DAX-Konzerne – zu wenige Frauen im Top-Management
Allgemeinloading=”lazy” width=”400px”>Viele Top-Führungszirkel in den Unternehmen werden von Männern dominiert.Everett Collection-Shutterstock Im Zuge der verschärften Berichtspflicht durch die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) dringen nun auch mehr Zahlen zum Frauenanteil in Führungspositionen an die Öffentlichkeit. Die Rechnungsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hat Zahlen von DAX-Konzernen gesammelt und ausgewertet – und kommt zu ernüchternden Ergebnissen. In den untersuchten DAX-Unternehmen sind insgesamt 51.074 Personen auf der obersten Führungsebene tätig. Davon sind 14.543 Frauen – das entspricht einem Anteil von 28,5 Prozent. Der Frauenanteil an der Gesamtbelegschaft liegt hingegen im Durchschnitt bei 33,1 Prozent. Als oberste Führungsebene definieren die meisten Unternehmen EY zufolge eine oder zwei Ebenen unterhalb der Verwaltungs- und Aufsichtsorgane. Diversity an der Unternehmensspitze: So kommen Frauen nach oben Für die Studie hat EY-Parthenon, die Strategie- und Transaktionsberatung von EY, die CSRD-Berichte der DAX-Unternehmen ausgewertet. Allerdings legen nicht alle Firmen entsprechende Kennzahlen offen, da einige Themen als unwesentlich im Rahmen der doppelten Wesentlichkeitsanalyse nach CSRD bewertet wurden. Sieben DAX-40-Berichte musste EY aufgrund eines abweichenden Geschäftsjahrs, verspäteter Veröffentlichung oder fehlender Berichterstattung nach CSRD von der Analyse ausschließen. Dabei handelt es sich um Siemens, Siemens Energy, Siemens Healthineers, Infineon, Porsche Automobil Holding, Symrise und Qiagen. Männer dominieren die obersten Führungsebenen In fast zwei Dritteln der Betriebe sind Frauen auf der obersten Führungsebene unterrepräsentiert – das heißt, ihr Anteil liegt um mindestens fünf Prozentpunkte niedriger als in der Gesamtbelegschaft. Besonders hoch ist die Abweichung EY zufolge beim Gesundheitsdienstleister Fresenius, wo der Frauenanteil in der Belegschaft bei 67,4 Prozent liegt, auf der obersten Führungsebene aber nur 28,2 Prozent Frauen sind – hier liegt die Differenz also bei fast 40 Prozentpunkten. Zu wenig Frauen in IT- und Digitalberufen Auf der anderen Seite sind beim Energiekonzern RWE nur 20,8 Prozent der Belegschaft weiblich, im obersten Management liegt der Frauenanteil hingegen bei 33,3 Prozent – hier sind Frauen in führenden Positionen also stärker repräsentiert als in der Gesamtbelegschaft. Auch bei Heidelberg Materials, BMW und Airbus ist der Frauenanteil in der Chefetage höher als in der Gesamtbelegschaft – was allerdings in erster Linie auf den sehr geringen Frauenanteil in der Gesamtbelegschaft zurückzuführen ist. „Wir sehen seit vielen Jahren oft sehr intensive Bestrebungen der Unternehmen, den Frauenanteil im Vorstand und im oberen Management zu steigern“, konstatierte Janine Bartsch, Senior Manager bei EY-Parthenon. „Aus vielerlei Gründen sind diese Bemühungen aber oft nur begrenzt erfolgreich.“ Bartsch führt dies unter anderem auf Themen wie Kinderbetreuung, traditionelle Rollenbilder und entsprechende individuelle Karriereentscheidungen zurück. Es fehlen Strukturen, um Frauen den Weg zu erleichtern „Aber wir sehen auch, dass die Strukturen in vielen DAX-Konzernen offenbar nicht ausreichend darauf ausgerichtet sind, Frauen den Weg in eine Führungsposition zu erleichtern“, kritisiert die EY-Managerin. Dazu gehöre oft auch das Fehlen von entsprechenden Netzwerken und starken Vorbildern. Auch Vorurteile gegenüber der Leistungsfähigkeit und Kompetenz von Frauen könnten eine Rolle spielen, ebenso wie eine entsprechende Unternehmenskultur, die Vielfalt nicht fördere. width=”100%” height=”152″ frameborder=”0″ allowfullscreen allow=”autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture” loading=”lazy” src=”https://open.spotify.com/embed/episode/7Drzl4xVl9acI7AAl5LOyF?utm_source=oembed”> Grundsätzlich sieht Bartsch die Veröffentlichung der CSRD-Berichte als einen wichtigen Schritt hin zu mehr Transparenz. Außerdem seien die Zahlen ein zusätzlicher Anreiz für jedes