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Hat AWS seinen Schneid verloren?​

Wie steht es um den Führungsanspruch eines Tech-Giganten, der Fokusgruppen plant, statt konkrete Technologien oder Systeme?AWS Amazon Web Services (AWS) konnte seine Dominanz auf dem Cloud-Computing-Markt bislang aufrechterhalten und dient inzwischen schon seit mehr als einem Jahrzehnt vielen Unternehmen als Rückgrat ihrer Transformationsbemühungen. Die jüngsten Entwicklungen bei der Serviceabteilung von Amazon legen allerdings nahe, dass AWS künftig möglicherweise nicht mehr der Innovationstreiber für Enterprise-Technologien sein wird, der er bislang war. Das verdeutlicht insbesondere die jüngste Ankündigung von Amazon Web Services im Bereich Agentic AI: Statt mit neuen Produkten oder Services zu innovieren, will AWS – wie Reuters berichtet – eine Fokusgruppe zum Thema einrichten. Das ist angesichts der Marktposition des Konzerns nicht nur ziemlich enttäuschend – bereits die Tonalität der Ankündigung erweckt außerdem den Eindruck, als würde der Cloud-Gigant zunehmend um Relevanz ringen. „Agentic AI hat das Potenzial zum nächsten Multimillionen-Dollar-Geschäft für AWS zu werden“, wird CEO Matt Garman von der Nachrichtenagentur zitiert. Das riecht in erster Linie nach einer Strategie, um dem Konzern Zeit zu verschaffen, nachdem wichtige Entwicklungen verschlafen wurden. Stabile Seitenlage? In der hart umkämpften Cloud-Welt von heute reichen Fast-Follower-Strategien längst nicht mehr aus. Allerdings scheint AWS zunehmend nur noch darauf zu reagieren, was seine Konkurrenten tun – statt selbst Innovationen an den Start zu bringen. Letzteres war einst das Steckenpferd von Amazon Web Services, das unter anderem die Grundlage für den gesamten Infrastructure-as-a-Service-Markt geschaffen hat. Diese Zeiten könnten vorbei sein. Wichtige AWS-Konkurrenten wie OpenAI, Microsoft, Salesforce und auch Google (Cloud) haben längst damit begonnen, neue KI-Marktchancen zu erschließen, die über GenAI-Chatbots hinausgehen. Seitens AWS gibt es diesbezüglich vor allem Consumer-Funktionen: Dass Alexa künftig selbständig Uber-Fahrten buchen und Webseiten navigieren kann, dürfte für Unternehmen weniger interessant sein. Um es auf den Punkt zu bringen: Geht’s um KI-Agenten, scheint Amazon Web Services nicht mehr als eine größere Idee vorweisen zu können, deren Innenleben aber vor allem eines zu sein scheint: leer. Unternehmen erwarten umsetzbare Innovationen, also Tools und Systeme, die sofort eingesetzt werden können und einen Mehrwert realisieren. Momentan sieht es zumindest so aus, als würde AWS lieber erst einmal abwarten wollen, was die anderen mit Blick auf KI-Agenten so auf die Beine stellen – und ob sich das am Ende überhaupt lohnt. Ein gefährlicher Ansatz, der sich rächen könnte, wenn sich Unternehmenskunden fragen müssen, ob AWS noch der richtige Partner ist, um innovationsgetriebenes Wachstum zu realisieren. Schließlich wird die Innovationserlahmung auch noch von einem allgemeinen Trend ergänzt: War die Public Cloud einst für viele Unternehmen gesetzt, sehen sich viele Firmen heute nach Alternativen um – beziehungsweise haben hybride, diversifizierte Technologiestrategien für sich entdeckt. Dazu gehört zum Beispiel auch, Private-Cloud-Instanzen für benutzerdefinierte Workloads einzusetzen, die weder skaliert noch mit anderen Anwendern geteilt werden müssen. Auch Colocation-Anbieter und Managed Service Provider erfreuen sich steigender Beliebtheit – unter anderem, weil die Kosten bei diesen Modellen in vielen Fällen