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Verdummt durch generative KI?​

Denkarbeit erfolgreich ausgelagert?Anna Kucherova | shutterstock.com Im Jahr 2008 fragte sich Tech-Journalist und Buchautor Nicholas Carr, ob die Menschheit durch Google verdummt. In seiner Argumentation trug der neue, einfache Zugang zu Informationen über die Suchmaschine dazu bei, unsere Aufmerksamkeitsspanne zu verkürzen und dazu, unsere Fähigkeit „tiefgründig zu lesen“ einzuschränken. Parallel wurde damals auch kritisiert, dass Suchmaschinen Verlagen und Medienunternehmen Leserschaft und Gewinn abspenstig machen. Knapp zwanzig Jahre später zeigt sich mit Blick auf die Softwareentwicklung und Generative AI (GenAI) ein ganz ähnliches Bild: Entwickler nutzen zunehmend Programmierassistenten, die auf Basis von Large Language Models (LLMs) funktionieren, um Code zu vervollständigen, Tipps einzuholen und vieles mehr. Das kann unter Umständen so weit führen, dass einige Devs ihre Fähigkeit, kritisch zu denken dauerhaft an große Sprachmodelle “abgeben”. Diese wurden wiederum auf Daten von Plattformen wie Stack Overflow trainiert und tragen auf diese Weise dazu bei, etablierte Geschäftsmodelle zu zerstören. Es stellt sich also vollkommen zurecht die Frage: Verdummen wir durch Generative AI und Large Language Models? Generative KI, übernehmen Sie? Zugegebenermaßen befand sich Stack Overflow bereits vor der Einführung von ChatGPT, Github Copilot und anderen KI-Coding-Assistenten auf dem absteigenden Ast. Allerdings sind die Nutzerzahlen des Entwicklerportals mit zunehmender KI-Nutzung durch die Developer eingebrochen, wie Softwareentwickler Gergely Orosz in einem ausführlichen Blogbeitrag darlegt. „Auf Stack Overflow wurden seit dem Jahr 2009 nicht mehr so wenige Fragen pro Monat gestellt wie heute. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die Plattform ein Wunder braucht, damit sie überleben kann“, schreibt Orosz. Mit diesem Wunder ist allerdings nicht zu rechnen – auch wenn Stack Overflow und auch Reddit inzwischen Partnerschaften mit KI-Anbietern eingegangen sind und dafür entlohnt werden, Trainingsdaten bereitzustellen. Aber was, wenn diese Quelle wegen akuten Nutzermangels einmal versiegen? Natürlich könnten Large Language Models auch durch den Input ihrer Benutzer trainiert werden, wie Softwareentwickler Jared Daines in einem Post auf X argumentiert. Ein Problem dürfte jedoch an dem Punkt entstehen, an dem die Intelligenz der Entwickler irgendwann nicht mehr Schritt halten kann, weil zu viele Devs darauf angewiesen sind, dass LLMs die „Denkarbeit“ für sie übernehmen. Selbst erfahrene Developer sind nicht davor gefeit, in die „GenAI-Falle“ zu tappen, wie ein Blick auf aktuelle Daten von O’Reilly, Anbieter einer Lernplattform für Entwickler, zeigt. Laut Mike Loukides, Vice President of Content Strategy bei O’Reilly Media, haben immer weniger Softwareentwickler Interesse daran, Programmiersprachen zu lernen. „Vielleicht liegt das daran, dass ihre Bereitschaft zu groß ist, KI die Details zu Sprachen und Bibliotheken zu überlassen“, vermutet Loukides. Er fügt hinzu: „Wer KI einsetzt, um sich nicht mit komplexen Konzepten auseinandersetzen zu müssen, schadet sich selbst.“ Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Diese Gefahr besteht. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox! 

