Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft nimmt in Deutschland nur langsam Fahrt auf. Stokkete/Shutterstock.com Das rasante Entwicklungstempo und die Komplexität von KI, Big Data, IoT & Co. – gepaart mit Fachkräftemangel, Datenschutzauflagen und fehlenden Mitteln – machen deutschen Unternehmen zu schaffen. In einer repräsentativen Bitkom-Umfrage unter 603 Unternehmen räumte erstmals mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Teilnehmer an, Probleme bei der Bewältigung der Digitalisierung zu haben. Vor einem Jahr waren es noch 48 Prozent, 2023 erst 39 Prozent und 2022 sogar nur 34 Prozent. Gleichzeitig sehen nur noch knapp ein Drittel (32 Prozent) das eigene Unternehmen als Vorreiter bei der Digitalisierung (2024: 37 Prozent), aber 64 Prozent als Nachzügler (2024: 62 Prozent). Zwei Prozent meinen sogar, sie hätten den Anschluss verpasst (2024: 0 Prozent). Wirtschaftskrise ist auch Digitalisierungskrise Beim Blick auf die deutsche Wirtschaft zeichnet sich sogar ein noch drastischeres Bild ab: 82 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, die aktuelle Krise der deutschen Wirtschaft sei auch eine Krise zögerlicher Digitalisierung. 73 Prozent sagen, durch zu langsame Digitalisierung habe die deutsche Wirtschaft Marktanteile verloren, und 78 Prozent befürchten, ohne Digitalisierung werde Deutschland wirtschaftlich absteigen. Das Problem dabei sind unzureichende Gegenmaßnahmen.: So haben die meisten Unternehmen zwar die große Bedeutung von digitalen Technologien wie Big Data (97 Prozent), IoT (92 Prozent, KI (90 Prozent) oder Robotik (89 Prozent) erkannt. Bei der tatsächlichen Nutzung hinken sie aber – trotz leichter Verbesserung – immer noch deutlich hinterher: Big Data nutzen bereits 44 Prozent (2024: 37 Prozent). Weitere 38 Prozent sind in der Planungs- oder Diskussionsphase. Robotik wird von 38 Prozent (2024: 36 Prozent) eingesetzt, 34 Prozent überlegen dies derzeit. Das Internet of Things (IoT) kommt in 37 Prozent der Unternehmen zum Einsatz (2024: 30 Prozent), 45 Prozent denken darüber nach. Künstliche Intelligenz setzen inzwischen 17 Prozent (2024: 13 Prozent) ein, 40 Prozent sind in der Planungs- oder Diskussionsphase. „Wir müssen digitale Technologien schneller in die Anwendung bringen. Eine Schlüsseltechnologie wie künstliche Intelligenz hat enormes Potenzial und verändert die Wettbewerbssituation ganzer Branchen – loslegen, ausprobieren und machen sollte unser Ansatz sein“, so Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. Bitkom Research Digitale Geschäftsmodelle noch Mangelware Und obwohl 46 Prozent der Unternehmen erkannt haben, dass sich ihr Geschäftsmodell durch die Digitalisierung verändert, fällt die Entwicklung eigener digitaler Geschäftsmodelle der Mehrheit (51 Prozent) schwer, weitere 31 Prozent entwickeln überhaupt keine digitalen Geschäftsmodelle. Entsprechend überrascht es auch nicht, dass nur sieben Prozent der Unternehmen mindestens die Hälfte ihrer Umsätze mit digitalen Produkten und Dienstleistungen erzielen. Einen Anteil von 30 bis 50 Prozent am Gesamtumsatz haben Digitalumsätze derzeit bei 19 Prozent der Unternehmen. In beiden Kategorien gehen die Befragten nicht davon aus, dass diese Werte in den kommenden fünf Jahren steigen werden. Etwas anders sieht es am unteren Ende der Skala aus. Haben heute 13 Prozent der Unternehmen keine Digital-Umsätze, so rechnen in fünf Jahren nur noch 4 Prozent damit. „Digital nimmt zu, aber vielleicht etwas zu langsam“, kommentiert Wintergerst die Werte. Er ergänzt: „Wenn wir Anschluss an die Spitzengruppe halten wollen, müssen wir ehrgeiziger und schneller werden.“ Immerhin: Trotz andauernder Rezession kündigten 29 Prozent der Unternehmen an, im laufenden Jahr mehr in ihre digitale Transformation zu investieren. 