besser planbar sind als bei Public-Cloud-Angeboten. Reanimationsmaßnahmen Amazon Web Services hat also beim besten Willen keine Zeit, sich weiter auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Um seinemRuf als Innovator künftig wieder gerecht werden zu können, müsste AWS seine Herangehensweise ändern: Statt auf „Innovation via Pressemitteilung“ zu setzen, wäre der Konzern besser damit beraten, schnell und mit mehr strategischer Weitsicht konkrete Systeme bereitzustellen, die die Anwender weiterbringen. AWS sollte erkennen, dass seine Marktmacht nur so stark ist wie das Vertrauen, das seine Kunden ihm entgegenbringen. Eine Rolle als „Mitläufer“ und „Nachzügler“ lässt diesen Trust erodieren. Das Gegenmittel: Eine explizite Innovations-Roadmap und mehr Lösungen, die reale Probleme lösen. Unternehmenskunden suchen auf der AWS re:Invent längst nicht mehr nach bombastischen Präsentationen, sondern nach Antworten auf die komplexen geschäftlichen Herausforderungen von heute. Das AWS-Management hat die Mittel, um das Unternehmen neu auszurichten. Um das auch erfolgreich zu tun, gilt es vor allem, die alte Risikofreude wiederzubeleben. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox! 

Hat AWS seinen Schneid verloren?​ Wie steht es um den Führungsanspruch eines Tech-Giganten, der Fokusgruppen plant, statt konkrete Technologien oder Systeme?AWS Amazon Web Services (AWS) konnte seine Dominanz auf dem Cloud-Computing-Markt bislang aufrechterhalten und dient inzwischen schon seit mehr als einem Jahrzehnt vielen Unternehmen als Rückgrat ihrer Transformationsbemühungen. Die jüngsten Entwicklungen bei der Serviceabteilung von Amazon legen allerdings nahe, dass AWS künftig möglicherweise nicht mehr der Innovationstreiber für Enterprise-Technologien sein wird, der er bislang war. Das verdeutlicht insbesondere die jüngste Ankündigung von Amazon Web Services im Bereich Agentic AI: Statt mit neuen Produkten oder Services zu innovieren, will AWS – wie Reuters berichtet – eine Fokusgruppe zum Thema einrichten. Das ist angesichts der Marktposition des Konzerns nicht nur ziemlich enttäuschend – bereits die Tonalität der Ankündigung erweckt außerdem den Eindruck, als würde der Cloud-Gigant zunehmend um Relevanz ringen. „Agentic AI hat das Potenzial zum nächsten Multimillionen-Dollar-Geschäft für AWS zu werden“, wird CEO Matt Garman von der Nachrichtenagentur zitiert. Das riecht in erster Linie nach einer Strategie, um dem Konzern Zeit zu verschaffen, nachdem wichtige Entwicklungen verschlafen wurden. Stabile Seitenlage? In der hart umkämpften Cloud-Welt von heute reichen Fast-Follower-Strategien längst nicht mehr aus. Allerdings scheint AWS zunehmend nur noch darauf zu reagieren, was seine Konkurrenten tun – statt selbst Innovationen an den Start zu bringen. Letzteres war einst das Steckenpferd von Amazon Web Services, das unter anderem die Grundlage für den gesamten Infrastructure-as-a-Service-Markt geschaffen hat. Diese Zeiten könnten vorbei sein. Wichtige AWS-Konkurrenten wie OpenAI, Microsoft, Salesforce und auch Google (Cloud) haben längst damit begonnen, neue KI-Marktchancen zu erschließen, die über GenAI-Chatbots hinausgehen. Seitens AWS gibt es diesbezüglich vor allem Consumer-Funktionen: Dass Alexa künftig selbständig Uber-Fahrten buchen und Webseiten navigieren kann, dürfte für Unternehmen weniger interessant sein. Um es auf den Punkt zu bringen: Geht’s um KI-Agenten, scheint Amazon Web Services nicht mehr als eine größere Idee vorweisen zu können, deren Innenleben aber vor allem