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Bewerbung mit KI schreiben – das rät der Personalprofi​

Chatbots, die Bewerbungsunterlagen bauen? Lesen Sie, wie ein HR-Profi den Trend zur KI-gestützten Jobsuche einschätzt.Song_about_summer | shutterstock.com In der Technologie-Branche einen Job zu finden, wird weltweit zunehmend schwerer – ebenso, wie ihn zu behalten. Das ist in vielen Fällen neben wirtschaftlichem Druck auch dem Generative-AI-Boom zu “verdanken”. Der sorgt nicht nur dafür, dass in vielen Fällen Jobs durch die Technologie ersetzt werden, sondern erschwert auch den Bewerbungsprozess für Jobsuchende. Schließlich setzen die Personalabteilungen, insbesondere in der Tech-Branche, vielfach ebenfalls bereits auf künstliche Intelligenz, um Bewerber auszusieben oder um Vorstellungsgespräche zu führen. In einer aktuellen Umfrage unter rund 1.000 Arbeitnehmern (davon 144 aus der Technologiebranche), hat der globale Personaldienstleister Robert Half unter anderem ermittelt, welche Herausforderungen Fachkräften auf Jobsuche die größten Kopfschmerzen bereiten. Unter den befragten Tech-Fachkräften, sehen 35 Prozent die wesentliche Herausforderung darin, einen Job zu finden, der ihren Fähigkeiten entspricht. haben 30 Prozent Schwierigkeiten damit, sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten (gegenüber 22 Prozent unter Nicht-Techies). tun sich 20 Prozent schwer damit, aussagekräftige Bewerbungen zu verfassen. Ihr Heil suchen nicht wenige Fachkräfte auf Jobsuche in generativer KI. Das kann zu guten Ergebnissen führen, muss es aber nicht: Laut einer Studie des IT-Dienstleisters Capterra unter knapp 3.000 Jobsuchenden aus zwölf Ländern (davon 250 aus Deutschland) haben 87 Prozent der Befragten KI-Tools bereits benutzt, um ihre Skills zu “beschönigen”. Welche (weiteren) Verfehlungen Jobsuchende mit GenAI-Unterstützung regelmäßig begehen und wie die Technologie bei Bewerbungen, Lebensläufen und Job-Interviews unterstützen kann, respektive sollte, haben wir im Interview mit George Denlinger, Operational President bei Robert Half, erörtert.   “Skills falsch darzustellen, ist so leicht wie nie zuvor” Wie lässt sich mit Hilfe generativer KI eine Bewerbung erstellen, die sich von anderen abhebt? George Denlinger: Bewerber können diese Tools nutzen, um Rechtschreib- und Grammatikfehler zu finden, branchenspezifische Formulierungen oder Formatierungen zu identifizieren und ihre technischen Erfolge in klare, wirkungsvolle Aussagen zu übersetzen, die auf die jeweilige Stelle zugeschnitten sind. Fachkräfte, die die Technologie mit Bedacht verwenden, können so ihre Bewerbungen aufwerten ohne dabei an Authentizität einzubüßen. Wie groß ist das Erfolgspotenzial der Technologie bei der Jobsuche? Denlinger: Menschen, die GenAI erfolgreich bei der Jobsuche einsetzen, nutzen es überlegt und strategisch. Zu Beginn des Prozesses kann KI dabei helfen, repetitive Aufgaben zu rationalisieren. Zum Beispiel, wenn es darum geht, nach Unternehmen zu recherchien, Angebote einzugrenzen, Bewerbungsunterlagen anzupassen und zu individualisieren sowie berufliche Social-Media-Profile wie LinkedIn zu optimieren. Wir beobachten zudem, dass Job-Kandidaten die Technologie auch nutzen, um Unternehmen zu identifizieren, die bestimmte Tech-Stacks einsetzen, die zu ihren Skills und Erfahrungen passen. Ich kenne auch persönlich Menschen, die generative KI bereits erfolgreich eingesetzt haben, um sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Es gibt Tools, die Kandidaten dabei unterstützen, häufig gestellte und rollenspezifische Fragen zu antizipieren, realistische Gesprächsszenarien zu simulieren und ihre Antworten zu organisieren. Diese