42 Prozent wollen ihre Digitalisierungsinvestitionen konstant halten, 18 Prozent etwas weniger und sieben Prozent deutlich weniger investieren. Datenschutz als Digitalisierungs-Hemmnis Bei der Frage nach den größten Hürden für ihre Digitalisierung wurden vor allem drei Ursachen häufig genannt. An erster Stelle stehen die Anforderungen an den Datenschutz mit 88 Prozent, gefolgt von dem Mangel an Fachkräften (74 Prozent), und fehlender Zeit (60 Prozent). Daneben beklagten etwa die Hälfte der Unternehmen fehlende finanzielle Mittel (55 Prozent) sowie fehlende marktfähige Lösungen (48 Prozent). „Die Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt, sehen die Bedeutung der Digitalisierung und wollen mehr investieren – trotz schwieriger Konjunktur“, erklärte der Bitkom-Präsident. „Jetzt ist die deutsche und europäische Politik gefordert. Sie muss das viel zu enge Regulierungskorsett lockern und dafür sorgen, dass die nötigen Investitionen wirklich fließen.“ Was die derzeit laufende Regierungsbildung angeht, forderte Wintergerst ein eigenständiges Ministerium und einen Digitalminister, der aus der Wirtschaft kommt und nicht aus der Politik. Eine Digitalagentur, die die IT-Projekte des Bundes umsetze, sei zu schwach und reiche nicht aus. „Ansonsten geht Kleinstaaterei von Bund und Ländern immer so weiter“, erklärte der Bitkom-Sprecher.
Bitkom-Umfrage: Digitalisierung droht deutsche Firmen abzuhängen
Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft nimmt in Deutschland nur langsam Fahrt auf. Stokkete/Shutterstock.com Das rasante Entwicklungstempo und die Komplexität von KI, Big Data, IoT & Co. – gepaart mit Fachkräftemangel, Datenschutzauflagen und fehlenden Mitteln – machen deutschen Unternehmen zu schaffen. In einer repräsentativen Bitkom-Umfrage unter 603 Unternehmen räumte erstmals mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Teilnehmer an, Probleme bei der Bewältigung der Digitalisierung zu haben. Vor einem Jahr waren es noch 48 Prozent, 2023 erst 39 Prozent und 2022 sogar nur 34 Prozent. Gleichzeitig sehen nur noch knapp ein Drittel (32 Prozent) das eigene Unternehmen als Vorreiter bei der Digitalisierung (2024: 37 Prozent), aber 64 Prozent als Nachzügler (2024: 62 Prozent). Zwei Prozent meinen sogar, sie hätten den Anschluss verpasst (2024: 0 Prozent). Wirtschaftskrise ist auch Digitalisierungskrise Beim Blick auf die deutsche Wirtschaft zeichnet sich sogar ein noch drastischeres Bild ab: 82 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, die aktuelle Krise der deutschen Wirtschaft sei auch eine Krise zögerlicher Digitalisierung. 73 Prozent sagen, durch zu langsame Digitalisierung habe die deutsche Wirtschaft Marktanteile verloren, und 78 Prozent befürchten, ohne Digitalisierung werde Deutschland wirtschaftlich absteigen. Das Problem dabei sind unzureichende Gegenmaßnahmen.: So haben die meisten Unternehmen zwar die große Bedeutung von digitalen Technologien wie Big Data (97 Prozent), IoT (92 Prozent, KI (90 Prozent) oder Robotik (89 Prozent) erkannt. Bei der tatsächlichen Nutzung hinken sie aber – trotz leichter Verbesserung – immer noch deutlich hinterher: Big Data nutzen bereits 44 Prozent (2024: 37 Prozent). Weitere 38 Prozent sind in der Planungs- oder Diskussionsphase. Robotik wird von 38 Prozent (2024: 36 Prozent) eingesetzt, 34 Prozent überlegen dies derzeit. Das Internet of Things (IoT) kommt in 37 Prozent der Unternehmen zum Einsatz (2024: 30 Prozent), 45 Prozent denken darüber nach. Künstliche Intelligenz setzen inzwischen 17 Prozent (2024: 13 Prozent) ein, 40 Prozent sind in der Planungs- oder Diskussionsphase. „Wir müssen digitale Technologien schneller in die Anwendung bringen. Eine Schlüsseltechnologie wie künstliche Intelligenz hat enormes Potenzial und verändert die Wettbewerbssituation ganzer Branchen – loslegen, ausprobieren und machen sollte unser Ansatz sein“, so Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. Bitkom Research Digitale Geschäftsmodelle noch