eines zu sein scheint: leer. Unternehmen erwarten umsetzbare Innovationen, also Tools und Systeme, die sofort eingesetzt werden können und einen Mehrwert realisieren. Momentan sieht es zumindest so aus, als würde AWS lieber erst einmal abwarten wollen, was die anderen mit Blick auf KI-Agenten so auf die Beine stellen – und ob sich das am Ende überhaupt lohnt. Ein gefährlicher Ansatz, der sich rächen könnte, wenn sich Unternehmenskunden fragen müssen, ob AWS noch der richtige Partner ist, um innovationsgetriebenes Wachstum zu realisieren. Schließlich wird die Innovationserlahmung auch noch von einem allgemeinen Trend ergänzt: War die Public Cloud einst für viele Unternehmen gesetzt, sehen sich viele Firmen heute nach Alternativen um – beziehungsweise haben hybride, diversifizierte Technologiestrategien für sich entdeckt. Dazu gehört zum Beispiel auch, Private-Cloud-Instanzen für benutzerdefinierte Workloads einzusetzen, die weder skaliert noch mit anderen Anwendern geteilt werden müssen. Auch Colocation-Anbieter und Managed Service Provider erfreuen sich steigender Beliebtheit – unter anderem, weil die Kosten bei diesen Modellen in vielen Fällen besser planbar sind als bei Public-Cloud-Angeboten. Reanimationsmaßnahmen Amazon Web Services hat also beim besten Willen keine Zeit, sich weiter auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Um seinemRuf als Innovator künftig wieder gerecht werden zu können, müsste AWS seine Herangehensweise ändern: Statt auf „Innovation via Pressemitteilung“ zu setzen, wäre der Konzern besser damit beraten, schnell und mit mehr strategischer Weitsicht konkrete Systeme bereitzustellen, die die Anwender weiterbringen. AWS sollte erkennen, dass seine Marktmacht nur so stark ist wie das Vertrauen, das seine Kunden ihm entgegenbringen. Eine Rolle als „Mitläufer“ und „Nachzügler“ lässt diesen Trust erodieren. Das Gegenmittel: Eine explizite Innovations-Roadmap und mehr Lösungen, die reale Probleme lösen. Unternehmenskunden suchen auf der AWS re:Invent längst nicht mehr nach bombastischen Präsentationen, sondern nach Antworten auf die komplexen geschäftlichen Herausforderungen von heute. Das AWS-Management hat die Mittel, um das Unternehmen neu auszurichten. Um das auch erfolgreich zu tun, gilt es vor allem, die alte Risikofreude wiederzubeleben. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!

Wie steht es um den Führungsanspruch eines Tech-Giganten, der Fokusgruppen plant, statt konkrete Technologien oder Systeme?AWS Amazon Web Services (AWS) konnte seine Dominanz auf dem Cloud-Computing-Markt bislang aufrechterhalten und dient inzwischen schon seit mehr als einem Jahrzehnt vielen Unternehmen als Rückgrat ihrer Transformationsbemühungen. Die jüngsten Entwicklungen bei der Serviceabteilung von Amazon legen allerdings nahe, dass AWS künftig möglicherweise nicht mehr der Innovationstreiber für Enterprise-Technologien sein wird, der er bislang war. Das verdeutlicht insbesondere die jüngste Ankündigung von Amazon Web Services im Bereich Agentic AI: Statt mit neuen Produkten oder Services zu innovieren, will AWS – wie Reuters berichtet – eine Fokusgruppe zum Thema einrichten. Das ist angesichts der Marktposition des Konzerns nicht nur ziemlich enttäuschend – bereits die Tonalität der Ankündigung erweckt außerdem den Eindruck, als würde der Cloud-Gigant zunehmend um Relevanz ringen. „Agentic AI hat das Potenzial zum nächsten Multimillionen-Dollar-Geschäft für AWS zu werden“, wird CEO Matt Garman von der Nachrichtenagentur zitiert. Das riecht in erster