Nicht nur für ECC-Nutzer, auch für SAP wird die Zeit angesichts des zögerlichen Umstiegs der Kunden auf S4/HANA langsam knapp. Kittyfly – Shutterstock Auf der SAP-Sapphire-Konferenz Mitte Mai wurde zwar viel über die Business Suite und SAPs Joule-KI-Agenten gesprochen, jedoch kaum über den Stand der Migration von ECC zu S/4HANA – dem aktuellen Flaggschiff-ERP. Die SAP-Führungskräfte machten keine Angabe zu den Fortschritten, Kunden vom Wechsel von ihrem alten ECC-ERP auf S/4HANA zu überzeugen. Dabei läuft der Support für ECC bereits Ende 2027 für viele Kunden aus. „Wenn Anbieter keine Zahlen nennen, sind sie meist nicht gut“, erklärt Fabio Di Capua, Vice President von Gartners Technology & Service Providers Team. „Wären sie positiv, würden sie es laut verkünden.“ Laut Gartner waren Ende 2024 nur etwa 39 Prozent (14.000 von 35.000) der ECC-Kunden zu S/4HANA migriert. Bei gleichbleibendem Tempo würden den Analysten entsprechend bis 2027 noch rund 17.000 Kunden, also fast die Hälfte bei ECC bleiben. Selbst 2030 könnten laut Gartner noch 13.000 Unternehmen mit dem alten ERP-System arbeiten. Mickey North Rizza, Vice President der Enterprise Software Group bei IDC, ist hinsichtlich der Migrationszahlen etwas optimistischer, wenn auch nur knapp. Sie erwartet, dass 40 bis 45 Prozent der ECC-Anwender bis 2027 bei dem älteren ERP-System bleiben werden. SAP hatte die erste Version von S/4HANA bereits Ende 2015 auf den Markt gebracht, aber selbst mit dem im Januar 2021 gestarteten RISE-Paket sei die Migration zwar stetig, aber langsam verlaufen, stellt Di Capua fest. Im März 2023 hätten die Walldorfer außerdem mit GROW with SAP ein Migrationspaket für mittelständische Unternehmen aufgelegt. „Als SAP versuchte, die Leute zum Umstieg auf RISE zu bewegen, sagten wir ihnen: ‚Sie haben in 15 Jahren weniger als die Hälfte Ihrer Kunden überzeugt, zu migrieren‘“, erklärt der Gartner-Analyst. „Wie können Sie glauben, dass Sie die nächsten 50 Prozent in fünf Jahren migrieren werden?‘ Laut di Capua sind die Komplexität der ECC-Installationen, von denen viele stark angepasst sind, und die Kosten der Migration die beiden großen Hürden. Während eine Migration bereits mit zwei Millionen Dollar möglich sei, könnten die Kosten bei großen Unternehmen mit komplexen Installationen bis zu eine Milliarde Dollar erreichen. Gartner hat mit Kunden zusammengearbeitet, die mit Migrationsprojekten von drei bis sieben Jahren rechnen. In vielen Fällen müssten SAP-Kunden ihre Prozesse komplett umgestalten, Änderungen vornehmen und in einigen Fällen eine zusätzliche Lösung für das Humankapital oder die Beschaffung einführen, so Di Capua. Externe Helfer Viele SAP-Kunden ziehen inzwischen Drittanbieter-Support für ECC in Betracht oder hoffen darauf, dass SAP seine eigenen Fristen erneut verlängert – zumal der Zeitplan in der Vergangenheit bereits mehrfach verschoben wurde. Im Februar kündigte SAP außerdem mit „SAP ERP, private edition, transition option“ eine neue Migrationsoption an. Sie erlaubt es bestimmten Großkunden, ECC noch bis 2033 weiter zu nutzen. Einige SAP-Kunden wenden sich laut Di Capua außerdem Drittanbietern zu, um bestimmte ERP-Funktionalitäten wie Human Capital Management, Beschaffung