Mangelware Und obwohl 46 Prozent der Unternehmen erkannt haben, dass sich ihr Geschäftsmodell durch die Digitalisierung verändert, fällt die Entwicklung eigener digitaler Geschäftsmodelle der Mehrheit (51 Prozent) schwer, weitere 31 Prozent entwickeln überhaupt keine digitalen Geschäftsmodelle. Entsprechend überrascht es auch nicht, dass nur sieben Prozent der Unternehmen mindestens die Hälfte ihrer Umsätze mit digitalen Produkten und Dienstleistungen erzielen. Einen Anteil von 30 bis 50 Prozent am Gesamtumsatz haben Digitalumsätze derzeit bei 19 Prozent der Unternehmen. In beiden Kategorien gehen die Befragten nicht davon aus, dass diese Werte in den kommenden fünf Jahren steigen werden. Etwas anders sieht es am unteren Ende der Skala aus. Haben heute 13 Prozent der Unternehmen keine Digital-Umsätze, so rechnen in fünf Jahren nur noch 4 Prozent damit. „Digital nimmt zu, aber vielleicht etwas zu langsam“, kommentiert Wintergerst die Werte. Er ergänzt: „Wenn wir Anschluss an die Spitzengruppe halten wollen, müssen wir ehrgeiziger und schneller werden.“ Immerhin: Trotz andauernder Rezession kündigten 29 Prozent der Unternehmen an, im laufenden Jahr mehr in ihre digitale Transformation zu investieren. 42 Prozent wollen ihre Digitalisierungsinvestitionen konstant halten, 18 Prozent etwas weniger und sieben Prozent deutlich weniger investieren. Datenschutz als Digitalisierungs-Hemmnis Bei der Frage nach den größten Hürden für ihre Digitalisierung wurden vor allem drei Ursachen häufig genannt. An erster Stelle stehen die Anforderungen an den Datenschutz mit 88 Prozent, gefolgt von dem Mangel an Fachkräften (74 Prozent), und fehlender Zeit (60 Prozent). Daneben beklagten etwa die Hälfte der Unternehmen fehlende finanzielle Mittel (55 Prozent) sowie fehlende marktfähige Lösungen (48 Prozent). „Die Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt, sehen die Bedeutung der Digitalisierung und wollen mehr investieren – trotz schwieriger Konjunktur“, erklärte der Bitkom-Präsident. „Jetzt ist die deutsche und europäische Politik gefordert. Sie muss das viel zu enge Regulierungskorsett lockern und dafür sorgen, dass die nötigen Investitionen wirklich fließen.“ Was die derzeit laufende Regierungsbildung angeht, forderte Wintergerst ein eigenständiges Ministerium und einen Digitalminister, der aus der Wirtschaft kommt und nicht aus der Politik. Eine Digitalagentur, die die IT-Projekte des Bundes umsetze, sei zu schwach und reiche nicht aus. „Ansonsten geht Kleinstaaterei von Bund und Ländern immer so weiter“, erklärte der Bitkom-Sprecher.
Bitkom-Umfrage: Digitalisierung droht deutsche Firmen abzuhängen Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft nimmt in Deutschland nur langsam Fahrt auf. Stokkete/Shutterstock.com Das rasante Entwicklungstempo und die Komplexität von KI, Big Data, IoT & Co. – gepaart mit Fachkräftemangel, Datenschutzauflagen und fehlenden Mitteln – machen deutschen Unternehmen zu schaffen. In einer repräsentativen Bitkom-Umfrage unter 603 Unternehmen räumte erstmals mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Teilnehmer an, Probleme bei der Bewältigung der Digitalisierung zu haben. Vor einem Jahr waren es noch 48 Prozent, 2023 erst 39 Prozent und 2022 sogar nur 34 Prozent. Gleichzeitig sehen nur noch knapp ein Drittel (32 Prozent) das eigene Unternehmen als Vorreiter bei der Digitalisierung (2024: 37 Prozent), aber 64 Prozent als Nachzügler (2024: 62 Prozent). Zwei Prozent meinen sogar, sie hätten den Anschluss verpasst (2024: 0 Prozent). Wirtschaftskrise ist auch Digitalisierungskrise Beim Blick auf die deutsche Wirtschaft zeichnet sich sogar ein noch drastischeres Bild ab: 82 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, die aktuelle Krise der deutschen Wirtschaft sei auch eine Krise zögerlicher Digitalisierung. 