Art, sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten, schärft nicht nur die Kommunikationsfähigkeit der Kandidaten, sondern hilft ihnen auch dabei, sich fokussierter, artikulierter und selbstbewusster zu präsentieren. Und welche Fehler begehen Job-Aspiranten regelmäßig, wenn es um GenAI bei der Jobsuche geht? Denlinger: Wir beobachten, dass KI-Tools bei Vorstellungsgesprächen in einer Art und Weise eingesetzt werden, die ethische Bedenken aufwerfen könnte. Etwa, dass GenAI-Tools während des Vorstellungsgesprächs in Echtzeit unterstützen, um Fragen zu beantworten. Die Arbeitgeber werden sich dieser Form der Nutzung allerdings zunehmend bewusst und werden künftig verstärkt versuchen, Bewerber aus dem Auswahlverfahren auszuschließen, die sich solcher Methoden bedienen. Ein weiterer häufiger Fehler, den wir häufig beobachten, ist eine zu starke Abhängigkeit von generativer KI, wenn es darum geht, Bewerbungsunterlagen zu erstellen – und insbesondere Lebensläufe. Einige Bewerber kopieren Stellenbeschreibungen oder von der KI vorgeschlagene Begrifflichkeiten einfach und fügen diese in ihre Lebensläufe ein. Das kann dazu führen, dass sie im Gespräch die aufgeführten Qualifikationen nicht näher erklären können. Im Extremfall kann es auch dazu führen, dass Personen auf der Grundlage übertrieben dargestellter oder schlicht erfundener Skills eine Stelle bekommen – nur um anschließend festzustellen, dass sie den Anforderungen und Erwartungen des Jobs nicht gewachsen sind. Skills falsch darzustellen, war zwar noch nie akzeptabel, ist aber durch GenAI so leicht wie nie zuvor. “Bewerber sollten sich authentisch präsentieren” Wie lässt sich die Technologie karrieretechnisch richtig einsetzen – insbesondere, wenn es um Bewerbungsunterlagen und Lebensläufe geht? Denlinger: Generative KI sollte als Hilfsmittel bei der Jobsuche betrachtet werden – nicht als Ersatz für persönlichen Insights und Erfahrungen. Sie kann dabei unterstützen, relevante Schlüsselwörter zu identifizieren, Lebensläufe zu strukturieren und erste Entwürfe zu erstellen. Aber das Endergebnis sollte unbedingt eine persönliche Note aufweisen. Die meisten Arbeitgeber haben inzwischen Mittel und Wege, KI-generierte Inhalte zu erkennen. In einer Umfrage von Robert Half gaben etwa 82 Prozent der befragten HR-Manager an, mit GenAI generierte Inhalte aufspüren zu können. Bewerber sollten sich also idealerweise authentisch präsentieren und dabei zum Ausdruck bringen, was ihr Interesse an der Stelle und dem Unternehmen geweckt hat. Arbeitgeber interessiert im Vorstellungsgespräch insbesondere, wie potenzielle Job-Kandidaten ihre Fähigkeiten bislang in der Praxis eingesetzt und ausgebaut haben. Ein generischer, stark KI-optimierter Lebenslauf kann das meist nicht widerspiegeln. Haben Sie den Eindruck, dass sich Menschen bei der Jobsuche mittlerweile zu sehr auf KI verlassen? Und falls ja, ist das eher positiv oder negativ zu sehen? Denlinger: Bezüglich der KI-Nutzung gilt es im gesamten Bewerbungsprozess die Balance zu wahren. GenAI wird zwar zunehmend zu einem gängigen Werkzeug für Bewerber, menschliche Interaktion bleibt jedoch unverzichtbar: Ein starkes berufliches Netzwerk ist nach wie vor eine der effektivsten Methoden, um einen neuen Job zu finden. Ganz allgemein sollten sich Arbeitssuchende nicht zu sehr auf die Technologie verlassen und sie mit Bedacht einsetzen. Schließlich kann GenAI zwischenmenschliche Fähigkeiten, Kreativität, Führungsqualitäten oder Anpassungsfähigkeit nicht ersetzen. Wie finden IT-Fachkräfte einen Job, der zu ihren Fähigkeiten passt? Sind Kurse und Zertifizierungen ein Ansatz, um weiterzukommen? Denlinger: Um einen Tech-Job zu finden, der ihren Fähigkeiten entspricht, sollten Jobsuchende zunächst ihre