In Sachen Chips Act sollte die EU nachlegen, wenn sie ihre Ziele erreichen will – meint der Branchenverband ESIA. Alexandros Michailidis | shutterstock.com Die European Semiconductor Industry Association (ESIA) repräsentiert große europäische Halbleiter-Player wie Infineon, STMicroelectronics, NXP oder ASML ebenso wie wissenschaftliche Forschungsinstitutionen wie Fraunhofer. Der Industrieverband appelliert in einem aktuellen Positionspapier (PDF) an die Europäische Union dafür, die finanzielle Unterstützung für die Halbleiter-Initiative auszuweiten, einen überarbeiteten “Chips Act 2.0” auf den Weg zu bringen sowie einen Sonderbeauftragten zu ernennen, der sich für die Branche stark macht. In ihrer Erklärung betont die Organisation die Notwendigkeit einer Politik, die der Wettbewerbsfähigkeit Vorrang einräumt und es der Branche ermöglicht, in Europa zu expandieren und weiter zu investieren: „Die Verabschiedung des aktuellen Chips Act war ein grundlegender Baustein. Seine Umsetzung und Weiterentwicklung wird entscheidend für den Erfolg der EU im weltweiten Wettlauf um die Technologieführerschaft sein. Um den Schwung nicht zu verlieren, plädiert ESIA für einen sofortigen Prozess, um einen ‘Chips Act 2.0’ umzusetzen.“ ESIA calls calls for a European smart policy approach with a competitiveness check at its core ⚔️🏆✅ Conflicting policies & extensive administrative burden block chipmakers’ ability to thrive: https://t.co/8qq4HBXcPs@JanosBoka_HU #GAC pic.twitter.com/1doFELdBnG— European Semiconductor Industry Association (@eSemiconductor) September 2, 2024 Halbleiter-Herausforderungen und -Lösungsansätze Der bestehende EU Chips Act, der 2023 in Kraft getreten ist, zielt darauf ab, Europa bis zum Jahr 2030 rund 20 Prozent des globalen Halbleitermarktes zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die Genehmigungsverfahren für neue Produktionsanlagen beschleunigt werden, so der Branchenverband. Auch Manish Rawat, Analyst im Bereich Halbleiter bei TechInsights, ist der Meinung, dass der EU ein Bürokratieabbau und klare Fristen für finanzielle Entscheidungen zugutekommen würden, um Projektverzögerungen zu vermeiden. Der Research-Experte fügt hinzu: „Zweitens sollten sich die Investitionen auf Nischenbereiche fokussieren, in denen Europa einen Wettbewerbsvorteil hat – beispielsweise bei fortschrittlichem Semiconductor Equipment. So könnte die EU ihre Investitionen optimieren und ihre Marktposition verbessern.“ Die Stärkung öffentlich-privater Partnerschaften, Anreize für die Entwicklung lokaler Lieferketten sowie Mechanismen, um sich schnell an geopolitische oder Marktveränderungen anzupassen, seien weitere wichtige Schritte, um die Abhängigkeiten zu verringern, meint der Analyst. Eine weitere, große Herausforderung für den Halbleitersektor sind die Handelsbeschränkungen, die Unternehmen wie ASML mit Blick auf Exporte nach China auferlegt werden. An dieser Stelle drängt der Industrieverband ESIA auf einen konstruktiveren Ansatz und spricht sich für zusätzliche Anreize aus – statt Protektionismus. „Durch die Drosselung des Verkaufs von fortschrittlichen Halbleiterfertigungsanlagen riskieren europäische Unternehmen den Verlust beträchtlicher Einnahmequellen, was Europas Position als Marktführer in dieser High-Tech-Industrie schwächen könnte“, analysiert Rawat und fügt hinzu: „Außerdem könnte die verringerte Marktgröße zu einer Verlangsamung der Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen führen, was letztlich die Innovation im europäischen Halbleiter-Ökosystem behindern würde.“ Darüber hinaus könnten diese Beschränkungen Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Länder auslösen, so Rawat. Das könne seiner Meinung nach potenziell zu einer Unterbrechung globaler Lieferketten führen und die Betriebskosten für europäische Unternehmen in die Höhe treiben. Wie die EU dieses Risiko minimieren könnte, weiß der Analyst außerdem: „Die EU könnte in Erwägung ziehen, gezielte Beschränkungen einzuziehen, die es erlauben, bestimmte Technologien zu verkaufen, während sensible Entwicklungen exkludiert werden. Ein anderer Ansatz könnte darin bestehen, von rein restriktiven Maßnahmen abzurücken und Anreize für die Entwicklung sicherer, exportfähiger Technologien zu schaffen.“ (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!