73 Prozent sagen, durch zu langsame Digitalisierung habe die deutsche Wirtschaft Marktanteile verloren, und 78 Prozent befürchten, ohne Digitalisierung werde Deutschland wirtschaftlich absteigen. Das Problem dabei sind unzureichende Gegenmaßnahmen.: So haben die meisten Unternehmen zwar die große Bedeutung von digitalen Technologien wie Big Data (97 Prozent), IoT (92 Prozent, KI (90 Prozent) oder Robotik (89 Prozent) erkannt. Bei der tatsächlichen Nutzung hinken sie aber – trotz leichter Verbesserung – immer noch deutlich hinterher: Big Data nutzen bereits 44 Prozent (2024: 37 Prozent). Weitere 38 Prozent sind in der Planungs- oder Diskussionsphase. Robotik wird von 38 Prozent (2024: 36 Prozent) eingesetzt, 34 Prozent überlegen dies derzeit. Das Internet of Things (IoT) kommt in 37 Prozent der Unternehmen zum Einsatz (2024: 30 Prozent), 45 Prozent denken darüber nach. Künstliche Intelligenz setzen inzwischen 17 Prozent (2024: 13 Prozent) ein, 40 Prozent sind in der Planungs- oder Diskussionsphase. „Wir müssen digitale Technologien schneller in die Anwendung bringen. Eine Schlüsseltechnologie wie künstliche Intelligenz hat enormes Potenzial und verändert die Wettbewerbssituation ganzer Branchen – loslegen, ausprobieren und machen sollte unser Ansatz sein“, so Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. Bitkom Research Digitale Geschäftsmodelle noch Mangelware Und obwohl 46 Prozent der Unternehmen erkannt haben, dass sich ihr Geschäftsmodell durch die Digitalisierung verändert, fällt die Entwicklung eigener digitaler Geschäftsmodelle der Mehrheit (51 Prozent) schwer, weitere 31 Prozent entwickeln überhaupt keine digitalen Geschäftsmodelle. Entsprechend überrascht es auch nicht, dass nur sieben Prozent der Unternehmen mindestens die Hälfte ihrer Umsätze mit digitalen Produkten und Dienstleistungen erzielen. Einen Anteil von 30 bis 50 Prozent am Gesamtumsatz haben Digitalumsätze derzeit bei 19 Prozent der Unternehmen. In beiden Kategorien gehen die Befragten nicht davon aus, dass diese Werte in den kommenden fünf Jahren steigen werden. Etwas anders sieht es am unteren Ende der Skala aus. Haben heute 13 Prozent der Unternehmen keine Digital-Umsätze, so rechnen in fünf Jahren nur noch 4 Prozent damit. „Digital nimmt zu, aber vielleicht etwas zu langsam“, kommentiert Wintergerst die Werte. Er ergänzt: „Wenn wir Anschluss an die Spitzengruppe halten wollen, müssen wir ehrgeiziger und schneller werden.“ Immerhin: Trotz andauernder Rezession kündigten 29 Prozent der Unternehmen an, im laufenden Jahr mehr in ihre digitale Transformation zu investieren. 42 Prozent wollen ihre Digitalisierungsinvestitionen konstant halten, 18 Prozent etwas weniger und sieben Prozent deutlich weniger investieren. Datenschutz als Digitalisierungs-Hemmnis Bei der Frage nach den größten Hürden für ihre Digitalisierung wurden vor allem drei Ursachen häufig genannt. An erster Stelle stehen die Anforderungen an den Datenschutz mit 88 Prozent, gefolgt von dem Mangel an Fachkräften (74 Prozent), und fehlender Zeit (60 Prozent). Daneben beklagten etwa die Hälfte der Unternehmen fehlende finanzielle Mittel (55 Prozent) sowie fehlende marktfähige Lösungen (48 Prozent). „Die Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt, sehen die Bedeutung der Digitalisierung und wollen mehr investieren – trotz schwieriger Konjunktur“, erklärte der Bitkom-Präsident. „Jetzt ist die deutsche und europäische Politik gefordert. Sie muss das viel zu enge Regulierungskorsett lockern und dafür sorgen, dass die nötigen Investitionen wirklich fließen.“ Was die derzeit laufende Regierungsbildung angeht, forderte Wintergerst ein eigenständiges Ministerium und einen Digitalminister, der aus der Wirtschaft kommt und nicht aus der Politik. Eine Digitalagentur, die die IT-Projekte des Bundes umsetze, sei zu schwach und reiche nicht aus. „Ansonsten geht Kleinstaaterei von Bund und Ländern immer so weiter“, erklärte der Bitkom-Sprecher.