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Der Super-Skill für Führungskräfte​

Denken Sie noch oder schreiben Sie schon?Undrey | shutterstock.com Ich hatte das Glück, in meiner Karriere mit einigen der fähigsten Denker, Analysten und Praktiker zusammenzuarbeiten – von Astrophysikern über Wissenschaftler und Geheimdienstmitarbeiter bis hin zu Produktteams in Cybersecurity-Startups. Dabei hat sich eines durch die Bank immer wieder bestätigt: Es sind nicht immer die charismatischsten oder technisch brillantesten Menschen, die Erfolg haben. Denn viele, die entweder das eine, das andere oder sogar beides sind, bleiben in meiner Erfahrung hinter ihren Möglichkeiten zurück, weil sie eine entscheidende Kompetenz nie entwickelt haben: Die Fähigkeit, zu schreiben.  Die fähigsten Experten die ich kenne, beherrschen sie. Und sie schreiben nicht, um damit zu beeindrucken – sondern, um: ihre Gedanken auf den Punkt zu bringen, ihre Ideen zu testen und sich für Veränderungen zu öffnen. Gerade in einer Zeit, in der künstliche Intelligenz (KI) zunehmend routinemäßige Wissensarbeit automatisiert, ist es wichtiger denn je, sich diesen menschlichen Vorteil zunutze zu machen. Erfolgreich werden am Ende diejenigen sein, die das Beste aus ihren begrenzten kognitiven Ressourcen herausholen – und wissen, wie sie diese mit KI kombinieren können. Schreiben zu können, ist einer der mächtigsten und parallel ein allzu oft verkannter Skill. Hirn-Bottlenecks Falls Sie sich gerade an “begrenzt” gestoßen haben – es ist die unangenehme Wahrheit: Ihr Gehirn arbeitet mit limitierter Hardware. Um zu verstehen, warum das wichtig ist, im Folgenden ein kleiner Exkurs zu den drei Schlüsselkomponenten des menschlichen Gedächtnisses. 1. Kurzzeitgedächtnis – die mentale Zwischenablage Das Kurzzeitgedächtnis ist ein temporärer Speicher. Es kann kleine Mengen an Informationen – eine Telefonnummer, einen neuen Namen oder einen Satz – für einen Zeitraum von wenigen Sekunden bis zu einer Minute speichern. Es ist jedoch empfindlich und verblasst ohne Verstärkung relativ schnell. In einer berühmten Veröffentlichung aus dem Jahr 1956 argumentierte der Psychologe George A. Miller, dass die Anzahl der Dinge, die wir gleichzeitig im Kopf behalten können, überraschend gering ist – nur 7 ± 2. 2. Langzeitgedächtnis – das chaotische Riesenarchiv Das Langzeitgedächtnis ist unser langfristiger Speicher. Es speichert jedoch nicht nur Fakten, sondern auch Interpretationen. Anstatt wie eine Festplatte zu funktionieren, die Rohdaten erfasst, komprimiert Ihr Gehirn Erfahrungen ständig zu sinnvollen Einheiten, die von Ihrem bereits vorhandenen Wissen geprägt sind. Dieser Prozess hilft Ihnen, schneller zu lernen und Informationen abzurufen, hat aber auch einen Preis: Erinnerungen werden gefiltert, verzerrt und sind oft unvollständig. In einer klassischen Studie von Frederic Bartlett aus dem Jahr 1932 (PDF) wurden die Teilnehmer gebeten, sich an eine indianische Volksgeschichte zu erinnern. Im Laufe der Zeit verzerrten oder ließen sie unwissentlich Details weg, die nicht ihren kulturellen Erwartungen entsprachen – und verwandelten unbekannte Elemente in solche, die für sie mehr Sinn ergaben. Bartlett kam deshalb zu dem Schluss, dass das Gedächtnis durch Schemata geprägt ist: mentale Rahmenkonzepte, mit denen wir die Welt interpretieren und verstehen. Bei unserem Gedächtnis geht es also weniger darum, das zu bewahren, was war. Sondern vielmehr darum, das festzuhalten, was für uns zu diesem Zeitpunkt Sinn ergab. Es ist auf Bedeutung optimiert, nicht auf Genauigkeit. Zudem sind unsere Erinnerungen sind nicht ordentlich abgelegt – sie sind in einem Netzwerk von Assoziationen gespeichert, die durch Bedeutung und Erfahrung miteinander verbunden sind. Sie haben das wahrscheinlich schon erlebt: Ein Geruch versetzt Sie augenblicklich zwanzig Jahre zurück. Das Gedächtnis funktioniert über Hinweise, nicht über Befehle. Ein Gedanke löst einen anderen aus und beleuchtet damit verbundene Ideen in einem Netzwerk. Dieses ist davon geprägt, was für uns wichtig ist. Zu schreiben hilft, diese Fäden verfolgen zu können und unsichtbaren Verbindungen sichtbar zu machen. 