einzelne Unternehmen, die eigene Position im Branchenvergleich zu analysieren. Auch an anderen Stellen gibt es in Sachen Geschlechterparität noch viel Luft nach oben. So ist der Frauenanteil an der Gesamtbelegschaft der DAX-Unternehmen laut der EY-Studie in den Jahren von 2021 bis 2024 insgesamt sogar leicht gesunken – von 34,1 auf 33,1 Prozent. „Insgesamt gelingt es den DAX-Konzernen nicht ausreichend, den Frauenanteil in der Belegschaft zu steigern“, moniert Bartsch. Das könne man zwar nicht unbedingt immer den Unternehmen anlasten, aber im Ergebnis sei die Entwicklung enttäuschend. Zu wenig Frauen im Job – es besteht Handlungsbedarf „Man kann nicht darauf hoffen, dass der Frauenanteil auf oberster Führungsebene steigt, wenn gleichzeitig der Anteil der Mitarbeiterinnen sinkt“, erläuterte die EY-Managerin. „Die bisherigen Programme zur Stärkung der Attraktivität für weibliche Beschäftigte haben ihre Wirkung offenbar in vielen Fällen weitgehend verfehlt – da besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf.“ Die bisherigen Programme zur Stärkung der Attraktivität für weibliche Beschäftigte haben ihre Wirkung offenbar in vielen Fällen weitgehend verfehlt, kritisiert Janine Bartsch von EY.EY Das gilt auch für den Gender Pay Gap, denn nach wie vor verdienen Männer im gleichen Job mehr als Frauen. Laut den Angaben zum sogenannten unbereinigten Gender Pay Gap, also zum Lohnabstand zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigten, verdienen Männer in den DAX-Konzernen im Durchschnitt 13,9 Prozent mehr als Frauen. Zum Vergleich: Insgesamt liegt der Bruttolohn männlicher Arbeitnehmer in Deutschland um 16 Prozent über dem der weiblichen Beschäftigten. Gender Pay Gap bleibt hoch in Deutschland Allerdings gibt es zwischen den Unternehmen erhebliche Unterschiede: Bei vier der DAX-Unternehmen liegt der durchschnittliche Bruttostundenverdienst der Frauen über dem der Männer: Daimler Truck, BMW, DHL Group und Vonovia. Dagegen bekommen in der Finanzbranche männliche Beschäftigte im Durchschnitt erheblich mehr überwiesen als Frauen: Bei Munich Re und der Deutschen Börse verdienen Männer im Mittel jeweils 29 Prozent mehr als Frauen, bei Hannover Rück liegen die Bruttogehälter der Männer 30 Prozent höher als die der Frauen, bei der Commerzbank sogar 30,5 Prozent. Den höchsten Gender Pay Gap weist die Deutsche Bank mit knapp 38,8 Prozent aus. Mehr Transparenz ist ein erster Schritt zur Besserung „Die Transparenz dank der jetzt veröffentlichten CSRD-Berichte hilft enorm, um sozialer Nachhaltigkeit – und dazu zählt ein möglichst geringer Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen – mehr Sichtbarkeit zu geben“, sagt Bartsch. „Unternehmen haben bei den ganzen Anforderungen zur Berichterstattung die Möglichkeit, von der erweiterten Transparenz zu profitieren und die Chance, durch Fairness und Gleichstellung nachhaltigen Unternehmenserfolg zu fördern.” Bartsch verweist auf die Vorteile, wenn Unternehmen in soziale Nachhaltigkeit investieren. „Immer mehr Banken und Investoren koppeln Kreditvergaben und Investitionen an ESG-Kriterien. Außerdem ließen sich Kosten durch reduzierte Fluktuation und höhere Produktivität senken. Soziale Nachhaltigkeit stärke darüber hinaus das Vertrauen von Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden sowie der Gesellschaft in die entsprechenden Unternehmen, was insbesondere in stark umkämpften Märkten von Vorteil sei. Das Fazit der EY-Managerin: „Es lohnt sich also auch für die Unternehmen, wenn sie den Gender Pay Gap weiter reduzieren.“
DAX-Konzerne – zu wenige Frauen im Top-Management loading=”lazy” width=”400px”>Viele Top-Führungszirkel in den Unternehmen werden von Männern dominiert.Everett Collection-Shutterstock
Im Zuge der verschärften Berichtspflicht durch die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) dringen nun auch mehr Zahlen zum Frauenanteil in Führungspositionen an die Öffentlichkeit. Die Rechnungsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hat Zahlen von DAX-Konzernen gesammelt und ausgewertet – und kommt zu ernüchternden Ergebnissen.
