Immer mehr Unternehmen liebäugeln damit, Workloads aus der Cloud zurückzuverlagern. Doch was ist dabei zu beachten? Ar_TH – Shutterstock.com Die Cloud-Euphorie scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben. Aufgrund der jüngsten geopolitischen Verwerfungen sowie neuer rechtlicher und regulatorischer Fragen stellen sich immer mehr Unternehmen die Frage, welche Workloads in der Public Cloud noch sinnvoll sind und welche besser On-Premises im eigenen Rechenzentrum betrieben werden? Zudem wird der Wunsch nach digitaler Souveränität immer lauter. Erschwerend kommt hinzu, dass die Cloud-Kosten angesichts des Siegeszugs der KI-Anwendungen zunehmend unkalkulierbar und damit zum Risiko werden. Doch wie sieht eine erfolgsversprechende Repatriierungs-Strategie aus? Was ist in Sachen Infrastruktur zu berücksichtigen? Was ist mit Blick auf den Business Case zu beachten? 10 Empfehlungen Stefan Maier, Geschäftsführer bei Prior1, gibt hierzu zehn Empfehlungen aus Sicht der Rechenzentrumsplanung. Sein Unternehmen unterstützt Organisationen bei der Planung und Umsetzung hybrider Rechenzentrumsinfrastrukturen. Die Palette reicht dabei vom energieeffizienten Neubau bis zur Co-Location. 1. Workloads differenziert analysieren Der erste Schritt jeder Rückführungs-Strategie sollte eine detaillierte Analyse aller Workloads im Unternehmen sein. Dabei geht es nicht nur um technische Kriterien, sondern auch um wirtschaftliche, regulatorische und sicherheitsrelevante Aspekte. Welche Anwendungen verursachen in der Cloud überproportional hohe Betriebskosten? Welche sind datenschutzrechtlich sensibel oder erfordern geringe Latenzzeiten? Besonders bei KI-gestützten Prozessen, großen Datenmengen oder Business-Critical-Applikationen lohnt sich ein genauer Blick auf Betriebskosten, Datenflüsse und Abhängigkeiten. Diese Analyse sollte das Fundament jeder Architekturentscheidung bilden. 2. Strategische Standortwahl Die Wahl des richtigen Standorts für das eigene Rechenzentrum hat weitreichende Konsequenzen: für Energieeffizienz, Betriebsstabilität, Nachhaltigkeit und Expansion. So sollten Aspekte wie Netzanschluss, Platzangebot und Erreichbarkeit berücksichtigt werden. Stefan Maier, Geschäftsführer bei Prior1, gibt Empfehlungen zur Cloud-Rückführung. Prior1 Darüber hinaus sind Punkte wie regionale Förderprogramme, die Nähe zu Ökostromquellen oder Potenziale für die Abwärmenutzung in die Überlegungen einzubeziehen. Eine gute Standortentscheidung kann nicht nur langfristige Betriebskosten senken, sondern auch die Investitionssicherheit und Flexibilität erhöhen. 3. Energieeffizienz einplanen Moderne Rechenzentren müssen deutlich mehr Rechenleistung auf engerem Raum erbringen und dabei im Verhältnis zur verarbeiteten IT-Last immer weniger Energie verbrauchen. Die Herausforderung: Neue Workloads wie KI oder Machine Learning erhöhen die Leistungsdichte erheblich. Eine klassische Luftkühlung stößt hier teilweise an ihre Grenzen. Stattdessen setzen fortschrittliche Betreiber auf Konzepte wie Direct-Liquid-Cooling, Warmwasser-Kreisläufe oder modulare Kühlzonen. Wer diese Technologien von Anfang an einplant, reduziert nicht nur Energiekosten und CO₂-Ausstoß, sondern hilft dabei, gesetzliche Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) zu erreichen. 