EU Chips Act 2.0 gefordert
In Sachen Chips Act sollte die EU nachlegen, wenn sie ihre Ziele erreichen will – meint der Branchenverband ESIA. Alexandros Michailidis | shutterstock.com Die European Semiconductor Industry Association (ESIA) repräsentiert große europäische Halbleiter-Player wie Infineon, STMicroelectronics, NXP oder ASML ebenso wie wissenschaftliche Forschungsinstitutionen wie Fraunhofer. Der Industrieverband appelliert in einem aktuellen Positionspapier (PDF) an die Europäische Union dafür, die finanzielle Unterstützung für die Halbleiter-Initiative auszuweiten, einen überarbeiteten “Chips Act 2.0” auf den Weg zu bringen sowie einen Sonderbeauftragten zu ernennen, der sich für die Branche stark macht. In ihrer Erklärung betont die Organisation die Notwendigkeit einer Politik, die der Wettbewerbsfähigkeit Vorrang einräumt und es der Branche ermöglicht, in Europa zu expandieren und weiter zu investieren: „Die Verabschiedung des aktuellen Chips Act war ein grundlegender Baustein. Seine Umsetzung und Weiterentwicklung wird entscheidend für den Erfolg der EU im weltweiten Wettlauf um die Technologieführerschaft sein. Um den Schwung nicht zu verlieren, plädiert ESIA für einen sofortigen Prozess, um einen ‘Chips Act 2.0’ umzusetzen.“ ESIA calls calls for a European smart policy approach with a competitiveness check at its core ⚔️🏆✅ Conflicting policies & extensive administrative burden block chipmakers’ ability to thrive: https://t.co/8qq4HBXcPs@JanosBoka_HU #GAC pic.twitter.com/1doFELdBnG— European Semiconductor Industry Association (@eSemiconductor) September 2, 2024 Halbleiter-Herausforderungen und -Lösungsansätze Der bestehende EU Chips Act, der 2023 in Kraft getreten ist, zielt darauf ab, Europa bis zum Jahr 2030 rund 20 Prozent des globalen Halbleitermarktes zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die Genehmigungsverfahren für neue Produktionsanlagen beschleunigt werden, so der Branchenverband. Auch Manish Rawat, Analyst im Bereich Halbleiter bei TechInsights, ist der Meinung, dass der EU ein Bürokratieabbau und klare Fristen für finanzielle Entscheidungen zugutekommen würden, um Projektverzögerungen zu vermeiden. Der Research-Experte fügt hinzu: „Zweitens sollten sich die Investitionen auf Nischenbereiche fokussieren, in denen Europa einen Wettbewerbsvorteil hat – beispielsweise bei fortschrittlichem Semiconductor Equipment. So könnte die EU ihre Investitionen optimieren und ihre Marktposition verbessern.“ Die Stärkung öffentlich-privater Partnerschaften, Anreize für die Entwicklung lokaler Lieferketten sowie Mechanismen, um sich schnell an geopolitische oder Marktveränderungen anzupassen, seien weitere wichtige Schritte, um die Abhängigkeiten zu verringern, meint der Analyst. Eine weitere, große Herausforderung für den Halbleitersektor sind die Handelsbeschränkungen, die Unternehmen wie ASML mit Blick auf Exporte nach China auferlegt werden. An dieser Stelle drängt der Industrieverband ESIA auf einen konstruktiveren Ansatz und spricht sich für zusätzliche Anreize aus – statt Protektionismus. „Durch die Drosselung des Verkaufs von fortschrittlichen Halbleiterfertigungsanlagen riskieren europäische Unternehmen den Verlust beträchtlicher Einnahmequellen, was Europas Position als Marktführer in dieser High-Tech-Industrie schwächen könnte“, analysiert Rawat und fügt hinzu: „Außerdem könnte die verringerte Marktgröße zu einer Verlangsamung der Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen führen, was letztlich die Innovation im europäischen Halbleiter-Ökosystem behindern würde.“ Darüber hinaus könnten diese Beschränkungen Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Länder auslösen, so Rawat. Das könne seiner Meinung nach potenziell zu einer Unterbrechung globaler Lieferketten führen und die Betriebskosten für europäische Unternehmen in die Höhe treiben. Wie die EU dieses Risiko minimieren könnte, weiß der Analyst außerdem: „Die EU könnte in Erwägung ziehen, gezielte Beschränkungen einzuziehen, die es erlauben, bestimmte Technologien zu verkaufen, während sensible Entwicklungen exkludiert werden. Ein anderer Ansatz könnte darin bestehen, von rein restriktiven Maßnahmen abzurücken und Anreize für die Entwicklung sicherer, exportfähiger Technologien zu schaffen.“ (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!