In den untersuchten DAX-Unternehmen sind insgesamt 51.074 Personen auf der obersten Führungsebene tätig. Davon sind 14.543 Frauen – das entspricht einem Anteil von 28,5 Prozent. Der Frauenanteil an der Gesamtbelegschaft liegt hingegen im Durchschnitt bei 33,1 Prozent. Als oberste Führungsebene definieren die meisten Unternehmen EY zufolge eine oder zwei Ebenen unterhalb der Verwaltungs- und Aufsichtsorgane.
Diversity an der Unternehmensspitze: So kommen Frauen nach oben
Für die Studie hat EY-Parthenon, die Strategie- und Transaktionsberatung von EY, die CSRD-Berichte der DAX-Unternehmen ausgewertet. Allerdings legen nicht alle Firmen entsprechende Kennzahlen offen, da einige Themen als unwesentlich im Rahmen der doppelten Wesentlichkeitsanalyse nach CSRD bewertet wurden. Sieben DAX-40-Berichte musste EY aufgrund eines abweichenden Geschäftsjahrs, verspäteter Veröffentlichung oder fehlender Berichterstattung nach CSRD von der Analyse ausschließen. Dabei handelt es sich um Siemens, Siemens Energy, Siemens Healthineers, Infineon, Porsche Automobil Holding, Symrise und Qiagen.
Männer dominieren die obersten Führungsebenen
In fast zwei Dritteln der Betriebe sind Frauen auf der obersten Führungsebene unterrepräsentiert – das heißt, ihr Anteil liegt um mindestens fünf Prozentpunkte niedriger als in der Gesamtbelegschaft. Besonders hoch ist die Abweichung EY zufolge beim Gesundheitsdienstleister Fresenius, wo der Frauenanteil in der Belegschaft bei 67,4 Prozent liegt, auf der obersten Führungsebene aber nur 28,2 Prozent Frauen sind – hier liegt die Differenz also bei fast 40 Prozentpunkten.
Zu wenig Frauen in IT- und Digitalberufen
Auf der anderen Seite sind beim Energiekonzern RWE nur 20,8 Prozent der Belegschaft weiblich, im obersten Management liegt der Frauenanteil hingegen bei 33,3 Prozent – hier sind Frauen in führenden Positionen also stärker repräsentiert als in der Gesamtbelegschaft. Auch bei Heidelberg Materials, BMW und Airbus ist der Frauenanteil in der Chefetage höher als in der Gesamtbelegschaft – was allerdings in erster Linie auf den sehr geringen Frauenanteil in der Gesamtbelegschaft zurückzuführen ist.
„Wir sehen seit vielen Jahren oft sehr intensive Bestrebungen der Unternehmen, den Frauenanteil im Vorstand und im oberen Management zu steigern“, konstatierte Janine Bartsch, Senior Manager bei EY-Parthenon. „Aus vielerlei Gründen sind diese Bemühungen aber oft nur begrenzt erfolgreich.“ Bartsch führt dies unter anderem auf Themen wie Kinderbetreuung, traditionelle Rollenbilder und entsprechende individuelle Karriereentscheidungen zurück.
Es fehlen Strukturen, um Frauen den Weg zu erleichtern
„Aber wir sehen auch, dass die Strukturen in vielen DAX-Konzernen offenbar nicht ausreichend darauf ausgerichtet sind, Frauen den Weg in eine Führungsposition zu erleichtern“, kritisiert die EY-Managerin. Dazu gehöre oft auch das Fehlen von entsprechenden Netzwerken und starken Vorbildern. Auch Vorurteile gegenüber der Leistungsfähigkeit und Kompetenz von Frauen könnten eine Rolle spielen, ebenso wie eine entsprechende Unternehmenskultur, die Vielfalt nicht fördere.
width=”100%” height=”152″ frameborder=”0″ allowfullscreen allow=”autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture” loading=”lazy” src=”https://open.spotify.com/embed/episode/7Drzl4xVl9acI7AAl5LOyF?utm_source=oembed”>
Grundsätzlich sieht Bartsch die Veröffentlichung der CSRD-Berichte als einen wichtigen Schritt hin zu mehr Transparenz. Außerdem seien die Zahlen ein zusätzlicher Anreiz für jedes einzelne Unternehmen, die eigene Position im Branchenvergleich zu analysieren.