3. Arbeitsgedächtnis – der limitierte, mentale Workspace Das Arbeitsgedächtnis ist der Ort, an dem „gedacht wird“. Es ist Ihre mentale Werkbank, die Teile aus dem Kurzzeitgedächtnis heranzieht und mit Fragmenten aus dem Langzeitgedächtnis kombiniert, um Sie dabei zu unterstützen, zu denken, Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Dieser Prozess verläuft in weiten Teilen automatisch und unterbewusst, während das Gehirn versucht, Ideen zu jonglieren und Möglichkeiten in Echtzeit abzuwägen. Aber der Platz im Arbeitsgedächtnis ist eng begrenzt. In der Regel können wir hier nur vier bis sieben Elemente gleichzeitig speichern. Und selbst das, was wir aus dem Langzeitgedächtnis abrufen, ist mit Ballast behaftet: verzerrte Eindrücke, vergessene Details und Vorurteile. Das Problem ist nicht nur, dass das Arbeitsgedächtnis klein ist, sondern dass wir uns bei unseren wichtigsten Denkprozessen darauf verlassen. Es versucht jedoch, flüchtige Eingaben aus dem Kurzzeitgedächtnis mit unvollständigen, voreingenommenen Inhalten aus dem Langzeitgedächtnis zu integrieren – und das alles in einem Raum, der kaum eine Handvoll Ideen gleichzeitig aufnehmen kann. Das macht das Arbeitsgedächtnis nicht nur begrenzt, sondern auch anfällig. Wenn wir keine Möglichkeiten finden, es zu unterstützen und zu erweitern, besteht die Gefahr, die Leichtigkeit des Denkens mit der Qualität des Denkens verwechseln. Weil das Arbeitsgedächtnis begrenzt ist, verlassen wir uns oft auf mentale Abkürzungen – wir bevorzugen vertraute Erzählungen und Annahmen. Das kann eine Illusion von Kohärenz erzeugen, in der unser Denken sich gründlich anfühlt, aber tatsächlich durch unhinterfragte Überzeugungen eingeschränkt ist. Ein eindrucksvolles historisches Beispiel ist das Vertrauen Frankreichs in die Maginot-Linie vor dem Zweiten Weltkrieg. Diese umfangreiche Befestigungsanlage sollte eine deutsche Invasion verhindern und verkörperte die Erwartung Frankreichs, dass sich die Taktiken des Ersten Weltkriegs wiederholen würden. Im Jahr 1940 umgingen die deutschen Truppen jedoch die Linie über die Ardennen. Diese Episode unterstreicht, wie unhinterfragte mentale Modelle zu strategischen Fehlern führen können. Ohne Werkzeuge, um unser Denken zu hinterfragen und zu überprüfen, riskieren wir Überheblichkeit, blinde Flecken und fehlerhafte Entscheidungen. Zu schreiben, erweitert unser extrem begrenztes Arbeitsgedächtnis. Es externalisiert Ihre Gedanken, sodass Sie nicht alle Ideen gleichzeitig im Kopf jonglieren müssen. Verschriftlichte Gedanken ermöglichen Ihnen, einen Schritt zurückzutreten, den Blickwinkel zu erweitern und komplexere Aufgaben besser zu bewältigen. Denn beim Schreiben geht es nicht nur darum, unsere Gedanken zu dokumentieren – es geht darum, wie wir unsere Gedanken aufbauen, überprüfen und verbessern. Durch das Verfassen von Entwürfen und Überarbeitungen werden sowohl die Argumentation auf dem Papier als auch das dahinterstehende, mentale Modell geschärft. Schreiben, um zu führen Es gibt leistungsstarke Tools und mentale Modelle, die Ihnen helfen können, klarer zu denken, effektiver