EU Chips Act 2.0 gefordert In Sachen Chips Act sollte die EU nachlegen, wenn sie ihre Ziele erreichen will – meint der Branchenverband ESIA. Alexandros Michailidis | shutterstock.com Die European Semiconductor Industry Association (ESIA) repräsentiert große europäische Halbleiter-Player wie Infineon, STMicroelectronics, NXP oder ASML ebenso wie wissenschaftliche Forschungsinstitutionen wie Fraunhofer. Der Industrieverband appelliert in einem aktuellen Positionspapier (PDF) an die Europäische Union dafür, die finanzielle Unterstützung für die Halbleiter-Initiative auszuweiten, einen überarbeiteten “Chips Act 2.0” auf den Weg zu bringen sowie einen Sonderbeauftragten zu ernennen, der sich für die Branche stark macht. In ihrer Erklärung betont die Organisation die Notwendigkeit einer Politik, die der Wettbewerbsfähigkeit Vorrang einräumt und es der Branche ermöglicht, in Europa zu expandieren und weiter zu investieren: „Die Verabschiedung des aktuellen Chips Act war ein grundlegender Baustein. Seine Umsetzung und Weiterentwicklung wird entscheidend für den Erfolg der EU im weltweiten Wettlauf um die Technologieführerschaft sein. Um den Schwung nicht zu verlieren, plädiert ESIA für einen sofortigen Prozess, um einen ‘Chips Act 2.0’ umzusetzen.“ ESIA calls calls for a European smart policy approach with a competitiveness check at its core ⚔️🏆✅ Conflicting policies & extensive administrative burden block chipmakers’ ability to thrive: https://t.co/8qq4HBXcPs@JanosBoka_HU #GAC pic.twitter.com/1doFELdBnG— European Semiconductor Industry Association (@eSemiconductor) September 2, 2024 Halbleiter-Herausforderungen und -Lösungsansätze Der bestehende EU Chips Act, der 2023 in Kraft getreten ist, zielt darauf ab, Europa bis zum Jahr 2030 rund 20 Prozent des globalen Halbleitermarktes zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die Genehmigungsverfahren für neue Produktionsanlagen beschleunigt werden, so der Branchenverband. Auch Manish Rawat, Analyst im Bereich Halbleiter bei TechInsights, ist der Meinung, dass der EU ein Bürokratieabbau und klare Fristen für finanzielle Entscheidungen zugutekommen würden, um Projektverzögerungen zu vermeiden. Der Research-Experte fügt hinzu: „Zweitens sollten sich die Investitionen auf Nischenbereiche fokussieren, in denen Europa einen Wettbewerbsvorteil hat – beispielsweise bei fortschrittlichem Semiconductor Equipment. So könnte die EU ihre Investitionen optimieren und ihre Marktposition verbessern.“ Die Stärkung öffentlich-privater Partnerschaften, Anreize für die Entwicklung lokaler Lieferketten sowie Mechanismen, um sich schnell an geopolitische oder Marktveränderungen anzupassen, seien weitere wichtige Schritte, um die Abhängigkeiten zu verringern, meint der Analyst. Eine weitere, große Herausforderung für den Halbleitersektor sind die Handelsbeschränkungen, die Unternehmen wie ASML mit Blick auf Exporte nach China auferlegt werden. An dieser Stelle drängt der Industrieverband ESIA auf einen konstruktiveren Ansatz und spricht sich für zusätzliche Anreize aus – statt Protektionismus. „Durch die Drosselung des Verkaufs von fortschrittlichen Halbleiterfertigungsanlagen riskieren europäische Unternehmen den Verlust beträchtlicher Einnahmequellen, was Europas Position als Marktführer in dieser High-Tech-Industrie schwächen könnte“, analysiert Rawat und fügt hinzu: „Außerdem könnte die verringerte Marktgröße zu einer Verlangsamung der Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen führen, was letztlich die Innovation im europäischen Halbleiter-Ökosystem behindern würde.“ Darüber hinaus könnten diese Beschränkungen Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Länder auslösen, so Rawat. Das könne seiner Meinung nach potenziell zu einer Unterbrechung globaler Lieferketten führen und die Betriebskosten für europäische Unternehmen in die Höhe treiben. Wie die EU dieses Risiko minimieren könnte, weiß der Analyst außerdem: „Die EU könnte in Erwägung ziehen, gezielte Beschränkungen einzuziehen, die es erlauben, bestimmte Technologien zu verkaufen, während sensible Entwicklungen exkludiert werden. Ein anderer Ansatz könnte darin bestehen, von rein restriktiven Maßnahmen abzurücken und Anreize für die Entwicklung sicherer, exportfähiger Technologien zu schaffen.“ (fm) Sie wollen weitere interessante Beiträge zu diversen Themen aus der IT-Welt lesen? Unsere kostenlosen Newsletter liefern Ihnen alles, was IT-Profis wissen sollten – direkt in Ihre Inbox!