4. Nachhaltigkeit als Business Case Nachhaltigkeit ist heute mehr als nur eine Pflicht. Sie wird zunehmend ein Mittel zur strategischen Differenzierung. Rechenzentren mit eigener Photovoltaik-Anlage, Ökostromverträgen, Holzmodulbauweise oder intelligenter Abwärmenutzung setzen ein Zeichen für Verantwortung. Zudem erzielen sie auch ökonomische Vorteile durch langfristige Energiepreisstabilität, Imageeffekte und regulatorische Bonuspunkte. Nachhaltigkeit lässt sich heute planen, nicht nur aus Überzeugung, sondern auch aus wirtschaftlicher Klugheit. 5. Compliance technisch abbilden Regulatorische Vorgaben wie DSGVO, NIS2 oder das EnEfG beeinflussen die RZ-Planung tiefgreifend. Eigene Rechenzentren bieten die Möglichkeit, Compliance von Grund auf mitzudenken. Dazu zählen klar definierte Zugriffsrechte, verschlüsselte Datenräume, nachvollziehbare Log-Ketten oder dedizierte Sicherheitszonen. Gerade mittelständische Unternehmen profitieren von dieser Transparenz und vermeiden langfristige Risiken bei Audits, Zertifizierungen oder Lieferkettenverantwortung. 6. Hybride Architekturen gezielt planen Ein Rechenzentrum ersetzt nicht automatisch die Cloud. Vielmehr geht es um das richtige Zusammenspiel beider Welten. Hybride IT-Architekturen ermöglichen es, sensible oder kostenintensive Anwendungen lokal zu betreiben, während andere Dienste weiterhin in der Cloud bleiben. Voraussetzung hierfür ist eine durchdachte Architektur mit klaren Schnittstellen, einheitlichen Monitoring-Lösungen und gut dokumentierten Übergabepunkten. Wer hybride Strategien frühzeitig einplant, bleibt langfristig flexibel. 7. Kosten realistisch kalkulieren Viele Repatriierungsprojekte scheitern an einer zu optimistischen Kostenplanung. Neben Investitionskosten für Bau, Hardware und Ausstattung müssen auch die laufenden Betriebskosten realistisch abgebildet werden. So sind etwa Energie-, Flächenbedarf, Wartung, Personal, Software-Lizenzen, IT-Sicherheit oder Notfallvorsorge zu berücksichtigen. Eine Total-Cost-of-Ownership-(TCO-)Betrachtung über fünf bis zehn Jahre gibt realistische Entscheidungsgrundlagen und zeigt oft, dass On-Premises-Modelle wirtschaftlicher sind als erwartet. 8. Personalressourcen gezielt einsetzen Der Betrieb eines Rechenzentrums ist anspruchsvoll und Fachpersonal in der IT-Infrastruktur ist knapp. Wer dennoch eigene Infrastrukturen betreiben will, sollte frühzeitig über Betriebsmodelle nachdenken. Insite-Co-Location, Managed-Services oder Fully-Serviced-RZs ermöglichen eine Entlastung interner Ressourcen, ohne Kontrollverlust. So lassen sich Betriebssicherheit, Verfügbarkeit und Know-how kombinieren, ganz im Sinne eines souveränen, aber wirtschaftlichen RZ-Betriebs. 9. Flexible Finanzierungsmodelle nutzen Der Bau oder Umbau eines Rechenzentrums muss nicht automatisch hohe Einmalkosten bedeuten. Moderne Anbieter bieten flexible Finanzierungsmodelle, etwa nutzungsbasierte Abrechnung (Consumption-Based), Leasing-Optionen oder hybride Modelle, die CAPEX- und OPEX-Anteile kombinieren. Gerade für Unternehmen mit begrenztem Investitionsspielraum eröffnen sich so Wege zur digitalen Eigenständigkeit, ohne auf Skalierbarkeit, Nachhaltigkeit oder Sicherheit zu verzichten. 10. Expertise einbinden Eine Cloud-Rückführung ist kein rein technisches Projekt. Sie betrifft Strategie, Finanzen, Organisation, Nachhaltigkeit und Compliance. Deshalb lohnt es sich, bereits früh im Planungsprozess auf externe Erfahrung zu setzen. Rechenzentrumsplaner bringen nicht nur bauliches und technisches Know-how ein, sondern auch Erfahrung mit hybriden Szenarien, regulatorischer Integration und nachhaltigen Betriebskonzepten. Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern sorgt für zukunftssichere Entscheidungen.
10 Tipps zur Cloud-Rückführung