zu schreiben und bessere Entscheidungen zu treffen. Einer der besten Ausgangspunkte ist Richards Heuers Abhandlung “The Psychology of Intelligence Analysis” (PDF). Ursprünglich für Geheimdienstmitarbeiter geschrieben, bietet es praktische Strategien, um Annahmen zu hinterfragen, Bias zu vermeiden und strukturierte Analysetechniken anzuwenden – genau die Fähigkeiten, die alle guten Führungskräfte benötigen. Ein tieferes Verständnis unserer mentalen Blindspots vermittelt Ihnen das Buch “Thinking, Fast and Slow” von Daniel Kahneman, das sich mit den beiden „Systems of Thought“ beschäftigt – schnelle, intuitive Urteile und langsamere, bewusstere Überlegungen. Wenn wir uns zu sehr auf schnelles Denken verlassen, tappen wir in bekannte Fallen wie Bestätigungsfehler und die Illusion der Kohärenz. Schreiben ist eine Möglichkeit, unser Denken zu verlangsamen – um unser reflektierteres, analytischeres Ich einzuschalten. Wenn Sie effektiver führen möchten – sei es als Operator, Analyst oder CISO – sinnieren Sie nicht nur darüber. Nehmen Sie einen Stift oder eine Tastatur in die Hand und schreiben Sie Ihre Gedanken nieder. (fm) Dieser Artikel wurde im Rahmen des englischsprachigen Foundry Expert Contributor Network veröffentlicht. 

Der Super-Skill für Führungskräfte​ Denken Sie noch oder schreiben Sie schon?Undrey | shutterstock.com Ich hatte das Glück, in meiner Karriere mit einigen der fähigsten Denker, Analysten und Praktiker zusammenzuarbeiten – von Astrophysikern über Wissenschaftler und Geheimdienstmitarbeiter bis hin zu Produktteams in Cybersecurity-Startups. Dabei hat sich eines durch die Bank immer wieder bestätigt: Es sind nicht immer die charismatischsten oder technisch brillantesten Menschen, die Erfolg haben. Denn viele, die entweder das eine, das andere oder sogar beides sind, bleiben in meiner Erfahrung hinter ihren Möglichkeiten zurück, weil sie eine entscheidende Kompetenz nie entwickelt haben: Die Fähigkeit, zu schreiben.  Die fähigsten Experten die ich kenne, beherrschen sie. Und sie schreiben nicht, um damit zu beeindrucken – sondern, um: ihre Gedanken auf den Punkt zu bringen, ihre Ideen zu testen und sich für Veränderungen zu öffnen. Gerade in einer Zeit, in der künstliche Intelligenz (KI) zunehmend routinemäßige Wissensarbeit automatisiert, ist es wichtiger denn je, sich diesen menschlichen Vorteil zunutze zu machen. Erfolgreich werden am Ende diejenigen sein, die das Beste aus ihren begrenzten kognitiven Ressourcen herausholen – und wissen, wie sie diese mit KI kombinieren können. Schreiben zu können, ist einer der mächtigsten und parallel ein allzu oft verkannter Skill. Hirn-Bottlenecks Falls Sie sich gerade an “begrenzt” gestoßen haben – es ist die unangenehme Wahrheit: Ihr Gehirn arbeitet mit limitierter Hardware. Um zu verstehen, warum das wichtig ist, im Folgenden ein kleiner Exkurs zu den drei Schlüsselkomponenten des menschlichen Gedächtnisses. 1. Kurzzeitgedächtnis – die mentale Zwischenablage Das Kurzzeitgedächtnis ist ein temporärer Speicher. Es kann kleine Mengen an Informationen – eine Telefonnummer, einen neuen Namen oder einen Satz – für einen Zeitraum von wenigen Sekunden bis zu einer Minute speichern. Es ist jedoch empfindlich und verblasst ohne Verstärkung relativ schnell. In einer berühmten Veröffentlichung aus dem Jahr 1956 argumentierte der Psychologe George A. Miller, dass die Anzahl der Dinge, die wir gleichzeitig im Kopf behalten können, überraschend gering ist – nur 7 ± 2. 