Verdummt durch generative KI?​ Denkarbeit erfolgreich ausgelagert?Anna Kucherova | shutterstock.com Im Jahr 2008 fragte sich Tech-Journalist und Buchautor Nicholas Carr, ob die Menschheit durch Google verdummt. In seiner Argumentation trug der neue, einfache Zugang zu Informationen über die Suchmaschine dazu bei, unsere Aufmerksamkeitsspanne zu verkürzen und dazu, unsere Fähigkeit „tiefgründig zu lesen“ einzuschränken. Parallel wurde damals auch kritisiert, dass Suchmaschinen Verlagen und Medienunternehmen Leserschaft und Gewinn abspenstig machen. Knapp zwanzig Jahre später zeigt sich mit Blick auf die Softwareentwicklung und Generative AI (GenAI) ein ganz ähnliches Bild: Entwickler nutzen zunehmend Programmierassistenten, die auf Basis von Large Language Models (LLMs) funktionieren, um Code zu vervollständigen, Tipps einzuholen und vieles mehr. Das kann unter Umständen so weit führen, dass einige Devs ihre Fähigkeit, kritisch zu denken dauerhaft an große Sprachmodelle “abgeben”. Diese wurden wiederum auf Daten von Plattformen wie Stack Overflow trainiert und tragen auf diese Weise dazu bei, etablierte Geschäftsmodelle zu zerstören. Es stellt sich also vollkommen zurecht die Frage: Verdummen wir durch Generative AI und Large Language Models? Generative KI, übernehmen Sie? Zugegebenermaßen befand sich Stack Overflow bereits vor der Einführung von ChatGPT, Github Copilot und anderen KI-Coding-Assistenten auf dem absteigenden Ast. Allerdings sind die Nutzerzahlen des Entwicklerportals mit zunehmender KI-Nutzung durch die Developer eingebrochen, wie Softwareentwickler Gergely Orosz in einem ausführlichen Blogbeitrag darlegt. „Auf Stack Overflow wurden seit dem Jahr 2009 nicht mehr so wenige Fragen pro Monat gestellt wie heute. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die Plattform ein Wunder braucht, damit sie überleben kann“, schreibt Orosz. Mit diesem Wunder ist allerdings nicht zu rechnen – auch wenn Stack Overflow und auch Reddit inzwischen Partnerschaften mit KI-Anbietern eingegangen sind und dafür entlohnt werden, Trainingsdaten bereitzustellen. Aber was, wenn diese Quelle wegen akuten Nutzermangels einmal versiegen? Natürlich könnten Large Language Models auch durch den Input ihrer Benutzer trainiert werden, wie Softwareentwickler Jared Daines in einem Post auf X argumentiert. Ein Problem dürfte jedoch an dem Punkt entstehen, an dem die Intelligenz der Entwickler irgendwann nicht mehr Schritt halten kann, weil zu viele Devs darauf angewiesen sind, dass LLMs die „Denkarbeit“ für sie übernehmen. Selbst erfahrene Developer sind nicht davor gefeit, in die „GenAI-Falle“ zu tappen, wie ein Blick auf aktuelle Daten von O’Reilly, Anbieter einer Lernplattform für Entwickler, zeigt. Laut Mike Loukides, Vice President of Content Strategy bei O’Reilly Media, haben immer weniger Softwareentwickler Interesse daran, Programmiersprachen zu lernen. „Vielleicht liegt das daran, dass ihre Bereitschaft zu groß ist, KI die Details zu Sprachen und Bibliotheken zu überlassen“, vermutet Loukides. Er fügt hinzu: „Wer KI einsetzt, um sich nicht mit komplexen Konzepten auseinandersetzen zu müssen, schadet sich selbst.“ Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Diese Gefahr besteht. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!

Verdummt durch generative KI?​

Denkarbeit erfolgreich ausgelagert?Anna Kucherova | shutterstock.com Im Jahr 2008 fragte sich Tech-Journalist und Buchautor Nicholas Carr, ob die Menschheit durch Google verdummt. In seiner Argumentation trug der neue, einfache Zugang zu Informationen über die Suchmaschine dazu bei, unsere Aufmerksamkeitsspanne zu verkürzen und dazu, unsere Fähigkeit „tiefgründig zu lesen“ einzuschränken. Parallel wurde damals auch kritisiert, dass Suchmaschinen Verlagen und Medienunternehmen Leserschaft und Gewinn abspenstig machen. Knapp zwanzig Jahre später zeigt sich mit Blick auf die Softwareentwicklung und Generative AI (GenAI) ein ganz ähnliches Bild: Entwickler nutzen zunehmend Programmierassistenten, die auf Basis von Large Language Models (LLMs) funktionieren, um Code zu vervollständigen, Tipps einzuholen und vieles mehr. Das kann unter Umständen so weit führen, dass einige Devs ihre Fähigkeit, kritisch zu denken dauerhaft an große Sprachmodelle “abgeben”. Diese wurden wiederum auf Daten von Plattformen wie Stack Overflow trainiert und tragen auf diese Weise dazu bei, etablierte Geschäftsmodelle zu zerstören. Es stellt sich also vollkommen zurecht die Frage: Verdummen wir durch Generative AI und Large Language Models? Generative KI, übernehmen Sie? Zugegebenermaßen befand sich Stack Overflow bereits vor der Einführung von ChatGPT, Github Copilot und anderen KI-Coding-Assistenten auf dem absteigenden Ast. Allerdings sind die Nutzerzahlen des Entwicklerportals mit zunehmender KI-Nutzung durch die Developer eingebrochen, wie Softwareentwickler Gergely Orosz in einem ausführlichen Blogbeitrag darlegt. „Auf Stack Overflow wurden seit dem Jahr 2009 nicht mehr so wenige Fragen pro Monat gestellt wie heute. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die Plattform ein Wunder braucht, damit sie überleben kann“, schreibt Orosz. Mit diesem Wunder ist allerdings nicht zu rechnen – auch wenn Stack Overflow und auch Reddit inzwischen Partnerschaften mit KI-Anbietern eingegangen sind und dafür entlohnt werden, Trainingsdaten bereitzustellen. Aber was, wenn diese Quelle wegen akuten Nutzermangels einmal versiegen? Natürlich könnten Large Language Models auch durch den Input ihrer Benutzer trainiert werden, wie Softwareentwickler Jared Daines in einem Post auf X argumentiert. Ein Problem dürfte jedoch an dem Punkt entstehen, an dem die Intelligenz der Entwickler irgendwann nicht mehr Schritt halten kann, weil zu viele Devs darauf angewiesen sind, dass LLMs die „Denkarbeit“ für sie übernehmen. Selbst erfahrene Developer sind nicht davor gefeit, in die „GenAI-Falle“ zu tappen, wie ein Blick auf aktuelle Daten von O’Reilly, Anbieter einer Lernplattform für Entwickler, zeigt. Laut Mike Loukides, Vice President of Content Strategy bei O’Reilly Media, haben immer weniger Softwareentwickler Interesse daran, Programmiersprachen zu lernen. „Vielleicht liegt das daran, dass ihre Bereitschaft zu groß ist, KI die Details zu Sprachen und Bibliotheken zu überlassen“, vermutet Loukides. Er fügt hinzu: „Wer KI einsetzt, um sich nicht mit komplexen Konzepten auseinandersetzen zu müssen, schadet sich selbst.“ Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Diese Gefahr besteht. (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox! 

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