Immer mehr Unternehmen liebäugeln damit, Workloads aus der Cloud zurückzuverlagern. Doch was ist dabei zu beachten? Ar_TH – Shutterstock.com Die Cloud-Euphorie scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben. Aufgrund der jüngsten geopolitischen Verwerfungen sowie neuer rechtlicher und regulatorischer Fragen stellen sich immer mehr Unternehmen die Frage, welche Workloads in der Public Cloud noch sinnvoll sind und welche besser On-Premises im eigenen Rechenzentrum betrieben werden? Zudem wird der Wunsch nach digitaler Souveränität immer lauter. Erschwerend kommt hinzu, dass die Cloud-Kosten angesichts des Siegeszugs der KI-Anwendungen zunehmend unkalkulierbar und damit zum Risiko werden. Doch wie sieht eine erfolgsversprechende Repatriierungs-Strategie aus? Was ist in Sachen Infrastruktur zu berücksichtigen? Was ist mit Blick auf den Business Case zu beachten? 10 Empfehlungen Stefan Maier, Geschäftsführer bei Prior1, gibt hierzu zehn Empfehlungen aus Sicht der Rechenzentrumsplanung. Sein Unternehmen unterstützt Organisationen bei der Planung und Umsetzung hybrider Rechenzentrumsinfrastrukturen. Die Palette reicht dabei vom energieeffizienten Neubau bis zur Co-Location. 1. Workloads differenziert analysieren Der erste Schritt jeder Rückführungs-Strategie sollte eine detaillierte Analyse aller Workloads im Unternehmen sein. Dabei geht es nicht nur um technische Kriterien, sondern auch um wirtschaftliche, regulatorische und sicherheitsrelevante Aspekte. Welche Anwendungen verursachen in der Cloud überproportional hohe Betriebskosten? Welche sind datenschutzrechtlich sensibel oder erfordern geringe Latenzzeiten? Besonders bei KI-gestützten Prozessen, großen Datenmengen oder Business-Critical-Applikationen lohnt sich ein genauer Blick auf Betriebskosten, Datenflüsse und Abhängigkeiten. Diese Analyse sollte das Fundament jeder Architekturentscheidung bilden. 2. Strategische Standortwahl Die Wahl des richtigen Standorts für das eigene Rechenzentrum hat weitreichende Konsequenzen: für Energieeffizienz, Betriebsstabilität, Nachhaltigkeit und Expansion. So sollten Aspekte wie Netzanschluss, Platzangebot und Erreichbarkeit berücksichtigt werden. Stefan Maier, Geschäftsführer bei Prior1, gibt Empfehlungen zur Cloud-Rückführung. Prior1 Darüber hinaus sind Punkte wie regionale Förderprogramme, die Nähe zu Ökostromquellen oder Potenziale für die Abwärmenutzung in die Überlegungen einzubeziehen. Eine gute Standortentscheidung kann nicht nur langfristige Betriebskosten senken, sondern auch die Investitionssicherheit und Flexibilität erhöhen. 3. Energieeffizienz einplanen Moderne Rechenzentren müssen deutlich mehr Rechenleistung auf engerem Raum erbringen und dabei im Verhältnis zur verarbeiteten IT-Last immer weniger Energie verbrauchen. Die Herausforderung: Neue Workloads wie KI oder Machine Learning erhöhen die Leistungsdichte erheblich. Eine klassische Luftkühlung stößt hier teilweise an ihre Grenzen. Stattdessen setzen fortschrittliche Betreiber auf Konzepte wie Direct-Liquid-Cooling, Warmwasser-Kreisläufe oder modulare Kühlzonen. Wer diese Technologien von Anfang an einplant, reduziert nicht nur Energiekosten und CO₂-Ausstoß, sondern hilft dabei, gesetzliche Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) zu erreichen. 