2. Langzeitgedächtnis – das chaotische Riesenarchiv Das Langzeitgedächtnis ist unser langfristiger Speicher. Es speichert jedoch nicht nur Fakten, sondern auch Interpretationen. Anstatt wie eine Festplatte zu funktionieren, die Rohdaten erfasst, komprimiert Ihr Gehirn Erfahrungen ständig zu sinnvollen Einheiten, die von Ihrem bereits vorhandenen Wissen geprägt sind. Dieser Prozess hilft Ihnen, schneller zu lernen und Informationen abzurufen, hat aber auch einen Preis: Erinnerungen werden gefiltert, verzerrt und sind oft unvollständig. In einer klassischen Studie von Frederic Bartlett aus dem Jahr 1932 (PDF) wurden die Teilnehmer gebeten, sich an eine indianische Volksgeschichte zu erinnern. Im Laufe der Zeit verzerrten oder ließen sie unwissentlich Details weg, die nicht ihren kulturellen Erwartungen entsprachen – und verwandelten unbekannte Elemente in solche, die für sie mehr Sinn ergaben. Bartlett kam deshalb zu dem Schluss, dass das Gedächtnis durch Schemata geprägt ist: mentale Rahmenkonzepte, mit denen wir die Welt interpretieren und verstehen. Bei unserem Gedächtnis geht es also weniger darum, das zu bewahren, was war. Sondern vielmehr darum, das festzuhalten, was für uns zu diesem Zeitpunkt Sinn ergab. Es ist auf Bedeutung optimiert, nicht auf Genauigkeit. Zudem sind unsere Erinnerungen sind nicht ordentlich abgelegt – sie sind in einem Netzwerk von Assoziationen gespeichert, die durch Bedeutung und Erfahrung miteinander verbunden sind. Sie haben das wahrscheinlich schon erlebt: Ein Geruch versetzt Sie augenblicklich zwanzig Jahre zurück. Das Gedächtnis funktioniert über Hinweise, nicht über Befehle. Ein Gedanke löst einen anderen aus und beleuchtet damit verbundene Ideen in einem Netzwerk. Dieses ist davon geprägt, was für uns wichtig ist. Zu schreiben hilft, diese Fäden verfolgen zu können und unsichtbaren Verbindungen sichtbar zu machen. 3. Arbeitsgedächtnis – der limitierte, mentale Workspace Das Arbeitsgedächtnis ist der Ort, an dem „gedacht wird“. Es ist Ihre mentale Werkbank, die Teile aus dem Kurzzeitgedächtnis heranzieht und mit Fragmenten aus dem Langzeitgedächtnis kombiniert, um Sie dabei zu unterstützen, zu denken, Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Dieser Prozess verläuft in weiten Teilen automatisch und unterbewusst, während das Gehirn versucht, Ideen zu jonglieren und Möglichkeiten in Echtzeit abzuwägen. Aber der Platz im Arbeitsgedächtnis ist eng begrenzt. In der Regel können wir hier nur vier bis sieben Elemente gleichzeitig speichern. Und selbst das, was wir aus dem Langzeitgedächtnis abrufen, ist mit Ballast behaftet: verzerrte Eindrücke, vergessene Details und Vorurteile. Das Problem ist nicht nur, dass das Arbeitsgedächtnis klein ist, sondern dass wir uns bei unseren wichtigsten Denkprozessen darauf verlassen. Es versucht jedoch, flüchtige Eingaben aus dem Kurzzeitgedächtnis mit unvollständigen, voreingenommenen Inhalten aus dem Langzeitgedächtnis zu integrieren – und das alles in einem Raum, der kaum eine Handvoll Ideen gleichzeitig aufnehmen kann. Das macht das Arbeitsgedächtnis nicht nur begrenzt, sondern auch anfällig. Wenn wir keine Möglichkeiten finden, es zu unterstützen und zu erweitern, besteht die Gefahr, die Leichtigkeit des Denkens mit der Qualität des Denkens verwechseln. Weil das Arbeitsgedächtnis begrenzt ist, verlassen wir uns oft auf mentale Abkürzungen – wir bevorzugen vertraute Erzählungen und Annahmen. Das kann eine Illusion von Kohärenz erzeugen, in der unser Denken sich gründlich anfühlt, aber tatsächlich durch unhinterfragte Überzeugungen eingeschränkt ist. Ein eindrucksvolles historisches Beispiel ist das Vertrauen Frankreichs in die Maginot-Linie vor dem Zweiten Weltkrieg. Diese umfangreiche Befestigungsanlage sollte eine deutsche Invasion verhindern und