oder Lieferkettenprozesse abzudecken. IDC-Analystin North Rizza lobt SAP dafür, dass das Unternehmen die Supportfristen verlängert und neue Migrations-Tools eingeführt hat – als Reaktion auf die Schwierigkeiten, mit denen viele Kunden beim Umstieg zu kämpfen haben. „SAP hat begonnen zu erkennen, wo die Unternehmen auf Probleme stoßen – etwa, dass sie ihre gesamte Organisation nicht auf einmal vom alten auf das neue Produkt umstellen können“, erklärt sie. „Was SAP nun versucht, ist, den Kunden aufzuzeigen, dass es einen gangbaren Weg gibt, um sie dabei zu unterstützen.“ SAP wiegelt ab: Alles ist gut SAP selbst sieht nach eigenen Angaben eine hohe Nachfrage nach seinen Produkten und Cloud-Diensten – darunter auch die Cloud-Version von S/4HANA. Im ersten Quartal 2025 stieg der Cloud-Umsatz laut Jan Gilg, Chief Revenue Officer und Präsident von SAP Americas sowie der Global Business Suite, im Vergleich zum Vorjahr um etwa 26 Prozent. Die gute Nachricht für SAP ist dabei, dass zwei Drittel der neuen Cloud-Kunden Neuzugänge seien, wie Mark Moerdler, Managing Director und Senior Analyst bei Bernstein Research, anmerkt. Gilg widerspricht außerdem der Einschätzung von Di Capua, wonach SAP-Kunden vermehrt auf zusätzliche ERP-Dienste von Drittanbietern zurückgreifen. „Im Gegenteil: Einzelne Fachbereichsanwendungen verlieren im Zeitalter von generativer KI zunehmend an Relevanz“, erklärt Gilg in einer von der SAP-PR weitergeleiteten E-Mail. „Wir beobachten eine steigende Kundennachfrage nach einer integrierten Cloud-Suite – denn durch die Cloud hat sich der Umgang mit Daten grundlegend verändert.“ Mehrere Unternehmen, darunter IBM, berichten von deutlichen Vorteilen durch die Migration zu S/4HANA – etwa IBM: Der Tech-Konzern konnte seit Abschluss der Migration im Juli 2024 seine betrieblichen Infrastrukturkosten um 30 Prozent senken. Dennoch, so Analysten, steht SAP vor einer großen Herausforderung: Viele ECC-Nutzer zögern weiterhin mit dem Umstieg. Während SAP versucht, Kunden zu seinen Cloud-Services zu bewegen, haben sich einige ECC-Anwender aufgrund bereits bestehender Verträge mit Hyperscalern zurückgehalten, erklärt Akshara Naik Lopez, Senior Analyst in der Enterprise Apps and Services Group bei Forrester. Zahlreiche Unternehmen nutzen viele Anwendungen und migrieren diese Lasten zu AWS oder Azure, um schneller zu sein“, sagt sie. “Sie haben große Cloud-Verträge und möchten S/4HANA im Rahmen dieser Vereinbarungen auf den Hyperscalern hosten.“ Die Zurückhaltung der Kunden hat SAP dazu veranlasst, ab dem zweiten Quartal 2024 erhebliche Rabatte anzubieten, so Naik Lopez. Sie geht davon aus, dass über 40 Prozent der ECC-Kunden auch nach 2027 noch das alte System nutzen werden. Vor allem jene ECC-Anwender, die ihre Systeme regelmäßig aktualisiert haben, sähen aktuell keinen Handlungsdruck, ergänzt sie. „Wenn man diese Unternehmen fragt, sagen sie, ihr ECC-System sei sehr stabil und leistungsfähig“, so Naik Lopez. „Nur weil SAP den Support einstellt, heißt das nicht, dass das System plötzlich nicht mehr funktioniert oder neue Probleme auftreten. Es wird weiterhin genauso zuverlässig laufen wie zuvor.“ (mb)
S/4HANA-Migration stockt: Viele Kunden bleiben ECC auch nach 2027 treu
