirekte Nutzung klären – und scheitert Neues Lizenzmodell: SAP regelt indirekte Nutzung neu Indirekte Nutzung von Software: Was SAP-Kunden jetzt tun sollten Acht Tipps: Mit SAP die indirekte Nutzung regeln 2018 regelte SAP die indirekte Nutzung seiner Software neu und zog damit einen Schlussstrich unter den jahrelangen Streit. Künftig werde zwischen einem direkten menschlichen Zugriff, Human Access, und einem indirekten, digitalen Zugriff (Digital Access) unterschieden, der anhand bestimmter Transaktionen und Dokumente lizenziert und berechnet wird. Auf Seiten der Kunden war man damit offenbar zufrieden. „SAP hat mit diesem innovativen Modell einen wichtigen Schritt getan, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, das in letzter Zeit etwas verloren gegangen schien“, hieß es damals von Seiten der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe. Kartellbehörden haben Software- und Cloud-Markt im Visier Ob es den SAP-Verantwortlichen gelingt, den Streit mit Celonis geräuschlos aus der Welt zu schaffen, bleibt abzuwarten. Denkbar ist auch, dass sich andere Softwareanbieter aus dem SAP-Ökosystem möglichem Ärger Luft machen und sich der Klage anschließen. Zumal SAP derzeit mit seiner Strategie wieder verstärkt darauf abzielt, eine integrierte Suite mit möglichst komplettem Funktionsangebot zu offerieren. SAP baut neue Business Suite in der Cloud Allerdings beobachten die Kartellbehörden in vielen Ländern derzeit ganz genau, wie die großen Software- und Cloud-Anbieter ihre Produktangebote schnüren und wie die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Bestandteilen aussehen. Gerade Microsoft und die Google-Mutter Alphabet stehen hier unter besonderer Beobachtung. Bei Letzterer steht sogar eine mögliche Aufspaltung zur Diskussion.
Celonis verklagt SAP width="2500" height="1406" sizes="(max-width: 2500px) 100vw, 2500px">SAP muss sich gegen eine Klage von Celonis wehren. Das deutsche Startup erhebt schwere Vorwürfe gegen den Softwarekonkurrenten.Cineberg – shutterstock.com Der deutsche Process-Mining-Spezialist Celonis hat Klage gegen SAP eingereicht. Das Münchner Startup wirft dem Softwarekonzern vor, seine Marktmacht zu missbrauchen, und dem Wettbewerb zu schaden. Das gehe letztendlich zu Lasten der Kunden, hieß es in der 61-seitigen Anklageschrift, die Celonis am 13. März vor einem Bezirksgericht in San Francisco eingereicht hat. Konkret geht es darum, wie Software von anderen Anbietern auf Daten aus dem SAP-System zugreifen darf. Celonis wirft SAP vor, die Kontrolle über das eigene ERP-System dergestalt zu missbrauchen, dass Process-Mining-Konkurrenten und andere Drittanbieter aus dem SAP-Ökosystem ausgeschlossen würden. Der Softwarekonzern mache es für seine Kunden praktisch unmöglich, mit Nicht-SAP-Process-Mining-Lösungen zu arbeiten. Der Grund: Das Teilen von Daten aus dem SAP-System mit Drittanbieterlösungen werde mit übermäßig hohen Gebühren bepreist. Celonis wirft SAP Geschäftsschädigung vor SAP habe neue Regeln und Restriktionen mit dem Ziel eingeführt, das Geschäft von Celonis zu zerstören und damit SAPs ERP-Kunden zu schaden. Letztere seien mehr oder weniger in diesem System gefangen, weil ein Wechsel des ERP-Anbieters in aller Regel mit hohem Aufwand und Kosten verbunden sei. SAP behindere letztendlich den Wettbewerb, um seiner eigenen mit der Akquisition von Signavio zugekauften Process-Mining-Lösung Vorteile zu verschaffen. width="100%" height="152" frameborder="0" allowfullscreen allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy" src="https://open.spotify.com/embed/episode/2txrIFXNwVP0dYF8pqYBhp?utm_source=oembed"> Celonis war 2011 gestartet. Im darauffolgenden Jahr hatten die Münchner an SAPs Startup-Focus-Programm teilgenommen – der Startpunkt einer langjährigen Geschäftsbeziehung zwischen SAP und Celonis. Das Startup, das im August 2024 mit einer Bewertung von 13 Milliarden Dollar auf Platz 13 in der Forbes-Cloud-100Liste rangierte, verknüpfte seine Process-Mining-Software eng mit dem SAP-Kosmos. Das sei mit erheblichen Kosten verbunden gewesen, heißt es in der Klageschrift. Doch SAP und deren Kunden hätten davon profitiert. Schließlich sei es mit Hilfe der Celonis-Tools möglich gewesen, anhand der Daten aus dem SAP-System Prozesse zu monitoren, zu analysieren und letzten Endes zu optimieren. Prozesstransparenz über Unternehmensgrenzen hinweg 2021 übernahm SAP den deutschen Process-Mining-Anbieter Signavio. Die integrierte Cloud-native Prozess-Suite von Signavio sollte die Business-Process-Intelligence-Lösung von SAP ergänzen, hieß es vor gut vier Jahren. Die Walldorfer sprachen von einer ganzheitlichen Suite flexibler Lösungen zur Prozesstransformation, mit der Kunden ihre Geschäftsabläufe durchgängig anpassen könnten. Dazu gehörten die Analyse, das Design und die Verbesserung von Geschäftsprozessen sowie das Management von Prozessänderungen. SAP-Treffer zeigen Wirkung Angesichts