Stärken identifizieren und diese mit gefragten Stellen abgleichen. Das gilt nicht nur für Positionen im Technologiesektor, sondern auch für technologieorientierte Rollen, etwa im Finanz- und Gesundheitswesen. GenAI kann etwa Hilfestellung leisten, um eine Liste potenzieller Rollen auf der Grundlage der Skills und Interessen eines Bewerbers zu erstellen. Ich würde allerdings empfehlen, sich möglichst breit aufzustellen und die Jobsuche nicht auf eine Branche oder Berufsbezeichnung zu beschränken. Kurse und Zertifizierungen können an dieser Stelle durchaus wertvoll sein, insbesondere in sich schnell entwickelnden Bereichen. Am wirkungsvollsten sind sie jedoch in Kombination mit praktischen Erfahrungen. Die können beispielsweise persönlichen Projekten, Praktika, Hackathons oder der Mitarbeit an Open-Source-Projekten entspringen. Letztendlich erfordert die heutige Technologielandschaft die Fähigkeit, sich anzupassen und die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen. Fachkräfte, die sich auf den digitalen Wandel einlassen und proaktiv Fähigkeiten in neuen Technologien erwerben, die dazu beitragen, die Produktivität und den Return on Investment zu steigern, werden sich von der Masse abheben. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox! 

Bewerbung mit KI schreiben – das rät der Personalprofi​ Chatbots, die Bewerbungsunterlagen bauen? Lesen Sie, wie ein HR-Profi den Trend zur KI-gestützten Jobsuche einschätzt.Song_about_summer | shutterstock.com In der Technologie-Branche einen Job zu finden, wird weltweit zunehmend schwerer – ebenso, wie ihn zu behalten. Das ist in vielen Fällen neben wirtschaftlichem Druck auch dem Generative-AI-Boom zu “verdanken”. Der sorgt nicht nur dafür, dass in vielen Fällen Jobs durch die Technologie ersetzt werden, sondern erschwert auch den Bewerbungsprozess für Jobsuchende. Schließlich setzen die Personalabteilungen, insbesondere in der Tech-Branche, vielfach ebenfalls bereits auf künstliche Intelligenz, um Bewerber auszusieben oder um Vorstellungsgespräche zu führen. In einer aktuellen Umfrage unter rund 1.000 Arbeitnehmern (davon 144 aus der Technologiebranche), hat der globale Personaldienstleister Robert Half unter anderem ermittelt, welche Herausforderungen Fachkräften auf Jobsuche die größten Kopfschmerzen bereiten. Unter den befragten Tech-Fachkräften, sehen 35 Prozent die wesentliche Herausforderung darin, einen Job zu finden, der ihren Fähigkeiten entspricht. haben 30 Prozent Schwierigkeiten damit, sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten (gegenüber 22 Prozent unter Nicht-Techies). tun sich 20 Prozent schwer damit, aussagekräftige Bewerbungen zu verfassen. Ihr Heil suchen nicht wenige Fachkräfte auf Jobsuche in generativer KI. Das kann zu guten Ergebnissen führen, muss es aber nicht: Laut einer Studie des IT-Dienstleisters Capterra unter knapp 3.000 Jobsuchenden aus zwölf Ländern (davon 250 aus Deutschland) haben 87 Prozent der Befragten KI-Tools bereits benutzt, um ihre Skills zu “beschönigen”. Welche (weiteren) Verfehlungen Jobsuchende mit GenAI-Unterstützung regelmäßig begehen und wie die Technologie bei Bewerbungen, Lebensläufen und Job-Interviews unterstützen kann, respektive sollte, haben wir im Interview mit George Denlinger, Operational President bei Robert Half, erörtert.   “Skills falsch darzustellen, ist so leicht wie nie zuvor” Wie lässt sich mit Hilfe generativer KI eine Bewerbung erstellen, die sich von anderen abhebt? George Denlinger: Bewerber können diese Tools nutzen, um Rechtschreib- und Grammatikfehler zu finden, branchenspezifische Formulierungen oder Formatierungen zu identifizieren und ihre technischen Erfolge in klare, wirkungsvolle Aussagen zu übersetzen, die auf die jeweilige Stelle zugeschnitten sind. Fachkräfte, die die Technologie mit Bedacht verwenden, können so ihre Bewerbungen aufwerten ohne dabei an Authentizität einzubüßen. Wie groß ist das Erfolgspotenzial der Technologie bei der Jobsuche? Denlinger: Menschen, die GenAI erfolgreich bei der Jobsuche einsetzen, nutzen es überlegt und strategisch. Zu Beginn des Prozesses kann KI dabei helfen, repetitive Aufgaben zu rationalisieren. Zum Beispiel, wenn es darum geht, nach Unternehmen zu recherchien, Angebote einzugrenzen, Bewerbungsunterlagen anzupassen und zu individualisieren sowie berufliche Social-Media-Profile wie LinkedIn zu optimieren. Wir beobachten zudem, dass Job-Kandidaten die Technologie auch nutzen, um Unternehmen zu identifizieren, die bestimmte Tech-Stacks einsetzen, die zu ihren Skills und Erfahrungen passen. Ich kenne auch persönlich Menschen, die generative KI bereits erfolgreich eingesetzt haben, um sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Es gibt Tools, die Kandidaten dabei unterstützen, häufig gestellte und rollenspezifische Fragen zu antizipieren, realistische Gesprächsszenarien zu simulieren und ihre Antworten zu organisieren. Diese Art, sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten, schärft nicht nur die Kommunikationsfähigkeit der Kandidaten, sondern hilft ihnen auch dabei, sich fokussierter, artikulierter und selbstbewusster zu präsentieren. Und welche Fehler begehen Job-Aspiranten regelmäßig, wenn es um GenAI bei der Jobsuche geht? Denlinger: Wir beobachten, dass KI-Tools bei Vorstellungsgesprächen in einer Art und Weise eingesetzt werden, die ethische Bedenken aufwerfen könnte. Etwa, dass GenAI-Tools während des Vorstellungsgesprächs in Echtzeit unterstützen, um Fragen zu beantworten. Die Arbeitgeber werden sich dieser Form der Nutzung allerdings zunehmend bewusst und werden künftig verstärkt versuchen, Bewerber aus dem Auswahlverfahren auszuschließen, die sich solcher Methoden bedienen. Ein weiterer häufiger Fehler, den wir häufig beobachten, ist eine zu starke Abhängigkeit von generativer KI, wenn es darum geht, Bewerbungsunterlagen zu erstellen – und insbesondere Lebensläufe. Einige Bewerber kopieren Stellenbeschreibungen oder von der KI vorgeschlagene Begrifflichkeiten einfach und fügen diese in ihre Lebensläufe ein. Das kann dazu führen, dass sie im Gespräch die aufgeführten Qualifikationen nicht näher erklären können. Im Extremfall kann es auch dazu führen, dass Personen auf der Grundlage übertrieben dargestellter oder schlicht erfundener Skills eine Stelle bekommen – nur um anschließend festzustellen, dass sie den Anforderungen und Erwartungen des Jobs nicht gewachsen sind. Skills falsch darzustellen, war zwar noch nie akzeptabel, ist aber durch GenAI so leicht wie nie zuvor. “Bewerber sollten sich authentisch präsentieren” Wie lässt sich die Technologie karrieretechnisch richtig einsetzen – insbesondere, wenn es um Bewerbungsunterlagen und Lebensläufe geht? Denlinger: Generative KI sollte als Hilfsmittel bei der Jobsuche betrachtet werden – nicht als Ersatz für persönlichen Insights und Erfahrungen. Sie kann dabei unterstützen, relevante Schlüsselwörter zu identifizieren, Lebensläufe zu strukturieren und erste Entwürfe zu erstellen. Aber das Endergebnis sollte unbedingt eine persönliche Note aufweisen. Die meisten Arbeitgeber haben inzwischen Mittel und Wege, KI-generierte Inhalte zu erkennen. In einer Umfrage von Robert Half gaben etwa 82 Prozent der befragten HR-Manager an, mit GenAI generierte Inhalte aufspüren zu können. Bewerber sollten sich also idealerweise authentisch präsentieren und dabei zum Ausdruck bringen, was ihr Interesse an der Stelle und dem Unternehmen geweckt