verkörperte die Erwartung Frankreichs, dass sich die Taktiken des Ersten Weltkriegs wiederholen würden. Im Jahr 1940 umgingen die deutschen Truppen jedoch die Linie über die Ardennen. Diese Episode unterstreicht, wie unhinterfragte mentale Modelle zu strategischen Fehlern führen können. Ohne Werkzeuge, um unser Denken zu hinterfragen und zu überprüfen, riskieren wir Überheblichkeit, blinde Flecken und fehlerhafte Entscheidungen. Zu schreiben, erweitert unser extrem begrenztes Arbeitsgedächtnis. Es externalisiert Ihre Gedanken, sodass Sie nicht alle Ideen gleichzeitig im Kopf jonglieren müssen. Verschriftlichte Gedanken ermöglichen Ihnen, einen Schritt zurückzutreten, den Blickwinkel zu erweitern und komplexere Aufgaben besser zu bewältigen. Denn beim Schreiben geht es nicht nur darum, unsere Gedanken zu dokumentieren – es geht darum, wie wir unsere Gedanken aufbauen, überprüfen und verbessern. Durch das Verfassen von Entwürfen und Überarbeitungen werden sowohl die Argumentation auf dem Papier als auch das dahinterstehende, mentale Modell geschärft. Schreiben, um zu führen Es gibt leistungsstarke Tools und mentale Modelle, die Ihnen helfen können, klarer zu denken, effektiver zu schreiben und bessere Entscheidungen zu treffen. Einer der besten Ausgangspunkte ist Richards Heuers Abhandlung “The Psychology of Intelligence Analysis” (PDF). Ursprünglich für Geheimdienstmitarbeiter geschrieben, bietet es praktische Strategien, um Annahmen zu hinterfragen, Bias zu vermeiden und strukturierte Analysetechniken anzuwenden – genau die Fähigkeiten, die alle guten Führungskräfte benötigen. Ein tieferes Verständnis unserer mentalen Blindspots vermittelt Ihnen das Buch “Thinking, Fast and Slow” von Daniel Kahneman, das sich mit den beiden „Systems of Thought“ beschäftigt – schnelle, intuitive Urteile und langsamere, bewusstere Überlegungen. Wenn wir uns zu sehr auf schnelles Denken verlassen, tappen wir in bekannte Fallen wie Bestätigungsfehler und die Illusion der Kohärenz. Schreiben ist eine Möglichkeit, unser Denken zu verlangsamen – um unser reflektierteres, analytischeres Ich einzuschalten. Wenn Sie effektiver führen möchten – sei es als Operator, Analyst oder CISO – sinnieren Sie nicht nur darüber. Nehmen Sie einen Stift oder eine Tastatur in die Hand und schreiben Sie Ihre Gedanken nieder. (fm) Dieser Artikel wurde im Rahmen des englischsprachigen Foundry Expert Contributor Network veröffentlicht.

Denken Sie noch oder schreiben Sie schon?Undrey | shutterstock.com Ich hatte das Glück, in meiner Karriere mit einigen der fähigsten Denker, Analysten und Praktiker zusammenzuarbeiten – von Astrophysikern über Wissenschaftler und Geheimdienstmitarbeiter bis hin zu Produktteams in Cybersecurity-Startups. Dabei hat sich eines durch die Bank immer wieder bestätigt: Es sind nicht immer die charismatischsten oder technisch brillantesten Menschen, die Erfolg haben. Denn viele, die entweder das eine, das andere oder sogar beides sind, bleiben in meiner Erfahrung hinter ihren Möglichkeiten zurück, weil sie eine entscheidende Kompetenz nie entwickelt haben: Die Fähigkeit, zu schreiben.  Die fähigsten Experten die ich kenne, beherrschen sie. Und sie schreiben nicht, um damit zu beeindrucken – sondern, um: ihre Gedanken auf den Punkt zu bringen, ihre Ideen zu testen und sich für Veränderungen zu öffnen. Gerade in einer Zeit, in der künstliche Intelligenz (KI) zunehmend routinemäßige Wissensarbeit automatisiert, ist es wichtiger denn je, sich diesen menschlichen Vorteil zunutze zu machen. Erfolgreich werden am Ende diejenigen sein, die das Beste aus ihren begrenzten kognitiven Ressourcen herausholen – und wissen, wie sie diese mit KI kombinieren können. Schreiben zu können, ist einer der mächtigsten und parallel ein allzu oft verkannter Skill. Hirn-Bottlenecks Falls Sie sich gerade an “begrenzt” gestoßen haben – es ist die unangenehme Wahrheit: Ihr Gehirn arbeitet mit limitierter Hardware. Um zu verstehen, warum das wichtig ist, im Folgenden ein kleiner Exkurs zu den drei Schlüsselkomponenten des menschlichen Gedächtnisses. 