möglicher Kartellbedenken versicherten die SAP-Verantwortlichen im Zuge des Signavio-Deals, das eigene Ökosystem rund um die SAP-Plattform bleibe offen. Man werde die eigene Lösung nicht gegenüber Produkten von Drittanbieter bevorzugt behandeln, hies es damals. Diese Versprechen hat SAP gebrochen, wirft Celonis dem Konkurrenten vor. Der Konzern zwinge seine Kunden, Signavio zu verwenden, heißt es in der Klageschrift. Konkret machen die Münchner SAP folgende Vorwürfe: SAP drohe Kunden mit hohen Gebühren, wenn sie sich für die Datenextraktion mit einem Drittanbieter entscheiden; SAP biete ihr minderwertiges Process-Mining-Produkt Signavio zu extrem niedrigen Kosten oder sogar kostenlos an, zumindest für eine Versuchsphase, und SAP mache den Kunden gegenüber falsche und irreführende Aussagen über die Risiken der Verwendung von Nicht-SAP-Lösungen wie Celonis und über die zukünftigen Fähigkeiten von Signavio. Celonis zufolge gibt es erste Anzeichen dafür, dass die wettbewerbsfeindliche Strategie von SAP aufgehe. Dem Startup drohten irreparable Schäden sollte SAP seine Praktiken fortsetzen. Vor dem US-Gericht wollen die Münchner daher erreichen, dass SAP sein Marktverhalten ändern muss. Außerdem fordern die Celonis-Verantwortlichen Schadensersatz. Wie hoch sie den entstandenen Schaden beziffern, geht aus dem in Teilen geschwärzten Dokument indes nicht hervor. SAP will Celonis-Klage prüfen und schweigt Wie es mit dem Verfahren weitergeht, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Bei SAP will man sich zu den Vorwürfen seitens Celonis nicht äußern. „Wir prüfen derzeit die eingereichte Klage“, verlautete aus Walldorf. „Zu laufenden rechtlichen Verfahren äußern wir uns grundsätzlich nicht.“ Um die Frage, wie Daten aus den SAP-Systemen mit Software von Drittanbietern genutzt werden dürfen, gab es bereits in der Vergangenheit viel Ärger. SAP ließ sich die indirekte Nutzung teils teuer bezahlen. Den Getränkekonzernen Diageo und Anheuser-Busch Inbev flatterten beispielsweise hohe Nachzahlungsforderungen aus Walldorf ins Haus. Die Fälle landeten schließlich auch vor Gericht. Dabei drehte sich der Streit um die Frage wie User, die via Drittsoftware auf SAP zugreifen, zu lizenzieren seien. So argumentierten die Anwender, mit dem Kauf von SAP PI habe man eine Art Pförtner-Lizenz erworben, um auf Informationen im SAP-System zuzugreifen. Schließlich zahle man damit schon eine Gebühr für die Daten, die Drittapplikationen über SAP PI beziehen. Daten aus dem SAP-System – Streit um indirekte Nutzung SAP wiederum argumentierte, dass ausschließlich Anwenderinnen und Anwender, die als Named User lizenziert seien, auf SAP-Software zugreifen dürften. Die Nutzung von SAP PI entbinde die Anwenderunternehmen nicht von der Pflicht, die entsprechenden User auch zu lizenzieren. Schließlich werde keine SAP-Funktionalität nach außen repliziert. Nutzer griffen via PI auf SAP zu und müssten demzufolge als Named User lizenziert und abgerechnet werden. Lesen Sie mehr über den Streit um die indirekte Nutzung von SAP: SAP bittet Kunden für indirekte Nutzung zur Kasse DSAG hat noch Fragen zur Lizenzpolitik: SAP will indirekte Nutzung klären – und scheitert Neues Lizenzmodell: SAP regelt indirekte Nutzung neu Indirekte Nutzung von Software: Was SAP-Kunden jetzt tun sollten Acht Tipps: Mit SAP die indirekte Nutzung regeln 2018 regelte SAP die indirekte Nutzung seiner Software neu und zog damit einen Schlussstrich unter den jahrelangen Streit. Künftig werde zwischen einem direkten menschlichen Zugriff, Human Access, und einem indirekten, digitalen Zugriff (Digital Access) unterschieden, der anhand bestimmter Transaktionen und Dokumente lizenziert und berechnet wird. Auf Seiten der Kunden war man damit offenbar zufrieden. „SAP hat mit diesem innovativen Modell einen wichtigen Schritt getan, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, das in letzter Zeit etwas verloren gegangen schien“, hieß es damals von Seiten der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe. Kartellbehörden haben Software- und Cloud-Markt im Visier Ob es den SAP-Verantwortlichen gelingt, den Streit mit Celonis geräuschlos aus der Welt zu schaffen, bleibt abzuwarten. Denkbar ist auch, dass sich andere Softwareanbieter aus dem SAP-Ökosystem möglichem Ärger Luft machen und sich der Klage anschließen. Zumal SAP derzeit mit seiner Strategie wieder verstärkt darauf abzielt, eine integrierte Suite mit möglichst komplettem Funktionsangebot zu offerieren. SAP baut neue Business Suite in der Cloud Allerdings beobachten die Kartellbehörden in vielen Ländern derzeit ganz genau, wie die großen Software- und Cloud-Anbieter ihre Produktangebote schnüren und wie die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Bestandteilen aussehen. Gerade Microsoft und die Google-Mutter Alphabet stehen hier unter besonderer Beobachtung. Bei Letzterer steht sogar eine mögliche Aufspaltung zur Diskussion.