Auch an anderen Stellen gibt es in Sachen Geschlechterparität noch viel Luft nach oben. So ist der Frauenanteil an der Gesamtbelegschaft der DAX-Unternehmen laut der EY-Studie in den Jahren von 2021 bis 2024 insgesamt sogar leicht gesunken – von 34,1 auf 33,1 Prozent. „Insgesamt gelingt es den DAX-Konzernen nicht ausreichend, den Frauenanteil in der Belegschaft zu steigern“, moniert Bartsch. Das könne man zwar nicht unbedingt immer den Unternehmen anlasten, aber im Ergebnis sei die Entwicklung enttäuschend.
Zu wenig Frauen im Job – es besteht Handlungsbedarf
„Man kann nicht darauf hoffen, dass der Frauenanteil auf oberster Führungsebene steigt, wenn gleichzeitig der Anteil der Mitarbeiterinnen sinkt“, erläuterte die EY-Managerin. „Die bisherigen Programme zur Stärkung der Attraktivität für weibliche Beschäftigte haben ihre Wirkung offenbar in vielen Fällen weitgehend verfehlt – da besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf.“
Die bisherigen Programme zur Stärkung der Attraktivität für weibliche Beschäftigte haben ihre Wirkung offenbar in vielen Fällen weitgehend verfehlt, kritisiert Janine Bartsch von EY.EY
Das gilt auch für den Gender Pay Gap, denn nach wie vor verdienen Männer im gleichen Job mehr als Frauen. Laut den Angaben zum sogenannten unbereinigten Gender Pay Gap, also zum Lohnabstand zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigten, verdienen Männer in den DAX-Konzernen im Durchschnitt 13,9 Prozent mehr als Frauen. Zum Vergleich: Insgesamt liegt der Bruttolohn männlicher Arbeitnehmer in Deutschland um 16 Prozent über dem der weiblichen Beschäftigten.
Gender Pay Gap bleibt hoch in Deutschland
Allerdings gibt es zwischen den Unternehmen erhebliche Unterschiede: Bei vier der DAX-Unternehmen liegt der durchschnittliche Bruttostundenverdienst der Frauen über dem der Männer: Daimler Truck, BMW, DHL Group und Vonovia. Dagegen bekommen in der Finanzbranche männliche Beschäftigte im Durchschnitt erheblich mehr überwiesen als Frauen: Bei Munich Re und der Deutschen Börse verdienen Männer im Mittel jeweils 29 Prozent mehr als Frauen, bei Hannover Rück liegen die Bruttogehälter der Männer 30 Prozent höher als die der Frauen, bei der Commerzbank sogar 30,5 Prozent. Den höchsten Gender Pay Gap weist die Deutsche Bank mit knapp 38,8 Prozent aus.
Mehr Transparenz ist ein erster Schritt zur Besserung
„Die Transparenz dank der jetzt veröffentlichten CSRD-Berichte hilft enorm, um sozialer Nachhaltigkeit – und dazu zählt ein möglichst geringer Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen – mehr Sichtbarkeit zu geben“, sagt Bartsch. „Unternehmen haben bei den ganzen Anforderungen zur Berichterstattung die Möglichkeit, von der erweiterten Transparenz zu profitieren und die Chance, durch Fairness und Gleichstellung nachhaltigen Unternehmenserfolg zu fördern.”
Bartsch verweist auf die Vorteile, wenn Unternehmen in soziale Nachhaltigkeit investieren. „Immer mehr Banken und Investoren koppeln Kreditvergaben und Investitionen an ESG-Kriterien. Außerdem ließen sich Kosten durch reduzierte Fluktuation und höhere Produktivität senken. Soziale Nachhaltigkeit stärke darüber hinaus das Vertrauen von Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden sowie der Gesellschaft in die entsprechenden Unternehmen, was insbesondere in stark umkämpften Märkten von Vorteil sei. Das Fazit der EY-Managerin: „Es lohnt sich also auch für die Unternehmen, wenn sie den Gender Pay Gap weiter reduzieren.“
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