1. Kurzzeitgedächtnis – die mentale Zwischenablage Das Kurzzeitgedächtnis ist ein temporärer Speicher. Es kann kleine Mengen an Informationen – eine Telefonnummer, einen neuen Namen oder einen Satz – für einen Zeitraum von wenigen Sekunden bis zu einer Minute speichern. Es ist jedoch empfindlich und verblasst ohne Verstärkung relativ schnell. In einer berühmten Veröffentlichung aus dem Jahr 1956 argumentierte der Psychologe George A. Miller, dass die Anzahl der Dinge, die wir gleichzeitig im Kopf behalten können, überraschend gering ist – nur 7 ± 2. 2. Langzeitgedächtnis – das chaotische Riesenarchiv Das Langzeitgedächtnis ist unser langfristiger Speicher. Es speichert jedoch nicht nur Fakten, sondern auch Interpretationen. Anstatt wie eine Festplatte zu funktionieren, die Rohdaten erfasst, komprimiert Ihr Gehirn Erfahrungen ständig zu sinnvollen Einheiten, die von Ihrem bereits vorhandenen Wissen geprägt sind. Dieser Prozess hilft Ihnen, schneller zu lernen und Informationen abzurufen, hat aber auch einen Preis: Erinnerungen werden gefiltert, verzerrt und sind oft unvollständig. In einer klassischen Studie von Frederic Bartlett aus dem Jahr 1932 (PDF) wurden die Teilnehmer gebeten, sich an eine indianische Volksgeschichte zu erinnern. Im Laufe der Zeit verzerrten oder ließen sie unwissentlich Details weg, die nicht ihren kulturellen Erwartungen entsprachen – und verwandelten unbekannte Elemente in solche, die für sie mehr Sinn ergaben. Bartlett kam deshalb zu dem Schluss, dass das Gedächtnis durch Schemata geprägt ist: mentale Rahmenkonzepte, mit denen wir die Welt interpretieren und verstehen. Bei unserem Gedächtnis geht es also weniger darum, das zu bewahren, was war. Sondern vielmehr darum, das festzuhalten, was für uns zu diesem Zeitpunkt Sinn ergab. Es ist auf Bedeutung optimiert, nicht auf Genauigkeit. Zudem sind unsere Erinnerungen sind nicht ordentlich abgelegt – sie sind in einem Netzwerk von Assoziationen gespeichert, die durch Bedeutung und Erfahrung miteinander verbunden sind. Sie haben das wahrscheinlich schon erlebt: Ein Geruch versetzt Sie augenblicklich zwanzig Jahre zurück. Das Gedächtnis funktioniert über Hinweise, nicht über Befehle. Ein Gedanke löst einen anderen aus und beleuchtet damit verbundene Ideen in einem Netzwerk. Dieses ist davon geprägt, was für uns wichtig ist. Zu schreiben hilft, diese Fäden verfolgen zu können und unsichtbaren Verbindungen sichtbar zu machen. 3. Arbeitsgedächtnis – der limitierte, mentale Workspace Das Arbeitsgedächtnis ist der Ort, an dem „gedacht wird“. Es ist Ihre mentale Werkbank, die Teile aus dem Kurzzeitgedächtnis heranzieht und mit Fragmenten aus dem Langzeitgedächtnis kombiniert, um Sie dabei zu unterstützen, zu denken, Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Dieser Prozess verläuft in weiten Teilen automatisch und unterbewusst, während das Gehirn versucht, Ideen zu jonglieren und Möglichkeiten in Echtzeit abzuwägen. Aber der Platz im Arbeitsgedächtnis ist eng begrenzt. In der Regel können wir hier nur vier bis sieben Elemente gleichzeitig speichern. Und selbst das, was wir aus dem Langzeitgedächtnis abrufen, ist mit Ballast behaftet: verzerrte Eindrücke, vergessene Details