Nicht nur für ECC-Nutzer, auch für SAP wird die Zeit angesichts des zögerlichen Umstiegs der Kunden auf S4/HANA langsam knapp. Kittyfly – Shutterstock Auf der SAP-Sapphire-Konferenz Mitte Mai wurde zwar viel über die Business Suite und SAPs Joule-KI-Agenten gesprochen, jedoch kaum über den Stand der Migration von ECC zu S/4HANA – dem aktuellen Flaggschiff-ERP. Die SAP-Führungskräfte machten keine Angabe zu den Fortschritten, Kunden vom Wechsel von ihrem alten ECC-ERP auf S/4HANA zu überzeugen. Dabei läuft der Support für ECC bereits Ende 2027 für viele Kunden aus. „Wenn Anbieter keine Zahlen nennen, sind sie meist nicht gut“, erklärt Fabio Di Capua, Vice President von Gartners Technology & Service Providers Team. „Wären sie positiv, würden sie es laut verkünden.“ Laut Gartner waren Ende 2024 nur etwa 39 Prozent (14.000 von 35.000) der ECC-Kunden zu S/4HANA migriert. Bei gleichbleibendem Tempo würden den Analysten entsprechend bis 2027 noch rund 17.000 Kunden, also fast die Hälfte bei ECC bleiben. Selbst 2030 könnten laut Gartner noch 13.000 Unternehmen mit dem alten ERP-System arbeiten. Mickey North Rizza, Vice President der Enterprise Software Group bei IDC, ist hinsichtlich der Migrationszahlen etwas optimistischer, wenn auch nur knapp. Sie erwartet, dass 40 bis 45 Prozent der ECC-Anwender bis 2027 bei dem älteren ERP-System bleiben werden. SAP hatte die erste Version von S/4HANA bereits Ende 2015 auf den Markt gebracht, aber selbst mit dem im Januar 2021 gestarteten RISE-Paket sei die Migration zwar stetig, aber langsam verlaufen, stellt Di Capua fest. Im März 2023 hätten die Walldorfer außerdem mit GROW with SAP ein Migrationspaket für mittelständische Unternehmen aufgelegt. „Als SAP versuchte, die Leute zum Umstieg auf RISE zu bewegen, sagten wir ihnen: ‚Sie haben in 15 Jahren weniger als die Hälfte Ihrer Kunden überzeugt, zu migrieren‘“, erklärt der Gartner-Analyst. „Wie können Sie glauben, dass Sie die nächsten 50 Prozent in fünf Jahren migrieren werden?‘ Laut di Capua sind die Komplexität der ECC-Installationen, von denen viele stark angepasst sind, und die Kosten der Migration die beiden großen Hürden. Während eine Migration bereits mit zwei Millionen Dollar möglich sei, könnten die Kosten bei großen Unternehmen mit komplexen Installationen bis zu eine Milliarde Dollar erreichen. Gartner hat mit Kunden zusammengearbeitet, die mit Migrationsprojekten von drei bis sieben Jahren rechnen. In vielen Fällen müssten SAP-Kunden ihre Prozesse komplett umgestalten, Änderungen vornehmen und in einigen Fällen eine zusätzliche Lösung für das Humankapital oder die Beschaffung einführen, so Di Capua. Externe Helfer Viele SAP-Kunden ziehen inzwischen Drittanbieter-Support für ECC in Betracht oder hoffen darauf, dass SAP seine eigenen Fristen erneut verlängert – zumal der Zeitplan in der Vergangenheit bereits mehrfach verschoben wurde. Im Februar kündigte SAP außerdem mit „SAP ERP, private edition, transition option“ eine neue Migrationsoption an. Sie erlaubt es bestimmten Großkunden, ECC noch bis 2033 weiter zu nutzen. Einige SAP-Kunden wenden sich laut Di Capua außerdem Drittanbietern zu, um bestimmte ERP-Funktionalitäten wie Human