4. Nachhaltigkeit als Business Case Nachhaltigkeit ist heute mehr als nur eine Pflicht. Sie wird zunehmend ein Mittel zur strategischen Differenzierung. Rechenzentren mit eigener Photovoltaik-Anlage, Ökostromverträgen, Holzmodulbauweise oder intelligenter Abwärmenutzung setzen ein Zeichen für Verantwortung. Zudem erzielen sie auch ökonomische Vorteile durch langfristige Energiepreisstabilität, Imageeffekte und regulatorische Bonuspunkte. Nachhaltigkeit lässt sich heute planen, nicht nur aus Überzeugung, sondern auch aus wirtschaftlicher Klugheit. 5. Compliance technisch abbilden Regulatorische Vorgaben wie DSGVO, NIS2 oder das EnEfG beeinflussen die RZ-Planung tiefgreifend. Eigene Rechenzentren bieten die Möglichkeit, Compliance von Grund auf mitzudenken. Dazu zählen klar definierte Zugriffsrechte, verschlüsselte Datenräume, nachvollziehbare Log-Ketten oder dedizierte Sicherheitszonen. Gerade mittelständische Unternehmen profitieren von dieser Transparenz und vermeiden langfristige Risiken bei Audits, Zertifizierungen oder Lieferkettenverantwortung. 6. Hybride Architekturen gezielt planen Ein Rechenzentrum ersetzt nicht automatisch die Cloud. Vielmehr geht es um das richtige Zusammenspiel beider Welten. Hybride IT-Architekturen ermöglichen es, sensible oder kostenintensive Anwendungen lokal zu betreiben, während andere Dienste weiterhin in der Cloud bleiben. Voraussetzung hierfür ist eine durchdachte Architektur mit klaren Schnittstellen, einheitlichen Monitoring-Lösungen und gut dokumentierten Übergabepunkten. Wer hybride Strategien frühzeitig einplant, bleibt langfristig flexibel. 7. Kosten realistisch kalkulieren Viele Repatriierungsprojekte scheitern an einer zu optimistischen Kostenplanung. Neben Investitionskosten für Bau, Hardware und Ausstattung müssen auch die laufenden Betriebskosten realistisch abgebildet werden. So sind etwa Energie-, Flächenbedarf, Wartung, Personal, Software-Lizenzen, IT-Sicherheit oder Notfallvorsorge zu berücksichtigen. Eine Total-Cost-of-Ownership-(TCO-)Betrachtung über fünf bis zehn Jahre gibt realistische Entscheidungsgrundlagen und zeigt oft, dass On-Premises-Modelle wirtschaftlicher sind als erwartet. 8. Personalressourcen gezielt einsetzen Der Betrieb eines Rechenzentrums ist anspruchsvoll und Fachpersonal in der IT-Infrastruktur ist knapp. Wer dennoch eigene Infrastrukturen betreiben will, sollte frühzeitig über Betriebsmodelle nachdenken. Insite-Co-Location, Managed-Services oder Fully-Serviced-RZs ermöglichen eine Entlastung interner Ressourcen, ohne Kontrollverlust. So lassen sich Betriebssicherheit, Verfügbarkeit und Know-how kombinieren, ganz im Sinne eines souveränen, aber wirtschaftlichen RZ-Betriebs. 9. Flexible Finanzierungsmodelle nutzen Der Bau oder Umbau eines Rechenzentrums muss nicht automatisch hohe Einmalkosten bedeuten. Moderne Anbieter bieten flexible Finanzierungsmodelle, etwa nutzungsbasierte Abrechnung (Consumption-Based), Leasing-Optionen oder hybride Modelle, die CAPEX- und OPEX-Anteile kombinieren. Gerade für Unternehmen mit begrenztem Investitionsspielraum eröffnen sich so Wege zur digitalen Eigenständigkeit, ohne auf Skalierbarkeit, Nachhaltigkeit oder Sicherheit zu verzichten. 10. Expertise einbinden Eine Cloud-Rückführung ist kein rein technisches Projekt. Sie betrifft Strategie, Finanzen, Organisation, Nachhaltigkeit und Compliance. Deshalb lohnt es sich, bereits früh im Planungsprozess auf externe Erfahrung zu setzen. Rechenzentrumsplaner bringen nicht nur bauliches und technisches Know-how ein, sondern auch Erfahrung mit hybriden Szenarien, regulatorischer Integration und nachhaltigen Betriebskonzepten. Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern sorgt für zukunftssichere Entscheidungen.