hat. Arbeitgeber interessiert im Vorstellungsgespräch insbesondere, wie potenzielle Job-Kandidaten ihre Fähigkeiten bislang in der Praxis eingesetzt und ausgebaut haben. Ein generischer, stark KI-optimierter Lebenslauf kann das meist nicht widerspiegeln. Haben Sie den Eindruck, dass sich Menschen bei der Jobsuche mittlerweile zu sehr auf KI verlassen? Und falls ja, ist das eher positiv oder negativ zu sehen? Denlinger: Bezüglich der KI-Nutzung gilt es im gesamten Bewerbungsprozess die Balance zu wahren. GenAI wird zwar zunehmend zu einem gängigen Werkzeug für Bewerber, menschliche Interaktion bleibt jedoch unverzichtbar: Ein starkes berufliches Netzwerk ist nach wie vor eine der effektivsten Methoden, um einen neuen Job zu finden. Ganz allgemein sollten sich Arbeitssuchende nicht zu sehr auf die Technologie verlassen und sie mit Bedacht einsetzen. Schließlich kann GenAI zwischenmenschliche Fähigkeiten, Kreativität, Führungsqualitäten oder Anpassungsfähigkeit nicht ersetzen. Wie finden IT-Fachkräfte einen Job, der zu ihren Fähigkeiten passt? Sind Kurse und Zertifizierungen ein Ansatz, um weiterzukommen? Denlinger: Um einen Tech-Job zu finden, der ihren Fähigkeiten entspricht, sollten Jobsuchende zunächst ihre Stärken identifizieren und diese mit gefragten Stellen abgleichen. Das gilt nicht nur für Positionen im Technologiesektor, sondern auch für technologieorientierte Rollen, etwa im Finanz- und Gesundheitswesen. GenAI kann etwa Hilfestellung leisten, um eine Liste potenzieller Rollen auf der Grundlage der Skills und Interessen eines Bewerbers zu erstellen. Ich würde allerdings empfehlen, sich möglichst breit aufzustellen und die Jobsuche nicht auf eine Branche oder Berufsbezeichnung zu beschränken. Kurse und Zertifizierungen können an dieser Stelle durchaus wertvoll sein, insbesondere in sich schnell entwickelnden Bereichen. Am wirkungsvollsten sind sie jedoch in Kombination mit praktischen Erfahrungen. Die können beispielsweise persönlichen Projekten, Praktika, Hackathons oder der Mitarbeit an Open-Source-Projekten entspringen. Letztendlich erfordert die heutige Technologielandschaft die Fähigkeit, sich anzupassen und die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen. Fachkräfte, die sich auf den digitalen Wandel einlassen und proaktiv Fähigkeiten in neuen Technologien erwerben, die dazu beitragen, die Produktivität und den Return on Investment zu steigern, werden sich von der Masse abheben. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!

Chatbots, die Bewerbungsunterlagen bauen? Lesen Sie, wie ein HR-Profi den Trend zur KI-gestützten Jobsuche einschätzt.Song_about_summer | shutterstock.com In der Technologie-Branche einen Job zu finden, wird weltweit zunehmend schwerer – ebenso, wie ihn zu behalten. Das ist in vielen Fällen neben wirtschaftlichem Druck auch dem Generative-AI-Boom zu “verdanken”. Der sorgt nicht nur dafür, dass in vielen Fällen Jobs durch die Technologie ersetzt werden, sondern erschwert auch den Bewerbungsprozess für Jobsuchende. Schließlich setzen die Personalabteilungen, insbesondere in der Tech-Branche, vielfach ebenfalls bereits auf künstliche Intelligenz, um Bewerber auszusieben oder um Vorstellungsgespräche zu führen. In einer aktuellen Umfrage unter rund 1.000 Arbeitnehmern (davon 144 aus der Technologiebranche), hat der globale Personaldienstleister Robert Half unter anderem ermittelt, welche Herausforderungen Fachkräften auf Jobsuche die größten Kopfschmerzen bereiten. Unter den befragten Tech-Fachkräften, sehen 35 Prozent die wesentliche Herausforderung darin, einen Job zu finden, der ihren Fähigkeiten entspricht. haben 30 Prozent Schwierigkeiten damit, sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten (gegenüber 22 Prozent unter Nicht-Techies). tun sich 20 Prozent schwer damit, aussagekräftige Bewerbungen zu verfassen. Ihr Heil suchen nicht wenige Fachkräfte auf Jobsuche in generativer KI. Das kann zu guten Ergebnissen führen, muss es aber nicht: Laut einer Studie des IT-Dienstleisters Capterra unter knapp 3.000 Jobsuchenden aus zwölf Ländern (davon 250 aus Deutschland) haben 87 Prozent der Befragten KI-Tools bereits benutzt, um ihre Skills zu “beschönigen”. Welche (weiteren) Verfehlungen Jobsuchende mit GenAI-Unterstützung regelmäßig begehen und wie die Technologie bei Bewerbungen, Lebensläufen und Job-Interviews unterstützen kann, respektive sollte, haben wir im Interview mit George Denlinger, Operational President bei Robert Half, erörtert.   “Skills falsch darzustellen, ist so leicht wie nie zuvor” Wie lässt sich mit Hilfe generativer KI eine Bewerbung erstellen, die sich von anderen abhebt? George Denlinger: Bewerber können diese Tools nutzen, um Rechtschreib- und Grammatikfehler zu finden, branchenspezifische Formulierungen oder Formatierungen zu identifizieren und ihre technischen Erfolge in klare, wirkungsvolle Aussagen zu übersetzen, die auf die jeweilige Stelle zugeschnitten sind. Fachkräfte, die die Technologie mit Bedacht verwenden, können so ihre Bewerbungen aufwerten ohne dabei an Authentizität einzubüßen. Wie groß ist das Erfolgspotenzial der Technologie bei der Jobsuche? Denlinger: Menschen, die GenAI erfolgreich bei der Jobsuche einsetzen, nutzen es überlegt und strategisch. Zu Beginn des Prozesses kann KI dabei helfen, repetitive Aufgaben zu rationalisieren. Zum Beispiel, wenn es darum geht, nach Unternehmen zu recherchien, Angebote einzugrenzen, Bewerbungsunterlagen anzupassen und zu individualisieren sowie berufliche Social-Media-Profile wie LinkedIn zu optimieren. Wir beobachten zudem, dass Job-Kandidaten die Technologie auch nutzen, um Unternehmen zu identifizieren, die bestimmte Tech-Stacks einsetzen, die zu ihren Skills und Erfahrungen passen. Ich kenne auch persönlich Menschen, die generative KI bereits erfolgreich eingesetzt haben, um sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Es gibt Tools, die Kandidaten dabei unterstützen, häufig gestellte und rollenspezifische Fragen zu antizipieren, realistische Gesprächsszenarien zu simulieren und ihre Antworten zu organisieren. Diese Art, sich auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten, schärft nicht nur die Kommunikationsfähigkeit der Kandidaten, sondern hilft ihnen auch dabei, sich fokussierter, artikulierter und selbstbewusster zu präsentieren. Und welche Fehler begehen Job-Aspiranten regelmäßig, wenn es um GenAI bei der Jobsuche geht? Denlinger: Wir beobachten, dass KI-Tools bei Vorstellungsgesprächen in einer Art und Weise eingesetzt werden, die ethische Bedenken aufwerfen könnte. Etwa, dass GenAI-Tools während des Vorstellungsgesprächs in Echtzeit unterstützen, um Fragen zu beantworten. Die Arbeitgeber werden sich dieser Form der Nutzung allerdings zunehmend bewusst und werden künftig verstärkt versuchen, Bewerber aus dem Auswahlverfahren auszuschließen, die sich solcher Methoden bedienen. Ein weiterer häufiger Fehler, den wir häufig beobachten, ist eine zu starke Abhängigkeit von generativer KI, wenn es darum geht, Bewerbungsunterlagen zu erstellen – und insbesondere Lebensläufe. Einige Bewerber kopieren Stellenbeschreibungen oder von der KI vorgeschlagene Begrifflichkeiten einfach und fügen diese in ihre Lebensläufe ein. Das kann dazu führen, dass sie im Gespräch die aufgeführten Qualifikationen nicht näher erklären können. Im Extremfall kann es auch dazu führen, dass Personen auf der Grundlage übertrieben dargestellter oder schlicht erfundener Skills