Capital Management, Beschaffung oder Lieferkettenprozesse abzudecken. IDC-Analystin North Rizza lobt SAP dafür, dass das Unternehmen die Supportfristen verlängert und neue Migrations-Tools eingeführt hat – als Reaktion auf die Schwierigkeiten, mit denen viele Kunden beim Umstieg zu kämpfen haben. „SAP hat begonnen zu erkennen, wo die Unternehmen auf Probleme stoßen – etwa, dass sie ihre gesamte Organisation nicht auf einmal vom alten auf das neue Produkt umstellen können“, erklärt sie. „Was SAP nun versucht, ist, den Kunden aufzuzeigen, dass es einen gangbaren Weg gibt, um sie dabei zu unterstützen.“ SAP wiegelt ab: Alles ist gut SAP selbst sieht nach eigenen Angaben eine hohe Nachfrage nach seinen Produkten und Cloud-Diensten – darunter auch die Cloud-Version von S/4HANA. Im ersten Quartal 2025 stieg der Cloud-Umsatz laut Jan Gilg, Chief Revenue Officer und Präsident von SAP Americas sowie der Global Business Suite, im Vergleich zum Vorjahr um etwa 26 Prozent. Die gute Nachricht für SAP ist dabei, dass zwei Drittel der neuen Cloud-Kunden Neuzugänge seien, wie Mark Moerdler, Managing Director und Senior Analyst bei Bernstein Research, anmerkt. Gilg widerspricht außerdem der Einschätzung von Di Capua, wonach SAP-Kunden vermehrt auf zusätzliche ERP-Dienste von Drittanbietern zurückgreifen. „Im Gegenteil: Einzelne Fachbereichsanwendungen verlieren im Zeitalter von generativer KI zunehmend an Relevanz“, erklärt Gilg in einer von der SAP-PR weitergeleiteten E-Mail. „Wir beobachten eine steigende Kundennachfrage nach einer integrierten Cloud-Suite – denn durch die Cloud hat sich der Umgang mit Daten grundlegend verändert.“ Mehrere Unternehmen, darunter IBM, berichten von deutlichen Vorteilen durch die Migration zu S/4HANA – etwa IBM: Der Tech-Konzern konnte seit Abschluss der Migration im Juli 2024 seine betrieblichen Infrastrukturkosten um 30 Prozent senken. Dennoch, so Analysten, steht SAP vor einer großen Herausforderung: Viele ECC-Nutzer zögern weiterhin mit dem Umstieg. Während SAP versucht, Kunden zu seinen Cloud-Services zu bewegen, haben sich einige ECC-Anwender aufgrund bereits bestehender Verträge mit Hyperscalern zurückgehalten, erklärt Akshara Naik Lopez, Senior Analyst in der Enterprise Apps and Services Group bei Forrester. Zahlreiche Unternehmen nutzen viele Anwendungen und migrieren diese Lasten zu AWS oder Azure, um schneller zu sein“, sagt sie. “Sie haben große Cloud-Verträge und möchten S/4HANA im Rahmen dieser Vereinbarungen auf den Hyperscalern hosten.“ Die Zurückhaltung der Kunden hat SAP dazu veranlasst, ab dem zweiten Quartal 2024 erhebliche Rabatte anzubieten, so Naik Lopez. Sie geht davon aus, dass über 40 Prozent der ECC-Kunden auch nach 2027 noch das alte System nutzen werden. Vor allem jene ECC-Anwender, die ihre Systeme regelmäßig aktualisiert haben, sähen aktuell keinen Handlungsdruck, ergänzt sie. „Wenn man diese Unternehmen fragt, sagen sie, ihr ECC-System sei sehr stabil und leistungsfähig“, so Naik Lopez. „Nur weil SAP den Support einstellt, heißt das nicht, dass das System plötzlich nicht mehr funktioniert oder neue Probleme auftreten. Es wird weiterhin genauso zuverlässig laufen wie zuvor.“ (mb)