10 Tipps zur Cloud-Rückführung Immer mehr Unternehmen liebäugeln damit, Workloads aus der Cloud zurückzuverlagern. Doch was ist dabei zu beachten? Ar_TH – Shutterstock.com Die Cloud-Euphorie scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben. Aufgrund der jüngsten geopolitischen Verwerfungen sowie neuer rechtlicher und regulatorischer Fragen stellen sich immer mehr Unternehmen die Frage, welche Workloads in der Public Cloud noch sinnvoll sind und welche besser On-Premises im eigenen Rechenzentrum betrieben werden? Zudem wird der Wunsch nach digitaler Souveränität immer lauter. Erschwerend kommt hinzu, dass die Cloud-Kosten angesichts des Siegeszugs der KI-Anwendungen zunehmend unkalkulierbar und damit zum Risiko werden. Doch wie sieht eine erfolgsversprechende Repatriierungs-Strategie aus? Was ist in Sachen Infrastruktur zu berücksichtigen? Was ist mit Blick auf den Business Case zu beachten? 10 Empfehlungen Stefan Maier, Geschäftsführer bei Prior1, gibt hierzu zehn Empfehlungen aus Sicht der Rechenzentrumsplanung. Sein Unternehmen unterstützt Organisationen bei der Planung und Umsetzung hybrider Rechenzentrumsinfrastrukturen. Die Palette reicht dabei vom energieeffizienten Neubau bis zur Co-Location. 1. Workloads differenziert analysieren Der erste Schritt jeder Rückführungs-Strategie sollte eine detaillierte Analyse aller Workloads im Unternehmen sein. Dabei geht es nicht nur um technische Kriterien, sondern auch um wirtschaftliche, regulatorische und sicherheitsrelevante Aspekte. Welche Anwendungen verursachen in der Cloud überproportional hohe Betriebskosten? Welche sind datenschutzrechtlich sensibel oder erfordern geringe Latenzzeiten? Besonders bei KI-gestützten Prozessen, großen Datenmengen oder Business-Critical-Applikationen lohnt sich ein genauer Blick auf Betriebskosten, Datenflüsse und Abhängigkeiten. Diese Analyse sollte das Fundament jeder Architekturentscheidung bilden. 2. Strategische Standortwahl Die Wahl des richtigen Standorts für das eigene Rechenzentrum hat weitreichende Konsequenzen: für Energieeffizienz, Betriebsstabilität, Nachhaltigkeit und Expansion. So sollten Aspekte wie Netzanschluss, Platzangebot und Erreichbarkeit berücksichtigt werden. Stefan Maier, Geschäftsführer bei Prior1, gibt Empfehlungen zur Cloud-Rückführung. Prior1 Darüber hinaus sind Punkte wie regionale Förderprogramme, die Nähe zu Ökostromquellen oder Potenziale für die Abwärmenutzung in die Überlegungen einzubeziehen. Eine gute Standortentscheidung kann nicht nur langfristige Betriebskosten senken, sondern auch die Investitionssicherheit und Flexibilität erhöhen. 3. Energieeffizienz einplanen Moderne Rechenzentren müssen deutlich mehr Rechenleistung auf engerem Raum erbringen und dabei im Verhältnis zur verarbeiteten IT-Last immer weniger Energie verbrauchen. Die Herausforderung: Neue Workloads wie KI oder Machine Learning erhöhen die Leistungsdichte erheblich. Eine klassische Luftkühlung stößt hier teilweise an ihre Grenzen. Stattdessen setzen fortschrittliche Betreiber auf Konzepte wie Direct-Liquid-Cooling, Warmwasser-Kreisläufe oder modulare Kühlzonen. Wer diese Technologien von Anfang an einplant, reduziert nicht nur Energiekosten und CO₂-Ausstoß, sondern hilft dabei, gesetzliche Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) zu erreichen. 