eine Stelle bekommen – nur um anschließend festzustellen, dass sie den Anforderungen und Erwartungen des Jobs nicht gewachsen sind. Skills falsch darzustellen, war zwar noch nie akzeptabel, ist aber durch GenAI so leicht wie nie zuvor. “Bewerber sollten sich authentisch präsentieren” Wie lässt sich die Technologie karrieretechnisch richtig einsetzen – insbesondere, wenn es um Bewerbungsunterlagen und Lebensläufe geht? Denlinger: Generative KI sollte als Hilfsmittel bei der Jobsuche betrachtet werden – nicht als Ersatz für persönlichen Insights und Erfahrungen. Sie kann dabei unterstützen, relevante Schlüsselwörter zu identifizieren, Lebensläufe zu strukturieren und erste Entwürfe zu erstellen. Aber das Endergebnis sollte unbedingt eine persönliche Note aufweisen. Die meisten Arbeitgeber haben inzwischen Mittel und Wege, KI-generierte Inhalte zu erkennen. In einer Umfrage von Robert Half gaben etwa 82 Prozent der befragten HR-Manager an, mit GenAI generierte Inhalte aufspüren zu können. Bewerber sollten sich also idealerweise authentisch präsentieren und dabei zum Ausdruck bringen, was ihr Interesse an der Stelle und dem Unternehmen geweckt hat. Arbeitgeber interessiert im Vorstellungsgespräch insbesondere, wie potenzielle Job-Kandidaten ihre Fähigkeiten bislang in der Praxis eingesetzt und ausgebaut haben. Ein generischer, stark KI-optimierter Lebenslauf kann das meist nicht widerspiegeln. Haben Sie den Eindruck, dass sich Menschen bei der Jobsuche mittlerweile zu sehr auf KI verlassen? Und falls ja, ist das eher positiv oder negativ zu sehen? Denlinger: Bezüglich der KI-Nutzung gilt es im gesamten Bewerbungsprozess die Balance zu wahren. GenAI wird zwar zunehmend zu einem gängigen Werkzeug für Bewerber, menschliche Interaktion bleibt jedoch unverzichtbar: Ein starkes berufliches Netzwerk ist nach wie vor eine der effektivsten Methoden, um einen neuen Job zu finden. Ganz allgemein sollten sich Arbeitssuchende nicht zu sehr auf die Technologie verlassen und sie mit Bedacht einsetzen. Schließlich kann GenAI zwischenmenschliche Fähigkeiten, Kreativität, Führungsqualitäten oder Anpassungsfähigkeit nicht ersetzen. Wie finden IT-Fachkräfte einen Job, der zu ihren Fähigkeiten passt? Sind Kurse und Zertifizierungen ein Ansatz, um weiterzukommen? Denlinger: Um einen Tech-Job zu finden, der ihren Fähigkeiten entspricht, sollten Jobsuchende zunächst ihre Stärken identifizieren und diese mit gefragten Stellen abgleichen. Das gilt nicht nur für Positionen im Technologiesektor, sondern auch für technologieorientierte Rollen, etwa im Finanz- und Gesundheitswesen. GenAI kann etwa Hilfestellung leisten, um eine Liste potenzieller Rollen auf der Grundlage der Skills und Interessen eines Bewerbers zu erstellen. Ich würde allerdings empfehlen, sich möglichst breit aufzustellen und die Jobsuche nicht auf eine Branche oder Berufsbezeichnung zu beschränken. Kurse und Zertifizierungen können an dieser Stelle durchaus wertvoll sein, insbesondere in sich schnell entwickelnden Bereichen. Am wirkungsvollsten sind sie jedoch in Kombination mit praktischen Erfahrungen. Die können beispielsweise persönlichen Projekten, Praktika, Hackathons oder der Mitarbeit an Open-Source-Projekten entspringen. Letztendlich erfordert die heutige Technologielandschaft die Fähigkeit, sich anzupassen und die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen. Fachkräfte, die sich auf den digitalen Wandel einlassen und proaktiv Fähigkeiten in neuen Technologien erwerben, die dazu beitragen, die Produktivität und den Return on Investment zu steigern, werden sich von der Masse abheben. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox! 

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