S/4HANA-Migration stockt: Viele Kunden bleiben ECC auch nach 2027 treu Nicht nur für ECC-Nutzer, auch für SAP wird die Zeit angesichts des zögerlichen Umstiegs der Kunden auf S4/HANA langsam knapp. Kittyfly – Shutterstock Auf der SAP-Sapphire-Konferenz Mitte Mai wurde zwar viel über die Business Suite und SAPs Joule-KI-Agenten gesprochen, jedoch kaum über den Stand der Migration von ECC zu S/4HANA – dem aktuellen Flaggschiff-ERP. Die SAP-Führungskräfte machten keine Angabe zu den Fortschritten, Kunden vom Wechsel von ihrem alten ECC-ERP auf S/4HANA zu überzeugen. Dabei läuft der Support für ECC bereits Ende 2027 für viele Kunden aus. „Wenn Anbieter keine Zahlen nennen, sind sie meist nicht gut“, erklärt Fabio Di Capua, Vice President von Gartners Technology & Service Providers Team. „Wären sie positiv, würden sie es laut verkünden.“ Laut Gartner waren Ende 2024 nur etwa 39 Prozent (14.000 von 35.000) der ECC-Kunden zu S/4HANA migriert. Bei gleichbleibendem Tempo würden den Analysten entsprechend bis 2027 noch rund 17.000 Kunden, also fast die Hälfte bei ECC bleiben. Selbst 2030 könnten laut Gartner noch 13.000 Unternehmen mit dem alten ERP-System arbeiten. Mickey North Rizza, Vice President der Enterprise Software Group bei IDC, ist hinsichtlich der Migrationszahlen etwas optimistischer, wenn auch nur knapp. Sie erwartet, dass 40 bis 45 Prozent der ECC-Anwender bis 2027 bei dem älteren ERP-System bleiben werden. SAP hatte die erste Version von S/4HANA bereits Ende 2015 auf den Markt gebracht, aber selbst mit dem im Januar 2021 gestarteten RISE-Paket sei die Migration zwar stetig, aber langsam verlaufen, stellt Di Capua fest. Im März 2023 hätten die Walldorfer außerdem mit GROW with SAP ein Migrationspaket für mittelständische Unternehmen aufgelegt. „Als SAP versuchte, die Leute zum Umstieg auf RISE zu bewegen, sagten wir ihnen: ‚Sie haben in 15 Jahren weniger als die Hälfte Ihrer Kunden überzeugt, zu migrieren‘“, erklärt der Gartner-Analyst. „Wie können Sie glauben, dass Sie die nächsten 50 Prozent in fünf Jahren migrieren werden?‘ Laut di Capua sind die Komplexität der ECC-Installationen, von denen viele stark angepasst sind, und die Kosten der Migration die beiden großen Hürden. Während eine Migration bereits mit zwei Millionen Dollar möglich sei, könnten die Kosten bei großen Unternehmen mit komplexen Installationen bis zu eine Milliarde Dollar erreichen. Gartner hat mit Kunden zusammengearbeitet, die mit Migrationsprojekten von drei bis sieben Jahren rechnen. In vielen Fällen müssten SAP-Kunden ihre Prozesse komplett umgestalten, Änderungen vornehmen und in einigen Fällen eine zusätzliche Lösung für das Humankapital oder die Beschaffung einführen, so Di Capua. Externe Helfer Viele SAP-Kunden ziehen inzwischen Drittanbieter-Support für ECC in Betracht oder hoffen darauf, dass SAP seine eigenen Fristen erneut verlängert – zumal der Zeitplan in der Vergangenheit bereits mehrfach verschoben wurde. Im Februar kündigte SAP außerdem mit „SAP ERP, private edition, transition option“ eine neue Migrationsoption an. Sie erlaubt es bestimmten Großkunden, ECC noch bis 2033 weiter zu nutzen. Einige SAP-Kunden wenden sich laut Di Capua außerdem Drittanbietern zu, um bestimmte