Linie nach einer Strategie, um dem Konzern Zeit zu verschaffen, nachdem wichtige Entwicklungen verschlafen wurden. Stabile Seitenlage? In der hart umkämpften Cloud-Welt von heute reichen Fast-Follower-Strategien längst nicht mehr aus. Allerdings scheint AWS zunehmend nur noch darauf zu reagieren, was seine Konkurrenten tun – statt selbst Innovationen an den Start zu bringen. Letzteres war einst das Steckenpferd von Amazon Web Services, das unter anderem die Grundlage für den gesamten Infrastructure-as-a-Service-Markt geschaffen hat. Diese Zeiten könnten vorbei sein. Wichtige AWS-Konkurrenten wie OpenAI, Microsoft, Salesforce und auch Google (Cloud) haben längst damit begonnen, neue KI-Marktchancen zu erschließen, die über GenAI-Chatbots hinausgehen. Seitens AWS gibt es diesbezüglich vor allem Consumer-Funktionen: Dass Alexa künftig selbständig Uber-Fahrten buchen und Webseiten navigieren kann, dürfte für Unternehmen weniger interessant sein. Um es auf den Punkt zu bringen: Geht’s um KI-Agenten, scheint Amazon Web Services nicht mehr als eine größere Idee vorweisen zu können, deren Innenleben aber vor allem eines zu sein scheint: leer. Unternehmen erwarten umsetzbare Innovationen, also Tools und Systeme, die sofort eingesetzt werden können und einen Mehrwert realisieren. Momentan sieht es zumindest so aus, als würde AWS lieber erst einmal abwarten wollen, was die anderen mit Blick auf KI-Agenten so auf die Beine stellen – und ob sich das am Ende überhaupt lohnt. Ein gefährlicher Ansatz, der sich rächen könnte, wenn sich Unternehmenskunden fragen müssen, ob AWS noch der richtige Partner ist, um innovationsgetriebenes Wachstum zu realisieren. Schließlich wird die Innovationserlahmung auch noch von einem allgemeinen Trend ergänzt: War die Public Cloud einst für viele Unternehmen gesetzt, sehen sich viele Firmen heute nach Alternativen um – beziehungsweise haben hybride, diversifizierte Technologiestrategien für sich entdeckt. Dazu gehört zum Beispiel auch, Private-Cloud-Instanzen für benutzerdefinierte Workloads einzusetzen, die weder skaliert noch mit anderen Anwendern geteilt werden müssen. Auch Colocation-Anbieter und Managed Service Provider erfreuen sich steigender Beliebtheit – unter anderem, weil die Kosten bei diesen Modellen in vielen Fällen besser planbar sind als bei Public-Cloud-Angeboten. Reanimationsmaßnahmen Amazon Web Services hat also beim besten Willen keine Zeit, sich weiter auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Um seinemRuf als Innovator künftig wieder gerecht werden zu können, müsste AWS seine Herangehensweise ändern: Statt auf „Innovation via Pressemitteilung“ zu setzen, wäre der Konzern besser damit beraten, schnell und mit mehr strategischer Weitsicht konkrete Systeme bereitzustellen, die die Anwender weiterbringen. AWS sollte erkennen, dass seine Marktmacht nur so stark ist wie das Vertrauen, das seine Kunden ihm entgegenbringen. Eine Rolle als „Mitläufer“ und „Nachzügler“ lässt diesen Trust erodieren. Das Gegenmittel: Eine explizite Innovations-Roadmap und mehr Lösungen, die reale Probleme lösen. Unternehmenskunden suchen auf der AWS re:Invent längst nicht mehr nach bombastischen Präsentationen, sondern nach Antworten auf die komplexen geschäftlichen Herausforderungen von heute. Das AWS-Management hat die Mittel, um das Unternehmen neu auszurichten. Um das auch erfolgreich zu tun, gilt es vor allem, die alte Risikofreude wiederzubeleben. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox! 

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