und Vorurteile. Das Problem ist nicht nur, dass das Arbeitsgedächtnis klein ist, sondern dass wir uns bei unseren wichtigsten Denkprozessen darauf verlassen. Es versucht jedoch, flüchtige Eingaben aus dem Kurzzeitgedächtnis mit unvollständigen, voreingenommenen Inhalten aus dem Langzeitgedächtnis zu integrieren – und das alles in einem Raum, der kaum eine Handvoll Ideen gleichzeitig aufnehmen kann. Das macht das Arbeitsgedächtnis nicht nur begrenzt, sondern auch anfällig. Wenn wir keine Möglichkeiten finden, es zu unterstützen und zu erweitern, besteht die Gefahr, die Leichtigkeit des Denkens mit der Qualität des Denkens verwechseln. Weil das Arbeitsgedächtnis begrenzt ist, verlassen wir uns oft auf mentale Abkürzungen – wir bevorzugen vertraute Erzählungen und Annahmen. Das kann eine Illusion von Kohärenz erzeugen, in der unser Denken sich gründlich anfühlt, aber tatsächlich durch unhinterfragte Überzeugungen eingeschränkt ist. Ein eindrucksvolles historisches Beispiel ist das Vertrauen Frankreichs in die Maginot-Linie vor dem Zweiten Weltkrieg. Diese umfangreiche Befestigungsanlage sollte eine deutsche Invasion verhindern und verkörperte die Erwartung Frankreichs, dass sich die Taktiken des Ersten Weltkriegs wiederholen würden. Im Jahr 1940 umgingen die deutschen Truppen jedoch die Linie über die Ardennen. Diese Episode unterstreicht, wie unhinterfragte mentale Modelle zu strategischen Fehlern führen können. Ohne Werkzeuge, um unser Denken zu hinterfragen und zu überprüfen, riskieren wir Überheblichkeit, blinde Flecken und fehlerhafte Entscheidungen. Zu schreiben, erweitert unser extrem begrenztes Arbeitsgedächtnis. Es externalisiert Ihre Gedanken, sodass Sie nicht alle Ideen gleichzeitig im Kopf jonglieren müssen. Verschriftlichte Gedanken ermöglichen Ihnen, einen Schritt zurückzutreten, den Blickwinkel zu erweitern und komplexere Aufgaben besser zu bewältigen. Denn beim Schreiben geht es nicht nur darum, unsere Gedanken zu dokumentieren – es geht darum, wie wir unsere Gedanken aufbauen, überprüfen und verbessern. Durch das Verfassen von Entwürfen und Überarbeitungen werden sowohl die Argumentation auf dem Papier als auch das dahinterstehende, mentale Modell geschärft. Schreiben, um zu führen Es gibt leistungsstarke Tools und mentale Modelle, die Ihnen helfen können, klarer zu denken, effektiver zu schreiben und bessere Entscheidungen zu treffen. Einer der besten Ausgangspunkte ist Richards Heuers Abhandlung “The Psychology of Intelligence Analysis” (PDF). Ursprünglich für Geheimdienstmitarbeiter geschrieben, bietet es praktische Strategien, um Annahmen zu hinterfragen, Bias zu vermeiden und strukturierte Analysetechniken anzuwenden – genau die Fähigkeiten, die alle guten Führungskräfte benötigen. Ein tieferes Verständnis unserer mentalen Blindspots vermittelt Ihnen das Buch “Thinking, Fast and Slow” von Daniel Kahneman, das sich mit den beiden „Systems of Thought“ beschäftigt – schnelle, intuitive Urteile und langsamere, bewusstere Überlegungen. Wenn wir uns zu sehr auf schnelles Denken verlassen, tappen wir in bekannte Fallen wie Bestätigungsfehler und die Illusion der Kohärenz. Schreiben ist eine Möglichkeit, unser Denken zu verlangsamen – um unser reflektierteres, analytischeres Ich einzuschalten. Wenn Sie effektiver führen möchten – sei es als Operator, Analyst oder CISO – sinnieren Sie nicht nur darüber. Nehmen Sie einen Stift oder eine Tastatur in die Hand und schreiben Sie Ihre Gedanken nieder. (fm) Dieser Artikel wurde im Rahmen des englischsprachigen Foundry Expert Contributor Network veröffentlicht. 

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