ERP-Funktionalitäten wie Human Capital Management, Beschaffung oder Lieferkettenprozesse abzudecken. IDC-Analystin North Rizza lobt SAP dafür, dass das Unternehmen die Supportfristen verlängert und neue Migrations-Tools eingeführt hat – als Reaktion auf die Schwierigkeiten, mit denen viele Kunden beim Umstieg zu kämpfen haben. „SAP hat begonnen zu erkennen, wo die Unternehmen auf Probleme stoßen – etwa, dass sie ihre gesamte Organisation nicht auf einmal vom alten auf das neue Produkt umstellen können“, erklärt sie. „Was SAP nun versucht, ist, den Kunden aufzuzeigen, dass es einen gangbaren Weg gibt, um sie dabei zu unterstützen.“ SAP wiegelt ab: Alles ist gut SAP selbst sieht nach eigenen Angaben eine hohe Nachfrage nach seinen Produkten und Cloud-Diensten – darunter auch die Cloud-Version von S/4HANA. Im ersten Quartal 2025 stieg der Cloud-Umsatz laut Jan Gilg, Chief Revenue Officer und Präsident von SAP Americas sowie der Global Business Suite, im Vergleich zum Vorjahr um etwa 26 Prozent. Die gute Nachricht für SAP ist dabei, dass zwei Drittel der neuen Cloud-Kunden Neuzugänge seien, wie Mark Moerdler, Managing Director und Senior Analyst bei Bernstein Research, anmerkt. Gilg widerspricht außerdem der Einschätzung von Di Capua, wonach SAP-Kunden vermehrt auf zusätzliche ERP-Dienste von Drittanbietern zurückgreifen. „Im Gegenteil: Einzelne Fachbereichsanwendungen verlieren im Zeitalter von generativer KI zunehmend an Relevanz“, erklärt Gilg in einer von der SAP-PR weitergeleiteten E-Mail. „Wir beobachten eine steigende Kundennachfrage nach einer integrierten Cloud-Suite – denn durch die Cloud hat sich der Umgang mit Daten grundlegend verändert.“ Mehrere Unternehmen, darunter IBM, berichten von deutlichen Vorteilen durch die Migration zu S/4HANA – etwa IBM: Der Tech-Konzern konnte seit Abschluss der Migration im Juli 2024 seine betrieblichen Infrastrukturkosten um 30 Prozent senken. Dennoch, so Analysten, steht SAP vor einer großen Herausforderung: Viele ECC-Nutzer zögern weiterhin mit dem Umstieg. Während SAP versucht, Kunden zu seinen Cloud-Services zu bewegen, haben sich einige ECC-Anwender aufgrund bereits bestehender Verträge mit Hyperscalern zurückgehalten, erklärt Akshara Naik Lopez, Senior Analyst in der Enterprise Apps and Services Group bei Forrester. Zahlreiche Unternehmen nutzen viele Anwendungen und migrieren diese Lasten zu AWS oder Azure, um schneller zu sein“, sagt sie. “Sie haben große Cloud-Verträge und möchten S/4HANA im Rahmen dieser Vereinbarungen auf den Hyperscalern hosten.“ Die Zurückhaltung der Kunden hat SAP dazu veranlasst, ab dem zweiten Quartal 2024 erhebliche Rabatte anzubieten, so Naik Lopez. Sie geht davon aus, dass über 40 Prozent der ECC-Kunden auch nach 2027 noch das alte System nutzen werden. Vor allem jene ECC-Anwender, die ihre Systeme regelmäßig aktualisiert haben, sähen aktuell keinen Handlungsdruck, ergänzt sie. „Wenn man diese Unternehmen fragt, sagen sie, ihr ECC-System sei sehr stabil und leistungsfähig“, so Naik Lopez. „Nur weil SAP den Support einstellt, heißt das nicht, dass das System plötzlich nicht mehr funktioniert oder neue Probleme auftreten. Es wird weiterhin genauso zuverlässig laufen wie zuvor.“ (mb)