4. Nachhaltigkeit als Business Case Nachhaltigkeit ist heute mehr als nur eine Pflicht. Sie wird zunehmend ein Mittel zur strategischen Differenzierung. Rechenzentren mit eigener Photovoltaik-Anlage, Ökostromverträgen, Holzmodulbauweise oder intelligenter Abwärmenutzung setzen ein Zeichen für Verantwortung. Zudem erzielen sie auch ökonomische Vorteile durch langfristige Energiepreisstabilität, Imageeffekte und regulatorische Bonuspunkte. Nachhaltigkeit lässt sich heute planen, nicht nur aus Überzeugung, sondern auch aus wirtschaftlicher Klugheit. 5. Compliance technisch abbilden Regulatorische Vorgaben wie DSGVO, NIS2 oder das EnEfG beeinflussen die RZ-Planung tiefgreifend. Eigene Rechenzentren bieten die Möglichkeit, Compliance von Grund auf mitzudenken. Dazu zählen klar definierte Zugriffsrechte, verschlüsselte Datenräume, nachvollziehbare Log-Ketten oder dedizierte Sicherheitszonen. Gerade mittelständische Unternehmen profitieren von dieser Transparenz und vermeiden langfristige Risiken bei Audits, Zertifizierungen oder Lieferkettenverantwortung. 6. Hybride Architekturen gezielt planen Ein Rechenzentrum ersetzt nicht automatisch die Cloud. Vielmehr geht es um das richtige Zusammenspiel beider Welten. Hybride IT-Architekturen ermöglichen es, sensible oder kostenintensive Anwendungen lokal zu betreiben, während andere Dienste weiterhin in der Cloud bleiben. Voraussetzung hierfür ist eine durchdachte Architektur mit klaren Schnittstellen, einheitlichen Monitoring-Lösungen und gut dokumentierten Übergabepunkten. Wer hybride Strategien frühzeitig einplant, bleibt langfristig flexibel. 7. Kosten realistisch kalkulieren Viele Repatriierungsprojekte scheitern an einer zu optimistischen Kostenplanung. Neben Investitionskosten für Bau, Hardware und Ausstattung müssen auch die laufenden Betriebskosten realistisch abgebildet werden. So sind etwa Energie-, Flächenbedarf, Wartung, Personal, Software-Lizenzen, IT-Sicherheit oder Notfallvorsorge zu berücksichtigen. Eine Total-Cost-of-Ownership-(TCO-)Betrachtung über fünf bis zehn Jahre gibt realistische Entscheidungsgrundlagen und zeigt oft, dass On-Premises-Modelle wirtschaftlicher sind als erwartet. 8. Personalressourcen gezielt einsetzen Der Betrieb eines Rechenzentrums ist anspruchsvoll und Fachpersonal in der IT-Infrastruktur ist knapp. Wer dennoch eigene Infrastrukturen betreiben will, sollte frühzeitig über Betriebsmodelle nachdenken. Insite-Co-Location, Managed-Services oder Fully-Serviced-RZs ermöglichen eine Entlastung interner Ressourcen, ohne Kontrollverlust. So lassen sich Betriebssicherheit, Verfügbarkeit und Know-how kombinieren, ganz im Sinne eines souveränen, aber wirtschaftlichen RZ-Betriebs. 9. Flexible Finanzierungsmodelle nutzen Der Bau oder Umbau eines Rechenzentrums muss nicht automatisch hohe Einmalkosten bedeuten. Moderne Anbieter bieten flexible Finanzierungsmodelle, etwa nutzungsbasierte Abrechnung (Consumption-Based), Leasing-Optionen oder hybride Modelle, die CAPEX- und OPEX-Anteile kombinieren. Gerade für Unternehmen mit begrenztem Investitionsspielraum eröffnen sich so Wege zur digitalen Eigenständigkeit, ohne auf Skalierbarkeit, Nachhaltigkeit oder Sicherheit zu verzichten. 10. Expertise einbinden Eine Cloud-Rückführung ist kein rein technisches Projekt. Sie betrifft Strategie, Finanzen, Organisation, Nachhaltigkeit und Compliance. Deshalb lohnt es sich, bereits früh im Planungsprozess auf externe Erfahrung zu setzen. Rechenzentrumsplaner bringen nicht nur bauliches und technisches Know-how ein, sondern auch Erfahrung mit hybriden Szenarien, regulatorischer Integration und nachhaltigen Betriebskonzepten. Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern sorgt für zukunftssichere Entscheidungen.